2020, Folge 34–63

  • Folge 34
    Vor einem Jahr stürzte eine Boeing 737 MAX kurz nach dem Start in Äthiopien ab. 157 Menschen starben. Das neueste Modell des meistverkauften Verkehrsflugzeuges der Welt darf seither nicht mehr fliegen. Nur vier Monate zuvor war in Indonesien ein baugleiches Flugzeug verunglückt und 189 Menschen starben. Zwei Abstürze kurz hintereinander. Als Ursache gilt bei beiden eine fehlerhafte Software, deren Existenz vor den Piloten geheim gehalten worden war. Millionen Menschen nutzen weltweit in normalen Zeiten täglich ein Flugzeug.
    Für den Flug in die Ferien oder zum Geschäftstermin. Jeder Passagier vertraut darauf, dass ein ausgeklügeltes System von Sicherheitsvorschriften und technischer Perfektion Flugzeuge zum sichersten Verkehrsmittel gemacht haben, bei dem tödliche Unfälle nicht unmöglich aber doch sehr unwahrscheinlich sind. Der Film zeigt: Die Ursache der Abstürze war nur vordergründig ein Softwareversagen. Bei genauer Betrachtung war es ein Systemversagen. Konstruktion und Zulassung eines Flugzeuges sind getrieben von kommerziellen Interessen, von Preisdruck und Renditestreben, bei dem tausende Ingenieure und Kaufleute des Herstellers gemeinsam mit Zulassungsbehörden dafür sorgen, dass einerseits maximale Sicherheit und gleichzeitig maximaler wirtschaftlicher Erfolg erreicht werden.
    Dabei stand zuletzt vor allem wirtschaftlicher Erfolg im Vordergrund. Nicht nur Angehörige der Opfer der zwei Flugzeugabstürze klagen gegen Boeing. Auch die Piloten ziehen wegen erheblicher Einkommenseinbußen vor Gericht.
    Ehemalige Boeing-Mitarbeiter und Piloten schildern ihre Erfahrungen. Dabei wird deutlich, warum die Stilllegung (das Grounding) der 737 Max so viel länger dauert, als ursprünglich gedacht, wie sehr die Arbeit der Ingenieure durch wirtschaftliche Vorgaben korrumpiert wurde. Vor allem aber – das dieses Problem nicht auf einen einzelnen, nun im Fokus stehenden Flugzeugtyp beschränkt ist. Auch andere Modelle des jahrzehntelang größten Flugzeugherstellers der Welt werden sich, laut Aussagen von am Bau Beteiligten, mit hoher Wahrscheinlichkeit noch als Problemfall erweisen.
    Der Kampf um die Wiederzulassung der Boeing 737 MAX ist mindestens so brisant wie die Erstzulassung der Maschine. Für Boeing ist er existenziell. Die Autoren Thomas G. Becker und Michael Houben setzen ein Puzzle zusammen, dessen Gesamtbild aufzeigt, wie sehr sich Konstruktion und Zulassung von Verkehrsflugzeugen künftig ändern müssen um das Vertrauen der Passagiere in ihre Sicherheit zu erhalten und künftige Katastrophen zu verhindern. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.07.2020WDR
  • Folge 38
    Wirklich sympathisch wirken die Biester selten: Sie stechen, beißen, übertragen Krankheiten – und erschrecken Kinder. Doch sie faszinieren auch: Insekten waren die ersten Tiere, die fliegen lernten. Vor 480 Millionen Jahren eroberten sie unseren Planeten. Sie sind DAS Erfolgsmodell der Evolution und bilden bis heute die Basis des Lebens auf der Erde. Denn sie stehen am Anfang einer Nahrungskette, vor der wir alle am Ende abhängig sind. Darum schlagen Wissenschaftler und Umweltschützer Alarm. Gerd Reder aus Flörsheim-Dahlsheim in Rheinhessen zum Beispiel: Der engagierte Hobby-Entomologe durchforscht seit Jahrzehnten eine alte Kalkgrube – einer der besten Standorte zum Beispiel für Wildbienen in Deutschland.
    Er ist fassungslos angesichts der Stille in seiner Grube. Wo es vor einigen Jahren noch munter summte und brummte, hört er heute kaum noch etwas. Warum nur sterben hier die Insekten? Unser Autor Christoph Würzburger geht diesen Fragen nach. Er unternimmt eine Reise in die faszinierende Welt der Insekten: Recherchiert bei Insektenkundlern, Landwirten, renommierten Wissenschaftlern, Chemiekonzernen und in der Politik. Er begleitet den Insektenforscher Gerd Reder und andere Wissenschaftler bei ihrem Kampf, die Ursachen des Insektensterbens aufzudecken. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.07.2020WDR
  • Folge 39
    Flamingos am Bodensee, neue Zeckenarten im Schwarzwald oder Lavendelanbau an der Mosel: Der Klimawandel hat schon heute Auswirkungen im Südwesten. Und nach dem heißen Sommer 2018 dürfte auch den letzten Skeptikern klar sein, dass dies alles erst der Vorgeschmack auf die Folgen der bevorstehenden Erderwärmung ist. Was kommt noch auf uns zu? Axel Wagner, Wissenschaftsjournalist und Biologe, macht sich auf zu einer Tour durch den Südwesten, an die Orte, wo der Klimawandel schon sichtbar ist oder wo sich bald Auswirkungen zeigen werden.
