Folge 2

  • 2. Wer bin ich?

    Folge 2
    Das Selbstporträt in der Kunst ist nicht nur eine Bühne der Selbstdarstellung. Diese Bildgattung fordert Künstler geradezu heraus, die Konfrontation mit dem Ich zu suchen und die existenzielle Frage zu stellen: Wer bin ich? Das taten schon die alten Meister. Die Suche nach Selbsterkenntnis erreicht mit Rembrandt einen ersten Höhepunkt. Seine unzähligen Bilder vom eigenen Ich machen ihn zum intensivsten Selbsterforscher seiner Zeit. In Bildern wie Momentaufnahmen untersucht er akribisch, wie sich Gemütszustände in seinem Äußeren spiegeln, erprobt aber auch den Einfluss von Kostümierungen auf Körperhaltung und Gesicht.
    Max Beckmann, bis heute der Rekordhalter in Sachen Selbstporträt, steht ihm darin rund 300 Jahre später in nichts nach. Inklusive aller Zeichnungen hat der große Porträtist an die hundert Selbstbildnisse geschaffen, in denen er mal den Clown, mal den Artisten, mal das großbürgerliche Salonmitglied gibt. „Ich habe mein Leben lang versucht, ein Ich zu werden“, bekennt er. Im 19. Jahrhundert ist es Vincent van Gogh, der mit 29 Selbstbildnissen in nur drei Jahren einen eher traurigen Rekord aufstellt. Denn es ist die Geschichte seiner Geisteskrankheit,
    die er in ihnen dokumentiert.
    Geradezu manisch hat er sich immer wieder gemalt, um nach Spuren des Wahnsinns in seinem Gesicht zu suchen. Seine zwanghafte Selbstbefragung führt in die Selbstverstümmelung. Eine Art melancholischer Stolz unterscheidet Frida Kahlo von Vincent van Gogh. Fast all ihre Bilder sind Selbstporträts. Mit jedem scheint sie sich ihrer weiblichen Existenz zu vergewissern, jedes hat die Botschaft: Ich bin nichts als mein schmerzender Körper und meine leidende Seele. Aber es ist die Würde im Schmerz, die in ihren Bildern ins Auge springt.
    Während van Gogh und Kahlo das Innerste nach außen kehren, um dem Ich auf die Spur zu kommen, suchte ausgerechnet Lucian Freud, der Enkel des Psychoanalytikers Sigmund Freud, an der Oberfläche nach Antworten. Auf der Haut studiert er sein seelisches Befinden, sie ist sein Medium der Selbsterkenntnis. Unter dicken Farbschichten begräbt er sie und erschafft sie dadurch neu. Sein Ich entsteht erst durch Farbe. „Für mich ist die Farbe die Person“, sagt Lucian Freud. Die Frage, ob die Farbschichten in seinen Selbstporträts das Innere hervorheben oder nicht doch eher versperren, bleibt am Ende offen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.01.2012arte

Cast & Crew

Sendetermine

Mo 22.06.2015
03:45–04:11
03:45–
Mo 23.01.2012
10:30–11:00
10:30–
So 22.01.2012
15:55–16:20
15:55–
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