Dünn bis in den Tod – Meine Freundin, die Magersucht
- D 2008 (45 Min.)
- Dokumentation
- Gesellschaft
In deutschen psychiatrischen Kliniken liegen mittlerweile bereits zehnjährige Mädchen, die zwangsernährt werden müssen. Diagnose: Anorexia nervosa – Magersucht. Keine andere psychische Krankheit fordert eine so hohe Zahl an Todesopfern und ist so schwer zu behandeln. In Deutschland sollen 100.000 Mädchen und junge Frauen davon betroffen sein, das ist dreimal so viel wie vor zehn Jahren. Außerdem sind die Betroffenen heute jünger, und es trifft zunehmend auch Jungen. Umso besorgniserregender ist neuerdings ein Gespenst, das im weltweiten Netz umgeht: Da nennen junge Frauen eine gewisse „Ana“ ihre beste Freundin – „Ana“ ist die personifizierte Magersucht.
In „Pro Ana“-Foren und auf Websites bestärken sich vor allem 13- bis 30-Jährige darin, nichts mehr zu essen. Es ist eine Art elektronischer Geheimbund, der seine weiblichen Mitglieder auf extreme Verhaltensregeln verpflichtet, die in zehn Pro-Ana-Geboten formuliert sind: „Wenn ich nicht dünn bin, kann ich nicht attraktiv sein!“ oder „Dem Essen nachgeben zeigt Schwäche – sei stark und du wirst jedem überlegen sein.“ Diese Pro-Ana-Bewegung ist vor etwa fünf Jahren aus den USA herübergeschwappt und trägt geradezu sektenartige Züge.
„Dünn bis in den Tod – Meine Freundin, die Magersucht“ will diesem Phänomen und der morbiden Faszination, die Magersüchtige für ihre Krankheit entwickeln, nachgehen – im Netz und im realen Leben. Da ist zum Beispiel die junge Studentin Sabin, abgemagert bis auf die Knochen und in einem geradezu lebensbedrohlichen Zustand – und sie hungert immer noch weiter. Ihr Fall ist umso schockierender, als ihre Mutter ausgerechnet Therapeutin in einem Zentrum für Essstörungen ist und ihrer eigenen Tochter nicht helfen kann.
Da ist die verzweifelte Sonja, die ihren Körper durch Untergewicht so zerstört hat, dass sie niemals mehr Kinder bekommen wird, und die doch nicht von ihrer Sucht lassen kann. Und da sind die magersüchtigen Zwillinge Lisbeth und Angelique, die ihre Krankheit zum Thema von Kunstperformances und -aktionen gemacht haben. Der Film geht den Lebensgeschichten dieser jungen Frauen nach, vor allem aber auch ihren Selbstbildern, die mit auslösend sind für ihre Krankheit: Was sind ihre Vorstellungen, ihre Visionen von ihrem Körper, was sehen sie, wenn sie in den Spiegel schauen oder mit Fotos von sich selber konfrontiert werden? Sehen sie sich „wirklich“ oder verzerrt? Ein Fotoshooting mit Sabin zeigt ein schockierendes Ergebnis – sogar für die junge Frau selbst.
Der Film erzählt auch vom gefährlichen Reiz jener Seiten im Internet, auf denen Magersüchtige für ihre Krankheit werben: „Pro Ana“ („Für Anorexie“) nennt sich diese fast sektenartige Bewegung von Magersüchtigen, eine Art innerer Zirkel todessüchtiger Betroffener, die mit Bildern, Musik und Gedichten hier ihre Selbstzerstörung inszenieren.
Die Magersucht ist eine der am schwersten zu therapierenden psychischen Krankheiten, wie viele Therapeuten immer wieder erkennen müssen. Der Film will die wahnhaften inneren Welten, denen die Anorexie-Kranken verfallen sind, erkunden und einen Eindruck vermitteln, warum diese Krankheit so schwer heilbar ist. Denn der Logik der Süchtigen ist mit gesundem Menschenverstand nicht zu folgen. Das machen alle Betroffenen in diesem Film deutlich. Und doch bekommt der Zuschauer einen tiefen Einblick in die Seelen der Mädchen und Frauen, deren Zukunft und deren Überleben so bedroht sind. R (Text: ARD)
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