    Er geht auf die Suche nach Gewinnern und Verlierern der Erderwärmung. Wo müssen wir der Natur helfen, um im Klimawandel bestehen zu können und wie wirken sich die kommenden Änderungen auf uns Menschen aus? Axel Wagner präsentiert viele Phänomene, die heute schon spürbar sind, aber sich weiter verstärken werden. So führt der durch die Erderwärmung bedingte vorzeitige Frühlingsbeginn zu einer Verschiebung der Blüte- und Fruchtzeit, nicht nur bei unseren Kulturpflanzen wie Kirsche und Apfel. Insekten aus Südeuropa erobern den Südwesten, Stechmücken treten gleich mehrfach im Jahr als Plage zutage, am Bodensee zeigen sich Vogelarten wie Flamingos.
    Dafür sind schon heute einige Vögel bei uns ausgestorben, weil es ihnen selbst in den Höhen des Schwarzwalds zu warm geworden ist, wie zum Beispiel der Zitronenzeisig. Der Schneemangel im Winter ist nicht nur ein Problem für den Wintersport, sondern auch für viele Tiere. Die Folgen der längeren Trockenperioden auf unsere Trinkwasserversorgung sind ebenso Thema des Films wie der Rückgang von Fichtenbeständen in unseren Wäldern (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.07.2020WDR
  • Folge 42
    Kroatien ist ein beliebtes Reiseziel für Gäste aus der ganzen Welt: traumhaftes Wetter, eine ruhige politische Lage und obendrein die kostenlose Werbung für Städte wie Dubrovnik durch die Serie „Game of Thrones“. Noch im vergangenen Jahr kamen fast 20 Millionen Besucher, ein Rekord. Die Corona-Krise hat Kroatien hart getroffen. Seit Mitte Juni dürfen wieder Urlauber aus dem EU-Ausland kommen, aber schon jetzt ist klar: es sind viel weniger als in den Jahren zuvor. Manche Hotels und Restaurants machen erst gar nicht auf – mit verheerenden Folgen für all die, die mit Tourismus ihren Lebensunterhalt bestreiten.
    Die Autorin Susanna Zdrzalek hat bereits 2018 Kroatien für die Reihe „Kritisch Reisen“ besucht. Damals erlebte sie ein Land im Tourismus- und Investitionsrausch, mit hoffnungslos überfüllten Städten, zahlreichen Umweltproblemen und einem gefährdeten UNESCO-Kulturerbe. Jetzt, im Sommer 2020, geht sie an die gleichen Orte zurück und zeigt, wie sich die Corona-Krise dort auswirkt. Wie schützen Hoteliers, Ferienwohnungs-Betreiber und Restaurantbesitzer die Gäste, die kommen? Wie ist die Stimmung? Wie geht es den Menschen, die vom Tourismus leben? Sorgt die Krise vielleicht auch für ein Umdenken, wird der Tourismus in Kroatien dadurch sogar nachhaltiger, verträglicher? Im ältesten und größten Nationalpark Kroatiens, den Plitvicer Seen, waren Mitte Juni die meisten Pensionen noch geschlossen.
    Vermieter Damir rechnet mit kaum mehr als 10 Prozent der Einnahmen, die er im Vorjahr gemacht hat. Bürgermeister Ante Kovac vergleicht die Situation mit der nach dem Jugoslawien-Krieg: „Alles ist tot.“ Der Nationalpark wirbt damit, dass ein Besuch sicher sei. Karten muss man vorab online kaufen, es gibt beschränkte Kontingente.
    Aber wie hält man Abstand auf den schmalen Parkwegen? Dubrovnik war in den vergangenen Jahren völlig überlaufen. Zahllose Tagestouristen, darunter viele Kreuzfahrtpassagiere, verstopften regelmäßig die kleine Altstadt, sehr zum Ärger der Bewohner. Durch die Corona-Krise hat man nun hier nun Ruhe, aber auch ganz neue Sorgen. Restaurantbesitzerin Nike hat ihr Restaurant vorerst geschlossen. Trotzdem rät sie Gästen aus Deutschland zu einem Besuch: „Es ist eine der seltenen Möglichkeiten die Stadt so zu erleben, wie sie wirklich ist.“ Der Bürgermeister der Stadt sieht in der Krise auch eine Chance: Er hatte ohnehin den Plan, den Tourismus in Dubrovnik nachhaltiger zu gestalten, und hofft, dass er all das jetzt umsetzen kann.
    Die Insel Hvar hatte in den letzten Jahren mit jungen Partygästen vom Typ Ballermann-Tourist zu kämpfen. Aber so ruhig wie jetzt möchte man es auch nicht haben: Partyschiffe bleiben aus, die Hostels sind leer. Wie geht es den Menschen auf Hvar in diesem Sommer? Wie funktioniert Inselurlaub in Zeiten von Corona? Bekommt Kroatien jetzt die Quittung dafür, alles auf eine Karte gesetzt zu haben? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.08.2020WDR
  • Folge 45
    Noch letzte Saison landeten die Ferienflieger auf Mallorca im Minutentakt. In der Hochsaison drängelten sich die Touristen an den Stränden, im Juli und August war kaum noch ein Zimmer zu bekommen. Bis zu sieben riesige Kreuzfahrtschiffe lagen gleichzeitig im Hafen von Palma, Tausende zog es zur Kurzvisite in die Altstadt von Palma. So viele, dass Anwohner Initiativen gründeten, um ihre Stadt vor der Invasion der Kreuzfahrer zu schützen. Im Corona-Sommer 2020 ist alles anders. Selbst zu Beginn der Hochsaison haben viele Hotels geschlossen. An den Stränden sieht man nur wenige ausländische Touristen, und Kreuzfahrtschiffe kommen zur Zeit gar nicht mehr.
