2018/2019, Folge 1–20

  • Folge 1
    Lettland: mit dem Bücherbus unterwegs
    Autor: Clas Oliver Richter
    Der Bücherbus von Liepaja muss liebevoll gepflegt werden, damit er noch lange über die Buckelpisten im ländlichen Lettland rollt. Einst gespendet von einer deutschen Partnergemeinde, ist er heute eine lebensnotwendige Abwechslung für die vielen Zurückgebliebenen: In den vergangenen Jahren haben mehrere Hundertausend Letten ihre Heimat verlassen. In den Dörfern leben jetzt fast nur noch die Alten. Häufig in alten Siedlungen aus Sowjetzeiten, abseits der großen Straßen. Aber der Bücherbus kommt regelmäßig vorbei. Bringt Bücher, auch mal die Rente. Und Kontakt mit der Außenwelt.
    Südafrika: Elefanten mit Tuberkulose
    Autor: Thomas Denzel
    Bedrohung im Kruger National Park: Dort wurde ein verendeter Elefant mit der menschlichen Form der Tuberkulose entdeckt. Ein Betäubungspfeil, ein Helikopter und die Hoffnung, bald das Rätsel lösen zu können: Tierarzt Peter Buss ist auf der Suche nach Elefanten im Kruger National Park, die den Tuberkuloseerreger schon in sich tragen. Die menschliche Form der Tuberkulose bei Afrikanischen Elefanten, das ist neu. Peter Buss will herausfinden, wie viele Tiere schon infiziert sind. Die Ärzte fürchten, dass das Immunsystem der Elefanten wehrlos sein könnte gegen den Erreger, weil ihr Körper nicht auf die beim Menschen vorkommende Form der Tuberkulose eingestellt ist.
    Kenia: Die Boxgirls kämpfen sich durch Autorin:
    Caroline Hoffmann Das Leben in Kariobangi, dem großen Slum in Kenias Hauptstadt Nairobi, ist für Frauen und Mädchen hart und gefährlich. Vergewaltigung, Prügel, die Frauen sind den Männern aufgrund ihrer Erziehung oft schutzlos ausgesetzt. Der Verein Boxgirls macht damit Schluss. Das Motto: Be strong and bold, seid stark und mutig! Schon achtjährigen Mädchen wird hier das Boxen beigebracht. Und nicht nur das Boxen, sondern Stärke und Mut, sich in der Gesellschaft durchzuboxen. Viele Eltern sehen das mit Blick auf potenzielle Ehemänner nicht gern. Gefügige Mädchen lassen sich besser verheiraten. Taiwan: Zuflucht für bedrohte chinesische Dissidenten Autorin: Annette Dittert Seit wenigen Wochen lebt die zierliche Huang Yan auf Taiwan.
    Geflüchtet aus China, wo sie seit Jahren verfolgt und immer wieder gefoltert wurde. Die Angst lässt sie aber auch in Taiwan nie ganz los. Denn sie ist hier nur vermeintlich sicher. Sie hier aufzunehmen, ist mutig. Von ihrer Kirchengemeinde und der Regierung. Denn China sieht den Schutz politischer Dissidenten als offene Provokation. Und so hat Taiwans Regierung aus Angst vor chinesischer Aggression Huang Yans Aufenthalt nur vorübergehend zugestimmt. Drei Monate kann sie bleiben, danach muss sie weiterziehen. Doch wohin? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.08.2018NDR
  • Folge 2
    Polen: Deutsche im Luxus-Altersheim, Autor: Olaf Bock
    In Deutschland hat die Rente für zwei Personen nicht gereicht, in Polen kann Wolfgang Maerz nicht nur den Pflegeplatz für seine demenzkranke Frau bezahlen, sondern auch noch gemütlich im eigenen Apartment auf dem Gelände des Seniorenheims leben. Mit Tomaten auf dem Balkon, aber Mittagessen in der Gemeinschaft. Mit vielen Freizeitangeboten, Physiotherapie und Ausflügen. Er hat seine Entscheidung, mit seiner Frau von Deutschland nach Polen ins Seniorenheim zu ziehen, nie bereut. Auch die 82-jährige Elisabeth Habicht ist froh, jetzt in Polen betreut zu werden: „Die kümmern sich hier um die Leute. Das hab ich in Deutschland nicht erlebt.“ So sieht sie aus, Polens Antwort auf den deutschen Pflegenotstand.
    USA: Trumps Mauer gegen Klimawandel, Autorin: Verena Bünten
    Die kleine Insel Tangier liegt in der Chesapeake Bay, gar nicht so weit von Washington, der Hauptstadt der USA, entfernt. Tangier ist Trump-Land, 87 Prozent der Stimmen hat er hier bei der letzten Wahl geholt. Und wie Trump können auch die Einwohner von Tangier nichts mit dem Klimawandel anfangen. Das Problem: Die immer höheren Wellen und häufigeren Stürme fressen ihre Insel auf. In spätestens 25 Jahren ist die Insel geflutet. Ein altes Problem, aber durch die Erwärmung der Meere wird es dramatisch beschleunigt. Für die Trump-Fans von Tangier Humbug, sie setzen wie ihr Idol auf eine Mauer. Und Trump bestärkt sie noch darin. Jüngst rief er sogar persönlich auf der Insel an.
    Dominica: Urlaub mal anders, Autorin: Xenia Böttcher
    Dominica ist ein Traumziel. Eine ursprüngliche Insel, die auf Ökotourismus setzt. Über ein Jahr ist es her, dass der Hurrikan „Maria“ die Karibikinsel verwüstete. Jetzt sollen die Gäste beim Wiederaufbau mit anpacken. Denn aus eigener Kraft schafft es der Inselstaat nicht. 20 freiwillige Helfer sind diesen Sommer gekommen, Studenten, Handwerker, Kopfarbeiter. Acht Stunden Arbeit täglich, sechs Tage die Woche, und das in den Ferien. Dafür wächst der Bau der neuen Grundschule beeindruckend schnell. Hand in Hand mit den Einheimischen. Harte Arbeit, von der etwas bleibt, auf Dominica und in den Herzen der Helfer: „Eine Arbeit, die dich inspiriert aufzustehen. Etwas tun, das wirklich etwas bewirkt. Und es lässt dich glauben, dass es noch viel Gutes in der Welt gibt“, sagt Maddie aus England.
    Italien: Wale im Mittelmeer, Autorin: Ellen Trapp
    Wale gucken im überfischten Mittelmeer? Klingt absurd. Aber im Ligurischen Meer vor der italienischen Küste und ganz in der Nähe der überfüllten Côte d’Azur lebt eine ständige Population von großen Walen, Finnwale und Pottwale. Ganz zu schweigen von Mantas und Delfinen. Die Meeresforscherin Sabina Airoldi hat den Walen ihr Leben gewidmet, sie organisiert Forschung mit freiwilligen Helfern aus aller Welt und versucht, die Giganten der Meere vor der neuen, großen Bedrohung zu retten: dem Tod durch Plastikmüll.
    Nigeria: Hoffnung für Flüchtlingsfrauen, Autorin: Caroline Hoffmann
    Sie wurden als Prostituierte benutzt, als Sklavinnen gehalten, wurden gedemütigt und bedroht. Die jungen Frauen aus Nigeria haben Schreckliches erlebt, waren auf dem Weg nach Europa. Viele kamen nur bis Libyen. Grausame Endstation ihrer Flucht aus dem Elend. Die, die es nach Europa schafften, hatten es nicht besser. Inzwischen sind sie wieder in ihrer Heimat, aber die Erlebnisse haben sie wurzellos gemacht. Jetzt hilft ihnen Singen und Beten, um zu sich selbst zu finden. Im Schutzhaus der resoluten Nonne Bibiana, die die Mädchen dazu antreibt, sich endlich eine eigene, unabhängige Existenz aufzubauen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.08.2018NDR
  • Folge 3
    Italien: Häftlinge als Winzer auf der Insel Gorgona
    Autorin: Katja Rieth
    Um längere Zeit auf dieser Mittelmeerinsel zu verbringen, muss man kriminell werden. Gorgona liegt 34 Kilometer vor Livorno und ist eine Gefängnisinsel. Wofür die Häftlinge bestraft wurden, darüber sprechen sie hier nicht gerne. Sie wollen ihr Leben ändern. Das Gefängnis auf Gorgona setzt auf Ausbildung und Resozialisierung: Die Häftlinge arbeiten in einer Käserei oder neuerdings auch in den Weinbergen. „Ich will nicht wissen, was die Menschen getan haben. Denn wenn man es erfährt, urteilt man natürlich leicht. Aber diese Personen sind ja schon von einem Gericht verurteilt worden“, sagt Weinproduzent Lamberto. Vor sechs Jahren bekam er eine Anfrage von der Gefängnisleitung, ob seine Winzerei nicht den Inselweinberg bestellen wolle.
    Mittlerweile arbeiten während der Weinlese mehr als zehn Häftlinge für ihn. 1.200 Euro bekommen sie dafür monatlich. Ausgeben können sie das Geld hier nicht, aber es ermöglicht den Gefangenen nach der Entlassung einen guten Einstieg ins normale Leben: „Wenn ich hier rauskomme, dann habe ich durch die Arbeit etwas Geld angespart. Sonst käme man vielleicht schnell auf falsche Gedanken“, hofft Häftling Roland. Tatsächlich soll die Rückfallquote, die sonst bei 60 bis 80 Prozent liegt, bei den Gorgona-Insassen auf etwa 20 Prozent gesunken sein.
    Brasilien: heute Flüchtling, morgen Profi
    Autor: Matthias Ebert
    Sie sind dribbelstark und hoch motiviert. Eine Mannschaft gespickt mit spielerisch talentierten Flüchtlingen, die hungrig nach Erfolgen sind. Sie leben, fernab ihrer Heimat, in Brasilien als Mitglieder des Fußballprojekts Pérolas Negras (Schwarze Perlen). Insgesamt kicken derzeit sieben Flüchtlinge für die Junioren der Pérolas. Das Projekt wird durch Spenden finanziert. So können die jungen Fußballer in Ruhe trainieren und zur Schule gehen. Für ihre Unterkunft und das Essen ist gesorgt. Rubém Cesar Fernandes hat das staatliche Projekt ins Leben gerufen: „Unsere Initiative ist ein Zeichen, dass Flüchtlinge Talente mitbringen.
    Sie haben einen Wert und stehen nicht nur für eine Gefahr, Bedrohung oder Terrorismus. Nein! Sie sind wertvolle Talente.“ Der 18-jährige Badio flüchtete aus Haiti. Er lebt seit fast drei Jahren mit einem Mitspieler auf wenigen Quadratmetern. An seiner Wand zeigt Badio, wer ihm Mut macht: Sein Freund Waby Angelo, der es geschafft hat, bei einem Profiklub anzuheuern. Waby kam auch als Flüchtling aus Haiti zu den Pérolas Negras, bis er einen Vertrag bei einem brasilianischen Profiklub erhielt. Wabys Schicksal, es macht in Brasilien gerade Schule: gestern Flüchtling, heute Profi.
    Indien: das gefährlichste Land der Welt für Frauen
    Autoren: Sibylle Licht, Oliver Feldforth
    Vor Kurzem erst hat diese schreckliche Nachricht Indien erschüttert: 17 Männer wurden festgenommen, weil sie über Monate ein elfjähriges Mädchen aus der Nachbarschaft vergewaltigt haben. Es scheint, als würde Indien die Gewalt gegen Frauen und Mädchen nicht in den Griff bekommen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Seit 2012 hat sich die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen fast verdoppelt. Jetzt will die Regierung dafür sorgen, dass die Frauen sich wehren können. Sie bietet Selbstverteidigungskurse an, in denen jungen Frauen beigebracht wird, wie sie sich gegen Angreifer zur Wehr setzen können. Das ist für viele Frauen und Mädchen absolutes Neuland, denn in den Familien bekommen sie oft noch beigebracht, dass es eben Schicksal sei oder schlechtes Karma, wenn sie von Männern belästigt werden.
