Jetzt mal ehrlich Folge 62: Immer mehr Spielsüchtige – Und der Staat schaut zu
Folge 62
Immer mehr Spielsüchtige – Und der Staat schaut zu
Folge 62
„Jetzt mal ehrlich“-Reporter Rainer Maria Jilg taucht ein in die Welt der Spielhallen und Spielsüchtigen. Schnell stellt er fest: Die Politik hat offensichtlich versagt. Der bayerische Innenminister Herrmann erklärte 2012: „Wir wollen die Entwicklung und die Zahl von Spielhallen in einer Reihe von Punkten deutlich begrenzen.“ Stattdessen sind seitdem weitere 100 Spielhallenstandorte in Bayern hinzugekommen. Erst bis Ende 2018 müssen die Automatenbetreiber eine Reihe strengerer Regeln umsetzen wie etwa das Punktespiel verbieten oder die Verluste begrenzen. Glücksspielautomaten sind ein Milliardengeschäft – auch für den Staat, der bundesweit rund 1,6 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben jährlich einnimmt. Bestehende „Sozialkonzepte“ in den Spielhallen zur Suchtprävention halten Experten für Augenwischerei. Ein ehemaliger Mitarbeiter einer Spielhalle wird Rainer Maria Jilg in die Geschäftspraktiken der Betreiber einweihen. Unkontrolliert und in rechtlicher Grauzone, so stellt Rainer Maria Jilg fest, läuft derzeit der Bereich der Sportwetten in Deutschland ab. Nahezu 14.000
Wettbüros gibt es derzeit bundesweit, ohne Genehmigung. Rainer Maria Jilg findet heraus: Ein bestehendes Gesetz, das Sportwetten regeln und begrenzen sollte, ist unwirksam. Die Opfer dieser Politik sind die Spielsüchtigen. Suchtexperten erwarten in den nächsten Jahren eine regelrechte Welle von neuen Spielsüchtigen. Vor allem junge Menschen wird es treffen, so die Prognosen. Die Folgen sind fatal. Ein abhängiger Spieler in den bayerischen Beratungsstellen hat im Schnitt 24.000 Euro glücksspielbedingte Schulden. Mehr als 250.000 Menschen in Deutschland sind laut aktuellem Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung pathologische, also krankhafte Spieler, knapp 40.000 leben davon in Bayern. Ihre Zahl hat sich in den vergangen zehn Jahren etwa verdoppelt – genauso wie die Anzahl der Geldspielgeräte in Spielhallen (2006: ca. 9.500, 2014: ca. 21.300 Geräte in Bayern). Und wie viele Geräte in bayerischen Gaststätten und Kneipen stehen, weiß keiner so genau. Es sind weitere 5.000 bis 20.000, so die Schätzungen. Dabei zählen Spielautomaten immer noch als Suchtfaktor Nummer eins. (Text: Bayerisches Fernsehen)
Deutsche TV-PremiereMo. 04.04.2016Bayerisches Fernsehen