    An der berühmten Kathedrale von Palma, vergangenes Jahr noch ein Hotspot des Massentourismus, kann man heute ungestört flanieren. Die Natur profitiert von diesem plötzlichen Wandel: Die Umweltbelastungen durch Müll und Abwässer sind zurückgegangen, das Meer ist sauber wie nie, Tiere und Pflanzen erobern an vielen Stellen den Raum, den sie sonst den Touristen überlassen müssen. Viele Mallorquiner finden, dass ihre Insel so schön ist wie lange nicht mehr. Gleichzeitig zeichnet sich für die Einheimischen eine wirtschaftliche Katastrophe ab.
    Mallorca lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Schon jetzt stehen wegen Corona viele Hotels und Geschäfte vor der Pleite. Heerscharen an Kellnern, Köchen und Reinigungskräften sind inzwischen arbeitslos. Viele Saisonkräfte und Selbstständige, die sonst nur zur Hauptsaison nach Mallorca kommen, haben keinerlei Einkommen: sie stehen in den Suppenküchen von Palma für Lebensmittel oder eine warme Mahlzeit an. Wenn der Tourismus sich nicht bald erholt, fürchten die Menschen hier einen Zusammenbruch der gesamten Wirtschaft auf der noch letztes Jahr so blühenden Urlaubsinsel im Mittelmeer.
    Dennoch fragen sich auf Mallorca viele, ob die Rückkehr des Tourismus in der altbekannten Form wünschenswert ist. Dabei geht es zum einen ganz konkret um die Angst vor einer zweiten Infektionswelle, zum anderen aber auch um den schon lange verfolgten Plan, den Tourismus künftig nachhaltiger zu gestalten, mit weniger Belastungen für die Natur und die Bewohner. Der Film zeigt an verschiedenen Orten, wie dramatisch sich Mallorca durch Corona verändert hat, wie die Menschen auf der Insel damit umgehen und wie ein Urlaub mit und trotz Corona in diesem Sommer aussehen kann. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.08.2020WDR
  • Folge 47
    „Bulle“ statt „Malle“, „Goldstrand“ statt „Ballermann“ – das war in den letzten Jahren das Motto vieler deutscher Partyurlauber. In Bulgarien ist der Alkohol günstiger als auf Mallorca und man kann feiern ohne Ende, sagen die, die da waren. Auch Party-Schlagerstars wie Ikke Hüftgold zieht es längst ans Schwarze Meer, im vergangenen Jahr hat er sogar eine Chartermaschine gemietet, um mit 150 Fans an den Goldstrand zu fliegen. Und 2020? Obwohl Bulgarien von Covid-19 weniger stark betroffen war als andere Länder, waren die Badeorte im Juni wie ausgestorben, viele Hotels hatten noch nicht einmal geöffnet.
    Dabei feiern um diese Zeit normalerweise Tausende von Abiturientinnen und Abiturienten an der Schwarzmeerküste ihren Schulabschluss. Auch Ikke Hüftgold hat seine Auftritte in diesem Sommer abgesagt, will erst im September nach Bulgarien kommen. Er hat Angst, dass es bei einem seiner Auftritte zu einem Corona-Ausbruch kommen könnte. 2019 haben 9,3 Millionen ausländische Touristen Bulgarien besucht. Die meisten kamen aus Rumänien. Deutschland lag hinter Griechenland mit knapp über 761.000 Urlaubern an dritter Stelle. Für dieses Jahr wagt niemand eine Prognose abzugeben, aber bereits im Mai gab es bei den Hotelbuchungen einen Umsatzrückgang von mehr als 92 Prozent gegenüber 2019. Bulgarien ist das ärmste EU-Land und setzt auf den Massentourismus, auch wenn das Geschäft mit den Urlaubern seine Schattenseiten hat.
    Viele Investoren wittern das Geschäft und bauen Hotels – legal, aber auch illegal. „Sie nutzen Gesetzeslücken aus“, erklärt Assen Jordanov, einer der führenden Investigativ-Journalisten im Land. „Wir haben hier ein korruptes System, alles ist möglich.“ Ein eindrucksvolles Beispiel ist Dead City, eine Geisterstadt – mehrere Hektar Bau-Ruinen.
    Eigentlich hätten hier Hotels, Wohnungen und ein Casino gebaut werden sollen. Doch 2009 war Baustopp – die Bauunternehmer waren Mitglieder der russischen Mafia und landeten im Gefängnis. Bis heute steht der Komplex leer. Auch Plovdiv, die zweitgrößte Stadt Bulgariens, hofft auf Touristen. 2019 war sie EU-Kulturhauptstadt. Ihre malerische Altstadt hat auch viele Menschen aus Deutschland angezogen. Doch was ist in diesem Sommer? Haben Kultureinrichtungen überhaupt geöffnet, gibt es Veranstaltungen? Ja, heißt es, aber wie viele Touristen werden kommen? Ende Juni trafen die ersten Charterflüge aus Deutschland in Bulgarien ein.