    Niederlande: Verbrechensbekämpfung 3.0
    Autorin: Katharina von Tschurtschenthaler
    Morde aufklären, Hunderte Kilometer vom Tatort entfernt, bequem vom Büro aus: In den Niederlanden gehört das zur Ermittlungsarbeit der Kommissare. Mittels virtueller Realität können sich die Polizeibeamten an den Ort des Verbrechens beamen, sich frei im 3D-Modell des Tatorts bewegen und so den Tathergang genau rekonstruieren, ohne dabei physisch vor Ort zu sein. Eindrücke von der Polizeiakademie in Apeldoorn, wo die Ermittler für den Ernstfall trainiert werden.
    Taiwan: chinesische Dissidentin auf der Flucht
    Autorin: Annette Dittert
    Huang Yan ist aus China geflüchtet. Dort wurde sie seit Jahren verfolgt, von der Straße entführt und immer wieder gefoltert. Die Angst lässt sie aber auch hier in Taiwan nie ganz los, wo sie eigentlich sicher ist. Die Presbyterianische Gemeinde in Taipeh hat sie aufgenommen. Pastor Huang Che Yen hat ihr ein Zimmer besorgt, will, dass sie sich sicher fühlen kann, das erste Mal seit vielen Jahren. Aber die Angst vor dem chinesischen Regime wird sie auch hier nicht los. „Jeden Monat war ich mindestens zwei Wochen in Ketten. Daher kamen diese Wunden.
    Und dann haben sie andere Gefangene, Männer gerufen, die mussten meinen Kopf ans Metallbett drücken und mich dann so lange schlagen, bis mein Kopf nur noch eine dumpfe Masse war.“ Sie hier aufzunehmen, ist mutig. Von der Gemeinde und der Regierung. Denn China sieht den Schutz seiner politischen Dissidenten als offene Provokation. Huang Yan trifft Taiwans schwierige Situation unmittelbar. Denn aus Angst vor chinesischer Aggression hat die Regierung ihrem Aufenthalt nur vorübergehend zugestimmt. Drei Monate kann sie bleiben, danach muss sie weiterziehen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.08.2018NDR
  • Folge 4
    Schweiz: Rettung für das Bergdorf Corippo
    Autor: Wolfgang Wanner
    In Corippo, der kleinsten Schweizer Gemeinde, leben gerade noch zwölf Menschen. Nun aber gibt es einen Plan, wie das vom Aussterben bedrohte Tessiner Dorf im schönen Verzascatal gerettet werden könnte: mit einem besonderen Hotelprojekt als „Albergo Diffuso“. Das halbe Dorf, ein „Hotel“: alte, seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnte Einzimmerhäuschen sollen zu Hotelzimmern werden, die engen Dorfgassen zu den „Korridoren“, die einzige Gaststätte zur Rezeption. Ein schöner Plan, nur die Finanzierung steht noch nicht ganz.
    Brasilien: heute Flüchtling, morgen Profi
    Autor: Matthias Ebert
    Sie sind dribbelstark und hoch motiviert. Eine Mannschaft gespickt mit spielerisch talentierten Flüchtlingen, die hungrig nach Erfolgen sind. Sie leben, fernab ihrer Heimat, in Brasilien als Mitglieder des Fußballprojekts Pérolas Negras (Schwarze Perlen). Insgesamt kicken derzeit sieben Flüchtlinge für die Junioren der Pérolas. Das Projekt wird durch Spenden finanziert. So können die jungen Fußballer in Ruhe trainieren und zur Schule gehen. Für ihre Unterkunft und das Essen ist gesorgt. Rubém Cesar Fernandes hat das staatliche Projekt ins Leben gerufen: „Unsere Initiative ist ein Zeichen, dass Flüchtlinge Talente mitbringen.
    Sie haben einen Wert und stehen nicht nur für eine Gefahr, Bedrohung oder Terrorismus. Nein! Sie sind wertvolle Talente.“ Der 18-jährige Badio flüchtete aus Haiti. Er lebt seit fast drei Jahren mit einem Mitspieler auf wenigen Quadratmetern. An seiner Wand zeigt Badio, wer ihm Mut macht: Sein Freund Waby Angelo, der es geschafft hat, bei einem Profiklub anzuheuern. Waby kam auch als Flüchtling aus Haiti zu den Pérolas Negras, bis er einen Vertrag bei einem brasilianischen Profiklub erhielt. Wabys Schicksal, es macht in Brasilien gerade Schule: gestern Flüchtling, heute Profi.
    Japan: von der Managerin zur Fischerin
    Autorin: Annette Dittert
    Nie hätte Yumi sich träumen lassen, dass sie sich einmal in einem kleinen Dorf an der Küste Japans niederlassen würde. Denn Yumi war noch bis vor Kurzem IT-Managerin in Tokio. Doch die Japanerin hat eine Mission: Sie will Leben in die toten Dörfer der Gegend bringen, vor allem die Fischerei vor dem Aussterben retten. Denn weil die jungen Leute in Japan in die Städte ziehen, gibt es hier kaum mehr Nachwuchs. Yumis Idee: Wo nicht genug Männer sind, einfach die Frauen ausbilden und aufs Meer schicken.
    Das aber kam erst gar nicht gut an. Gleichberechtigung, das ist in Japan nämlich gerade auf dem Land für viele Menschen noch immer ein Fremdwort. Aber Yumi hat sich durchgesetzt, mittlerweile sprechen selbst die alten Fischer mit ihr. Und sie hat eine erste Auszubildende: Rimi. Sie ist hier geboren und wollte schon als kleines Mädchen Fischerin werden. „Ich liebe das Meer und die Fische, und ich hab schon immer viel lieber körperlich gearbeitet und war aktiv, statt so Mädchensachen zu machen.“
    Afghanistan: ein Bus voller Geschichten
    Autor: Oliver Feldforth
    Der blaue Bus verspricht Hoffnung für die Kinder in Kabul. Jeden Tag hält er mehrmals in den Wohngebieten der afghanischen Hauptstadt. Zwei bis drei Stunden lang können die Kinder aus der Nachbarschaft dann eine Welt kennenlernen, die sonst in ihrem Leben kaum vorkommt, und ihre Nase in Bücher stecken. 300 Kindern schauen täglich im Bus vorbei. Freshta Karim hat die Bücherei im Bus mit Spendengeldern aufgebaut. Sie konnte in Oxford studieren, nachdem ihre Familie aus Afghanistan geflohen war. Doch die engagierte junge Frau kam freiwillig zurück in ihre Heimat, denn sie will ihren Landsleuten Mut machen: „Wir versuchen hier zwei Dinge: Am Anfang geben wir den Kinder überhaupt einmal Zugang zu Büchern und zu kritischem Denken, und wir versuchen auch, Politik zu verändern.
    Unser Ziel ist eine Gesellschaft, die sich ihre eigenen Gedanken macht.“ Die Analphabetenrate ist in Afghanistan mit mehr als 60 Prozent eine der höchsten der Welt. Jedes dritte Kind kann nicht lesen und schreiben. Daher liest Freshta Karim auch viel vor.
    Lesotho: Afrikas Skiparadies
    Autor: Thomas Denzel
    Das 3.200 Meter hoch gelegene Afriski Mountain Resort ist eines von nur zwei Skigebieten im südlichen Afrika. Auf der Südhalbkugel ist jetzt Winter, im Bergkönigreich Lesotho ist es kalt genug für Schnee. Nur mit dem Niederschlag hapert es manchmal, also hilft man auch hier mit Schneekanonen nach. Und es gibt nur eine einzige Abfahrt, die nur wenige Hundert Meter lang ist. Aber „Afriski“ ist beliebt bei ausländischen Touristen, die von sich sagen können wollen, einmal eine afrikanische Abfahrt genommen zu haben. Und bei Einheimischen aus dem südlichen Afrika, die erst einmal zu Hause ihr Talent testen wollen, bevor sie den großen Skiurlaub in Übersee wagen.
    Das sind meist wohlhabende Weiße aus dem benachbarten Südafrika. Doch inzwischen hat auch die schwarze Jugend in Lesotho das Pistenfieber gepackt: Thabang Mabari, neun Jahre alt, verbringt jede freie Minute auf den Brettern und stürzt sich furchtlos in den Hang. Der Skipass wäre eigentlich für ihn viel zu teuer, doch da seine Eltern im Resort arbeiten, ist das Skifahren für ihn kostenlos. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.08.2018NDR
  • Folge 5
    Schweiz: Abspeckkur für Kühe
    Autor: Wolfgang Wanner
    Man mag es kaum glauben: Die Schweizer sind mit ihren Kühen nicht mehr glücklich. Jedenfalls Michael Schwarzenberger von der Interessengemeinschaft Neue Schweizer Kuh. Die Kühe werden jedes Jahr um etwa 0,4 Zentimeter größer und damit auch schwerer. Viele von ihnen sind heute über 1,60 Meter groß und bringen stolze 800 Kilogramm auf die Waage. Das hat Folgen: Die Kühe sind zu schwer für den zarten Alpenwiesenboden, zu breit für die Ställe, zu anfällig für Krankheiten und zu gefräßig. Denn die hochgezüchteten „Turbokühe“ benötigen zusätzlich teures Kraftfutter. Michael Schwarzenberger setzt sich deshalb für andere Zuchtkriterien ein: Die neue Schweizer Kuh soll mittelgroß, gesünder und trotzdem effizienter sein.
    Nicaragua: ein Land am Rande des Abgrunds
    Autorin: Xenia Böttcher
    Im April begannen die Proteste gegen die Regierung, ausgelöst durch eine Rentenreform. Der linksnationalistische Präsident Ortega sieht sich seit Monaten Massenprotesten ausgesetzt, die von Polizei und Paramilitärs regelmäßig niedergeschlagen werden. Bis jetzt gab es mehr als Tausende Verletzte und nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen rund 450 Tote. Die Vereinten Nationen verurteilen das Verhalten des Präsidenten. Sie werfen ihm, die „unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt, die sich manchmal in außergerichtlichen Hinrichtungen niederschlägt“, das „Verschwindenlassen“ von Menschen, „massenhafte willkürliche Inhaftnahme“ sowie „Folter und Misshandlungen“ vor. Die Monate der Demonstrationen und der Gewalt haben das südamerikanische Land tief gespalten. Korrespondentin Xenia Böttcher berichtet aus einem Land, das im Chaos zu versinken droht, obwohl es einst zu den stabilsten Ländern Südamerikas zählte.
    Schweden: Rechtsruck nach der Wahl?
    Autor: Christian Stichler
    Die Provinz Dalsland war früher einmal eine florierende Gegend mit gut laufender, typisch schwedischer Kleinindustrie. Heute ist der Niedergang dieser Gegend Symbol für den Niedergang in vielen ländlichen Regionen Schwedens. Die jungen Leute wandern ab, Häuser stehen leer, Geschäfte und Schulen wurden geschlossen. Selbst die Polizei ist aus vielen Orten abgezogen. Die Menschen fühlen sich abgehängt, von „denen“ in Stockholm und Göteborg. Am 9. September wird in Schweden der Reichstag gewählt. In Dalsland liegt die rechtspopulistische Partei Schwedendemokraten bereits bei 20 Prozent. Meinungsumfragen lassen einen Rechtsruck in ganz Schweden erwarten.
    Japan: Tattoo-Verbot im Badehaus
    Autorin: Annette Dittert
    Nichts lieben die Japaner mehr als ihre Bäder, die Sentos. Hinein kommt aber nur, wer eine makellose Haut hat. Tattoos sind strengstens verboten. Tätowierungen gelten als Abzeichen der japanischen Mafia, der Yakuza. Die Betreiber der Bäder lassen niemanden mit Tattoo hinein, um so die Mafia herauszuhalten. Und das kommt gut an, berichten die Sento-Besucher „Weltbilder“-Reporterin Annette Dittert: „Wir wollen uns im Badehaus schließlich entspannen. Und wenn diese Leute hier herein dürften, würden wir uns sehr unwohl fühlen.“ Ausnahmen gibt es aber auch in Japan: Wenn das Tattoo klein ist, drückt der Bademeister ein Auge zu. Ansonsten verleiht er auch schon mal Ganzkörpershirts.
