2018, Folge 39–78

  • Folge 39
    Am 5. Juli 2017 stürmt die türkische Polizei einen Workshop verschiedener türkischer Menschenrechtsorganisationen auf der Insel Büyükada. Die Beamten nehmen zehn Menschenrechtler fest. Unter ihnen: der Deutsche Peter Steudtner. Seine Lebensgefährtin Magdalena Freudenschuss wartet an diesem Abend in Berlin vergeblich auf seinen Rückruf. Die gemeinsame 4-jährige Tochter fragt nach Papa. Sein Handy ist nicht erreichbar. Da stimmt was nicht, sie ahnt, dass etwas passiert ist. Kurz vor der Präsidentenwahl in der Türkei am 24. Juni 2018 gewährt die Doku von Gesine Enwaldt einen tiefen Einblick in den schwierigen diplomatischen Umgang der Bundesregierung mit dem Autokraten Recep Tayyip Erdogan.
    „Die Story“ zeichnet die Geschichte von Peter Steudtners Festnahme, seiner Gefangenschaft und seiner Freilassung nach. Und zeigt dabei das Spannungsfeld zwischen diplomatischen und politischen Zwängen einerseits und der verzweifelten Situation von Steudtners Familie und Freunden andererseits auf. Sommer 2017: Die türkische Polizei verhaftet Steudtner zu einem Zeitpunkt, als das deutsch-türkische Verhältnis mehr als angespannt war.
    Der mittlerweile freigelassene Journalist Deniz Yücel saß damals seit knapp fünf Monaten in Untersuchungshaft, die Deutsche Mesale Tolu seit zwei Monaten. Der Tonfall zwischen der deutschen und der türkischen Regierung: hierzulande frostig, dort aggressiv, beleidigend. Was warfen Kanzlerin und Außenminister nach der Verhaftung von Steudtner in die Waagschale, um den türkischen Präsidenten Erdogan zum Einlenken zu bewegen? Die Bundesregierung schweigt dazu. Die diplomatischen Bemühungen, die zur Freilassung Steudtner geführt haben, gelten offiziell als Staatsgeheimnis.
    Das Wissen von Politikern, Journalisten und Ex-Diplomaten lässt allerdings erahnen, dass nicht nur Altkanzler Schröders gute Beziehungen zu Erdogan, sondern auch ein deutscher Rüstungskonzern eine Rolle gespielt haben könnten. Der exklusive Zugang zu Peter Steudtner und seiner Lebensgefährtin Magdalena Freudenschuss erlaubt einen genauen Blick auf die Chronologie der willkürlichen Inhaftierung Steudtners in der Türkei. Der Film dokumentiert sein persönliches Erleben und rekonstruiert das Ringen der Bundesregierung um seine Entlassung. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.06.2018WDR
  • Folge 42
    Verärgerte Mieter, sterbende Kulturviertel und hilflose Stadtverwaltungen – das Geschäftsmodell von Airbnb zieht immer weitere Kreise und setzt Städte und Mieter unter extremen Druck. Der Film zeigt, wie die einfache Idee des Teilens privater Wohnungen außer Kontrolle geraten ist und so genannte Supervermieter im großen Stil das System Airbnb ausnutzen, Gesetze umgehen und große Summen kassieren. Die beiden Story-Autoren begeben sich auf die Suche nach diesen Supervermietern und decken auf, wer sich dahinter verbirgt und welche Folgen ihr Handeln hat. Es gibt immer weniger Wohnraum, Einheimische können sich die Mieten nicht mehr leisten.
    Ein alteingesessener Handwerker aus Florenz beklagt den Ausverkauf der Innenstadt. Er fühlt sich nur noch als Teil einer Kulisse: „Ich komme mir vor wie ein Panda im Zoo“. Auch in Deutschland bieten Supervermieter ihre Wohnungen lieber kurzzeitig Touristen an, anstatt sie langfristig zu vermieten – und entziehen damit Wohnraum dem Immobilienmarkt. Denn mit Ferienwohnungen lässt sich problemlos das Vielfache der ortsüblichen Miete verdienen. Airbnb ist das mit Abstand größte Vermittlungsportal für Ferienwohnungen. Die beiden Autoren begleiten Ermittler auf der Jagd nach Eigentümern und Investoren, die das Modell der privaten Gastfreundschaft zweckentfremden und so gegen Gesetze verstoßen.