    In diesem Jahr soll es eine verlängerte Sommersaison geben, um die Ausfälle im Mai und Juni zumindest teilweise ausgleichen zu können. Doch wie groß sind die Ängste in Bulgarien vor weiteren Corona-Krisen? Wie sieht ein Urlaub im Pandemie-Sommer aus? Wie viele deutsche Touristen kommen in diesem Jahr überhaupt an den Goldstrand? Für Stimmung ist gesorgt – die Auftritte von Ikke Hüftgold übernimmt Almklausi. Aber halten sich die Urlauber an die Abstandsregeln oder gibt es Partyexzesse wie schon in Kroatien und auf Mallorca? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.08.2020WDR
  • Folge 49
    Die Corona-Pandemie hat die Autoindustrie in Deutschland schwer getroffen. Bei den Händlern stehen tausende Fahrzeuge herum, die niemand kaufen möchte. Der neu gepriesene Heilsbringer soll nun das Elektroauto sein. Mit massiven Fördergeldern sollen diese Wagen in den Markt gedrückt werden. Die günstigsten Vertreter ihrer Art sind im Kaufpreis von über 20.000 Euro auf fast 10.000 Euro gesunken. Es scheint, als sei dies ein Schnäppchen für den Bürger und eine Chance für die Umwelt. Doch stimmt das eigentlich? Was passiert denn dann mit unseren alten Autos? Und ist die Idee „Weg mit den alten und her mit den neuen Wagen“ wirklich ökologisch? Ein ARD-Team ist dieser Frage nachgegangen und hat sich auf den Märkten umgeschaut, auf denen unsere gebrauchten Fahrzeuge in Afrika und Osteuropa verkauft werden.
    Schon nach den Dieselfahrverboten in Deutschland ist der Preis für ein paar Jahre alte Euro-4- und Euro-5-Diesel in den Keller gerutscht. Diese eigentlich hochwertigen PKW gehen meist in den Osten Europas, vor allem nach Bulgarien, Rumänien und Slowenien, wo sich ein Eldorado für Händler auftut.
    In Bulgarien wird aus den Gebrauchtwagen meist der Katalysator ausgebaut und zu Geld gemacht. Das Ergebnis: 90% aller Fahrzeuge in Bulgarien haben keine Abgasfilter, schätzen Experten. Viele alte Benziner gehen nach Westafrika. Nigeria ist einer der größten PKW-Abnehmer weltweit. Dabei ist der Straßenverkehr in Lagos, wie in fast allen afrikanischen Großstädten, nahezu zum Erliegen gekommen. Nicht nur Katalysatoren, auch die Batterien werden hier ausgebaut, weil die Rohstoffe etwas wert sind und deshalb separat verscherbelt werden.
    Die Batterieflüssigkeiten verseuchen mittlerweile ganze Landstriche in Nigeria. Das Story-Team trifft Experten, die davon überzeugt sind, dass Kaufprämien nur der Wirtschaft und nicht der Umwelt helfen. Man könne so gut wie jedes alte Auto auf moderne Abgaswerte bringen, nur scheint dies weder von der Autoindustrie noch von der Politik gewünscht zu sein. Geht es in Deutschland beim Autokauf also wirklich um die Umwelt, oder doch nur ums große Geschäft? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.09.2020WDR
  • Folge 51 (30 Min.)
    Kaum ein Thema ist in Nordrhein-Westfalen so umstritten wie der Ausbau der Windenergie. Wo Windräder errichtet werden, fürchten Anwohner oftmals um ihre Gesundheit oder beklagen Nachteile für die Umwelt. Sie fühlen sich verraten und betrogen, argwöhnen, dass Politiker mit Investoren und Landbesitzern gemeinsame Sache machen. Die Folge: Genehmigungsverfahren für neue Windräder verschleppen sich jahrelang und neue Bauflächen zu finden wird immer schwieriger. Die Energiewende gerät in Gefahr. Und der Streit um die Windkraft erhitzt im Vorfeld der NRW-Kommunalwahlen im September die Gemüter von Bürgern und Politikern.
    Nur 27 neue Windräder wurden in Nordrhein-Westfalen im ersten Halbjahr 2020 errichtet, weniger als in früheren Jahren. Wenn dieser Trend anhält, könnte der Traum von einer Energieversorgung ohne Kohle und Atom bald ausgeträumt sein. Doch was ist dran an den Vorwürfen der Windkraftgegner, die die Gesundheit der Anwohner durch Ultraschall und Schattenwurf bedroht sehen? Und wie stichhaltig sind die Klagen von Naturschützern, die Windkraftanlagen als „Vogelschredder“ bezeichnen und von mutwilligen Zerstörungen der Nester seltener Vogelarten an geplanten neuen Windradstandorten berichten? Entlang der Brennpunkte des Konflikts geht „Die Story“ auf Spurensuche: Das Paderborner Land ist unbemerkt vom Rest des Landes zu einem Zentrum der nordrhein-westfälischen Windindustrie geworden.
    Über 550 Windräder drehen sich hier bereits, viele weitere sollen dazu kommen. Die Stimmung im Landkreis ist gespalten.
    In der Gemeinde Borchen fühlt man sich ausgeliefert, Anwohner und Bürgermeister versuchen sich gegen die große Zahl der Windräder zu wehren. Ganz anders die zehn Kilometer entfernte Nachbar-Gemeinde Lichtenau. Dort sind die Proteste abgeflaut, seitdem die Bürger mitbestimmen dürfen und an der Windenergie sogar mitverdienen. Weil es zunehmend schwieriger geworden ist, neue Standorte auf Acker- und Wiesenflächen zu finden, werden neue Windräder zunehmend auch in Wäldern errichtet.
