Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird
- F / CH 1976 (Jonas qui aura 25 ans en l’an 2000, 110 Min.)
- Drama

Der kleine Jonas, der 1975 zur Welt kommt, hat eigentlich acht Eltern: Mathilde , die Leere nicht erträgt und sich von ihrer Schwangerschaft ausgefüllt fühlt, ist seine leibliche Mutter; Vater Mathieu ist Typograph und Gewerkschafter, der die Krise im Arbeitsmarkt am eigenen Leibe zu spüren bekommt. Dann ist da noch Max (Jean-Luc Bideau), der nicht mehr als engagierter Journalist, sondern als Korrektor arbeitet und am Roulette-Tisch die Zeit stillstehen lässt. Madeleine (Myriam Mézières) ist eine ebenso tüchtige wie tantraverrückte Temporärsekretärin, die schnell zu Geld kommen will, um wieder nach Indien zu fahren. Marcel ist Gemüsebauer und vermutet, dass die Natur die Antwort auf alle Fragen kennt.
Marguerite , seine Frau, ist zwar auch grün, denkt aber nicht weniger mystisch als soziopolitisch und gönnt sich ab und zu einen Seitensprung. Marco ist Geschichtslehrer, hasst aber den Unterricht und geht stattdessen in einem Altenheim arbeiten. Marie (Miou-Miou) arbeitet im Supermarkt als Kassierin und sorgt für soziale Gerechtigkeit, in dem sie bei armen Rentnern tiefere Preise eintippt. Die Lebenswege dieser acht Alt-Achtundsechziger kreuzen sich, und in der Geburt des kleinen Jonas sehen sie so etwas wie einen Hoffnungsschimmer für die ungewisse Zukunft.
Eine «dramatische Tragikomödie im Genre der Polit-Science-fiction», nennt Alain Tanner seinen Film «Jonas qui aura 25 ans en l’an 2000». Die Ideale von 1968 sind von der Realität der Rezession eingeholt worden, und «so mischt sich denn in die Poesie der Hoffnung auch eine Art lyrische Resignation» . Die verlorene Blauäugigkeit macht Tanners Protagonisten allerdings umso attraktiver als Identifikationsfiguren. Sein Traum, dass im Jahr 2000 etwas von dem Wandel, der im Mai 1968 stattfand , einen positiven Einfluss auf das Millennium haben würde, ist inzwischen ausgeträumt. Allerdings ist der Film des am Sonntag, 11. September 2022, verstorbenen Genfer Filmemachers Alain Tanner ein poetisches Dokument dafür geblieben, wie man an Niederlagen wachsen kann. (Text: SRF)
Tanners Figuren in dieser „didaktischen Komödie“ sind lauter gebrannte Kinder des Pariser Mai 68. Darauf deuten schon die einheitlichen Anfangsbuchstaben „Ma“ ihrer Namen hin. Zugleich aber bewahren sie als „kleine Propheten“ jede auf ihre Weise ein Stück des Traums von der besseren Zukunft. Allem revolutionären Pathos abhold, wehren sie sich gegen den Sog zur bloßen Anpassung, reiben sich an den täglichen Widersprüchen wund und sind trotz mancher Schrullen und Ticks doch keineswegs die wirklichkeitsfremden Käuze, als die ihre Umwelt sie gern verkennen möchte. (Text: ARD)
Originalsprache: Französisch
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