Gebt der Glotze Futter!
Bürger für tolle Programme bestens gerüstet
RüM – 19.11.2004

Die deutschen Haushalte stehen beinahe lückenlos ‚Fernbedienung bei Fuß‘. 95 Prozent verfügen heute über einen Fernseher, teilte das Statistische Bundesamt aus Anlass des Welttages des Fernsehens am Sonntag mit. In mehr als jedem vierten Haushalt stehen sogar zwei, in gut jedem zehnten Haushalt drei und mehr Geräte auf Empfang. An der Hardware kann es also nicht scheitern.
Gut jedes zweite Zuhause verfügt zudem über einen Kabelanschluss. Rund 37 Prozent der Privathaushalte haben Satellitenempfangsanlagen. Bei knapp 70 Prozent lauern Videorecorder auf interessante Programme. Da eben diese langsam zur Mangelware werden, rüstet sich der Zuschauer verstärkt mit autarken Programmquellen aus. DVD-Player und -Recordern finden reißenden Absatz. Anfang 2003 hatte nur jeder vierte Haushalt die Geheimwaffe gegen Zappingfrust, ein Jahr später waren es bereits mehr als 35 Prozent.
Da es recht unwahrscheinlich ist, dass sich so viele Menschen ihre Unterhaltungselektronik als Deko-Objekte zulegen, dürften die Programmgestalter hoch erfreut sein über die tolle Nachfrage. Trotzdem wird in der Branche gejammert, weil der Zuschauer nicht mehr jede Werbe- und PR-Hürde ohne Verweigerung nimmt. Verkehrte Medienwelt: Die Nachfrage ist riesig, aber das Programm hinkt den Bedürfnissen hinterher. Da wäre doch der kommende Sonntag mal eine schöne Gelegenheit, über diese Diskrepanz in aller Ruhe nachzudenken, liebe Programm-Anbieter!
Kommentare zu dieser Newsmeldung
genius am via tvforen.de
aber TiVo, direct TV und HDTV lassen hier auf sich wartenMickey am via tvforen.de
Das ist doch der Haupt-Diskussionspunkt in unseren TV-Foren!
Das fernsehbezogene Phänomen schlechthin ist, dass die Sende(irren)anstaltsbewohner nicht wollen, wie wir liebe Zuschauer wollen und daher so handeln, wie sie handeln.
Mögliche Gründe:
1) Sie sind wirklich so irre, wie sie wirken.
2) Sie sind so unvorstellbar von der Angst gerbeutelt, dass die Einschaltquoten parterre gehen (obwohl es doch jedem klar sein müsste, dass man den Erfolg einer Sendung nicht an den Quoten messen kann, da nur ein viel zu geringer Teil der dt. Zuschauerschaft eine sogenannte Quotenbox bei sich stehen hat)
3) Der Geiz dieser Redakteure und BWLer: Sie kaufen nicht die Rechte an weiteren Sendungen, viel lieber senden sie mehrere Episoden einiger Serien hintereinander, klar so spart man Zaster
4) Der Nachwuchs der Programmverantwortlichen ist einfach nur noch einfalls-/ideenlos und senden, was ihnen so in die Rübe kommt
5) Schizophrene Experimentierfreudigkeit: Dauernd neue Formate, Eigenproduktionen, die lediglich für den Haushaltsmixer geeignet sind (BigBrother, Dicker peinlicher Verlobter, Dschungelshow, OP-Schnibbel-Shows, Dokusoaps); sie pfeifen auf Qualität und Niveau und appellieren an die niedrigsten Instinkte und Geschmäcker der Zuschauer
6) Eine Kombination aus allen genannten Gründen (am wahrscheinlichsten!)
Beste Grüße,
euer Mickey ;-)Mickey am via tvforen.de
Bessere Bezeichnung für Sende(irren)anstaltsbewohner:
Sende(irren)anstaltsinsassen.