Geld Macht Kunst

D 2016 (45 Min.)
  • Dokumentation
  • Kunst & Kultur
Millionenspiel: 152 Millionen Dollar für ein Werk von Modigliani. Der Eigentümer hatte 118 Millionen an den Schweizer Yves Bouvier bezahlt, der es für 93,5 Millionen bekommen hatte. – Bild: WDR
Millionenspiel: 152 Millionen Dollar für ein Werk von Modigliani. Der Eigentümer hatte 118 Millionen an den Schweizer Yves Bouvier bezahlt, der es für 93,5 Millionen bekommen hatte.

Ein tolles Auto können sich viele leisten, aber wer hat schon ein Original von Richter oder Warhol an der Wand? Kunst zu besitzen verspricht Prestige und hohe Rendite. Auktionspreise von mehr als 100 Millionen für ein Gemälde sind nichts Ungewöhnliches. Nur: Wie entstehen die Preise? Wer kauft durch welche Vermittlung? Wie bringen Sammler ihren Kunstbesitz zur Wertsteigerung in Position? Was bedeutet der Hype auf dem Markt für Museen und Besucher? In welche Bedrängnis geraten öffentliche Institutionen? Mitspieler geben Einblick in ein System, in dem das Geld die Kunst frisst.

Wer keine Ahnung von Kunst hat, nimmt sich einen Berater, einen Kunstberater wie den Düsseldorfer Helge Achenbach. Sechs Jahre Gefängnis hat er sich eingehandelt, weil er seinem Kunden, dem ALDI-Nord-Erben Berthold Albrecht, überhöhte Preisaufschläge in Rechnung gestellt hat. 5,2 Millionen hat Achenbach für die Vermittlung von Kunst eingestrichen – eine Provinzposse für einen Markt, der mit ganz anderen Gewinnmargen jongliert, die nur durch strafrechtliche Ermittlungen bekannt werden.

So soll der Schweizer Yves Bouvier bei seinen Kunstgeschäften mit dem russischen Oligarchen Dimitri Rybolovlev eine Milliarde verdient haben, was Bouvier nicht bestreitet. Er versteht sich als Händler, der Gewinnspannen frei erfinden kann. Der anstehende Prozess verhandelt nicht die exorbitanten Preise, sondern die Frage, ob Bouvier nicht doch als Berater agiert hat. Nur dann wäre seine fantasievolle Preisgestaltung Betrug.

Was geht es uns an, wenn reiche Leute viel Geld für Kunst ausgeben und sich dabei übers Ohr hauen lassen? Privat-Deals setzen Preise in die Welt, an denen sich Auktionshäuser orientieren. Und jeder Hammerpreis hat Auswirkungen auf die Bewertung von Kunst: Steigen die Preise, erhöhen sich auch die damit verbundenen Versicherungsprämien, die öffentliche Museen nicht mehr bezahlen können. Gemälde, zum Anschauen gemalt, lagern in den Freihandelshäfen von Genf, Luxemburg oder Singapur: steuerfreie Zonen und zugleich die größten geheimen Museen der Welt – für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Wer seine Schätze nicht in Depots aufbewahrt, im eigenen Heim keinen Platz mehr hat, bringt die Sammlungsstücke im Museum unter – als Dauerleihgabe, die Wertsteigerung verspricht und nach zehn Jahren erbschaftssteuerfrei ist. Welches Geschäft mit der Gegenwartskunst zu machen ist, das haben Konzernchefs der Luxusindustrie längst entdeckt. Künstler gestalten Handtaschen, Halstücher, ganze Modeschauen.

Gibt es noch einen Unterschied zwischen Kunst und Luxuswaren? Was wird uns also in Ausstellungen hingestellt? Kunst, die ideal für bestimmte Märkte geschaffen wird. Präsentiert auf Biennalen, zu denen wir pilgern, staunend vor großen Formaten und ganzen Serien stehen, die direkt weitergereicht werden in die globale Verwertungskette. Während viele Künstler und Galerien ums Überleben kämpfen, beherrscht ein kleiner, aber sehr dominanter Teil ein System, in dem es um alles andere geht, nur nicht um Kunst. (Text: SWR)

Deutsche TV-Premiere19.10.2016arte

Sendetermine

Do 02.09.2021
14:15–15:00
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Mi 01.09.2021
21:45–22:30
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So 29.09.2019
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So 09.07.2017
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Mo 06.03.2017
22:40–23:25
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Mi 19.10.2016
22:25–23:20
22:25–

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