    Der Nachweis ist aufwändig, der Verdienst der Vermieter riesig. „Es gibt einige alte Bekannte, auf die wir immer wieder stoßen. Wir machen eine Wohnung zu und die machen zwei wieder auf“, erzählen die Beamten. Und der Erfolg ist kalkulierbar: So gibt es ein Geschäftsmodell, das Investoren vorrechnet, wo sie weltweit am besten Wohnungen kaufen, um sie lukrativ an Touristen weiterzuvermieten. Es zeigt auch, wann sie den Kaufpreis durch die Vermietung über Airbnb wieder eingespielt haben – und das oft deutlich eher als angenommen.
    Während deutsche Ermittler mühsam versuchen, einzelne Wohnungen dem System Airbnb zu entreißen, werden in den USA bereits ganze Wohnkomplexe speziell für die Nutzung als Airbnb-Wohnung gebaut. Der Film ist Auftakt zur Story-Sommerreihe „Kritisch Reisen“, welche vom 18.07.2018 bis zum 22.08.2018 gesendet wird, immer mittwochs um 22:10 im WDR Fernsehen. Die Autoren beschäftigen sich mit den Auswirkungen des Massentourismus auf den Balearen, Kanaren und Kroatien, schauen hinter die Geschäftsstrategien der Safari-Anbieter und finden heraus, wer Geld verdient mit dem Sozialen Engagement vieler Jugendlicher im Ausland. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.07.2018WDR
  • Folge 44
    „Sie können hier alles schießen, was Sie wollen. Aber einen Löwen zu schießen, dauert seine Zeit“, erklärt Stan Burger, Jäger und ehemaliger Präsident des südafrikanischen Jägerverbands. Doch diese Zeit haben Jagdtouristen nicht. Sie wollen schnell zu ihrer Trophäe kommen. Sie wollen ihren Löwen in ein, zwei Tagen schießen. Darum hat sich um diesen Wunsch ein richtiges Geschäftsmodell gebildet: Erst werden Löwenbabys gezüchtet und früh von ihrer Mutter getrennt. Diese Löwenbabys werden auf Farmen zum Streicheln für Safari-Touristen bereitgestellt. Sind die Löwen älter, stehen sie als Ware für Jagdtouristen zur Verfügung. Von diesem Geschäft mit den Löwen bekommt der Safari-Tourist nichts mit.
    Ihm wird in seinem Urlaub verkauft, dass er wilde Tiere sieht, das perfekte Foto von Sonnenuntergängen und Abenteuer bekommt. Abenteuer, die nicht mehr so traumhaft wirken, wenn man hinter den Vorhang schaut. Kaum ein deutscher Urlauber weiß, was vor den Toren der Luxus-Lodges passiert, weil er sie auf eigene Faust kaum verlässt. Die Story ist unterwegs in Südafrika auf den Spuren der deutschen Safari-Touristen. Die Reporter reisen mit Urlaubern, schauen hinter die Kulissen der Safari-Idylle. Und erfahren, wie die Menschen leben, die den Touristen den Traum-Urlaub ihres Lebens ermöglichen: Sie kämpfen mit niedrigen Löhnen, rationiertem Trinkwasser und der andauernden Ungleichheit zwischen Schwarz und Weiß.
