Wie wollen wir leben? Die Nacht der 1000 Fragen

D 2003 (235 Min.)
  • Dokumentation

Durch die enormen Fortschritte der Gentechnik und Biotechnologie stellen sich ganz neue Fragen für unser Leben: der vollkommene „Mensch nach Maß“ scheint machbar, das Menschenbild wird durch den wissenschaftlichen Fortschritt radikal in Frage gestellt.

Vorgeburtliche Diagnostik mit dem Ziel, Behinderungen bereits im Mutterleib festzustellen, sind mittlerweile Standard geworden. Die Einführung der Präimplantationsdiagnostik, bei der nach künstlicher Befruchtung Embryonen bereits vor der Einpflanzung in die Gebärmutter genetisch untersucht werden, ist bei Experten in Deutschland umstritten. In anderen europäischen Ländern wird die PID bereits praktiziert. Wie medizinische Möglichkeiten die Einstellung der Menschen verändern können, zeigt sich zum Beispiel an einer Umfrage in den USA. Danach würde über die Hälfte der künftigen Eltern einen Schwangerschaftsabbruch durchführen, wenn eine Genanalyse ergäbe, dass ihr Kind zu Fettleibigkeit neigt.

Gentests können Gewissheit bringen, ob ein Mensch Träger einer Erbkrankheit ist. Ob und wann sie zum Ausbruch kommt, darüber können sie nur selten Informationen geben. Doch wollen wir alles wissen? Noch kann jeder selbst entscheiden, solche Gentests durchzuführen. Doch es scheint nur eine Frage der Zeit, wie lange das Recht auf Nichtwissen besteht, wann zum Beispiel Arbeitgeber und Versicherungen solche Informationen einfordern.

Hoffnungen setzen viele Wissenschaftler in die Therapie mit embryonalen Stammzellen. Doch um sie etwa bei Parkinson, Krebs oder Herzinfarkt zu praktizieren, würden Tausende von Embryonen gebraucht.

Die Fortschritte der Medizin schaffen neue Herausforderungen für individuelle und gesellschaftliche Entscheidungen – bis zum Ende des Lebens. Die Angst, die letzten Tage, Wochen oder Monate ihres Lebens künstliche am Leben erhalten zu werden, lässt viele Menschen passive Sterbehilfe befürworten. Doch was ist, wenn der Mensch zunehmend als Kosten-Nutzen-Faktor gesehen wird?

Bereits jetzt haben Menschen, die nicht der Norm entsprechen, Angst vor dem Verlust gesellschaftlicher Solidarität. Und wo beginnt Behinderung? Was ist, wenn künftig genoptimierte Kinder ebensolche Eltern einfordern?

In der „Nacht der 1000 Fragen“ werden diese Themen diskutiert. Denn das Bedürfnis, sie von der wissenschaftlichen und politischen auf eine breite Ebene zu bringen, ist groß. Mehr als eine halbe Million Menschen haben bisher ihr Interesse an dem „1000-Fragen-Projekt“ der Aktion Mensch im Internet gezeigt, über 8500 Fragen wurden gestellt, 35000 Kommentare hinterlassen. Vom 18. – 24. September werden sie in Berlin einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt, in Diskussionsrunden und Kulturveranstaltungen. Die Fragen werden dann an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und namhafte Vertreter der Wissenschaft übergeben.

Mit der „Nacht der 1000 Fragen“ will das ZDF einen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion wichtiger Zukunftsfragen leisten.

Deutsche TV-Premiere24.09.2003ZDF

Sendetermine

Do 25.09.2003
00:20–04:15
00:20–

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