Jugend ohne Gott

D 1991 (105 Min.)
  • Literaturverfilmung
Heinz Dieter Knaup (Direktor) (li), Ulrich Mühe (Lehrer) (re) – Bild: MDR/​DRA/​Hans-Jürgen Hoeftmann
Heinz Dieter Knaup (Direktor) (li), Ulrich Mühe (Lehrer) (re)

Deutschland vor dem Ende der Weimarer Republik. Das Leben des 34-jährigen Gymnasiallehrers Rockstroh, so scheint es, verläuft bis zu seiner Pensionierung in geordneten, vorgeschriebenen Bahnen. Sein berufliches Verhalten sowie auch sein privates bescheidenes Junggesellendasein wird bestimmt durch gutbürgerliche und humanistische Grundwerte wie Korrektheit, Pflichttreue und Sittlichkeit. Gerät Rockstroh doch einmal in Konflikt zu den allgemeinen Ansichten seiner Zeit, hält er ironische Distanz. Denn was vermag der Einzelne schon gegen alle. Doch dann zieht eine Ära auf, die die bürgerliche Welt und die des Lehrers ins Wanken bringt.

Nicht nur, dass Lehrer Rockstroh wegen seines Satzes „Neger sind auch Menschen“ einen nationalistischen Vater gegen sich aufbringt und fast seine Klasse verliert, er selbst löst eine Katastrophe aus, als er in einem militärischen Ausbildungslager zwangsläufig in näheren Kontakt zu seinen Schülern kommt. Er beobachtet die erste Liebesbeziehung zwischen Heinrich und dem frühreifen Heimmädchen Eva und er liest heimlich in dessen Tagebuch, um das es ständig Streit zwischen Heinrich und seinem Mitschüler Otto gibt.

Dadurch, dass Rockstroh schweigt, als Heinrich Otto beschuldigt, sein Geheimkästchen aufgebrochen zu haben, macht sich der Lehrer am Tod eines Jungen schuldig. Otto wird erschlagen zwischen Felsen gefunden. Heinrich gesteht den Mord. Die Tat stürzt Rockstroh in einen tiefen Konflikt, fühlt er sich doch als Auslöser dieses Verbrechens und möchte dennoch nicht hineingezogen werden. Erst während der Gerichtsverhandlung überwindet er, sich der Gespräche mit dem Dorfpfarrer über „die Jugend ohne Gott“ erinnernd, die innere Feigheit und bekennt sich zu seiner Mitwisserschaft.

Beeindruckt von seiner Aussage, sagt auch Eva die volle Wahrheit, dass nämlich nicht Heinrich, der sie schützen wollte, Otto erschlagen hat, sondern ein ihr unbekannter Junge mit „Fischaugen“. Rockstroh beschleicht bei Evas Aussage eine böse Ahnung. Um dem Mädchen zu helfen, die das Gericht nunmehr für schuldig hält, und den wahren Mörder zu finden, sucht er seinen besten Schüler Theodor auf. Doch der hat sich inzwischen selbst gerichtet. „Der Lehrer trieb mich in den Tod.

Denn der Lehrer weiß es, dass ich Otto erschlagen habe“, so schreibt er in seinem Abschiedsbrief. Aufgewühlt durch die Ereignisse und enttäuscht vom humanistischen Werteverfall, entschließt sich der suspendierte Rockstroh nach Afrika zu gehen. „Jugend ohne Gott“, Ödön von Horvaths 1937 geschriebener fesselnder Roman, ist die Vorlage für das beklemmende Psychogramm einer orientierungslosen, teils verrohten und dabei hilflos alleingelassenen Jugend – zugleich aber auch für eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem gewöhnlichen Opportunismus. (Text: MDR)

Deutscher Kinostart24.11.1991

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