ARD: ‚Kronprinz Rudolfs letzte Liebe‘
Schmerz, Schnulze & viel Monarchie
Jutta Zniva – 07.11.2006
Bereits im Mai 2005 hatte Robert Dornhelm, Regisseur der Jan Mojto-Produktion (im Auftrag von ARD-Degeto, ORF und RAI), gemutmaßt, warum im Ersten nur eine 90-minütige Fassung gezeigt werde: Der Sender wolle die politische Nebenhandlung dem deutschen Publikum nicht zumuten. Vielleicht liegt die spätere und kürzere ARD-Ausstrahlung der verfilmten Lebensgeschichte des österreichischen Thronfolgers Rudolf, der 1889 gemeinsam mit seiner Geliebten Mary von Vetsera im Jagdschloss Mayerling (vermutlich) Selbstmord begangen hat, aber weniger an den „politischen Nebenhandlungen“, sondern doch an etwas Banalerem.
Denn „Kronprinz Rudolf“ sei „nicht mehr und nicht weniger als eine als historischer Spielfilm getarnte Telenovela: Der Prinz und das Mädchen – ein Figurenpaar, wie es zurzeit in einem halben Dutzend halb garen Nachmittagsserien gern gesehen wird“, schrieb die Zeitung „Der Standard“. „Schmerz und Schnulze liegen doch oft nahe beieinander“, hatte Regisseur Dornhelm daraufhin sein Werk verteidigt und die Schuld nach Deutschland und Italien geschoben: Die Koproduzenten hätten hätten doch vor allem „hübsche Menschen, viel Monarchie, eine tolle Liebesgeschichte mit tödlichem Ausgang“ gewollt. „Im Vergleich zu dem, was die wollten, haben wir geradezu einen politischen Film gemacht“.