Empörung um jeden Preis können wir noch fair streiten?

D 2022 (45 Min.)
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  • Gesellschaft
 „Brücken schlagen und Grenzen setzen“, lautet die Formel der Experten Bernhard Pörksen (r.) und Friedemann Schulz von Thun (l.) für produktives Streiten. – Bild: NDR
„Brücken schlagen und Grenzen setzen“, lautet die Formel der Experten Bernhard Pörksen (r.) und Friedemann Schulz von Thun (l.) für produktives Streiten.

Nicht erst seit Corona werden Debatten in Deutschland immer aggressiver geführt – im Netz wie auf der Straße. Kaum noch ein Shitstorm ohne Morddrohungen. Kann die Republik noch streiten, ohne zu hassen? Der Filmemacher Hans Jakob Rausch fragt Experten, warum die Balance zwischen Streit und Hass so oft verloren geht und sucht nach Lösungen für eine bessere Debattenkultur. Der Hausarzt Florian Balkau wollte sich eigentlich Zeit nehmen für seine Patientin, die sich nicht gegen Corona impfen lassen möchte. Sie hat Angst, unfruchtbar zu werden.

Doch zu einem Aufklärungsgespräch kommt es erst gar nicht. Die Patientin geht stattdessen zur Lokalzeitung und beschwert sich über ihren Arzt: Sie fühle sich von ihm zur Impfung gedrängt. Der Streit schaukelt sich hoch bis in die „BILD“-Zeitung. Am Ende sagt der Arzt, er wolle keine radikalen Impfgegner in seiner Praxis behandeln. Die Folge: Mehr als 300 Hass- und Drohmails mit teilweise detaillierten Mordfantasien. Das kennt die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann aus eigener Erfahrung. Auch sie geriet in einen Shitstorm, schrieb ein Buch darüber und sagt: „Die Sozialen Netzwerke haben einen riesigen Anteil daran, dass unsere Debattenkultur vor die Hunde geht.“ Welche Rolle spielen dabei umstrittene Journalisten? Roland Tichy ist der Gründer des Online-Portals „Tichys Einblick“.

Der deutsche Journalistenverband sagt, er trage zur Polarisierung bei. Immer wieder gerät er in die Schlagzeilen, zuletzt wegen einer sexistischen Beleidigung gegen die SPD-Politikern Sawsan Chebli. Im Interview gibt er zu: „Debatten leben von Zuspitzung. Sie dürfen übertreiben.“ Eine Verantwortung für die Folgen seiner Texte will er hingegen nicht übernehmen: „Wir Journalisten wissen nie, wer uns liest und was es auslöst.“ Im hessischen Dorf Dannenrod kennt man sich noch persönlich, und trotzdem liegen die Nerven blank.

Für den Ausbau der Autobahn wurde ein nah gelegenes Waldstück gerodet. Aktivisten von „Fridays for Future“ hatten sich dort verbarrikadiert. Mittlerweile geht ein Riss durch das Dorf: Die einen helfen den Klimakämpfern, die anderen halten sie für verrückte Spinner.

Ingrid Süßmann ist die Wirtin des Dorf-Gasthofs und lässt die Aktivisten dort übernachten. Zu ihrem Verwandten, der gleich gegenüber wohnt, ist deshalb der Kontakt abgerissen. Der Streit hat sogar Familien entzweit. Was in Dannenrod passiert, ist offenbar symptomatisch. In einer repräsentativen Umfrage für diesen Film sagen 65 Prozent der Befragten, dass die Deutschen sich heute in politischen Fragen zunehmend unversöhnlich gegenüberstehen. 52 Prozent vermeiden es sogar, gewisse Themen im Bekanntenkreis anzusprechen, um keinen Krach zu riskieren. (Text: 3sat)

Deutsche TV-Premiere07.03.2022Das Erste

Sendetermine

Di 11.10.2022
22:56–23:40
22:56–
Sa 12.03.2022
14:15–15:00
14:15–
Sa 12.03.2022
00:30–01:15
00:30–
Do 10.03.2022
21:05–21:50
21:05–
Di 08.03.2022
04:45–05:30
04:45–
Mo 07.03.2022
22:50–23:35
22:50–

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