Recycling Medea

D / GR 2013 (Anakyklonontas tin Mideia, 82 Min.)
  • Ballett
  • Drama
  • Gesellschaft
  • Tanzfilm

Grundlage des Films sind das Theaterstück „Medea“ von Euripides sowie die gleichnamige Opern-Musik von Mikis Theodorakis und deren Ballett-Version des Choreographen Renato Zanella. Er erzählt die Geschichte einer betrogenen Frau (getanzt von Maria Kousouni), die, um sich an ihrem Mann zu rächen, die gemeinsamen Kinder tötet. Der Film verwebt die Ballettaufführung mit dokumentarischen Aufnahmen von den Proben sowie von gewaltsamen Demonstrationen in Griechenland, aber auch mit fiktionalen Szenen, die mit Voice-Over-Texten aus dem Tagebuch der Anne Frank unterlegt sind. Daraus ergibt sich eine assoziative Struktur. Auf der Webseite von „Recycling Medea“ heißt es zur inhaltlichen Ausrichtung des Films: „Medea, Jason, Bella und Anne Frank, der Komponist und Demonstrant Theodorakis, die Tänzer, die rebellierenden, vermummten Jugendlichen, vorrückende Polizisten, der Choreograph Renato Zanella, der Kameramann – sie alle sind die Akteure, freiwillige und unfreiwillige, in dieser komplexen, zeitübergreifenden Tragödie ‚Medea‘. Eine lyrische Film-Collage, gewidmet der verratenen Jugend und den Eltern, die die Träume und die Zukunft ihrer Kinder einem gnadenlosen Egoismus geopfert haben.“ Die Storyline des Balletts von Renato Zanella (und damit auch des Films von Asteris Kutulas) folgt grundsätzlich Euripides’ „Medea“-Fassung. Sie wurde aber in einigen Punkten modifiziert, so dass sich für die Ballettaufführung – und für den Hauptstrang des Films – folgende Handlung ergibt: Medea erfährt von ihrem Mann Jason, dass er sich von ihr trennen will, um Glauke zu heiraten, die Tochter von Kreon (König von Korinth). Medea, die einst für Jason ihre Heimat verriet, mit ihm floh und dabei ihren Bruder tötete, ist schockiert, weil Jason sie jetzt verlassen will; sie fühlt sich gedemütigt, verraten und verstoßen. Jason versucht, Medea zu beruhigen und sichert ihr zu, sich weiterhin um sie und die beiden gemeinsamen Söhne zu kümmern. König Kreon indessen fürchtet die Rache der zauberkundigen Medea und verweist sie und die Kinder des Landes. Medea bittet Kreon, ihr noch einen Tag Zeit zu geben, damit sie die Ausreise vorbereiten kann, tatsächlich will sie aber ihren Racheplan durchführen. Am Abend desselben Tages findet Jasons und Glaukes Hochzeit statt. Medea schickt Glauke (Tochter des Kreon) einen prächtigen Schal als „Geschenk“. Kaum legt sich die Braut den giftgetränkten Schal um, setzt ein fürchterlicher Todeskampf ein. Als König Kreon den Versuch unternimmt, seine Tochter zu retten, kommt auch er mit dem vergifteten Schal in Berührung und stirbt kurz darauf. Jason, der soeben miterlebt hat, wie seine Braut und sein Schwiegervater dahingerafft wurden, ist außer sich. Er eilt zu Medea, um sie zur Rede zu stellen, und muss mit ansehen, wie sie gerade die gemeinsamen Söhne tötet. Jason will die Kinder retten, wird aber von Medeas Freund Aigeus daran gehindert. In der Schlussszene des Balletts und des Films versucht Medea, sich reinzuwaschen, doch das Blut ihrer Kinder bleibt an ihren Händen kleben. Medea schreitet, mehrmals zusammenbrechend und sich immer wieder aufrichtend, auf das Publikum zu. Stolz, erhobenen Hauptes setzt sie sich auf ein Boot, das einzige Requisit auf der Bühne, das an die Argo erinnern soll. Diese – Euripides entlehnte – Ballett-Film-Ebene mischt Kutulas mit einer zweiten Ebene, mit einem, wie er es nennt, „anderen Ballett“, nämlich dem des Straßenkampfes zwischen vermummten Polizisten und vermummten Jugendlichen in der Athener Innenstadt, als die Medea-Produktion geprobt und aufgeführt wurde (2011 – 2012). Kutulas merkt an: „Ich habe meine Kamera aus dem Theater auf die Straße gerichtet, wo ein ähnlicher „Tanz“ stattfand. Auf der Theaterbühne tötet eine Mutter ihre Kinder, auf der Straße tötet eine Gesellschaft ihre „Kinder“. Die Idee, diese beiden Ebenen in Beziehung zueinander zu setzen und beide Realitäten als „Tanz“, als eine „Choreographie gewaltsamer Auseinandersetzungen“ anzusehen, kam von Ina Kutulas, der Ko-Autorin des Films.“ Der Film beginnt mit dem Kuss eines Mädchens und eines jungen Mannes. In dieser dritten, fiktionalen Ebene des Films taucht dieses Mädchen, das Kutulas als die „Verlorene“ bezeichnet, immer wieder auf, zunächst mit sich allein, dann in der Natur und schließlich mit anderen jungen Leuten in einem Tanz-Club. Kutulas wählte für die Figur der „Verlorenen“ eine Darstellerin – die fünfzehnjährige Bella Oelmann – , die eine beinah märchenhafte Hochglanzjournal-Vision verkörpert. „Eine Figur, die verstören will durch Schönheit“, wie die Autoren des Films schreiben. Sie unterlegen diese Szenen allerdings mit den Worten eines Mädchens (Off-Ton), die sich für den Zuschauer erst im Abspann als Zitate aus dem Tagebuch der Anne Frank offenbaren.

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Deutscher Kinostart06.10.2022Internationale Premiere18.07.2013Kinostart Griechenland

Originalsprache: Griechisch

Alternativtitel: Recycling Medea: Not an Opera Ballet Film

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