„Wiener Dreck – die 60er & 70er-Jahre“, Ordnungssucht und Reglementierungswut haben längst Wien erfasst. Wir begegnen uns in freundlichen Zonen, an einigen Plätzen herrscht Alkoholverbot, Rauchen ist sowieso fast überall verboten, ein weggeworfener Zigarettenstummel kann einen 50 Euro kosten, nächtliches Pinkeln hinterm Busch kostet zwischen 35 und 50 Euro. Bald gibt es vielleicht auch ein Spuckverbot wie in Singapur. Obdachlosenlager im Stadtpark wurden geräumt und Sexarbeiterinnen von der Straße geholt. Wien ist zu einem Marketingprodukt geworden und hat einen Ruf zu verteidigen: lebenswerteste Stadt der Welt. Es lässt sich konstatieren: die Freiräume – manifeste wie mentalitätsgeschichtliche – sie schwinden. Bis in die späten 1970er-Jahre war Wien verschlafen, reaktionär, versifft, dunkel und verdreckt – aber auch aufbegehrend. Es gab diese gewisse „Scheiß-drauf-Mentalität“, das „a bissl wos geht imma“ und: „nur kane Wöhn“? Und es bestanden seltsame Allianzen zwischen Rotlicht und Haute Volée, bei Madame Nina verkehrten – buchstäblich – die Spitzen der Gesellschaft. Und heute gibt es eine romantisch verklärte Sehnsucht nach dem Grind, nach der Gstätten, nach der Grauzone zwischen noch legal und schon fast kriminell. „Wanda“ haben sich ihren Bandnamen nach der berüchtigten Zuhälterin gegeben und Voddoo Jürgens gibt den Vorstadtstrizzi. Die Doku begibt sich auf die Suche nach der guten, schlechten Zeit.Im Bild: André Heller mit dem Filmteam – von links: Kameramann Jo Molitoris, Regisseurin Alexandra Venier, Tonmann Max Rosenberger und Produzent Peter Schellnast. SENDUNG: ORF2 – MO – 30.08.2021 – 22:30 UHR. – Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Gasoline/Götz Schrage. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1–87878–13606
Bild: ORF/Gasoline/Götz Schrage
Ordnungssucht und Reglementierungswut haben längst Wien erfasst. Wir begegnen uns in freundlichen Zonen, an einigen Plätzen herrscht Alkoholverbot, Rauchen ist sowieso fast überall verboten, ein weggeworfener Zigarettenstummel kann einen 50 Euro kosten, nächtliches Pinkeln hinterm Busch kostet zwischen 35 und 50 Euro. Bald gibt es vielleicht auch ein Spuckverbot wie in Singapur. Obdachlosenlager im Stadtpark wurden geräumt und Sexarbeiterinnen von der Straße geholt. Wien ist zu einem Marketingprodukt geworden und hat einen Ruf zu verteidigen: lebenswerteste Stadt der Welt. Es lässt sich konstatieren: die Freiräume – manifeste wie mentalitätsgeschichtliche – sie schwinden. Bis in die späten 1970er-Jahre war Wien verschlafen, reaktionär, versifft, dunkel und verdreckt – aber auch aufbegehrend.
Es gab diese gewisse „Scheiß-drauf-Mentalität“, das „a bissl wos geht imma“ und: „nur kane Wöhn“ Und es bestanden seltsame Allianzen zwischen Rotlicht und Haute Volée, bei Madame Nina verkehrten – buchstäblich – die Spitzen der Gesellschaft. Und heute gibt es eine romantisch verklärte Sehnsucht nach dem Grind, nach der Gstätten, nach der Grauzone zwischen noch legal und schon fast kriminell. „Wanda“ haben sich ihren Bandnamen nach der berüchtigten Zuhälterin gegeben und Voddoo Jürgens gibt den Vorstadtstrizzi. Die Doku begibt sich auf die Suche nach der guten, schlechten Zeit. (Text: ORF)
Deutsche TV-Premiere26.06.20233sat
Alternativtitel: Wiener Dreck – die 60er & 70er-Jahre