Asiens Ströme – Asiens Zauber Folge 3: Der Mekong – die Mutter aller Wasser
Folge 3
3. Der Mekong – die Mutter aller Wasser
Folge 3 (45 Min.)
Mütter können verzeihen. Und der Mekong, die „Mutter aller Wasser“, hilft bei der Vergebung der Sünden. Zum Wasserfest im April setzen die Bewohner von Jinghong im Südwesten Chinas kleine bunte Lichter auf den Fluss, die alle schlechten Taten davontragen sollen. Der Mekong hilft beim Vergessen. Auch wenn kaum ein Fluss dieser Erde mit so viel bösen Erinnerungen belastet ist wie die Lebensader Südostasiens. An den Ufern des Mekong tobte der Vietnam-Krieg, die Völker Indochinas erstritten über Jahrzehnte ihre Unabhängigkeit, Jahrhunderte lang herrschten alte Reiche und wurden wieder überrannt. ZDF-Südostasien-Korrespondent Peter Kunz und sein Team bereisten den Mekong von der chinesischen Grenze bis in das weite Delta in Vietnam, wo sich der Strom in die „Neun Drachen“ aufteilt, ein weit verzweigtes System von Kanälen und Nebenarmen. Im Goldenen Dreieck zwischen Thailand, Laos und Myanmar durfte das ZDF-Team in das autonome Rebellengebiet der „Wa“ einreisen und traf in den Bergen Opiumbauern, die die eigene Ernte oft süchtig gemacht hat. Das Goldene Dreieck ist nach wie vor eines der größten Drogenanbaugebiete der Erde. Trotzdem soll das Gebiet der „Wa“ auf dem Territorium Myanmars, wie das einstige Burma heute heißt, ab Mitte nächsten Jahres opiumfrei sein. Die „Wa“ wollen den legalen wirtschaftlichen Anschluss nicht verpassen. Denn auch wenn zwischen Laos und Vietnam noch Räumtrupps nach Millionen Bomben und Minen aus dem letzten Indochina-Krieg suchen, die Mekong-Region ist längst in die Moderne aufgebrochen. Über den Wasserweg exportieren Thailand und Vietnam ihr neues Wirtschaftswunder. China möchte den Mekong am liebsten zur Schnellstraße ausbauen und alle Hindernisse auf dem Weg sprengen. Noch
allerdings ist rechts und links des Mekong die Zeit auch stehen geblieben: Arbeitselefanten beladen mitten im Urwald Lastschiffe; in der als Weltkulturerbe geschützten laotischen Klosterstadt Luang Prabang werden jedes Jahr hunderte buddhistischer Novizen aufgenommen, um sich in Weltabgeschiedenheit zu üben. Laos auf der einen Seite des Flusses gehört zu den ärmsten Länder der Erde, Thailand am Ufer gegenüber ist längst Teil der ersten Welt. Trotzdem halten thailändische Fischer die alte Tradition aufrecht, einmal im Jahr am Ende der Trockenzeit im Wettbewerb mit laotischen Bootsbesatzungen den Riesenwels zu jagen, der zum Laichen flussaufwärts in die Unterwasserklippen von Chiang Khong schwimmt. Auch die jungen Leute aus den Fischerfamilien, die sich sonst eher durch Thai-Pop begeistern lassen und längst nicht mehr alle in die Boote ihrer Väter treten, werfen das Netz über die gesamte Breite des Mekong aus. Die ZDF-Kamera war dabei, als einer der seltenen großen Fische mit einem Gewicht von 190 Kilogramm aus dem Wasser gezogen wurde. Die Quellen des Mekong in Tibet wurden erst spät entdeckt. Der Strom schlängelt sich 4880 Kilometer von den alpinen Landschaften des tibetischen Hochgebirges durch die westlichen Ausläufer der Annamitischen Kordillere bis in die fruchtbaren, tropische Ebenen des Deltas, bevor er schließlich ins Südchinesische Meer fließt. Im Mekong-Delta besuchten Peter Kunz und sein Team die bunten, schwimmenden Märkte, in Kambodscha filmten sie in den Tempelruinen des alten Angkor-Reiches. Aber ihr Film ist nicht journalistischer Tourismus. In der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh zeigen sie die dunkle Seite asiatischer Urlaubsphantasien. Kambodscha ist zum Hauptziel für Urlauber geworden, die sich mit Kindern vergnügen wollen. (Text: ZDF)