Der Schein trügt – Schauspiel von Thomas Bernhard
- D 1985 (140 Min.)
- Theater
Karl war ein bekannter Artist, der mit 21 Tellern in der Luft jonglieren konnte. Für ihn ist dies die sichtbare, in Virtuosität messbare Welt. Er war immer ein Perfektionist, hat sich selbst stets den höchsten Anforderungen unterworfen und ist auch jetzt im Alter noch immer ein starker Mann. Von der Schauspielerei hat Karl nie etwas gehalten. Seinen Bruder bezeichnet er als Hochstapler und Antischauspieler. Robert hat sich selbst schon immer für einen großen Mimen gehalten. Immerhin hat er einmal den Tasso gespielt und ein Auftritt mit dem „großen Minetti“ war ein Höhepunkt in seinem Leben.
Auch er hat nun aufgehört zu spielen. Man sieht ihn eitel, hypochondrisch, wehleidig klagend über seine Leiden an der Leber, an der Niere, der Milz oder der Lunge. Ein alter Mann, der mit seiner Wehleidigkeit auch kokettiert. Bindeglied zwischen den beiden Brüdern ist Karls kürzlich verstorbene Frau Mathilde. Sie war in Robert vernarrt, der seinerseits nie verheiratet war. Aber eines hat Karl Mathilde nie verziehen: 30 Jahre lang hat er von ihr die falsch und ohne jede Musikalität gespielten Mozart-Sonaten ertragen.
Aber das Wochenendhäuschen hat sie dennoch Robert vermacht. Das wurmt ihn und nährt immerzu seine Eifersucht. So treffen sich die beiden, dienstags bei Karl, donnerstags bei Robert, doch jeder hasst die endlosen Dienstage und Donnerstage. Die gegenseitigen Besuche sind jedem zuwider. Zwei alte, einsame Menschen, verbraucht, jeder gefangen in seiner erstarrten Gefühlswelt, und am Ende – so schließt auch das Stück – auch jeder für sich irritiert in einer für sie abgeschlossenen Welt. (Text: ZDFtheaterkanal)
Schauspielhaus Bochum, 1985
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