    Großbritannien: Krieg der Muschelfischer
    Autor: Gábor Halász
    Sie feuern Leuchtraketen aufeinander, werfen Steine und bedrängen sich auf See, im Ärmelkanal eskaliert ein Streit zwischen britischen und französischen Fischern und wird zum Politikum. Ein schwelender Konflikt unter Nachbarn. Denn französische Fischer müssen eine Schonzeit für Jakobsmuscheln zwischen Mai und Oktober einhalten, die für die britischen Fischer nicht gilt. Deshalb der Vorwurf der Franzosen: Die Briten lassen ihnen nichts übrig, schnappen ihnen den besten Fang weg! Doch die britischen Fischer fordern ihr Recht, vor der französischen Küste fischen zu dürfen und nun Begleitschutz und Hilfe von der Regierung. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.09.2018NDR
  • Folge 6
    Spanien: eine Stadt speckt ab
    Autorin: Natalia Bachmayer
    Übergewicht, Fettleibigkeit, dicke Kinder, wenn es um diese Themen geht, denkt man meist an Länder wie die USA oder Mexiko. Aber auch Spanien hat mit einer zunehmend übergewichtigen Bevölkerung zu kämpfen. Die Rate der besonders übergewichtigen Menschen hat sich dort in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Entsprechend sind auch Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzprobleme oder Diabetes auf dem Vormarsch. Narón, ein ehemaliges Fischerstädtchen in Galizien im Nordwesten Spaniens, stemmt sich gegen den Trend: Knapp 4.000 Menschen nehmen dort an einem besonderen Gesundheitsprojekt teil. Den Initiatoren geht es nicht ums Hungern und Quälerei beim Frühsport, sondern um Gemeinschaftssinn und Genussfreude. Und dabei haben fast alle Beteiligten ganz nebenbei auch die Traditionen ihrer Heimat wiederentdeckt.
    Frankreich: Briten als Dorfretter
    Autorin: Sabine Rau
    In der Dordogne und im schönen Südwesten Frankreichs ringsherum haben sich Zehntausende Briten niedergelassen. Und es werden immer mehr. Sie profitieren von den wesentlich günstigeren Grundstückspreisen, viele wollen aber auch den drohenden Folgen des Brexits entfliehen. In Frankreich dürfen sie sich willkommen fühlen, denn die Zuwanderer bringen neues Leben in sterbende Dörfer und retten historische Bausubstanz. Michel Bosdevesy, Bürgermeister von La Rochebeaucourt-et-Argentine, bemängelt nur eines: Dass die Engländer sich so schwer damit tun, Französisch zu sprechen.
    Bangladesch: Witwen ohne Rechte
    Autor: Oliver Feldforth
    Vor sieben Jahren tötete ein Tiger ihren Mann, von einem Tag auf den anderen musste Riyia Khatun ihre fünf Kinder allein versorgen. Bis zu 100 Männer sollen den großen Raubkatzen jedes Jahr in den Mangrovenwäldern im Südwesten von Bangladesch zum Opfer gefallen sein. Riyia ist nun eine von vielen sogenannten Tigerwitwen, ausgegrenzt in ihrem Dorf. Denn es herrscht großer Aberglaube in dieser Region. Viele im Dorf glauben, dass die Witwen Unglück bringen, ihren Männern und auch ihren ganzen Familien. Abul Hassan von Brot für die Welt hilft Riyia Khatun und den anderen Tigerwitwen, ihren Alltag zu meistern und selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Hilfe ist bitter nötig erklärt er.
    Brasilien: heute Flüchtling, morgen Profi
    Autor: Matthias Ebert
    Sie sind dribbelstark und hoch motiviert. Eine Mannschaft gespickt mit spielerisch talentierten Flüchtlingen, die hungrig nach Erfolgen sind. Sie leben, fernab ihrer Heimat, in Brasilien als Mitglieder des Fußballprojekts Pérolas Negras (Schwarze Perlen). Insgesamt kicken derzeit sieben Flüchtlinge für die Junioren der Pérolas. Das Projekt wird durch Spenden finanziert. So können die jungen Fußballer in Ruhe trainieren und zur Schule gehen. Für ihre Unterkunft und das Essen ist gesorgt. Rubém Cesar Fernandes hat das staatliche Projekt ins Leben gerufen: „Unsere Initiative ist ein Zeichen, dass Flüchtlinge Talente mitbringen.
    Sie haben einen Wert und stehen nicht nur für eine Gefahr, Bedrohung oder Terrorismus. Nein! Sie sind wertvolle Talente.“ Der 18-jährige Badio flüchtete aus Haiti. Er lebt seit fast drei Jahren mit einem Mitspieler auf wenigen Quadratmetern. An seiner Wand zeigt Badio, wer ihm Mut macht: Sein Freund Waby Angelo, der es geschafft hat, bei einem Profiklub anzuheuern. Waby kam auch als Flüchtling aus Haiti zu den Pérolas Negras, bis er einen Vertrag bei einem brasilianischen Profiklub erhielt. Wabys Schicksal, es macht in Brasilien gerade Schule: gestern Flüchtling, heute Profi.
    China: Umerziehungslager für Andersdenkende
    Autor: Michael Storfner
    Überwachungskameras, ständige Checkpoints, zahllose Sicherheitskräfte, Metalldetektoren vor Restaurants, Hotels und Moscheen. Alltag in der Provinz Xinjiang. Zehn Millionen Uiguren leben hier, ein muslimisches Turkvolk. Immer wieder kam es in der Provinz zu Unruhen. Es gab Hunderte Tote. Aus Sicht des Regimes in Peking sind uigurische Terrorgruppen für die Gewalt verantwortlich. Die Vereinten Nationen hingegen werfen China vor, massenhaft Uiguren in sogenannte Umerziehungslager zu stecken. Mehr als eine Million Angehörige des Turkvolkes würden in chinesischen Einrichtungen festgehalten, die geheimen Internierungslagern ähnelten, berichtete ein Menschenrechtsgremium der UN.
    In der chinesischen Staatszeitung „Global Times“ hieß es dagegen: In Xinjiang gebe es keinen Platz für „destruktive westliche öffentliche Meinung. Frieden und Stabilität müssen vor allem anderen kommen. Um dies zu erreichen, könnten alle Maßnahmen ergriffen werden.“ Dreharbeiten in der Provinz sind nahezu unmöglich. ARD-Korrespondent Michael Storfner hat es dennoch versucht und berichtet in den „Weltbildern“ über seine Eindrücke aus Xinjiang. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.09.2018NDR
  • Folge 7
    Nordkorea: als Journalist in der Diktatur
    Autor: Uwe Schwering
    Monatelang musste Korrespondent Uwe Schwering auf sein Visum warten, dann klappte es endlich. Mit Air Koryo flog er gemeinsam mit zahlreichen Journalistenkollegen nach Pjöngjang. Anlass der Reise: die Feiern zur Staatsgründung. Sein erster Eindruck nach der Landung ist, dass der internationale Flughafen dort modern und sehr sauber ist. Eine perfekte Kulisse für Journalisten und Touristen gleichermaßen. Aber die Welt hinter den Kulissen bekommt man nicht zu sehen: die Armut in weiten Teilen des Landes und auch die Rückständigkeit. Von nun an hat Uwe Schwering stets zwei Begleiter des Regimes an seiner Seite. In den „Weltbildern“ berichtet er ausführlich über seine Erfahrungen während der viertägigen Drehreise durch das ansonsten für Journalisten meist verschlossene Nordkorea.
    Russland: Rentenreform sorgt für Unmut
    Autorin: Birgit Virnich
    Putins Pläne, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, stösst auf breiten Unmut in Russlands Bevölkerung. Die Proteste gegen die Rentenreform halten an. Präsident Putin will das Rentenalter für Männer von 60 auf 65 und für Frauen von 55 auf 60 Jahre anheben. Umfragen zufolge lehnen 90 Prozent der Russen die Reform ab. In einigen Regionen liegt das Renteneintrittsalter nach der geplanten Reform höher als die durchschnittliche Lebenserwartung. Die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer in Russland beträgt 66 Jahre und für Frauen 77 Jahre. Viele werfen Putin nun Verrat vor. Denn er hatte versprochen, während seiner Amtszeit das Renteneintrittsalter beizubehalten. Seit 80 Jahren wurde es nicht verändert. Korrespondentin Birgit Virnich hat Rentner in St. Petersburg besucht, die sich bitter über die Reformpläne beschweren.
    Venezuela: verzweifelte Flucht nach Brasilien
    Autor: Matthias Ebert
    Hungersnot, Inflation, keine Jobs. Immer mehr Menschen flüchten aus dem wirtschaftlich schwer angeschlagenen Venezuela über die Grenze nach Brasilien. Oft unter schweren Bedingungen, nur mit dem Nötigsten, viele Familien machen sich mit kleinen Kindern auf den beschwerlichen Weg. Hilfe finden sie in den Flüchtlingslagern der UN, aber die Stimmung in der brasilianischen Bevölkerung kippt. Immer öfter schlägt den Nachbarn aus Venezuela Hass entgegen, zuletzt wurden sogar ihre Zelte abgebrannt. Eine Reportage aus dem Grenzgebiet. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.09.2018NDR
  • Folge 8
    Costa Rica: letzter Ausweg für Nicaraguaner
    Autorin: Xenia Böttcher
    In Costa Rica sind die Geflohenen aus Nicaragua allgegenwärtig. Sie betteln auf den Straßen, verkaufen billige Ware. 30.000 Menschen sind es laut Schätzungen. Besonders willkommen sind sie bei den Einheimischen nicht. „Es passen hier nicht so viele rein. Es kommen zu viele. Sie kommen, um zu verkaufen, und sie verkaufen sehr billig. Das ist nicht gut.“ So wie dieser Passant denken viele über die Flüchtlinge aus dem Nachbarland. Und so kam es bereits zu ersten fremdenfeindlichen Demonstrationen im Land. Der Konflikt in Nicaragua hingegen dehnt sich aus. Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht. Und so füllen sich die Fluchtunterkünfte in Costa Rica. Die Helfer sind am Rande der Erschöpfung.
    Spanien: gestohlene Babys
    Autorin: Natalia Bachmayer
    Unter dem Diktator Franco sind systematisch Neugeborene aus den Krankenhäusern verschwunden und für tot erklärt worden. Was in Spanien in den 1930er-Jahren als politische Säuberung begann, entwickelte sich über Jahrzehnte zum lukrativen Geschäft für Ärzte, Notare und die Kirche. Manche nicht regimetreuen Familien landeten während der Diktatur nicht nur im Gefängnis, sondern ihnen wurden auch ihre Kinder gestohlen. Es waren vor allem Frauen von ermordeten Republikanhängern, denen die Kinder geraubt wurden, um sie an Parteimitglieder zu geben. Doch der Handel mit Babys hörte auch nach dem Tod des Diktators 1975 nicht auf.
    In der jungen Demokratie machten mafiöse Verbindungen aus Ärzten, Anwälten und Geistlichen aus dem Kinderhandel ein Geschäft. Von den 1930er-Jahren bis in die 1990er-Jahre sollen in Spanien bis zu 300.000 Babys verkauft worden sein, schätzen Opferverbände. So warten Mütter, die nie daran glauben wollten, dass ihr Kind kurz nach der Geburt verstorben ist, bis heute auf Klarheit. Und Kinder, die erst Jahrzehnte nach ihrer Geburt erfuhren, dass ihre Eltern sich nur als solche ausgegeben haben, warten bis heute auf Gerechtigkeit.
    Brasilien: Sportreporterinnen gegen Machos
    Autor Matthias Ebert
    Journalistin Gabriela Moreira arbeitet als Sportreporterin in einer Männerwelt. Eine Frau, die sich seit sechs Jahren im wahrsten Sinne des Wortes durchbboxen muss. Es gebe eine Zunahme von Belästigungen, klagen sie und viele andere Reporterinnen, die über Fußball berichten. Mal werden sie bei einer Liveschalte einfach geküsst oder begrapscht, mal von männlichen Kollegen on-air ganz offen beleidigt. „Ich war einmal umringt von 40, 50 Fans, die mich ununterbrochen beschimpft haben. Sie schrien, dass sie mich vergewaltigen und im Bett schlagen wollen. Das Ganze ging 40 Minuten lang so.“ Alltag für Gabriela Moreira im fußballverrückten Brasilien. Doch die Journalistinnen wollen sich diesen Sexismus nicht länger bieten lassen und „schlagen“ nun zurück.
