Der goldene Oktober Folge 1: Ackern wie am Fließband
Folge 1
1. Ackern wie am Fließband
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„Früher kam man vom Feld, und dann war Ruhe“, sagt Erika Keesen. Doch seit ihr Mann aus dem Hof in Neukirchen-Vluyn ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen gemacht hat, ist das vorbei. Wo bis vor wenigen Jahren noch Tiere versorgt wurden, drängen sich heute Traktoren, Mähdrescher und Feldhäcksler, manche so groß wie ein Einfamilienhaus. Wer heute Landwirtschaft betreiben will, der muss sich etwas überlegen, um auf dem Markt zu bestehen. Die Lohnunternehmerbranche ist der Wachstumsmarkt in der Landwirtschaft. Als eine Art „Just-in-Time-Bauern“ springen sie immer dann ein, wenn Höfen qualifizierte Arbeiter oder teure Maschinen fehlen. Das hat sich inzwischen zu einem stetig wachsenden
Dienstleistungszweig entwickelt. Aber es hat auch den Arbeitsdruck enorm erhöht. „Wenn es früher in der Ernte regnete, hat man eben Pause gemacht, wenn du heute nicht alle Kunden vor dem Regen bedienen kannst, dann bist du draußen“, sagt Keesen. Das heißt in den Sommermonaten mitunter Tag- und Nachtarbeit, 20-Stunden-Tage sind die Regel. Dann wird geackert, was Mensch und Maschine hergeben. Familienfreundlich ist das nicht. Reporter Wolfgang Minder beobachtet den Spagat der Familie Keesen zwischen Maloche und bäuerlicher Idylle. Er zeigt, wie trotz aller Technik die Natur immer noch den Takt vorgibt und wie gefährlich die Arbeit mit den Riesenmaschinen unter dem enormen Zeitdruck sein kann. (Text: 3sat)