    Der Film ist Teil der Story-Sommerreihe „Kritisch Reisen“, welche bis zum 22.08.2018 immer mittwochs um 22:10 Uhr im WDR Fernsehen gesendet wird. Die Autoren beschäftigen sich unter anderem mit den Auswirkungen des Massentourismus auf den Balearen, Kanaren und Kroatien und finden heraus, wer Geld verdient mit dem Sozialen Engagement vieler Jugendlicher im Ausland. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.07.2018WDR
  • Folge 46
    Alarm auf dem Flughafen-Tower in Palma de Mallorca: Im Minutentakt starten und landen die Ferienflieger. Die Fluglotsen befürchten gefährliche Situationen. „Mallorca ist längst schon vor dem Kollaps“, sagen sie. Über 10 Millionen Touristen kommen jährlich auf die Lieblingsinsel der Deutschen. Dazu Kreuzfahrt-Touristen, die Stippvisite auf Mallorca machen. Bis zu sieben Riesenschiffe mit vielen Tausenden Passagieren liegen gleichzeitig im Hafen von Palma. Die giftigen Abgase der Schiffsmaschinen verpesten die Luft.
    Gegen die Folgen des Tourismusbooms protestieren die Anwohner: Urlauber überschwemmen das Stadtzentrum der Inselhauptstadt. Tausende Wohnungen werden an Touristen vermietet. Die Folge: Immer weniger Wohnraum für die Einheimischen, in den letzten fünf Jahren sind die Mieten um 40 Prozent gestiegen. Jetzt will der Bürgermeister die Ferienvermietung zumindest einschränken. Mallorca ist am Limit: Die Kläranlagen sind überlastet, Fäkalien werden ungeklärt ins Meer geleitet.
    Dort, wo Einheimische und Touristen baden. Das gleiche Bild auf der Party-Insel Ibiza. Auch Ibiza ist mit Hotels, Bars und Clubs zugepflastert. Immer wieder bricht die Wasserversorgung zusammen. Die Urlauber merken davon nichts. Die Hotels werden bevorzugt bedient. Und auf den Fincas der Bauern verdorrt die Ernte, die Böden versalzen. Abhilfe soll eine teure Meerwasserentsalzungsanlage schaffen. Die Menschen auf der Insel befürchten steigende Wasserpreise. Für die Einheimischen wird das Leben auf den Inseln immer teurer.
    Und Arbeit, zumeist Saisonarbeit, finden sie nur zum Billiglohn in den vielen Hotels und Restaurants. Die Verzweiflung wächst. Und die Wut.Der Film ist Teil der Story-Sommerreihe „Kritisch Reisen“, die bis zum 22.08.2018 gesendet wird, immer mittwochs um 22:10 im WDR Fernsehen. In weiteren Filmen beschäftigen sich die Autoren mit den Auswirkungen des Massentourismus auf den Kanaren und Kroatien, und finden heraus, wer Geld verdient mit dem Sozialen Engagement vieler Jugendlicher im Ausland. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.08.2018WDR
  • Folge 48
    Massentourismus auf den Kanaren: Viele Millionen Deutsche besuchen Jahr für Jahr die Inseln mit dem sommerlichen Klima. Doch den Einheimischen bringt der Tourismus nur wenig. Die meisten Gäste buchen all-inklusiv. Daran verdienen vor allem die großen Touristikkonzerne – nicht die Restaurants und Bars auf den Inseln. Hunderttausende Kreuzfahrt-Touristen kommen für ein paar Stunden nach La Gomera, Gran Canaria oder Teneriffa. Viel Geld lassen sie nicht da. Der Film zeigt die Kehrseite des Massentourismus: Arbeit gibt es allenfalls zum Billiglohn, über die Hälfte der Einheimischen unter 24 Jahren ist arbeitslos. Statt von den Urlaubern zu profitieren, müssen die Menschen auf den Kanaren mit den negativen Folgen leben.
