Liebe auf dem Land Erinnerungen aus Baden-Württemberg

D 2017 (90 Min.)
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Andreas Mohr war das vierte Kind seiner Mutter. Die Familie lebte auf einem ärmlichen Bauernhof. Der örtliche Pfarrer und die Verwandten übten solange Druck aus, bis sie den Jungen an die kinderlosen Verwandten im Nachbardorf abgab, was sie später bereute. – Bild: SWR
Andreas Mohr war das vierte Kind seiner Mutter. Die Familie lebte auf einem ärmlichen Bauernhof. Der örtliche Pfarrer und die Verwandten übten solange Druck aus, bis sie den Jungen an die kinderlosen Verwandten im Nachbardorf abgab, was sie später bereute.

Wie lernten sich früher auf dem Dorf zukünftige Ehepartner:innen kennen, als es noch keine Disco, geschweige denn Internet gab? Wie wurden Hochzeiten gefeiert? Wie reagierte man im Dorf, wenn eine ledige Frau ein Kind gebar? Eine SWR Entdeckungsreise rund um das Thema Liebe in der Ära der Groß- und Urgroßeltern. Meist galten früher auf dem Land wesentlich strengere Regeln als heute. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten, wie es damals auf Dorffesten zuging, wenn die erste große Liebe entflammte. Kirchweih, Jahrmärkte oder traditionelle Feste waren die Höhepunkte im Jahr und galten als Heiratsbörsen, auf denen sich Paare finden konnten.

So haben Ursula Müller und Sigrun Immle ihre Männer beim Onolzheimer Hammeltanz kennengelernt. In der Nachkriegszeit des vorigen Jahrhunderts kamen auch Tanzschulen in die kleinen Orte. Bärbel Moser aus Landau erinnert sich, wie die Tanzlehrer mit Fahrrad und Grammophon auf dem Gepäckträger in die Dörfer fuhren und die neueste Tanzmusik mitbrachten. Im Schwarzwald, wo die Höfe weit entfernt lagen und es kaum Möglichkeiten gab, sich kennenzulernen, verkuppelten die Handwerker, Uhrenträger oder Hausierer so manches Paar.

Sie kamen als Einzige regelmäßig auf die verschiedenen Höfe und gaben Informationen über heiratsfähige Söhne und Töchter und deren Besitz weiter. Davon kann auch Bernhard Dorer aus Furtwangen erzählen. Öffentliche Hochzeiten boten ebenfalls Gelegenheiten, anzubandeln. „Eine Hochzeit gibt die nächste“ war das Sprichwort, denn die Ledigen gingen im Brautzug paarweise hinter dem Brautpaar in die Kirche und blieben auch bei Essen und Tanz beieinander. Wer wegen eines Trauerfalls in der Familie ein Jahr lang nicht tanzen durfte, hatte Pech. Die Kirche hatte in der Dorfgemeinschaft generell in Liebesdingen ein wichtiges Wort mitzureden.

In erzkonservativen Landstrichen wurden Frauen geächtet, wenn sie bei der Eheschließung schwanger waren. Sie mussten ein schwarzes Brautkleid tragen, wie Pfarrer Norbert Kaiser aus Hettenleidelheim in der Pfalz schildert. Schmetterlinge im Bauch und große Gefühle gab es damals allerdings auch. Oft aber ging es ums Geld und um einen vollen Magen. Agnes Sester aus dem Kinzigtal hat miterlebt, wie die Eltern das Sagen hatten, wer als Zukünftiger in Frage kam. Wer als Mann keinen Hof hatte und kein Handwerk ausübte, also ein armer Schlucker war, konnte nicht heiraten.

Und wer ledig blieb, musste als Magd oder Knecht arbeiten. Die Liebe der Eltern zu den Kindern trug mitunter harte Züge. Kinder wurden sogar als Baby weggegeben, weil das Geld in den armen Landstrichen nicht reichte, um alle am Tisch zu ernähren. Ein Schicksal, dem Andreas Mohl aus Gillenfeld/​Eifel ausgeliefert war. Die Kinder von deutschen Frauen und schwarzen amerikanischen Soldaten, sogenannte GI-Babys, durchliefen häufig ein Martyrium. Wer anders aussah, wurde gehänselt. So erlebte es Charles Böß aus Worms als Kind.

Die SWR Doku zeigt Erinnerungen in Sachen Liebe. Viele Schwarzweiß-Aufnahmen und historisches Archivmaterial ergänzen die Erzählungen und Bilder von heute. Die Sendereihe „Auf dem Land“ bietet in lockerer Reihenfolge Erinnerungsfernsehen. Wie haben die Menschen früher auf dem Land gelebt? Wie sah ihr Alltag aus? In einer Mischung von Zeitzeugenerzählungen, heutigen Landschaftsaufnahmen und historischem Filmmaterial entsteht ein bunter Bilderbogen über das Leben früher. Es sind Geschichten aus einer scheinbar anderen Welt und doch Erinnerungen, die gar nicht so lange her sind. (Text: SWR)

Deutsche TV-Premiere01.10.2017SWR Fernsehen

Sendetermine

So 31.10.2021
10:45–12:15
10:45–
Mo 23.11.2020
10:30–11:15
10:30–
So 22.11.2020
15:45–16:30
15:45–
Do 20.06.2019
18:30–19:00
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Fr 07.12.2018
01:10–01:55
01:10–
Mi 02.05.2018
06:15–07:00
06:15–
Mi 02.05.2018
06:15–07:00
06:15–
Di 01.05.2018
19:00–19:45
19:00–
So 01.10.2017
20:15–21:45
20:15–

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