Corpus Christi

Der 20-jährige Daniel findet in der Jugendstrafanstalt zum Glauben, auch dank Pater Tomasz , der den jungen Straftätern auf Augenhöhe begegnet. Als er auf Bewährung frühzeitig aus der Haft entlassen wird, überlegt sich Daniel, selbst Priester zu werden. Doch Tomasz weiss, kein Priesterseminar wird ihn aufnehmen, weil er straffällig geworden ist. Der junge Mann soll stattdessen in einem Sägewerk am anderen Ende des Landes arbeiten und sich so wieder in die Gesellschaft eingliedern.

Dort angekommen setzt sich Daniel in die Kirche und behauptet gegenüber Marta , die in der Bank vor ihm sitzt, er sei Priester. Sie lässt sich täuschen und bringt ihn zum alten Pfarrer des Ortes . Dieser ist hoch erfreut den jungen Kollegen zu sehen, denn mit seiner Gesundheit steht es nicht zum Besten. Daniel bleibt keine Zeit, sich wieder aus der Affäre zu ziehen, denn als der alte Priester krank ausfällt, muss er ihn vor der Gemeinde vertreten.

Im Beichtstuhl gelingt es Daniel dank einer passenden App eine besorgte Mutter zu beruhigen. Bei seiner ersten Messe ringt er nach Worten. Schliesslich erklärt er, auch Stille könne ein Gebet sein. Er wächst an seiner neuen Aufgabe und schafft es mit seiner unkonventionellen Art, mehr Gläubige in die Kirche zu locken als sein Vorgänger, denn er ist offen und lässt sich von seinen eigenen Zweifeln und Ängsten leiten. Insbesondere bei den jungen Gemeindemitgliedern kommt der charismatische Gottesmann gut an, der sich auch vor provokativen Äusserungen nicht scheut. Dem Bürgermeister , der zugleich Besitzer des Sägewerkes ist, sind die radikalen Predigten jedoch ein Dorn im Auge. Denn Daniel beginnt, das Geheimnis, das auf dem Dorf lastet, zu hinterfragen.

«Corpus Christi» des Polen Jan Komasa beruht auf wahren Begebenheiten: 2011 gab der 19-jährige Patryk Bledowskis drei Monate lang vor Preister zu sein und hielt Messen. Komasa schafft es die wahre Geschichte so mit fiktionalen Elementen anzureichern, dass ein kraftvolles, vielschichtigen Drama über existenzielle Fragen von Macht, Moral und Vergebung entstanden ist, in der durchaus auch komische Momente ihren Platz haben.

Kino-zeit.de lobt «Corpus Christi» dafür, «dass jemand wie Daniel den Menschen in dem Dorf auf ganz andere Weise – auf Augenhöhe nämlich – begegnet und sie damit für sich einnimmt sowie ihnen einen Weg zeigt aus Hass, Wut und Trauer, darf man durchaus als Kritik an den Ritualen und Floskeln der traditionellen Kirche – nicht aber am Glauben selbst – verstehen.» Der Film erhielt weltweit viel Kritikerlob und wurde an unzählige Festivals eingeladen und war für den Oscar in der Kategorie «Bester fremdsprachiger Film» nominiert. Dank seiner eindringlichen Schauspielleistung wurde Bartosz Bielenia als hoch stapelnder Straftäter, der Gutes bewirkt, zu einem der zehn europäischen Shooting Star des Jahres 2020 ernannt. (Text: SRF)