Teorema – Geometrie der Liebe

I 1968 (Teorema, 98 Min.)
  • Parabel
Die Tochter Odetta (Anne Wiazemsky) – Bild: ARTE France
Die Tochter Odetta (Anne Wiazemsky)

Ein Telegramm bringt die Ordnung einer Mailänder Industriellenfamilie durcheinander. Ein Besucher kündigt sich an. In welchem Verhältnis der junge Mann zur Familie steht, bleibt unklar. Doch der Charme und die aufrichtige Herzlichkeit des jungen Adonis nehmen die ganze Familie ein: Nacheinander verfallen ihm das Dienstmädchen, die Mutter, der Sohn, die Tochter und schließlich auch der Patriarch der Familie. Dann folgt ein zweites Telegramm. Der unbekannte Gast muss die Familie verlassen. Die Zurückbleibenden versuchen jeweils auf ihre Weise mit der zerstörten Ordnung und ihrer Trauer umzugehen und flüchten sich in Sex, Kunst, Selbstkasteiung und Religiosität. (Text: arte)

Vor seiner Zeit als Autor und Regisseur war Pier Paolo Pasolini Volksschullehrer. Erst Poesie und Film ermöglichten es ihm, seine Sozialkritik, die sowohl im Katholizismus wie im Kommunismus wurzelte, in geeigneter Form zu vermitteln. In „Teorema – Geometrie der Liebe“ führt er die Familie mit einer Sequenz ein, die in Schwarz-weiß gedreht wurde und ganz ohne Ton auskommt. Besser hätte man die Seelenlage und das Lebensgefühl der materiell gesättigten, aber einsamen Großbürger nicht einfangen können. Auch in der Folge verlässt Pasolini sich weitgehend auf die Kraft der sinnlichen Bilder. Anspielungen auf die Werke Rimbauds und Tolstois sowie Mozarts „Requiem“ – das im Hintergrund läuft und den Abschied vorwegnimmt – verweisen auf die Zeitlosigkeit seines Themas: die Flüchtigkeit jenes Glücks, einmal nicht allein zu sein, und die darauf folgende Einsamkeit, wenn der andere gegangen ist. „Teorema – Geometrie der Liebe“ verortet diese existenzielle Erfahrung im Milieu des bürgerlichen Kapitalismus und erhält dadurch auch eine politische Sprengkraft. Die Sprachlosigkeit und Gefühlskälte der Bourgeoisie lassen die Familienmitglieder nach der Abreise des Unbekannten in ein tiefes Loch fallen. Bis auf Emilia, die sich als Hausangestellte aufgrund ihrer einfachen Herkunft und Religiosität als Einzige einen Zugang zur Empfindsamkeit bewahrt hat. Als „Teorema – Geometrie der Liebe“ im Herbst 1968 aufgeführt wurde, erhielt er von mehreren Seiten Kritik: Die Linke vermisste eine explizite Kapitalismuskritik, die Rechte echauffierte sich über die tabubrechende Darstellung der Sexualität. So war in „Teorema – Geometrie der Liebe“ zum ersten Mal in der italienischen Filmgeschichte ein nackter Mann zu sehen – wenn auch nur für einen Augenblick. Solche Kontroversen löst der Film heute nicht mehr aus. Der anschauliche Lehrsatz – so die wörtliche Übersetzung des Originaltitels – hat aber nichts an Aktualität verloren. Laura Betti wurde für ihre Darstellung der Hausangestellten Emilia auf dem Filmfest in Venedig mit der Coppa Volpi ausgezeichnet. Regisseur Pasolini war für den Goldenen Löwen nominiert. 1975 starb er unter bis heute ungeklärten Umständen, kurz nach der Uraufführung seines Films „Die 120 Tage von Sodom“. Verurteilt wurde ein Prostituierter, doch Pasolinis Weggefährten gehen bis heute von einem Auftragsmord aus. (Text: arte)

Internationaler Kinostart1968

Originalsprache: Italienisch

DVD & Blu-ray

Sendetermine

Mo 08.07.2019
22:15–23:50
22:15–
Mi 16.10.2013
23:35–01:10
23:35–
Do 21.02.2002
01:05–02:40
01:05–
Mo 18.02.2002
00:35–02:15
00:35–
Do 14.02.2002
20:47–22:20
20:47–

Cast & Crew

Reviews & Kommentare

    Erinnerungs-Service per E-Mail

    TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Teorema - Geometrie der Liebe online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.