Capernaum – Stadt der Hoffnung

RL / USA 2018 (Capharnaüm, 121 Min.)
  • Drama
Capernaum – Stadt der Hoffnung Boluwatife Treasure Bankole als Yonas, Zain Al Rafeea als Zain SRF/​Filmcoopi – Bild: SRF1
Capernaum – Stadt der Hoffnung Boluwatife Treasure Bankole als Yonas, Zain Al Rafeea als Zain SRF/​Filmcoopi

«Capernaum» ist die Geschichte von Zain , der seine Eltern verklagt. Zains Eltern unterhalten ihre dauernd wachsende Familie in Beirut mit kleinen Gaunereien. Die Kinder werden eingespannt, Zains elfjährige Schwester überlassen sie als Frau jenem Ladenbesitzer, der gleichzeitig ihr Vermieter ist, und für den Zain als Botenjungen arbeiten muss.

Weil er seine Schwester nicht schützen kann, haut Zain ab. Halb verhungert trifft er auf die junge Äthiopierin Rahil und deren einjährigen Sohn Yonas. Rahil lebt in einem Bretterverschlag im Slum und nimmt Zain als Babysitter für ihren Sohn auf. Bis sie eines Tages einfach nicht mehr auftaucht.

Zain versucht daraufhin, sich und das Baby mit allen Mitteln durchzufüttern. Zeitweise arbeitet er als Drogenhändler. Schliesslich weiss er aber keinen Ausweg mehr und überlässt den kleinen Yonas dem Markthändler Aspro. Der verspricht ihm dafür falsche Papiere und eine Schlepperpassage nach Schweden.

Regisseurin Nadine Labaki hatte bereits früher auf sich aufmerksam gemacht: Seit «Caramel» (2007), der für die Goldene Palme nominiert war, ist sie eine der wenigen Weltregisseurinnen mit dem Cannes-Qualitäts-Label. Mit «Capernaum» gewann sie 2018 den Jurypreis des Festivals.

In ihren vorherigen Filmen hat Labaki jeweils eine Hauptrolle übernommen. Diesmal bleibt sie bei einer kleinen, aber bedeutungsschweren Nebenrolle: Sie vertritt Zain als Anwältin vor Gericht. Produzent ist, nebst dem Schweizer Financier Michel Merkt, ihr Mann Khaled Mouzanar, der auch gleich noch die Musik beigesteuert hat. Er habe eine Hypothek auf sein Haus aufgenommen, um den Film zu finanzieren, sagte er zur «LA Times».

Die herzzerreissende Geschichte des Flüchtlingsjungen Zain erzählt Labaki in langen, geschwungenen Rückblenden. Drohnenaufnahmen aus den Slums von Beirut zeigen stellenweise Bilder von schönster Hässlichkeit. Die Darsteller sind Laien, deren tatsächliche Lebensumstände einigermassen denen der Figuren geglichen haben. Der 14-jährige Syrer Zain Al Raffeea spielt die Rolle des Zain umwerfend trotzig und hart.

Die Eritreerin Yordanos Shifferaw, die die verschwindende Mutter Rahil spielt, weiss nicht genau, wann sie geboren wurde. Sie hat einen Teil ihrer Kindheit in einem Flüchtlingscamp verbracht, nachdem ihre Mutter auf der langen Flucht zu Fuss verstorben war. Es sind glaubhafte Figuren und tolle Darstellerinnen. Ihre Geschichten wirken im Einzelnen nachvollziehbar. In der Kombination und als Verknüpfung von Gerichtsdialogen mit erzählenden Passagen wirkt der Film aber hin und wieder verdichtet und konstruiert.

«Capernaum» ist ein harter Film. Kino ist stets auf seine Wirkung ausgerichtet – es ist deshalb absurd, der Geschichte zum Vorwurf zu machen, sie sei zu manipulativ. Aber die eigene Rührung hängt eben auch davon ab, wie weit man sich manipulieren lassen will. Wie viel Emotionen man zulässt, wenn man erkennt, dass sie gezielt ausgelöst werden. Man kann «Capernaum» deshalb je nach persönlicher Verfassung als Armutsporno sehen. Oder aber als grosses, packendes, wütendes und anklagendes Kino. (Text: SRF)

Die libanesische Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Nadine Labaki erreichte 2007 mit ihrem Langfilmdebüt „Caramel“ weltweite Aufmerksamkeit. Für ihren dritten Spielfilm „Capernaum -Stadt der Hoffnung“ setzte sie auf Laiendarsteller wie den zwölfjährigen Zain Al Rafeea, einen syrischen Flüchtlingsjungen, der selbst jahrelang in den Slums von Beirut lebte, oder Yordanos Shifera, die als illegale Migrantin während den Dreharbeiten inhaftiert wurde. Durch die Lebenserfahrung der Darstellerinnen und Darsteller, die Recherchen in den Elendsvierteln von Beirut und die Interviews mit Straßenkindern gelang es Nadine Labaki auf fast dokumentarische und zutiefst berührende Weise, den „echten Lebenskampf auf die große Leinwand“ zu bringen. Hierfür erhielt der Film 2018 den Preis der Jury, den Preis der Ökumenischen Jury und den Prix de la Citoyenneté der Filmfestspiele in Cannes. (Text: arte)

Deutsche TV-Premiere24.03.2021arteDeutscher Kinostart17.01.2019

Originalsprache: Arabisch

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Sendetermine

Mi 27.09.2023
00:00–02:00
00:00–
Do 01.12.2022
22:20–00:25
22:20–
Do 25.11.2021
22:30–00:40
22:30–
Fr 08.10.2021
03:45–05:50
03:45–
Do 07.10.2021
23:50–01:50
23:50–
Mi 24.03.2021
20:15–22:15
20:15–

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