    Indonesien: ein Höllenjob: Schwefelstecher am Vulkan
    Autorin: Sandra Ratzow
    So könnte er wohl aussehen, der Eingang zur Hölle: blaue Flammen, hochgiftige Schwefelwolken, kochend heiße Dämpfe und Männer, die versuchen, diese Hölle zu bezwingen. Einer von ihnen ist Saleh. Sein Arbeitstag beginnt um kurz nach Mitternacht. Dann schleppt sich der 65-Jährige zwei Stunden lang hinauf zum Vulkan Ijen. Selbst mit einer Atemschutzmaske ist der Gestank kaum auszuhalten. Die giftigen Dämpfe beißen in Augen, Nase und Mund. Doch Saleh muss weiter Schwefelplatten abstechen. Der Vulkan bläst den Arbeitern beständig seinen giftigen Atem ins Gesicht. Aber aufgeben? „Nein, ich mache das, solange ich noch kann und hoffe, dass es meinen Kindern und Enkeln mal besser geht und dass sie ihren Träumen nachgehen können“, sagt Saleh.
    Am Ende des Tages erwartet ihn noch einmal ein richtiger Knochenjob. Der Abstieg mit 50 Kilo schweren Brocken auf dem Buckel. Die jüngeren tragen bis zu 90 Kilo, aber das schafft der 65-Jährige nicht mehr. Es ist wohl einer der härtesten Jobs der Welt, den viele nicht überleben. 50 Jahre ist die Lebenserwartung eines Schwefelstechers. Manche fallen einfach um oder stürzen ab, sagt Saleh. Für all die Plackerei bekommt er sechs Euro pro Tag. Gerade genug, um zu überleben.
    Niederlande: Hungersnot im Paradies
    Autor: Markus Preiß
    Wildpferde, Rothirsche und Heckrinder verhungern Jahr für Jahr. Im letzten Winter waren es 3.200 Tiere. Im niederländischen Naturschutzgebiet Oostvaardersplassen werden seit mehr als 20 Jahren Pflanzen und Tiere sich selbst überlassen. Mit verheerenden Folgen. Da sich die Herden stetig vermehren, finden sie nicht mehr genug Nahrung. Tierschützer kämpfen deshalb für eine Umsiedlung der Tiere, suchen in Europa Asyl für die Herden. Die Forstverwaltung dagegen kann die Aufregung nicht verstehen: Ein Naturschutzgebiet bestimme die ökologische Belastbarkeit selbst. Wer am klügsten mit dem Futter umgehe, überlebe. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.09.2018NDR
  • Folge 9
    Bulgarien: Rentnerparadies für Deutsche?
    Autor: Paul Tutsek
    Zahlreiche Deutsche wandern im Alter nach Bulgarien aus, weil das Leben dort billiger ist. Doch nicht immer geht die Rechnung auf. Wenn die Kosten steigen und einen keiner mehr versteht, platzt der Traum. Doch nach Deutschland führt oft kein Weg zurück.
    Ägypten: Boxerin im Ring und im Leben
    Autor: Daniel Hechler
    Mit 15 Jahren wagte Nadia Abdel Hamd den Tabubruch und gewann ihren ersten Boxtitel. Heute ist sie 28 Jahre alt und boxt nicht nur im Ring, sondern kämpft sich auch durch eine erzkonservative Gesellschaft. Als erste Frau trainiert sie auch männliche Boxer und schrieb so in Ägypten Geschichte. Ihre Karriere sorgte bei Freunden und Familien für Kopfschütteln: Warum verhältst du dich nicht wie andere Mädchen, hört sie oft.
    Schweiz: Wie Versicherungskonzerne ihre Kunden ausspähen
    Autor: Henning Winter
    In Steuerfragen legen die Schweizer großen Wert auf Bankgeheimnis und Persönlichkeitsrecht. Bei Sozialversicherungsangelegenheiten ist es ganz anders. Versicherungen können ihre Kunden legal ausspähen und überwachen, wenn sie das für angemessen halten, zum Beispiel, weil sie deren Angaben nicht für glaubwürdig halten. Sehr weitgehend und, bis auf wenige Ausnahmen, ohne richterliche Erlaubnis. Manche Eidgenossen verteidigen die Überwachung, weil so Missbrauch eingedämmt werden könne. Andere halten die Schnüffelei für unerträglich. Denn die meisten Observierten sind unschuldig. Im November gibt es darüber einen Volksentscheid.
    Fankreich Polizei überfordert
    Autorin: Susanna Dörhage
    Rund 65 Polizisten haben sich in Frankreich im letzten Jahr das Leben genommen. Die Serie islamistischer Terroranschläge, die das Land seit 2015 erlebt hat, hat den Druck auf die Polizisten enorm erhöht.
    China: Das Schlangendorf
    Autor: Michael Storfner
    Im Dorf Zisiqiao dreht sich alles um die Schlange. Drei Millionen Tiere werden hier im Jahr gezüchtet, verhelfen den Bewohnern zu Reichtum. Denn Schlangenschnaps, -pulver oder -creme sind Verkaufsschlager, sollen bei Hautproblemen, Potenzschwäche oder gegen das Altern helfen. Die Idee zu diesem Schlangenimperium hatte Herr Yang. Er hat längst ausgesorgt, kümmert sich mittlerweile um das örtliche Schlangenmuseum und hat den Tieren sogar ein Denkmal gebaut. Als Dank dafür, dass sie sich für die Menschen opfern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.10.2018NDR
  • Folge 10
    Brasilien: „Tropen-Trump“ gegen Ureinwohner
    Autor: Matthias Ebert
    Die brasilianische Indigenenbehörde Funai schätzt, dass noch 100 isolierte Stämme im Urwald Brasiliens leben. Im gesamten Amazonasgebiet mit Ecuador und Peru, Venezuela und Guyana gehen Verbände sogar von 150 Gruppen aus. Eigentlich soll die staatliche Indigenenbehörde FUNAI alle Indigenen und ihre Gebiete schützen. Doch ihr werden seit Jahren die Mittel gekürzt. Im Bundesstaat Rondonia gab es 2010 noch 30 FUNAI-Mitarbeiter, heute sind es zwei. Diese haben zwar polizeiliche Rechte und dürfen Wilderer und Eindringliche festnehmen, aber ohne Mittel und Mitarbeiter ist das eine Sisyphusaufgabe. Im Wahlkampf schlägt Jair Bolsonaro, führender Präsidentschaftskandidat und ein als „Tropen-Trump“ verspotteter Populist, aggressive Töne an: „Wenn ich gewählt werde, gibt es keine Schutzgebiete mehr für diese Indianer.“ Keine guten Aussichten für Brasiliens letzte Ureinwohner.
    Indonesien: Karriere mit Kakao
    Autorin: Sandra Ratzow
    Frau, Unternehmerin, erfolgreich. Das ist im tief patriarchalisch geprägten Indonesien keine Selbstverständlichkeit. Deshalb ist Sabrina Mustopo hier längst ein Vorbild. Die 33-Jährige hat vor fünf Jahren ihre eigene Firma in Jakarta gegründet. Sie lässt Edelschokolade herstellen. Obwohl Indonesien das weltweit drittgrößte Anbauland von Kakao ist, gibt es so gut wie keine einheimischen Kakaoprodukte. Das wollte die Unternehmerin, die einen Abschluss in Landwirtschaft und Ernährungswissenschaften der US-Elite-Uni Cornell hat, unbedingt ändern. Nach fünf Jahren hat sie inzwischen 50 Angestellte und arbeitet mit mehr als 200 Kakaobauern zusammen, produziert unter anderem Chili- und Pfefferschokolade für den Export. In nachhaltiger Produktion und Qualität sieht sie das Potenzial für die indonesische Wirtschaft und kämpft dabei gegen mangelnde Infrastruktur und Korruption im Land.
    Frankreich: Polizei unter Druck
    Autorin: Susanna Dörhage
    Rund 65 Polizisten haben sich in Frankreich im vergangenen Jahr das Leben genommen. Die Serie islamistischer Terroranschläge, die das Land seit 2015 erlebt, hat den Druck auf die Polizisten enorm erhöht. Ein Bericht des französischen Parlaments spricht von einer schweren Krise bei den Sicherheitsbehörden. Die Polizei in Frankreich lebt seit fast vier Jahren im Ausnahmezustand. Für die Beamten sollen sich dadurch derzeit fast 22 Millionen Überstunden angehäuft haben. Durch Überarbeitung und mangelhafte Ausrüstung fühlen sich viele der Gewalt auf den Straßen nicht mehr gewachsen, so der Parlamentsbericht. Denn in den Vorstädten bei den Migranten gerate die Polizei immer stärker selbst ins Visier.
    Belgien: Erfolg bei Organspenden
    Autorin: Cornelia Kolden
    Sieben bis acht Jahre wartet ein Patient in Deutschland durchschnittlich auf ein Organ für eine Transplantation. Für die meisten zu lange. Sie sterben, weil es zu wenig Spenderorgane gibt. Anders in Belgien, denn dort gilt seit 1986 jeder Bürger automatisch als Organspender. Wer das nicht will, muss dies seinen nächsten Angehörigen mitteilen oder besser noch das amtlich registrieren lassen. Mit diesem Gesetz gab es für Patienten sofort viel bessere Chancen, noch rechtzeitig ein Transplantat zu bekommen. Und davon profitierten auch andere Länder, mit denen Belgien über Eurotransplant zusammenarbeitet. Anders als in Deutschland haben die Belgier offenbar mehr Vertrauen in ihr System. Nur eine von vier Familien spricht sich gegen eine Organspende aus. Und das geht auch nur, wenn der Verstorbene es so gewünscht hat.
    Türkei: Mütter-Proteste verboten
    Autorin: Katharina Willinger
    Zum 700. Mal wollte sich die Gruppe der „Samstagsmütter“ am Galatasaray-Platz in Istanbul treffen. Sie demonstrieren hier wöchentlich gegen das Verschwinden ihrer Angehörigen in Polizei- oder Untersuchungshaft und fordern Aufklärung. Doch an diesem Tag wird das Treffen plötzlich verboten. Die Frauen kommen dennoch, zusammen mit Hunderten Unterstützern, darunter auch Abgeordnete der Oppositionsparteien HDP und CHP. Unter den Demonstrantinnen ist auch die 82-jährige Emine Ocak. Ihr Sohn Hasan, ein linker Aktivist, wurde 1995 bei schweren Auseinandersetzungen im Istanbuler Stadtviertel Gazi festgenommen. Wochen später wurde bekannt, dass er tot ist, vermutlich war er gefoltert worden. Die Hintergründe wurden nie aufgeklärt, wie in vielen Fällen, die die „Samstagsmütter“ bewegen. Dass ihr Protest jetzt verboten wurde und Polizei mit Tränengas auf sie losging, hinterlässt die Frauen ratlos und wütend. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.10.2018NDR
  • Folge 11
    Polen: Impfgegner machen mobil
    Autor: Stephan Stuchlik
    Was in Deutschland nur Streitthema von Eltern ist, geht in Polen jetzt ins Parlament: die Abschaffung der Impfpflicht. Die Bürgerinitiative gegen das Impfen brachte das Projekt mit 120.000 Unterschriften im Juli im Sejm ein, nun folgen die Lesungen im Parlament und die Ausschusssitzungen. Die Argumente, die lautstark ausgetauscht werden, sind altbekannt, jedoch ist in Polen die Zahl der Impfverweigerer drastisch gestiegen: Seit 2010 hat sie sich nach offiziellen Zahlen verzehnfacht, die Dunkelziffer wird noch höher geschätzt. Das Gesetz hat Aussichten auf Verabschiedung, obwohl Ärzte und die obersten Gesundheitsbehörden des Landes heftig protestieren.
