Felix

Drehbuch:Olivier Ducastel, Jacques Martineau<br>Preisgekrönter schwuler Roadmovie über Sozial- und Wahlfamilie<br>Felix begibt sich quer durch Frankreich auf die Suche nach seinem Vater. Per Anhalter reist er von Norden nach Süden und trifft auf seinem Weg Menschen, die allesamt seine große Familie sein könnten. Im Verlauf der Reise rückt die Suche immer weiter in den Hintergrund, denn Felix findet das, wonach er sucht – nämlich sich selbst. Ein schwuler Roadmovie über Sozial- und Wahlfamilie.<br>Der zweite gemeinsame Spielfilm des französischen Regieduos Olivier Ducastel und Jacques Martineau ist ein sommerliches, leichtfüßiges Roadmovie, bei dem sich der Held allerdings Zeit lässt von A nach B zu kommen.

Dieser heißt Felix (Bouajila), also der Glückliche, und so unbeschwert und schwärmerisch wie er mit beneidenswerter Gelassenheit die Welt und das Leben wahrnimmt erscheint er beinahe wie ein Engel. Nicht von dieser Welt und über allem schwebend. In Dieppe verabschiedet sich der schwule Franzose arabischer Abstammung von seinem Lebensgefährten (Rajot) und reist nach Marseille.

Dort will er seinen Vater finden, den er bislang noch nie gesehen hat. Per Anhalter macht er sich auf quer durch Frankreich und begegnet unterschiedlichsten Menschen. Und jede Begegnung macht aus diesen Fremden Freunde, Mitmenschen. Oder in Felix’ Sichtweise: Mitglieder seiner selbsterwählten Familie. Mal ist es der 17-jährige Schüler Jules, mit dem er zusammen für eine kurze Spritztour ein Auto klaut und dem er beibringt, dass Liebe nicht unbedingt mit Sex zu tun hat.

Dann die alte Dame, die in Felix’ Überschwang ein Stück ihrer eigenen Jugend wiedererkennt (Chanson-Altstar Patachou in ihrer ersten Kinorolle) und die ihm lehrt, dass es auch im Alter noch Begehren gibt. Er wird Zeuge eines rassistischen Mordes und entgeht selbst nur knapp selbst den Häschern, doch ihm fehlt der Mut zur Polizei zu gehen. Später begegnet er einer Mutter mit drei Kindern von drei verschiedenen Vätern, die ihn davon überzeugt, die eigene Angst zu überwinden und Anzeige gegen die Täter zu erstatten.<br>Die Leichtigkeit des Films, trotz seines eigentlich schweren Themen ist neben dem humorvollen Drehbuch vor allem auch das Verdienst des Darstellerensemble, das in guter Eric Rohmer-Tradition vermeintlich improvisierend und dabei höchst authentisch über die Leinwand kommt.

Versiert gefilmt, mit ausgefeilten Bildeinstellungen und ausgiebigen Kamerafahrten und langen, spannungsvollen Dialogen. Bei den Filmfeststspielen Berlin 2000 mit dem Preis der Teddy-Jury ausgezeichnet.<br>“Keiner würde Dir in Frankreich ins Gesicht sagen, dass er etwas gege Filme mit schwulen Themen hätte.

„Le Monde“ immerhin wagte es, sich der Besprechung von „Felix“ über die Küsse zu mokieren. Der Kritiker unterstellte uns, wir wollten austesten, was das Publikum erträgt. Als ob wir uns vorher überlegt hätten: Hopp, wir lassen die Jungs so oft wie mögich kntuschen, um die Heteros in den Kinos mal ordentlich zu provozieren.“<br>Regisseur Olivier Ducastel (Text: TIMM)