    Zum Beispiel in der Gemeinde Dahlem in der Eifel. Sie profitiert von den Pachteinnahmen des Betreibers – trotzdem regt sich auch dort Protest gegen die Windräder mitten im Wald. „Die Story“ geht den Sorgen der Anwohner von Windparks und den Antworten der Befürworter auf den Grund. Welche Behauptungen stimmen? Welche Ursache haben die Befürchtungen? Aber vor allem: Gibt es mögliche Lösungen, die die Sorgen der Bürger und den Naturschutz ebenso ernst nehmen wie die Notwendigkeit einer klimafreundlichen Energieversorgung? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.09.2020WDR
  • Folge 52
    9 Uhr morgens auf der A4: Kommissar Jens Meisegeier von der Autobahnpolizei und seine Kollegen suchen unerlaubte oder falsch deklarierte Abfalltransporte – und werden schnell fündig. Ein Laster aus Hessen geht ihnen ins Netz. Auf den Papieren der Lieferung steht Dämmwolle, potentiell krebserregend, die völlig unzureichend verpackt ist. Und das ist noch nicht alles. Der Kommissar stellt fest: Unter die Dämmwolle hatte der Entsorger einfach auch noch andere Stoffe gemischt – und nicht gemeldet. Ob die anderen Stoffe gefährlich sind, soll im Labor geprüft werden.
    „Es wird wahnsinnig viel Abfall in und durch Deutschland transportiert und dabei wird viel Schindluder betrieben. Fachleute behaupten, mit Abfall lässt sich mehr Geld machen als mit Drogen“, erzählt einer der zuständigen Polizisten. Schindluder heißt zum Beispiel falsch deklarierte Mülltransporte. Das gilt besonders für die so genannten gefährlichen Abfälle, den Giftmüll. Hier sind die Gewinnspannen besonders groß. „Wenn ich einen gefährlichen Stoff entsorgen will, zum Bespiel Asbest, dann kostet die Entsorgung pro Tonne 300 Euro.
    Wenn da aber – laut Papiere – kein Asbest drin ist, dann kostet die Tonne vielleicht nur noch 10 Euro. Das ist natürlich ein lukratives Feld“, sagt Kommissar Jens Meisegeier. Deutschland hat ein Giftmüllproblem: Jährlich produzieren wir als Industrienation laut Umweltbundesamt rund 17 Millionen Tonnen Sondermüll – also Abfallstoffe, die nachweislich eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt darstellen.
    Zusätzlich wird noch Sondermüll aus ganz Europa importiert – ein großer Teil davon landet auf Zwischenlagern und Deponien in Nordrhein-Westfalen. „Die Story“ begibt sich auf Spurensuche und stellt fest: Das Geschäft hat gewaltige Lücken. In der Theorie wird jeder Transport in Deutschland von Anfang bis Ende dokumentiert und kontrolliert – allerdings häufig nur auf dem Papier. In der Praxis rollen gigantische Mengen an giftigem Abfall durchs Land und niemand weiß sicher, was drin ist.
    Kontrollbehörden müssen vertrauen, dass das drin ist, was auf dem Papier steht, und können nicht jeden Transport überprüfen. Erzeuger und Entsorger müssen die giftigen Abfälle allenfalls stichprobenartig kontrollieren. „Das System bietet den perfekten Nährboden für kriminelle Machenschaften“, sagt der Schweizer Entsorgungsexperte Marcos Buser. Und für fatale – mitunter tödliche – Fehler. Vom Erzeuger bis zur finalen Entsorgung: Warum ist es so schwer, die gefährlichen Abfälle flächendeckend zu kontrollieren und richtig zu entsorgen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.09.2020WDR
  • Folge 54
    Genau zur Jahrtausendwende übernahm Wladimir Putin die Amtsvollmachten des Präsidenten der Russischen Föderation – russische Jugendliche, die heute um die zwanzig oder jünger sind, kennen nur ihn, den Ex-KGB-Mann, an den Schalthebeln der Macht. Wie denkt und fühlt diese ‚Generation Putin‘? Welche Realitäten haben ihr Heranwachsen geprägt? Welches Bild haben die Jugendlichen von Russland, wie wollen sie leben? Ähnlich wie Gleichaltrige im Westen gehören sie zur Internetgeneration, haben Zugang zu Informationen, die in den staatlich gelenkten Medien Russlands keinen Platz haben. Ein spannender Blick auf Russland aus der Perspektive von Millenniumskindern, im Spannungsfeld von Privatem und Politischem, besonders aufschlussreich vor dem Hintergrund der stetig wachsenden internationalen Differenzen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.09.2020WDR
  • Folge 55
    Seit 2017 sind vermutlich 1 Million Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang in sogenannten „Umerziehungslagern“ oder „Ausbildungszentren“ verschwunden. Der Film von Robin Barnwell begibt sich auf die Suche nach dem Schicksal dieser muslimischen Minderheit. Ein extrem schwieriges Unterfangen, denn über Xinjiang liegt ein bleierner Mantel des Schweigens und der totalen Überwachung. Ausländer oder Uiguren selbst können hier weder journalistisch arbeiten noch frei reden. In einer aufwändigen Undercover-Recherche bestätigt die Dokumentation die Existenz der Lager in Xinjiang und beschreibt, wie die Inhaftierten dort psychisch gebrochen werden, um „gute Chinesen“ zu werden.
    Sie zeigt aber auch, wie die alltägliche Unterdrückung der Uiguren außerhalb der Lager funktioniert. Sie werden als Objekte behandelt, die keinerlei Menschen- oder Bürgerrechte haben. Ihre kulturelle Eigenart gilt als Verbrechen und soll ausgemerzt werden. Nur sie, nicht die Han-Chinesen, die auch in Xinjiang leben, werden auf Schritt und Tritt gefilmt, überwacht, ausspioniert, drangsaliert und beim geringsten Anlass inhaftiert.
    Sie sind die perfekten „Versuchsobjekte“ großer chinesischer Tech-Firmen, die in Xinjiang jede neue technische Überwachungsmöglichkeit einsetzen und testen können – und damit auch werben. Ein erhellender und sehr beklemmender Film, der klar macht, dass es die Volksgruppe der Uiguren mit ihrer Kultur in der nächsten oder übernächsten Generation vielleicht nicht mehr geben könnte – und auch, wie komplett eine digitale Überwachung, die nicht beschränkt wird, jede Freiheit vernichtet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.09.2020WDR
  • Folge 56 (45 Min.)