    Türkei: Mütter-Proteste verboten
    Autorin: Katharina Willinger
    Zum 700. Mal wollte sich die Gruppe der „Samstagsmütter“ am Galatasaray-Platz in Istanbul treffen. Sie demonstrieren hier wöchentlich gegen das Verschwinden ihrer Angehörigen in Polizei- oder Untersuchungshaft und fordern Aufklärung. Doch an diesem Tag wird das Treffen plötzlich verboten. Die Frauen kommen dennoch, zusammen mit Hunderten Unterstützern, darunter auch Abgeordnete der Oppositionsparteien HDP und CHP. Unter den Demonstrantinnen ist auch die 82-jährige Emine Ocak. Ihr Sohn Hasan, ein linker Aktivist, wurde 1995 bei schweren Auseinandersetzungen im Istanbuler Stadtviertel Gazi festgenommen. Wochen später wurde bekannt, dass er tot ist, vermutlich war er gefoltert worden. Die Hintergründe wurden nie aufgeklärt, wie in vielen Fällen, die die „Samstagsmütter“ bewegen. Dass ihr Protest jetzt verboten wurde und Polizei mit Tränengas auf sie losging, hinterlässt die Frauen ratlos und wütend.
    Nepal: soll Sextourismus gefördert werden?
    Autor: Peter Gerhardt
    Prostitution soll legalisiert werden. Mit dieser Forderung trat der Ministerpräsident der Provinz Pokhara eine hitzige Diskussion los. Wie fast alle südasiatischen Länder ist auch Nepal in gesellschaftlicher Hinsicht ein konservatives Land und war bislang eher nicht für seine lockere Sexualmoral bekannt. Doch mit dem Anstieg des Tourismus im Himalaja nimmt auch der Sextourismus zu. In der Touristenhochburg Pokhara arbeiten geschätzt etwa 10.000 Frauen als Prostituierte, die mit ihrem Einkommen oft ganze Familien finanzieren. Sie werden von der Polizei schikaniert und würden es daher begrüßen, wenn ihre Arbeit legal würde. Unterstützt wird diese Forderung von den Geschäftsleuten der Stadt, die sich einen Anschub für den Tourismus erhoffen. Genau davor graut es konservativen Politikern, die im Vorstoß des Ministerpräsidenten nichts anderes sehen als ein staatliches Förderprogramm für Sextourismus.
    Malta: der Fall Daphne Caruana Galizia
    Autorin: Ellen Trapp
    Sie war eine einsame Kämpferin gegen Korruption, Betrug und Geldwäsche: Daphne Caruana Galizia. Von vielen auf Malta wurde die resolute Investigativjournalistin gehasst und bekämpft. Vor einem Jahr wurde sie durch eine Autobombe getötet. Doch bislang ist nicht klar, wer den Auftrag zur Ermordung der Journalistin gab. Es gab Vermutungen, dass maltesische Regierungsvertreter in den Fall verwickelt seien, da Caruana Galizia mit ihren Recherchen zu den „PanamaPapers“ auch Premierminister Muscat und seine Ehefrau Michelle belastet hatte. Wie steht es um die Aufklärung des Verbrechens?
    Indonesien: Totenkult auf Sulawesi
    Autorin: Sandra Ratzow
    Es ist eine geheimnisvolle Welt hoch oben in den Bergen der Insel Sulawesi. Hier lebt das Volk der Toraja. Ihre Traditionen sind jahrhundertealt, ihre Totenrituale legendär. Maria Ranti war 95 Jahre alt, als sie 2015 starb. Heute wird ihr Sarg erstmals wieder geöffnet, denn es ist Zeit für „Ma’nene“, die Reinigung der Toten. Nichts für empfindliche Nasen. Mit Lieblingshandtasche und Hut soll die Tote nun ein paar Stunden mit ihrer Familie verbringen. Hier gilt das als ein Zeichen der Nächstenliebe. Im Dorf Lempo Poton ist im März mit 91 Jahren der Lehrer Elias Tande gestorben.
    Seine Frau Ester bewahrt den Leichnam zu Hause auf. Gut einbalsamiert. Bis zur Trauerfeier kann es noch Monate dauern. Bis dahin gilt er nicht als tot sondern als makula, krank. Der Tod ist bei den Toraja kein abruptes Ende, sagt Ester Butu, sondern der Beginn eines langen Prozesses, Lebewohl zu sagen. „Wenn ich in den Sarg schaue, habe ich das Gefühl, dass er irgendwie immer noch da ist. Die ganze Familie hat Zeit, langsam Abschied zu nehmen. Die Kinder und die Enkel kommen oft vorbei und dann sitzen wir bei ihm, bis wir irgendwann bereit sind, ganz loszulassen.“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.10.2018NDR
  • Folge 12
    Australien: offizielle Entschuldigung für Missbrauch
    Autorin: Sandra Ratzow
    Die australische Stadt Ballarat, früher eine Goldgräbersiedlung, ist heute Symbol für den bis in die 1990er-Jahre weit verbreiteten Missbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche in Australien. Gegen 17 Priester wird in Ballarat ermittelt, 196 Opfer haben sich bisher trotz des Stigmas gemeldet. Erst sieben Priester sind bisher verurteilt. „Es war die Hölle auf Erden. Zwölf Mitschüler aus meiner Klasse haben sich später umgebracht. Ich wusste, wenn ich nicht aus der Klasse genommen und missbraucht wurde, dann traf es einen anderen Jungen.
    Oft war ich dann richtig erleichtert, wenn er einen anderen Jungen mitgenommen hat. Es war einfach ein furchtbarer Ort“, so beschreibt eines der Opfer sein Leben als Kind, das ihn noch heute schwer beeinträchtigt. Der australische Premierminister Scott Morrison will sich nun offiziell bei allen Opfern für den sexuellen Missbrauch von Kindern in staatlichen, kirchlichen und anderen Einrichtungen entschuldigen. Viele Opfer lehnen die „Nationale Entschuldigung“ jedoch als unzureichend oder unbedeutend ab.
    Großbritannien: die Rechtsradikalen im Aufwind
    Autor: Gábor Halász
    Tommy Robinson ist eine Ikone der rechten Szene in Großbritannien. Ein bereits mehrfach verurteilter Straftäter. Seine Botschaften sind rechtsextrem und rassistisch. Doch bei Facebook und YouTube verkleidet der verurteilte Straftäter diese modern. Aufmerksamkeit ist seine Währung. Vor laufender Kamera stellt er Menschen bloß, taucht vor Gerichten auf, aber nur dann, wenn Muslime angeklagt sind. Jetzt steht er selbst wieder vor Gericht. Und das bringt ihm und der rechten Szene in Großbritannien wieder die ersehnte Aufmerksamkeit.
    Afghanistan: Wahlen unter Extrembedingungen
    Autor: Peter Gerhardt
    „Die biometrischen Geräte zur Kontrolle der Stimmabgabe haben nicht richtig funktioniert, an einigen gab es gar keine Geräte. Einige Namen von Wahlberechtigten erschienen gar nicht auf den Listen, überall gab es Probleme“. So berichtet ein junger Wähler von der Parlamentswahl in Afghanistan. Terroranschläge und Gewalt überschatteten 17 Jahre nach dem Ende des Taliban-Regimes die Wahlen. Trotzdem gingen viele, vor allem viele junge Leute zur Wahl. Sie hoffen auf bessere Lebensbedingungen in Afghanistan und auf ein Ende von Krieg und Terror. So wie die 32-jährige Mariam Sulimankhail. Sie hat sich sogar als Kandidatin zur Wahl gestellt. Ob sie die Zukunft ihres Landes aus dem Parlament heraus gestalten kann, erfährt sie allerdings erst in einigen Wochen.
    Brasilien: Stimmung gegen Transsexuelle
    Autor: Matthias Ebert
    Indianara Siqueira ist Brasiliens bekannteste Transsexuelle. Mehr als 20 Jahre lang schon kämpft Indianara für die Rechte von Brasiliens Transsexuellen. Doch jetzt im Wahlkampf spürt sie erstmals wieder Angst. Mitten in Rio de Janeiro leitet sie ein Heim für Transsexuelle. Ein Zufluchtsort für diejenigen, die ihre besondere Sexualität sonst nirgendwo offen ausleben können. Hier finden sonst Seminare statt und Nähkurse. Jetzt aber herrscht Sorge, wie es mit Brasilien weitergeht: „Die Bedrohungen, die wir in den 1980er-Jahren der Militärdiktatur erlebt haben, sind wieder da. Die Aggressionen, die Schläge, die Morde, die Rufe, dass man uns umbringen wolle.
    Jetzt, wo Jair Bolsonaro Präsident wird, kehrt die Barbarei zurück“. Jair Bolsonaro, Brasiliens haushoher Favorit bei der Präsidentschaftswahl, äußert sich immer wieder rechtsextrem und hetzt ganz offen gegen Minderheiten wie Trans- und Homosexuelle. So krakeelt er im Wahlkampf: „Es kann nicht angehen, dass sich zwei Frauen oder Männer vor meinen Augen in einem Restaurant küssen. Die wollen Privilegien. Als hätten sie einen Sonderstatus. Ich sage mit Stolz, dass ich homophob bin“. Anhänger des Kandidaten haben im Wahlkampf Minderheiten und politische Gegner bereits tätlich angegriffen.
    Eritrea: Frieden mit Äthiopien
    Autorin: Sabine Bohland
    Vor wenigen Wochen haben Äthiopien und Eritrea einen Friedensvertrag unterzeichnet und damit einen jahrzehntelangen Krieg beendet. Ein Abkommen, in das viele Menschen in beiden Ländern große Hoffnungen setzen. Samuel Habte zum Beispiel, der in der Asmara, der Hauptstadt Eritreas, lebt. Zum ersten Mal trifft er seine Cousinen aus Äthiopien, mit ihnen will er das christlich-orthodoxe Meskelfest begehen. „Ich bin glücklich. Es fühlt sich an, als ob ein Teil meines Körpers, der amputiert war, nun wieder da ist“, sagt er.
    An der Grenze machen die Ersten bereits gute Geschäfte mit dem neuen Frieden. Fliegende Händler kaufen und verkaufen vor allem Weizenmehl und Nudeln. Auf der anderen Seite in Äthiopien freuen sie sich, dass sie mit dem Friedensvertrag endlich auch Zugang zu einem eritreischen Hafen haben und auf diesem Weg ihre Exportwaren umschlagen können. Auch wenn der lange Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien tiefe Wunden geschlagen hat, hoffen jetzt viele auf den Frieden. Sabine Bohland berichtet über die Hoffnung der Menschen in Eritrea. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.10.2018NDR
  • Folge 13
    Indien: der dreckigste Job der Welt
    Autor: Peter Gerhardt
    Kanalarbeiter in Delhi steigen in die Abwasserkanäle hinab, kriechen durch die mit Fäkalien verstopften Rohre oder sorgen mit bloßen Händen dafür, dass Filter von Kläranlagen in Industriebetrieben wieder frei sind. Das alles ohne Schutzkleidung und ohne Pumpen. Bei den Dalits in Indien formiert sich nach einer Reihe von Todesfällen jetzt erstmals Protest. Die Gesetze haben sie auf ihrer Seite. Denn eigentlich gibt es klare Vorschriften, dass die Abwasserkanäle nur mit entsprechender Ausrüstung zu betreten sind, die vor den giftigen Dämpfen schützen. Nur hält sich bislang keiner daran.
    Brasilien: Rechtsextremer an der Macht
    Autor: Matthias Ebert
    Der ultrarechte Jair Bolsonaro hat mit komfortablem Vorsprung die Stichwahl in Brasilien geworden. Seine Wahl stellt die Zukunft der fünftgrößten Demokratie der Welt infrage. Zwei Tage nach der Wahl fragen die „Weltbilder“, ob es zu den befürchteten Straßenschlachten gekommen ist und wovor die Gegner Bolsonaros sich jetzt am meisten fürchten müssen.
