Schock in Wolfsburg – Der VW-Skandal und seine Folgen

VW hat Abgaswerte manipuliert. Millionen Fahrzeuge sind betroffen. Ausgerechnet VW, vermeintlich ein Aushängeschild für deutsche Wertarbeit und Qualität, hat im großen Stil betrogen. Wie denken die Menschen in Wolfsburg darüber, die Stadt, die auf das engste mit Europas größtem Autobauer verbunden ist? Viele Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von VW ab. Dreharbeiten morgens um 6:00 Uhr am Werkstor: Die Frühschicht bei VW beginnt. Was denken die Arbeiter von „ihrem“ Unternehmen? Sind sie enttäuscht, sauer oder einfach nur in Sorge um ihren Arbeitsplatz? Auch auf dem Marktplatz in Wolfsburg ist VW das Thema.

Viele hier haben bei VW gearbeitet oder sind noch dort beschäftigt. Wenn VW leidet, leiden auch sie. Wie eng die Stadt mit VW verbunden ist, wird im historischen Museum der Stadt deutlich. Vor den VW-Zeiten war Wolfsburg nicht viel mehr als eine unbedeutende Siedlung. Inzwischen ist es eine Großstadt und hat das höchste Bruttonationaleinkommen Deutschlands. In der Lokalredaktion der Stadt weiß man, dass der Wohlstand auf einem einzigen Unternehmen beruht. Geht es VW schlecht, geht es auch Wolfsburg schlecht. Die Journalistinnen und Journalisten sind jetzt besonders gefragt.

Ihre Leserinnen und Leser wollen alles wissen. Doch die Informationspolitik von VW lässt das nicht zu. Auch das Filmteam für diese Reportage bekommt das zu spüren. Wann auch immer bei VW angefragt wird, es gibt keine Antwort. Auch kein VW-Händler, der befragt wird, traut sich in diesen Tagen aus der Deckung. Niemand äußert sich zur Krise und zur Stimmung im Unternehmen. In der Autostadt, das Vorzeigemuseum des Konzerns, darf zwar gedreht, aber es dürfen keine Fragen gestellt werden. Selbst in Emden, von wo aus die VW-Fahrzeuge in alle Welt verschifft werden, sind keine Fragen erlaubt.

Fast alle im Konzern sind von dem Skandal überrumpelt worden. VW verspricht zwar Aufklärung, aber niemand traut sich offenbar zu reden. Zu heikel, zu gefährlich. In den USA das gleiche Bild: kein Zutritt zum dortigen Werksgelände, keine offiziellen Interviews. Während sich in den USA Anwaltskanzleien für das große Geschäft mit Sammelklagen gegen VW rüsten, versucht man in Wolfsburg ganz normal weiterzuleben. Nach der letzten Schicht füllt sich die die Kneipe in der Nähe des VW-Werksgeländes. Hier gilt das Schweigegebot nicht. (Text: tagesschau24)