    Ein grausiges Video taucht im Internet auf: Zu sehen ist, wie in einer Wüstenregion militärisch gekleidete Männer einen am Boden liegenden Mann mit einem Vorschlaghammer erst foltern, dann töten. Dabei lachen sie und scherzen, geben sich kaum Mühe, ihre Gesichter zu verbergen. Die Story begibt sich auf die Suche nach den Killern in dem Video. Die Spur führt über Syrien nach Russland – zu einer privaten Söldner-Armee, die sich „Gruppe Wagner“ nennt und offenbar in immer mehr Ländern aktiv ist: in der Ukraine, im Nahen Osten oder auch in Afrika. In Asbest, einer Stadt im Ural, wo viele ehemalige Soldaten arbeitslos und ohne Perspektive sind, wurden, so erzählen uns Einwohner, Kämpfer angeheuert und zu streng geheimen Einsätzen der „Gruppe Wagner“ geschickt.
    Was ihre Aufgabe im Donbass, in Syrien oder sonst wo auf der Welt war, unterliegt absoluter Geheimhaltung. Denn offiziell verbietet die russische Verfassung den Einsatz von Privatarmeen oder Söldnern. Wird dieses Verbot still und heimlich unterwandert? Der Kreml bestreitet, mit diesen Männern etwas zu tun zu haben, bestreitet die Existenz einer Söldner-Truppe. Russische Investigativ-Journalisten glauben, ein enger Vertrauter Putins, Jewgeni Prigoschin, dirigiere die Schatten-Armee.
    Russland-Beobachter Gustav Gressel bestätigt: „Für den Kreml ist eine Söldner-Truppe wie Wagner äußerst praktisch, um militärische Operationen durchzuführen, die es offiziell nicht geben darf – und die man im Zweifel abstreiten kann. Denn Wagner gibt es offiziell ja auch nicht. Plausible deniability heißt das Prinzip.“ Zurzeit gibt es vermehrt Berichte über Aktivitäten der „Gruppe Wagner“ in Libyen, wo es um Öl- und Gasvorkommen geht – ähnlich wie im Krieg um Syrien.
    Dabei entzieht sich das Treiben dieser Truppe jeder öffentlichen oder strafrechtlichen Kontrolle: „Sie foltern und morden völlig willkürlich,“ berichtet ein geflohener Syrer, der heute in den Niederlanden lebt. Er kennt das Opfer aus dem Folter-Video – er ist entfernt mit ihm verwandt. „Er wollte fliehen und ist aus der Assad-Armee desertiert.“ Er zückt sein Smartphone: Darauf ein Foto des Toten – auf dem er denselben Pullover trägt wie bei seiner Ermordung. Auch einen Video-Gruß des Opfers an seine Familie hat er gespeichert: „Ich komme bald – freue mich auf Euch.“ Der Verwandte in den Niederlanden glaubt nicht, dass die Mörder je zur Rechenschaft gezogen werden.
    „Aber es ist gefährlich, darüber öffentlich zu sprechen.“ Und obwohl er heute in der vermeintlichen Sicherheit Mitteleuropas lebt, soll sein Wohnort anonym bleiben. Er hat selbst hier Angst vor dem langen Arm der Gruppe namens „Wagner“. Die Story „Russlands Schattenarmee“ ist eine Spurensuche nach den Killern aus dem Video. Sie liefert Erkenntnisse und Hintergründe über eine Gruppe privater Kämpfer, die an immer mehr Orten der Welt auftauchen, die es aber – zumindest nach offiziellen Angaben des Kreml – gar nicht gibt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.10.2020WDR
  • Folge 57 (45 Min.)
    Das Lager Moria auf Lesbos ist ein exemplarisches Beispiel für die desaströse Flüchtlingspolitik in Europa. Nach den dramatischen Bildern und Berichten vom Brand in Moria wächst der Druck auf die EU-Kommission, nun endlich einen Flüchtlingspakt vorzulegen, der in die verfahrene Lage Bewegung bringt. Schließlich sind die Probleme der Flüchtlingspolitik seit Jahren bekannt: Viele Asylverfahren dauern extrem lange, die anerkannten Flüchtlinge werden nur von einem Teil der EU-Mitgliedsländer aufgenommen, und abgelehnte Asylbewerber können oft nicht in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt werden. Doch wer hat eigentlich Schuld an dem Drama in Moria? Ist es die EU oder sind es einzelne Mitgliedstaaten, die jeden Kompromiss verweigern? Und gibt es jetzt eine Chance darauf, nach Jahren des Stillstands eine Lösung in der Flüchtlingsfrage zu finden? Den Rahmen der Dokumentation bilden Schicksale von Flüchtlingen auf Lesbos, die wir seit einem Jahr begleiten – die Lebensbedingungen im Lager Moria sind seit Langem völlig inakzeptabel.
    Einige nordrhein-westfälische Städte haben gleich nach dem Brand in Moria ihre Hilfe angeboten, darunter auch Bielefeld. Wir treffen dort Befürworter und Kritiker einer neuen Aufnahme von Geflüchteten und ehemalige Flüchtlinge, die schon vor ein paar Jahren Aufnahme gefunden haben.