    Russland: Nomaden zwischen Tradition und Moderne
    Autorin: Birgit Virnich
    Das indigene Volk der Nenzen lebt auf der russischen Halbinsel Jamal in der Arktis. Die Nomaden ziehen wie seit Jahrhunderten hinter ihren Rentieren durch die karge Landschaft. „Nach drei Tagen werden wir weiterziehen, sonst verderben wir den Boden“, sagt Nekotscha, eine der Rentierzüchterinnen. Doch jetzt ändert sich das Leben der Nenzen dramatisch: Durch den Klimawandel kann in der Arktis zukünftig Gas gefördert werden. Und die Kinder der Nenzen werden wohl eher in den geplanten Förderanlagen arbeiten. „Sie werden in der Zukunft wohl kaum so viele Rentiere haben wie wir, denn in der Tundra werden immer mehr Bohrtürme hochgezogen“, glaubt Nekotscha. Ihr Sohn, der zehnjährige Raman, verlässt die Familie, weil er in der nächsten Kreisstadt in die Schule geht. Er wird anders leben als seine Eltern. Birgit Virnich hat die Nenzen besucht und erzählt von ihren Sorgen und Hoffnungen.
    Südafrika: vom Verbrecher zum Vorbild
    Autor: Thomas Denzel
    Als Teenager trug Sihle Tshabalala ständig Waffen. Er war Gangster. Gewalt prägte seinen Alltag. In Langa, einem Armenviertel vor den Toren Kapstadts, ist das bis heute nichts Außergewöhnliches. Jeder zweite Jugendliche ist hier arbeitslos. Es sei fast unmöglich der Kriminalität zu entkommen, erzählt Tshabalala „Ich habe mit Überfällen auf Läden und Geldtransporte angefangen als ich 16 war. Ich konnte mir zwei Autos leisten, ein Apartment in der Stadt und Designerklamotten“, sagt Tshabalala. Nach ein paar Jahren landete er im Gefängnis. Er verbrachte elf Jahre hinter Gittern. Dort hatte er viel Zeit zum Nachdenken. Er wollte ein neues, ein anderes, ein gewaltloses Leben führen.
    Er träumte davon, eine Computerschule zu eröffnen. Heute ist dieser Traum wahr geworden. Tshabalala begeisterte Banken und Unternehmer von seiner Idee. Nun unterrichtet er im Armenviertel Programmieren. Seine Schüler sind bei IT-Unternehmen gefragt. Heute gehört Tshabalala wieder ein schickes Auto, so wie damals, als er Verbrecher war. Wenn er damit durch das Viertel fahre, dann sende er damit eine andere Botschaft an die Nachbarn als früher: „Meine Botschaft heute ist, dass du den Lebensstil, den du dir wünschst auch auf legalem Weg erreichen kannst. Wenn du nur hart genug arbeitest für deine Ziele, Visionen und Träume.“
    Großbritannien: Brexit bedroht Forschungsstandort
    Autorin: Hanni Hüsch
    Nur noch wenige Monate, dann ist es so weit: Das Vereinigte Königreich sagt „Bye bye“ zur Europäischen Union. Wie verändert der bevorstehende Brexit das Leben auf der Insel? Eine Tendenz scheint schon jetzt klar: Immer mehr junge, hochqualifizierte Leute wollen ihre Heimat verlassen. Und renommierte Forschungsinstitute wie die Cambridge University fürchten den Verlust europäischer Fördergelder. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.10.2018NDR
  • Folge 14
    USA: Zwischenwahlen: kippt die Stimmung gegen Trump?
    Autor: Hendrik Backhus
    Die Midterm-Wahlen in den USA gelten als Stimmungsbarometer, vor allem für die Politik des Präsidenten. In der Mitte einer Präsidentschaft gehen die Wählerinnen und Wähler an die Urne und bestimmen so unter anderem ihre Abgeordneten für den US-Kongress. „In dieser Wahl entscheidet ihr über mich“, sagt Donald Trump auf jeder Wahlkampfveranstaltung, obwohl sein Name auf keinem Stimmzettel steht. Aber sollte sich durch diese Wahl die Mehrheit der Republikaner im Kongress zugunsten der Demokraten verschieben, wäre das für den republikanischen Präsidenten eine Niederlage. Gelingt dies den Demokraten aber nicht, wäre es eine Bestätigung für Donald Trumps Politik.
    USA: Initiative will Wahlrecht für Straftäter erkämpfen
    Autorin: Claudia Buckenmaier
    Wer in Florida im Gefängnis gesessen hat, verliert sein Bürgerrecht, zu wählen. Lebenslang! 1,5 Millionen Menschen dürfen wegen ihrer Vorstrafen nicht wählen. Eine Initiative hat es nun geschafft, dass parallel zu den Kongresswahlen am 6. November über eine Verfassungsänderung abgestimmt wird. In der geht es darum, dass auch verurteilte Straftäter wieder wählen dürfen, so lange sie nicht einen Mord oder ein Sexualdelikt begangen haben. Doch die Gegner der Änderung machen ebenfalls mobil: Nur diejenigen, die nicht wegen Straftaten verurteilt worden seien, haben das Recht zu wählen. Claudia Buckenmaier berichtet über den Kampf um das Wahlrecht.
    Philippinen: Tacloban fünf Jahre nach der Katastrophe
    Autor: Uwe Schwering
    Vor fünf Jahren wütete der Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen. Der Tropensturm forderte Tausende Menschenleben, vier Millionen Menschen verloren ihr Zuhause. Die Stadt Tacloban wurde fast vollständig zerstört. Fünf Jahre nach der Katastrophe ist Uwe Schwering in die Region gereist, um zu sehen, wie die Menschen heute nun dort leben.
    Südafrika: ein Hochhaus im Wandel der Zeit
    Autor: Thomas Denzel
    Bei seiner Eröffnung 1975 war der sogenannte Ponte Tower in Johannesburg das höchste Wohnhaus Südafrikas. Damals im Apartheidstaat ausschließlich für weiße Mieter. 55 Stockwerke und innen hohl. Eine der schicksten Adressen der Stadt. Heute sind die meisten Mieter schwarz, Vertreter des neuen schwarzen Mittelstands. Die meisten Weißen trauen sich noch nicht wieder hierher. Denn die Gegend rund um das Haus gilt als sehr gefährlich. Junior Ndanganeni zeigt sein Zuhause. Oder genauer: dessen Innenhof, Architektur wie aus einem Science-Fiction-Film. Der Bewohner erzählt: „Früher waren die Bewohner zu faul, zum Mülleimer zu gehen.
    Es war ganz normal, dass jeder seinen Abfall einfach hier in den Innenhof warf.“ Fünf Stockwerke hoch stapelte sich der Müll. Kriminelle Gangs nisteten sich damals in das Wohnhaus ein. Irgendwann gaben die Besitzer den Kampf gegen die illegalen Besetzer auf. Vor zehn Jahren aber kamen die Reinigungstrupps, neue Besitzer übernahmen wieder die Kontrolle. Und heute lebt hier die schwarze Mittelschicht, denn die Mieten hier sind noch nicht wieder so hoch wie in den goldenen Anfangszeiten des Towers.
    Jemen: schwere Hungersnot
    Autor: Alexander Stenzel
    Im Windschatten der Khashoggi-Affäre bereitet Saudi-Arabien eine neue Offensive auf die Hafenstadt Hodeida vor. Über dieses Nadelöhr kommen die meisten Hilfslieferungen. Schon jetzt steht das Land vor einer schweren Hungersnot. Laut UN sind schon bald 14 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. In Hajjah, westlich von Jemens Hauptstadt Sanaa, ernähren sich die Menschen bereits von Gras und Pflanzen, weil Hilfslieferungen kaum noch ankommen. In einem nicht weit entfernten Kinderkrankenhaus sterben jede Woche mehrere Kinder an Unterernährung. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.11.2018NDR
  • Folge 15
    USA: verheerende Waldbrände in Kalifornien
    Autor: Hendrik Backhus
    Das Pierce College ist für sie die Rettung: Mehr als 100 Menschen haben in dieser Schule Zuflucht vor dem Feuer gefunden. Und viele sind mit ihren Haustieren extra hierher gekommen, denn nicht in allen Notunterkünften sind Tiere zugelassen. Gerade wurde hier ein Schäferhund operiert, der Brandwunden hatte. Alle sind vor den Flammen geflohen und noch weiß keiner, wann sie nach Hause zurückkehren können und was von ihrem Zuhause überhaupt noch übrig geblieben ist. Die Lage im Süden Kaliforniens ist sehr angespannt.
    Aufkommende Winde fachten die Flammen neu an. Insbesondere das Woolsey-Feuer nordwestlich von Los Angeles richtete viel Zerstörung an. Aber auch im Norden des Bundestaates ist die Zerstörung größer als je zuvor: Allein bei dem derzeit rund um den Ort Paradise tobenden Brand sind bislang 42 Menschen umgekommen. Aufgrund der Brände, die in der Vorwoche ausgebrochen waren, sind bereits Hunderte Quadratkilometer Wald verkohlt, Tausende Häuser zerstört worden. Und das Feuer ist noch lange nicht eingedämmt.
    Japan: höflichste Feuerwehr der Welt
    Autor: Klaus Scherer
    Jeden Morgen soll alles auf Hochglanz poliert sein bei der Feuerwehr von Saitama. Denn wenn um acht Uhr der Schichtwechsel ansteht, ist eine fehlerfreie Übergabe Pflicht. Wenn die Feuerwehr ausrückt, bleibt sie stets höflich und warnt die Mitbürger selbst vor dem Einsatz der Sirene: Vorsicht, wir schalten gleich die Sirene ein, tönt es aus den Lautsprechern. Und auch jedes Abbiegemanöver wird vorher per Ansage erläutert: Wir würden gerne rechts abbiegen, bitte sehr, danke schön. In Japan selbstverständlich. So erklärt Feuerwehrmann Yusuke Saito die Höflichkeiten: „Vor allem ältere Leute erschrecken, wenn plötzlich die Sirene losheult, deshalb machen wir das.“ Auch aufgezeichnete Ansagen sind verfügbar, eine für links abbiegen, eine für rechts, alles auf Knopfdruck.
    Spanien: umstrittener Organ-Tourismus
    Autor: Norman Striegel
    In Spanien spenden so viele Menschen im Falle ihres Todes ihre Organe wie in keinem anderen Land der Welt. Denn hier ist per Gesetz jeder automatisch Organspender, es sei denn, er widerspricht. Die staatliche Koordination des Verfahrens gilt als vorbildlich, die Wartezeiten für ein Spenderorgan sind vergleichsweise kurz. Ganz anders in Deutschland. Deshalb versuchen immer mehr Deutsche, in Spanien ein Spenderorgan zu bekommen. Die Unikliniken schlagen Alarm. Immer mehr Ausländer, vor allem Deutsche, erhalten ein Ersatzorgan auf Kosten der Spanier. Um Organ-Tourismus auf Kosten der eigenen Patienten zu vermeiden, wollen die spanischen Behörden nun eine Mindestaufenthaltszeit im Land von zwei Jahren festlegen, bevor ein Ausländer ein Spenderorgan bekommt.
    Ghana: moderne Sklaverei in Fußballschule
    Autoren: Katrin Kampling, Nino Seidel
    Mitten im Nirgendwo, zwei Stunden Autofahrt entfernt von Ghanas Hauptstadt Accra, liegt eine der besten Fußballschulen Westafrikas: die Right to Dream-Akademie. 90 Kinder leben dort, essen und schlafen, gehen zur Schule und trainieren Fußball auf Spitzenniveau. Und das alles kostenlos. Ein Lottogewinn für viele von ihnen. Nur: Der schöne Schein trügt, denn finanziert wird die Fußballakademie von Manchester City, dem englischen Fußball-Meister. Wie die Football-Leaks-Daten zeigen, erwartet der reiche Spitzenklub eine illegitime Gegenleistung. Beobachter sprechen von moderner Sklaverei.
    Pakistan: Was wird aus der Christin Asia Bibi?
