Die Wohnung
- D / IL 2011 (The Flat, 97 Min.)
- Dokumentation

Eine Wohnung in Tel Aviv, ein Stück Berlin mitten in Israel. Siebzig Jahre lang hat Gerda Tuchler hier mit Ehemann Kurt gelebt, nachdem das Ehepaar in den 30er Jahren aus Deutschland fliehen musste. Weggeschmissen haben sie nichts. Als Gerda Tuchler mit 98 Jahren stirbt, trifft sich die Familie zur Wohnungsauflösung. Regisseur Arnon Goldfinger will die Wohnung seiner Großeltern, die darin konservierte Welt, filmisch festhalten – bevor sie für immer verschwindet. Doch inmitten unzähliger Briefe, Fotos und Dokumente entdeckt er Spuren einer unbekannten Vergangenheit: Die jüdischen Großeltern waren eng befreundet mit der Familie des SS-Offiziers Leopold von Mildenstein.
Sogar über das Ende des Zweiten Weltkriegs hinaus. Die über Generationen im Verborgenen gehaltene Geschichte verstört und schmerzt. Und dennoch nimmt Filmemacher und Enkel Arnon Goldfinger zusammen mit seiner Mutter den Kampf auf – Mit Wut und Mut gegen die Kisten, den Staub, die Antiquitätenhändler, die Familie, die Vergangenheit und die Gegenwart, Verdrängung und Wahrheit. Wie bei einer Zwiebel wird sorgsam Schicht um Schicht dieser unglaublichen Geschichte freigelegt. Ergebnis dieses Puppungsprozesses ist eine unglaubliche Saga, die den Zuschauer nicht nur in die Geschichte einer Familie hineinzieht, sondern auch in die vielschichtigen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland.
Ein faszinierendes Dokument, das einen neuen, nachdenklichen Blick darauf wagt, wie die zweite und dritte Generation von Holocaust-Überlebenden mit Erinnerung und Geschichte umgeht und darauf, wie komplex die Beziehungen zwischen den Israelis und den Deutschen seit dem Zweiten Weltkrieg sind. Außerdem rührt der Film an Fragen der Identität und Zugehörigkeit, der Verdrängung und des Gedenkens und schafft es dabei, daran zu erinnern, wie wichtig diese Fragen sind.
Der Dokumentarfilm „Die Wohnung“, an dem Regisseur Arnon Goldfinger ganze fünf Jahre gearbeitet hat, beleuchtet eine deutsch-jüdische Geschichte, die noch nie erzählt wurde – und die für einige Gespräche zwischen den Generationen sorgen dürfte. „Die Wohnung“ wurde als einer der verblüffendsten und wichtigsten Dokumentarfilme bezeichnet, die in den letzten zehn Jahren in Israel entstanden sind. Nicht nur wegen seiner unglaublichen Geschichte und der feinen Erzählweise, sondern vor allem auch wegen der Komplexität seiner Themen und den Emotionen, die er in den Zuschauern hervorruft. (Text: SWR)
„Die Wohnung“ wurde mehrfach mit Preisen und Auszeichnungen bedacht. Unter anderem erhielt er den Ophir Award als „Bester Dokumentarfilm“. Arnon Goldfinger wurde für die „Beste Dokumentarfilmregie“ beim Jerusalem International Film Festival ausgezeichnet. Die Isareli Documentary ehrte den Film gleich in drei Kategorien, als „Beste Recherche“, „Beste Regie“ und als „Bester Dokumentarfilm“. Als „Bester Dokumentarfilm“ erhielt er den Bayerischen Filmpreis und beim Toronto Jewish Film Festival den David A. Stein Memorial Award. In der Presse war über Arnon Goldfingers bewegenden Dokumentarfilm zu lesen: „Arnon Goldfinger hat ein Tabu gebrochen: Er erzählt in einem Dokumentarfilm das Unsagbare – die Geschichte einer Freundschaft zwischen einer Judenfamilie und einer Nazifamilie – und bringt damit Israel ganz neu zum Sprechen,“ so der Berliner „Tagesspiegel“. Der „Kölner Stadtanzeiger“ schreibt: „Psychologisch ist „Die Wohnung“ ebenso dicht und packend, wie der Film historisch lehrreich ist. Man muss Goldfinger dankbar sein für seinen Mut zur Subjektivität, die niemals privatistisch bleibt. Ihr Lohn ist ein Film von seltener menschlicher Tiefe.“ Und in der „Faz“ ist zu lesen: „Nicht um die Toten geht es in diesem beharrlich nachfragenden Familienbericht, sondern um die Hinterbliebenen, den Regisseur eingeschlossen. Das Leben nimmt von nationalen Tabus wenig Notiz.“. (Text: SWR)
Originalsprache: Hindi
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