    Und wir suchen bei der EU in Brüssel, bei Politikern aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Lagern nach Erklärungen für die lange Misere, nach Ideen für eine gerechte Verteilung der Asylsuchenden und nach Ansätzen für einen Umgang mit Migranten, die jetzt noch nach Europa kommen. Schon seit Jahren beharren die EU-Länder darauf, dass die Asylanträge an den Außengrenzen zu prüfen sind. Ein Modell, das ganz offensichtlich in Moria gescheitert ist. Die Story blickt auf ein System vielschichtiger Verantwortungslosigkeit. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.10.2020WDR
    • Alternativtitel: Wer kontrolliert die Polizei?
    Folge 58 (45 Min.)
    Die Polizei – dein Freund und Helfer? Sven aus Köln hat das Gegenteil erlebt. Bei einem Polizeieinsatz wurde er grundlos geschlagen und verlor das Bewusstsein. Sein Fall landete vor Gericht. Doch angeklagt wurden nicht die Polizisten. Er selbst musste vor Gericht, wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt. Aus einem Opfer machte die Polizei einen Täter. Dreieinhalb Jahre dauerte es, bis er Recht bekam. „Ich zweifle sehr stark an unserem Rechtsstaat“, sagt Sven. „Da habe ich kein Vertrauen mehr.“ Immer wieder wird ungerechtfertigte Polizeigewalt gegen Bürger publik.
    Und nicht erst seit dem Polizeiskandal von Hessen steht auch der Vorwurf im Raum, bei der deutschen Polizei gäbe es Rassismus und Hinweise auf rechtsextremistische Netzwerke. In Hessen wurden unerlaubt persönliche Daten aus Polizeicomputern abgerufen. Unter anderem von einer Politikerin und einer Anwältin, die daraufhin rechtsextreme Drohschreiben erhielten. WDR und Handelsblatt haben gemeinsam recherchiert: Wer kontrolliert die Polizei in Deutschland? Wo können sich Bürgerinnen und Bürger beschweren – und finden sie Gehör? Das Ergebnis: Eine flächendeckende unabhängigen Kontrolle der Polizei in Deutschland gibt es nicht.
    Die Story geht zahlreichen aktuellen Fällen nach – und findet erschreckende Details heraus. Unsere Recherchen zeigen, dass sich betroffene Bürgerinnen und Bürger oft nicht gegen Gewalt und Rassismus wehren können. Denn die zuständigen internen Stellen in der Polizei und auch die Staatsanwaltschaften gehen in vielen Fällen nicht entschlossen genug gegen Missstände vor. Gleichzeitig erleben Polizistinnen und Polizisten in Deutschland oft selbst Gewalt bei Einsätzen – wie in Stuttgart, wo eine Drogenkontrolle gegen einen 17-Jährigen eskaliert und 19 Beamte verletzt werden.
    Oder auch in Leipzig, wo jüngst Steine gegen Beamte fliegen. „Die Kollegen werden manchmal behandelt wie ein Fußabtreter“, so beschreibt der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Dietmar Schilff die Situation vieler Polizistinnen und Polizisten. Doch während Polizei und Staatsanwaltschaft mit der Härte des Gesetzes gegen solche Übergriffe vorgehen können, sieht es mit den Rechten von Bürgerinnen und Bürger, die von Polizeigewalt betroffen sind, anders aus.
    Denn sie müssen bei der Polizei selbst Anzeige erstatten. Menschenrechtler fordern deshalb seit Jahren, sich ein Beispiel an Nachbarländern zu nehmen, etwa an Dänemark, wo es die sogenannte „Unabhängige Beschwerdestelle“ gibt. Eine Einrichtung, bei der sich Bürgerinnen und Bürger wegen Polizeigewalt melden können. Diese Stelle ist nicht nur personell und finanziell gut ausgestattet. Sie ermittelt auch völlig eigenständig mit Befugnissen wie eine Staatsanwaltschaft. Und in Deutschland? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.10.2020WDRDeutsche Online-PremiereDi 29.09.2020ARD Mediathek
  • Folge 59 (45 Min.)
    Sie kommen gemeinsam, jeder steuert seine Straßenecke an, legt eine Decke über die Beine und harrt aus – in der Hoffnung, dass Passanten Geld in den Pappbecher werfen. Genauso schnell wie sie gekommen sind, verschwinden sie gemeinsam wieder. Wo gehen diese Menschen hin, wer sind sie, steckt organisierte Kriminalität dahinter? Die Autorin folgt einer Bettlerin in ihr Dorf in Rumänien – und stößt auf bittere Armut und Ausgrenzung. Das Dorf ist Teil der EU – und dennoch ein vergessenes Stück Land, zu dem Journalisten kaum Zutritt haben.
    Schnell stellt sich heraus, wer die junge Frau namens Narcisa tatsächlich ist. Kein Mitglied einer Bande, sondern eines Roma-Clans, der sich mitten im Wald angesiedelt hat. Strom, Kanalisation, Zentralheizung: Fehlanzeige. Auch Jobs gibt es so gut wie keine. Fast alle jungen Erwachsenen gehen regelmäßig ins Ausland um zu betteln. Mit dem Geld ernähren sie ihre Familien. Gemeinsam fahren sie nach Deutschland und unterstützen sich vor Ort. Die Alten bleiben zuhause und hüten die Kinder. Niemand beutet hier aus, nimmt ihnen das erbettelte Geld ab.
    Aber der Staat scheint sich nicht verantwortlich zu fühlen – und die Not ist groß. Narcisas Mann sitzt im Gefängnis, weil er illegal Holz geschlagen hat, sie selbst kann kaum lesen und schreiben, braucht aber Geld, um ihre baufällige Hütte zu renovieren. Die Kinder sollten in die weiterführende Schule, doch der einzige Weg dorthin ist ein Bachbett, das sich bei Regen in einen reißenden Fluss verwandelt. Und so scheint das Betteln im Ausland als die einzige Möglichkeit, sich buchstäblich über Wasser zu halten.