    Autoren: Markus Spieker, Peter Gerhardt
    Die Christin Asia Bibi war 2010 wegen angeblicher Gotteslästerung in dem vorwiegend muslimischen Land Pakistan zum Tode verurteilt worden. Sie wurde gerade freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen. Das löste Proteste radikalislamischer Gruppen gegen die heute 51 Jahre alte Mutter von fünf Kindern aus. Die Demonstranten fordern Bibis Hinrichtung. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.11.2018NDR
  • Folge 16
    USA: Waldbrände in Kalifornien
    Autorin: Claudia Buckenmaier
    Die Szenerie wirkt gespenstig. Überall verkohlte Häuser, geschmolzene Autos und riesige Ascheberge. Das Ausmaß der Waldbrände in Kalifornien ist gigantisch. Es ist das tödlichste Feuer in der Geschichte des Bundesstaates, mehr als 1.000 Menschen werden noch vermisst. Bisher wurden 79 Todesopfer gezählt. US-Präsident Trump machte das Forstmanagement für die katastrophale Lage verantwortlich. Demgegenüber erklärte Kaliforniens Feuerwehrverband, die Brände entstünden und verbreiteten sich nicht nur in Forstgebieten. Zudem seien fast 60 Prozent der kalifornischen Wälder unter Bundeskontrolle und rund ein Drittel in privater Hand. Neutrale Beobachter benannten die lange Dürre, verdorrte Vegetation und extreme Winde als Hauptursachen für die verheerenden Brände.
    Japan: Mann heiratet Hologramm
    Autor: Uwe Schwering
    Der 35-jährige Akihiko Kondo geht aufs Ganze. Seine Auserwählte ist nicht von dieser Welt. Sie ist ein Hologramm: Miku Hatsune, das Gatebox-Girl. Es ist die Geschichte einer großen, nicht ganz fleischgewordenen Begierde: „2008 hörte ich diesen Song von ihr auf einer Videoplattform. Ich kannte schon einige, aber der war überwältigend. Ich hab’ mich in sie verliebt.“ Der Bräutigam hat Freunde, auch weibliche. Aber heiraten will er nur Miku, seine Puppe. 40 Gäste sind zur Hochzeit gekommen, nur seine Mutter hat sich verweigert.
    Sein bester Kumpel sagt: „Ich freue mich für euch. Außenstehende sollten nicht über das Glück eines einzelnen Menschen urteilen. Wenn ihr beiden glücklich seid, dann müssen wir das feiern.“ Auch die Flitterwochen sind schon gebucht mit Flugtickets für zwei Personen und Doppelzimmer. Das Reiseziel für den Ehemann ist schon lange klar: „Die Herstellerfirma von Miku sitzt in Sapporo in Hokkaido. Das ist sozusagen ihre Heimat. Ich will da nicht rein, nur sehen, woher sie kommt. Außerdem wird dort beim Schneefestival eine Miku-Skulptur ausgestellt.“
    Finnland: Paradies für Lehrer
    Autorin: Annette Leiterer
    Lehrer zu werden ist in Finnland für viele junge Menschen ein Traumjob. Dabei ist die Auswahl streng und nur die besten zehn Prozent der Bewerber werden für das Lehramtsstudium zugelassen. Das Ansehen der Lehrer ist vergleichsweise hoch. Und auch mit der Bezahlung sind viele Lehrerinnen und Lehrer zufrieden. Selbst wenn diese nicht auf europäischem Spitzenniveau liegt. Was läuft da anders als in Deutschland? Machen motivierte Lehrer auch bessere Schüler?
    Ägypten: Islamisten gegen orientalische Tradition
    Autor: Alexander Stenzel
    Kaum noch etwas an Amie Sultan erinnert an ihre erste Karriere. Sie ist eine ausgebildete Ballerina. Sie tanzte nicht nur in Ägypten, sondern auch im Ausland. Doch eine glückliche Fügung veränderte ihr Leben als Künstlerin. Auf Tournee sah sie eine ägyptische Bauchtanz-Show und war sofort fasziniert von der Schönheit des Bauchtanzes. Damals wechselte sie das Fach. Amie Sultan ist heutzutage sehr gefragt auf Hochzeiten und in Luxushotels. Ihr großes Vorbild ist Samia Gamal aus den 1950er-Jahren, die damals ein Superstar war. Amie möchte diese orientalische Tradition fortsetzen.
    Doch Islamisten feinden sie an. Selbsternannte Tugendwächter haben den sinnlichen Tanz sexualisiert, ihn in das Reich des Unmoralischen verbannt. „Ich habe viele Drohungen online erhalten. Besonders als ich anfing waren es viele, jetzt sind es weniger. Aber als ich anfing bekam ich viele Drohungen, aber ich habe weitergemacht.“ Viele andere Frauen, die keine Stars in der Bauchtanz-Szene sind, müssen ein Doppelleben führen. Niemand darf erfahren, dass sie ihr Geld mit Bauchtanz verdienen.
    Irak: krank durch Wasser
    Autor: Reinhard Baumgarten
    In Basra, der zweitgrößten Stadt im Irak, wird das Problem der Wasserverschmutzung immer gravierender. Laut irakischen Behörden sind im Oktober schon mehr als 100.000 Menschen erkrankt, fast doppelt so viele wie im Vormonat. Grund: der hohe Salzgehalt im Trinkwasser der Hafenstadt. Vor Kurzem erwischte es auch Ramon Blecue, den EU-Botschafter im Irak, bei einem Besuch in Basra: „Ich hatte nicht vor, auf diese Weise meine Solidarität mit den Menschen in Basra zu zeigen, aber jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt“, schrieb er daraufhin auf Twitter. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.11.2018NDR
  • Folge 17
    Taiwan: Lernen, bis die Augen streiken
    Eine Reportage von Annette Dittert (ARD-Studio Peking)
    Anders als auf dem chinesischen Festland werden in Taiwan noch immer die komplizierten, alten Schriftzeichen unterrichtet. Winzige Details unterscheiden sie voneinander. Viele Stunden täglich beugen sich Taiwans Kinder und Jugendliche über ihre Bücher und Hefte und verderben damit ihre Augen. 90 % der Taiwanesen sind kurzsichtig, wenn sie die Schule verlassen. Wer nichts dagegen unternimmt, kann sogar erblinden. Eine Schuldirektorin findet das alarmierend und versucht gegenzusteuern. Mehr Licht, mehr Luft und öfter in die Weite blicken, sind einfache Rezepte gegen schlechte Augen. Doch wer sie durchzusetzen will, muss an vielen Fronten kämpfen.
    „Mr. Stop Brexit“ – Der tägliche Protest gegen den Brexit
    Autorin: Julie Kurz
    Unermüdlich kämpft Steve Bray gegen den Brexit. Ganz in Europa-blau gehüllt, mit EU-Zylinder und Protestschildern bewaffnet schiebt sich der 49-Jährige vor jede laufende Fernsehkamera im Mediengewimmel Westminsters. Beinahe täglich flimmert sein Protest über die Mattscheiben der Nation. Mahnend fragen seine Schilder „Brexit – ist es das wirklich wert?“ und untermalt vom Glockenklang des Big Ben schreit er sein schallendes „Stop Brexit“ in die Gewissen der Briten.
    Mexiko: Gestrandet in Tijuana
    Autor: Thomas Schneider
    Der 23-jährige Student Marlon Cáceres protestierte mit anderen Studenten gegen die Regierung seiner Heimat Nicaragua. Dabei wurde er von Paramilitärs angeschossen. Er hatte Glück, dass die Kugel nur seinen Arm traf. Danach floh er aus seiner Heimat, machte sich auf den Weg nach Norden und wurde einer von vielen in der sogenannten Karawane. Tausende Kilometer quer durch Mexico, fast immer zu Fuß. Bis in die Grenzstadt Tijuana an den Zaun, der Mexiko von den USA trennt. Der Weg über die Brücke in die USA wäre die Belohnung. Doch die wenigen Asylbewerber, die die US-Behörden täglich zum Interview empfangen, müssen oft für Monate in einer Art Internierungslager bleiben, bis über ihren Antrag entschieden wird. Als am Wochenende einige nicht länger warten wollten und versuchten, den Grenzzaun zu durchbrechen, drängten die US-Soldaten sie mit Tränengas zurück. Die Lage in Tijuana ist angespannt.
    Argentinien: G20-Gipfel im Krisenland
    Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro
    In Avellaneda, einem Außenbezirk von Buenos Aires, stehen Zelte mit Protestplakaten vor dem Werkstor der Kühlschrankfabrik Siam. Die 29-jährige Claudia Vercellino und ihre 20 Kollegen haben das Gelände ihres alten Arbeitgebers besetzt. Das Land, das einst zu den reichsten der Welt zählte, erlebt die schlimmste Krise seit dem Staatsbankrott 2001. Die Inflation galoppiert und der Peso verliert dramatisch an Wert. Gleichzeitig sind die Preise für die Argentinier schlagartig gestiegen, seit Präsident Mauricio Macri die Subventionen für Strom, Wasser und Gas gestrichen hat.
    Damit bringt er viele seiner Wähler gegen sich auf. Kurz bevor Macri nun beim G20-Gipfel Donald Trump und Angela Merkel begrüßen wird, steht er in seinem eigenen Land extrem unter Druck. Dabei ist, neben dem argentinischen Haushaltsdefizit, Trumps „America First“-Politik ein Auslöser für die Krise, die Investoren Gelder aus Schwellenländern wie Argentinien und der Türkei abziehen lässt. Für den 28-jährigen Juan Martin Rinalid ist all dies kein Ärgernis. Der junge Investmentspezialist profitiert sogar von der Krise, während hunderttausende seiner Landsleute in die Armut abrutschen.
    Ägypten: Islamisten gegen orientalische Tradition
    Autor: Alexaner Stenzel
    Kaum noch etwas an Amie Sultan erinnert an ihre erste Karriere als ausgebildete Ballerina. Als sie auf Tournee eine ägyptische Bauchtanz-Show sah, war sie sofort fasziniert von der Schönheit des Bauchtanzes. Sie wechselte sie das Fach. Heute ist Amie Sultan ist auf Hochzeiten und in Luxushotels sehr gefragt. Ihr großes Vorbild ist Samia Gamal aus den 1950ern, die damals ein Superstar war. Amie möchte diese orientalische Tradition fortsetzen. Doch Islamisten feinden sie an. Selbsternannte Tugendwächter haben den sinnlichen Tanz sexualisiert, ihn in das Reich des Unmoralischen verbannt. „Ich habe viele Drohungen online erhalten. Besonders als ich anfing waren es viele, jetzt sind es weniger. Aber als ich anfing bekam ich viele Drohungen, aber ich habe weitergemacht.“ Viele andere Frauen, die keine Stars im Bauchtanz-Metier sind, müssen ein Doppelleben führen. Niemand darf erfahren, dass sie ihr Geld mit Bauchtanz verdienen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.11.2018NDR
  • Folge 18
    Türkei: Imam als Rockstar
    Autor: Oliver Mayer-Rüth
    Der Imam Ahmet Muhsin Tüzer lebt und arbeitet in dem kleinen Dorf Pinarbasi bei Kas. Seit 18 Jahren ist er Imam, aber anders als seine Kollegen. Der 47-jährige Tüzer macht seit 2013 Rockmusik und gibt regelmäßig Konzerte, die sein Publikum in Wallung bringen. Er liebe die Wissenschaft, die Philosophie, die Kunst und die Musik, erklärt der Geistliche. Seit jedoch die Presse über den „Rock-Imam“ berichtete, hat Tüzer Probleme bekommen. Das türkische Religionsamt Diyanet hat ihn im Oktober suspendiert. Der Vorwurf: Statt zu beten, gebe er Konzerte und würde so die Gläubigen zum Zweifeln bringen. Tüzer kämpft nun juristisch gegen seine Suspendierung.
    Argentinien: die geraubten Kinder
    Autor: Matthias Ebert
    Es ist das dunkelste Kapitel der argentinischen Geschichte: die Verbrechen während der Militärdiktatur. Linke Gegner wurden von dem Regime im Fluss versenkt und wurden nie wieder gefunden. Claudia Poblete war damals noch ein Baby. Auch ihre Eltern verschwanden spurlos. Claudia wurde adoptiert. 21 Jahre lang wusste sie nicht, wer ihre leiblichen Eltern waren. Auch Großmutter Buscarita Roa musste 21 Jahre lang warten, bis sie ihre Enkelin Claudia wieder in den Arm nehmen konnte. Heute sind beide vereint. „Als ich meine wahren Verwandten kennenlernte, war das am Anfang ziemlich komisch für mich.
