100 Tage

Am Nachmittag des 17. August 2004 schoss eine drei Meter hohe Flutwelle mit bis zu 65 Stundenkilometern durch den beschaulichen Touristenort Boscastle im Südwesten Englands. Sechs Häuser können dem Wasserdruck nicht standhalten, mehr als 100 Autos und Wohnwagen werden zum Teil mit ihren Insassen fortgerissen. Die völlig überraschten Bewohner Boscastles retten sich im letzten Moment auf Hausdächer und Bäume.
Was danach geschah, bezeichneten Presse und Behörden später als „kleines Wunder“: Die Royal Air Force flog eine der größten und riskantesten zivilen Luftrettungsaktionen der letzten Jahre. Innerhalb kürzester Zeit bargen sieben Helikopter über hundert Menschen. Was selbst die Piloten später kaum

glauben konnten: Es gab nicht einen Todesfall, nicht einen Schwerverletzten. Acht Menschen erlitten Knochenbrüche oder mussten wegen Unterkühlung ärztlich behandelt werden.
Doch der Schaden ist enorm: Die Versicherungen rechneten bereits direkt nach dem Unglück mit mindestens 23 Millionen Euro – die Folgen für den Tourismus in der Region sind in dieser Rechnung nicht berücksichtigt. Nach ihrer Rückkehr stehen die meisten Bewohner Boscastles vor den Trümmern ihrer Existenz.
Was aber vielleicht am schwersten wiegt: Boscastle liegt in einem engen Tal an der Küste, und die Katastrophe kann sich jederzeit wiederholen. Die Ursache der Flut war ein ungewöhnlich heftiger Wolkenbruch. (Text: RTL II)