    Etwa 80 Prozent der Roma leben unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle ihres Landes; jeder dritte Roma hat in seiner Unterkunft kein fließendes Wasser; jedes dritte Roma-Kind lebt in einem Haushalt, in dem im vergangenen Monat jemand hungrig zu Bett gegangen ist. 50 Prozent der Roma im Alter zwischen sechs und 24 Jahren besuchen keine Schule. Die Freizügigkeit innerhalb der EU ermöglicht es Menschen, von Osteuropa nach Deutschland zum Betteln zu kommen. Die Dokumentation zeigt Motive und Hintergründe. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.11.2020WDR
  • Folge 61 (45 Min.)
    Der Herd ist 7 Jahre alt und schon kaputt. „Das ist kein Zufall, sondern gewollt,“ sagt Heinrich Jung und krempelt die Ärmel hoch. „Die Dinge werden so gebaut, dass sie kaputt gehen. Sie sollen sich ja ein neues Gerät kaufen,“ sagt er und schraubt die Elektronik des Herdes auf. Vor 37 Jahren hat sich der Elektro-Meister mit seiner Reparaturwerkstatt für defekte Elektrogeräte selbständig gemacht. Er ist ein Überzeugungstäter: „Wir schmeißen viel zu viel weg.“ In vielen Dingen, die uns umgeben, sei eine Sollbruchstelle eingebaut, behauptet Jung: Herde, Toaster, Mixer, Waschmaschinen, Smartphones und Rasierapparate würden absichtlich nicht für die Ewigkeit konstruiert.
    Geplante Obsoleszenz nennt dies der Fachmann, der Verfall soll uns zwingen, wegzuwerfen und zu konsumieren. Aber ist das im Angesicht wachsender Müllberge aus Plastik- und Elektro-Schrott, in Zeiten schwindender Ressourcen noch zeitgemäß? Längst gibt es Menschen, die eine neue „Kultur der Reparatur“ fordern. Die Story stellt sie vor: Den Professor, der lieber an seinem alten Autos schraubt, statt sich einen Neuwagen zu holen.
    Den Astronauten, der alte Radios wieder zum Laufen bringt. Und den einst arbeitslosen Bastler, der eine Technik gefunden hat, alte Akkus zu erneuern: „Reparieren ist ein lohnendes und zugleich nachhaltiges Geschäft,“ sagt Frank Bräuer, der heute 10 Mitarbeiter beschäftigt. Doch Reparaturwillige müssen viele Hürden überwinden: Nicht mehr lieferbare Ersatzteile, eigens konstruiertes Spezial-Werkzeug, ohne das die Reparatur unmöglich ist, fest verschweißte Teile, die nicht ausgetauscht werden können – Möglichkeiten der Reparatur-Verhinderung gibt es viele.
    Was sagen die Hersteller dazu? Und müssten nicht Gesetze gegen solche Praktiken verabschiedet werden? Heinrich Jung ist nicht nur Gründer eines Repair-Cafés, er ist auch Mitglied im „Runden Tisch Reparatur“ – ein Verein, der gesetzliche Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit fordert. Der Elektro-Meister zieht triumphierend eine kleine Relais-Schaltung aus der Platine des defekten Herdes: „Absichtlich unterdimensioniert, das kenn ich schon!“ Er tauscht das zu kleine Relais gegen ein größeres und der Herd läuft wieder. Materialkosten: keine 4 Euro … (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.11.2020WDR
  • Folge 63 (45 Min.)
    Stahl, das war immer das Kerngeschäft von Thyssenkrupp. Doch in den vergangenen Jahrzehnten hat die aufwändige Produktion den Industriekonzern in die größte Krise seines Bestehens gestürzt. Seit Monaten gibt es aus der Essener Konzernzentrale unterschiedliche Signale, wie es weiter gehen könnte. Eine konkrete Aussage fehlt. Klar ist: die Coronakrise hat alles noch viel schlimmer gemacht. Nun dürfe es keine Denkverbote mehr geben, ließ die Vorstandsvorsitzende Martina Merz im Mai 2020 verlauten. Was genau das bedeuten soll? Eine Zerschlagung oder sogar ein Verkauf der gesamten Stahlsparte oder gibt es doch noch einen dritten, zukunftsweisenden Weg? Die Führungsetage klammert sich an eine technologische Lösung: den sogenannten grünen Stahl, die Co²-neutrale Stahlgewinnung mithilfe von Wasserstoff.
    Aber ist das realistisch? Die WDR-Autoren Ingolf Gritschneder, Michael Heussen und Wolfgang Minder haben versucht, Einblicke in einen Konzern zu gewinnen, der in den letzten zehn Jahren mehr durch dauernde Personalwechsel und einen strategischen Zick-Zack-Kurs in die Schlagzeilen geriet als durch positive Geschäftszahlen.
    Wie erleben die Arbeiter und Angestellten den Niedergang von Thyssenkrupp, eines Unternehmens, in dem viele seit Generationen einen verlässlichen Arbeitgeber sahen? Der Film fragt, wo die 17 Milliarden aus dem Verkauf der zukunftsträchtigen Aufzugsparte geblieben sind, beleuchtet die Hintergründe aktueller Fusions-Szenarien und die Rolle der drei großen Player: der Konzernspitze, der Krupp-Stiftung als größtem Anteilseigner und des schwedischen Investors Cevian, der nach seinem eigenen Firmencredo „eine aktive Eigentümerposition“ anstrebt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.11.2020WDR

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