    Aber mit der Zeit haben wir eine Beziehung aufgebaut und sind eine richtige Familie geworden.“ Claudias Adoptivvater war ein hochrangiger Militär zur Zeit der Diktatur. Einer, der mitverantwortlich war für die Folter und das Morden. „Als ich die Wahrheit erfuhr, wollte ich es erst nicht glauben. Doch die DNA-Analyse war eindeutig und auch Buscaritas alte Fotos von mir als Baby zeigten, dass es stimmte. Mit einem Mal war klar: Mein bisheriges Leben war eine Lüge.“ Geraubte Babys wie Claudia: Es gibt noch 300 von ihnen, die bis heute nicht wissen, wer ihre wahren Großeltern sind.
    Hongkong: Angst vor immer mehr China
    Autor: Michael Storfner
    Eigentlich müsste Hongkong sich freuen. Der große Partner China hat der Stadt gerade zwei Megaprojekte hingestellt: die Hochgeschwindigkeitsbahnverbindung nach Guangzhou und die Brücke nach Macau, die längste der Welt. Doch manchen in der Stadt kommt das „Mainland“ damit zu nahe. Sie beklagen immer mehr Einfluss aus Peking, eine immer willfährigere Lokalregierung. Gerade wurde erstmals ein unliebsamer Journalist aus Hongkong ausgewiesen und eine Unabhängigkeitspartei verboten. Schon ist vom „Tod Hongkongs“ die Rede. Michael Storfner berichtet aus einer zerrissenen Stadt, die für die einen immer noch Traumziel ist, aus der andere einfach nur noch weg wollen.
    Mexiko: Wie tickt der neue Präsident?
    Autorin: Xenia Böttcher
    Andrés Manuel López Obrador hat am 1. Dezember sein Amt als neuer Präsident Mexikos angetreten und ist das erste Staatsoberhaupt der politischen Linken in der Geschichte des Landes. Obrador gilt als Hoffnungsträger, vor allem bei Studenten, Rentnern, Intellektuellen und innerhalb der ärmeren Bevölkerung. Kann er es tatsächlich schaffen, Korruption und Gewalt im Land wirksam zu bekämpfen? Xenia Böttcher mit einem Porträt des Mannes, der nicht aus einer der etablierten Parteien stammt, nicht im Präsidentenpalast wohnen wird und der ohne Bodyguards auskommen möchte.
    Kongo: das Sinfonieorchester von Kinshasa
    Autorin: Caroline Hoffmann
    Eine immer wieder verschobene Präsidentschaftswahl, Armut, bewaffnete Konflikte und auch Ebola im Osten des Landes: Die Demokratische Republik Kongo hat viele Probleme. Doch es gibt auch Orte, da spielt all das eine kleinere Rolle. In Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, hat sich eine ganz besondere Gemeinschaft gebildet und trotzt den Umständen mit klassischer Musik: das einzige Sinfonieorchester Zentralafrikas. Und die Gemeinschaft hat sich ein neues Ziel gesetzt, den Bau einer Musikschule, auch für Kinder. Denn solche Schulen gibt es sonst nicht im Kongo. Sie hoffen, dass dann noch mehr Menschen von der Musik profitieren können. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.12.2018NDR
  • Folge 19
    Norwegen: Wie der Klimawandel das Leben einer samischen Familie bedroht
    Autor: Christian Stichler
    Die Rentierherde von Reiulf Aleksandersen und seiner Frau Risten weidet auf einem Gebiet in der Nähe der nordnorwegischen Stadt Tromsö. Rentiere riechen Moos und Flechten durch meterdicken Schnee hindurch und können mit ihren Hufen nach Nahrung graben. Doch durch den Klimawandel sind die Winter in der Arktis milder und nasser, der Schnee gefriert zu einer festen Masse und die Flechten darunter liegen unter einer harten Eisschicht. Kein Durchkommen mehr für die Hufe der Rentiere. Daher müssen die beiden ihren Tieren, seit ein paar Jahren, im Winter teures Futter geben. Auch der Orientierungssinn der Tiere gerät durch die Veränderung der Jahreszeiten durcheinander. Einige Tiere setzen sich von der Gruppe ab und verenden. Die Aussicht, dass ihre Kinder in Zukunft keine Rentierzucht mehr betreiben können bringt Reiulf und Risten an den Rand der Verzweiflung.
    China: Künstliche Intelligenz in der Diktatur
    Autor: Mario Schmidt
    In Chinas Smartcity Shenzhen bleibt nichts unentdeckt. Zum Standart gehören Gesichtserkennung, schneller Datenabgleich, Personenerfassung. Überall befinden sich Kameras. An jeder Straßenecke wird aufgezeichnet, gespeichert, aufbereitet. Die 20.000 Taxis der Stadt sind mit Kamera und Mikrofon ausgestattet. Es gibt keine Geste oder Gespräch, das nicht von der Zentrale gesehen oder gehört wird. Das diene der Sicherheit von Fahrer und Kunde und verbessere den Service, argumentiert das Unternehmen. Verkehrssünder bekommen ihr Knöllchen in Shenzhen direkt auf ihr Handy. Digitaler Fortschritt oder der nächste Schritt auf dem Weg zum totalen Überwachungsstaat?
    Griechenland: Stoppt Staat Gehalt für Priester?
    Autorin: Ellen Trapp
    Rund 10.000 Priester arbeiten in Griechenland, werden bisher traditionell vom Staat bezahlt, genießen Beamtenstatus. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Regierung um Ministerpräsident Tsipras plant im Zuge der Sparmaßnahmen die „Entlassung“ der Priester, ihre Honorierung soll künftig die Kirche selbst übernehmen. Im tiefreligiösen Griechenland fast eine Revolution. Die Kirche protestiert, in der Öffentlichkeit wird der Plan kontrovers diskutiert.
    Kenia: Hoffnung für Teenager-Mütter
    Autorin: Sabine Bohland
    Mit 16 Jahren ungewollt schwanger, die Schule abgebrochen, von den Eltern verstoßen, mit dem Baby auf sich alleine gestellt. Ohne Geld, ohne Hilfe, ohne Perspektive. Für viele Mädchen aus den ärmeren Regionen des Landes ist dies trauriges Schicksal. Aber jetzt gibt es Hoffnung: In der Hauptstadt Nairobi kümmert sich eine karitative Einrichtung um die jungen Mütter, hilft ihnen im Alltag und bildet sie aus. Als Schneiderin oder Friseurin. Hier finden die Mädchen ihren Lebensmut wieder, können optimistischer in die Zukunft schauen, zusammen mit ihren Kindern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.12.2018NDR
  • Folge 20
    Norwegen: Klimawandel bedroht Rentierzüchter:
    In der Arktis vollzieht sich der Klimawandel schneller als irgendwo sonst auf der Erde. Seit ein paar Jahren macht Rentierzüchter Reiulf Alexandersen deshalb etwas, was seine Vorfahren nie nötig gehabt haben: Der Same füttert seine frei in der Wildnis lebende Herde, um sie für den langen Winter an Trockenfutter zu gewöhnen. „Wenn die Natur nicht dafür sorgt, dass die Tiere das ganze Jahr über Nahrung bekommen, dann müssen wir Futter auslegen, damit wir am Ende selbst davon leben können. Aber eigentlich ist das verrückt: Kraftfutter, damit wir Fleisch essen können.“ Jahrtausende lang haben Rentiere hier in den Bergen genug zu fressen gefunden. Denn sie können Nahrung selbst unter meterdickem Schnee Flechten und Moose aufspüren. Doch damit ist es nun vorbei. Wenn es im Winter kälter wird, bildet sich aus dem nassen Schnee eine Eisschicht so hart wie Beton und verschließt den Boden. Unmöglich für die Rentiere, da durchzukommen.
    Autor: Christian Stichler.
    Brasilien: Bildungsmisere lähmt das Land:
    Maria Souza verlässt jeden Nachmittag – nach ihrer Arbeit im Schönheitssalon – ihre Favela Salgueiro. Es ist eine dieser vielen Armensiedlungen von Rio de Janeiro, wo der Staat kaum präsent ist. Vor allem nicht, wenn es um Bildung geht. Maria geht auf die Abendschule. Will den mittleren Schulabschluss nachholen. „Früher, als ich jung war, auf dem Land, da fehlten Lehrer. Ich habe weit weg von der Stadt gelebt. Dorthin kamen nur wenige Lehrer. Wir hatten miese Bedingungen an der Schule.“ Der Ingenieur Silvério Moron will Maria helfen, den Abschluss doch noch zu schaffen: Auf einem Platz mitten in Rio bietet er kostenlos Nachhilfe an.
    Fünf Mal die Woche Mathe, Physik und für Analphabeten das ABC. Ein Nachbarschaftsprojekt, bei dem mittlerweile 25 Lehrer 100 Nachhilfe-Schüler betreuen, weil die Bedingungen in den öffentlichen Schulen miserabel sind. Der Ingenieur ist überzeugt: „Die Konsequenz von Brasiliens Bildungsmisere ist doch diese hohe Gewaltrate. Und Arbeitslosigkeit für diejenigen, die keine gute Ausbildung haben. Ich will die Bildung und damit die Lebensqualität der Menschen verbessern.“
    Autor: Matthias Ebert.
    Türkei: Wochenmarkt von und für Frauen:
    Seit 2013 gibt es in Diyarbakır, der größten Stadt im kurdisch geprägten Südosten der Türkei einen Wochenmarkt, auf dem nur Frauen als Händler tätig sind. Gegründet wurde er, damit Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind und arbeiten wollen oder müssen, Geld verdienen können. Er ist der erste seiner Art in der Türkei. Heute sind es knapp 100 Frauen, die an sechs Tagen die Woche in verschiedenen Vierteln Diyarbakirs ihre Waren verkaufen. Sie wollen unter sich bleiben und dulden keine männlichen Händler, auch wenn die Stadtverwaltung dies ursprünglich vorhatte. Viele der Frauen haben sich wegen häuslicher Gewalt scheiden lassen und haben keine andere Möglichkeit, für sich und ihre Kinder zu sorgen. Eine Akzeptanz in dieser männerdominierten Branche und vor allem im noch traditionellen Südosten sei zunächst sehr schwierig gewesen, erzählen die Frauen. Doch ihr Mut und ihre Hartnäckigkeit wurden belohnt. Mittlerweile ist der „feministische“ Wochenmarkt eine feste Institution.
    Autorin: Katharina Willinger.
    Kenia: Massentourismus am Kilimandscharo:
    Für Viele ist es ein Lebenstraum: einmal den höchsten Berg Afrikas – den Kilimandscharo – zu besteigen. Zumal er als einer der Berge gilt, für die man mit knapp 6.000 Metern Höhe keine große bergsteigerische Erfahrung braucht. Das hat aber auch dazu geführt, dass sich immer mehr Hobby-Abenteurer aufmachen, den Gipfel zu besteigen. Rund 50.000 sind es pro Jahr, trotz eisiger Nächte und drohender Höhenkrankheit. Doch die Anbieter in Tansania tun viel dafür, dass der Touristenstrom nicht abreißt. Denn längst ist der Trekking-Tourismus am Kilimandscharo eine riesige Einnahmequelle.
    Doch wie viele Touristen kann der Berg vertragen? Autoren: Rainer Blank und Aaron Moser. Griechenland: Stoppt Staat Gehalt für Priester? Rund 10.000 Priester arbeiten in Griechenland, werden bisher traditionell vom Staat bezahlt und genießen Beamtenstatus. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Regierung um Ministerpräsident Tsipras plant im Zuge der Sparmaßnahmen die „Entlassung“ der Priester, ihre Honorierung soll künftig die Kirche selbst übernehmen. Im tiefreligiösen Griechenland fast eine Revolution. Die Kirche protestiert, in der Öffentlichkeit wird der Plan kontrovers diskutiert.
    Autorin: Ellen Trapp (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.01.2019NDR

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