Die großen Ferien
- NL 2000 (De grote vakantie, 145 Min.)
- Dokumentation
Eine Weltreise angesichts des Todes. 1998 erfährt Johan van der Keuken, dass ihm nur noch wenig Zeit bleiben wird und er beschließt sofort, seine Arbeit fortzusetzen. Die Stationen der Filmarbeit sind Brasilien, Nepal, Bhutan, Mali, die USA, die Niederlande. Es ist auch eine Reise zu Ärzten und Heilern und es gibt einen Aufschub. Eine Therapie wird gefunden, die den Krebs nicht aufhält, aber sein Wachstum verlangsamt. „Trotz aller Widrigkeiten weiterzuleben, mit Hilfe von wunderbaren Geschichten, die sich wie von selbst offenbaren und ein Trost sind angesichts des Nichts.“ Detailgenau werden wir mit der unaufhaltsamen Krankheit vertraut gemacht – in einem Film, der das Unglück nicht zur Schau stellt. Da ist ein ungebrochener und aus früheren Filmen van der Keukens vertrauter Appetit auf Menschen, Dinge und Bilder und Töne am Werk.
Johan van der Keuken mochte die Bezeichnung Dokumentarfilm nicht. Sie war ihm zu arm und zu festlegend für den Reichtum der Welt und den Reichtum seiner Bilderfindungen. Und so fragt man sich auch bei diesem Film, wem genau die Faszination geschuldet ist, die der Film herstellt: Den Menschen und Dingen oder den Bildern, die sie uns zeigen. Vielleicht ist van der Keuken in keinem anderen Film mit solcher Lässigkeit seiner Neugierde und seiner Obsession des Bildermachens nachgegangen. Das können einfach zwei Tassen sein, von denen die eine in Bewegung geraten ist; das sind in schneller Folge105 Kindergesichter in Mali; das ist eine Hommage an Alfred Hitchcock oder der gewaltige Rhythmus betender und musizierender buddhistischer Mönche; oder einfach nur ein Tempel, den wechselnde Farben erst wirklich zu einem Tempel machen.
Unvergesslich das Ende des Films, und zweifellos eine der schönsten Sequenzen der Filmgeschichte: Die großen Flüsse Hollands, befahren von Binnenschiffern, Tankern, Schleppkähnen und Containerschiffen, die sich wie seltsame stumme Wesen, Monster, Geister und unbekannte Götter, auftürmen, vorbeigleiten, verschwinden. Bilder voller Bewegung und Kontinuität, deren Farben zu einem Traumgesicht werden, das eine Grenze sichtbar werden lässt. Der Fluss als Grenze zwischen Leben und Tod.
Im Januar 2001 ist Johan van der Keuken gestorben. (Text: WDR)
Originalsprache: Niederländisch
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