Mit Schaufel, Charme und Trauerflor – Aus dem Leben einer Bestatterfamilie

Um es vorweg zu nehmen: Die Maurys sind eine schrecklich normale Familie: „Der Tod gehört nun mal zum Leben dazu“, sagt Udo Maury. Die Maurys betreiben ein Bestattungs- institut im Wendland, im östlichen Niedersachsen an der Elbe. Seit der Wende sind sie auch auf der anderen Seite des Flusses aktiv. Der Seniorchef ist ein Multitalent: Bestatter, Trauerredner, Tischler und hart kalkulierender Geschäftsmann. (Text: NDR)

Lieber von innen abschließen – das macht Bestatter Udo Maury immer so, seitdem er mal aus Versehen im Kühlraum eines Krankenhauses eingesperrt wurde. Eingeschlossen mit Leichen über Nacht selbst für den Bestatter eine gruselige Vorstellung. Sowas soll Udo Maury und seinem Schwiegervater Leo bei einer Abholung nicht noch mal passieren. Juniorchef Manuel Maury gerät ins Schwitzen: Er muss ein Grab mit der Hand ausheben, denn Baggern rechnet sich nicht. Insgesamt sind es fast vier Tonnen Erde. „Ich muss abends nicht mehr in die Muckibude“, grinst Manuel. Und: Tod eines Motorradfahrers. Auch für die Maurys ist das eine besondere Trauerfeier. Auf dem Sarg steht ein kleines Modell im Maßstab 1:18 und aus den Boxen dröhnt der Sound einer PS-starken Kawasaki. Gefährliche Leidenschaft: Der Unfalltote wusste, dass er schnell unterwegs ist im Leben. Vorsorglich hatte er jedes Detail seiner Beerdigung aufgeschrieben. (Text: NDR)

Hoch geht es her in der Bauernstube. Heute wird das Fell von Elisabeth Heck versoffen. So nennt man nämlich auf dem Lande den Umtrunk nach der Beerdigung. Bestatter Udo Maury ist natürlich auch eingeladen. Mit von Korn und Bier gelöster Zunge werden noch einmal die schönsten Geschichten über die Verblichene zum Besten gegeben. Juniorchef Manuel Maury muss drei Urnen gleichzeitig beisetzen. Spannender Auftrag: die Umbettung einer Familie in den Ruheforst von Gartow. Dem Auftraggeber ist die Grabpflege auf dem Friedhof zu beschwerlich.
Überhaupt liegen Waldbestattungen voll im Trend kostengünstig und mitten in der Natur. Und: Tod eines Handlungsreisenden. Im Morgengrauen ist ein Berufskraftfahrer von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Er starb im Alter von nur 53 Jahren. Maurys legen sich voll ins Zeug. Eine offene Aufbahrung soll der Familie den Abschied erleichtern. Der kleine Familienbetrieb der Maurys hat Grund zu feiern. Die Jahresbilanz ist gar nicht schlecht. Aber auch beim Betriebsfest ist das Notfalltelefon immer in Hörweite. (Text: NDR)

Onkel Reiner klemmt sich die Lesebrille fest auf die Nasenflügel. „Alter Bestatter-Trick“, verrät er. „Dann riecht es nicht ganz so streng.“ Er desinfiziert den Leichnam eines Mannes. Selbstmord der Tote hat mehrere Wochen im Wald gelegen. Trubel im Ausstellungsraum der Gartower Firmenzentrale. Juniorchef Manuel Maury bekommt Besuch von einer neugierigen Gruppe Konfirmanden. Pfarrer Oppermann will, dass die jungen Leute mal sehen, was Bestatter so machen. „Berührungsängste abbauen“ heißt das Unterrichtsziel: Sargtragen, Probeliegen Teenager auf Tuchfühlung mit dem Tod. Und Seniorchef Udo Maury kehrt zurück. Die Krebsdiagnose war ein ziemlicher Schlag. Nach schneller OP und Reha startet er wieder voll durch in seinem Leben für den Tod. Udo freut sich auf seine erste Beerdigung nach der schweren Krankheit. Er soll sich noch ein bisschen schonen. Zum Glück haben Angehörige eine schlichte Trauerfeier bestellt. (Text: NDR)