    Der boomende Tourismus treibt nicht nur die Preise in die Höhe, auch die Mieten steigen. Zehntausende Wohnungen auf den Kanaren werden dauerhaft an Urlauber vermietet. Touristenzentren und Wohngegenden vermischen sich immer mehr. Das führt zu Spannungen. Manche Lokalpolitiker fürchten sich inzwischen vor sozialen Unruhen. Der Film ist Teil der Story-Sommerreihe „Kritisch Reisen“, die bis zum 22.08.2018 gesendet wird, immer mittwochs um 22:10 im WDR Fernsehen. In weiteren Filmen beschäftigen sich die Autoren mit den Auswirkungen des Massentourismus in Kroatien und finden heraus, wer Geld verdient mit dem sozialen Engagement vieler Jugendlicher im Ausland. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.08.2018WDR
  • Folge 50
    Abwasserskandale, hoffnungslos überfüllte Städte und das UNESCO-Kulturerbe in Gefahr – auch das sind Folgen des Tourismusbooms in Kroatien. 18 Mio. Menschen besuchten 2017 das kleine Land an der Adria – so viele wie noch nie. Überall werden Hotels und Ferienanlagen gebaut, das Land ist im Investitionsrausch. Denn in diesem Jahr kommen noch mehr Menschen, mit 20 Millionen rechnet das zuständige Ministerium. Der Grund: Traumhaftes Wetter, ruhige politische Lage und dann auch noch die kostenlose Werbung für Städte wie Dubrovnik durch die Serie „Game of Thrones“.
    Im ältesten und größten Nationalpark Kroatiens, den Plitvicer Seen, reiht sich Neubau an Neubau. „Als wir hier vor vier Jahren mit dem Vermieten von Zimmern angefangen haben, hatten wir vielleicht 120 Konkurrenten. Jetzt haben wir 600“, erzählt Damir, der früher Manager in Zagreb war und heute ein kleines Apartmenthotel betreibt. Ohne Probleme bekommen Investoren Baugenehmigungen, obwohl es kein Abwasserentsorgungssystem gibt. Bürgermeister Ante Kovac führt uns zum „17ten See“ des Nationalparks: eine Fäkalien-Grube.
    Die Aufregung unter Anwohnern ist groß. Marian lebt nur etwa 500 m von diesem 17. See entfernt. Er erzählt, dass seit Jahrzehnten nicht mehr in die Abwasser-Infrastruktur investiert wurde. Nicht nur hier, auch an anderen Stellen wächst die Tourismus Branche so schnell, dass das Land kaum hinterherkommt. In Split zum Beispiel hat ein großes Elektro-Festival dafür gesorgt, dass sich die Stadt zum Touristen-Hotspot wandelt. Die 27-jährige Latica muss aus ihrer Wohnung ausziehen, weil ihr Vermieter über die Saison lieber an Touristen vermietet.
    So wie ihr geht es vielen anderen Mietern in Split: Sie müssen Platz für die besser zahlenden Touristen machen. Nur wohin? Das Team der Story reist durch ein Land, in dem es gerade nur einen vielversprechenden Industriezweig zu geben scheint: den Tourismus. – Sommerreihe bei „Die Story“ Beliebte Reiseziele locken mit malerischen Landschaften, schönen Hotels und tollem Klima jährlich Tausende Touristen an. Doch dort, wo der Tourismus boomt, gibt es meist eine dunkle Kehrseite für Einheimische und die Umwelt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.08.2018WDR
  • Folge 51
    Immer mehr junge Reiselustige wollen zwischen Schule und Studium Freiwilligenarbeit leisten in der Dritten Welt. Das macht sich gut im Lebenslauf. Die Nachfrage ist so groß, dass sich neben gemeinnützigen Organisationen auch kommerzielle Reiseanbieter auf dem Markt tummeln. Freiwilligenarbeit im Ausland kostet, für die Reise, Unterkunft und Verpflegung. Aber manche Anbieter berechnen auch Zahlungen für die Hilfsprojekte selbst. Die helfende Hand kann so sehr teuer werden. Entstanden ist eine Branche, die teils seltsame Blüten treibt. Gerade armen Waisenkindern will jeder gerne helfen.
    Aber es gibt zu wenig Waisen für die vielen Freiwilligen. So gibt es in Nepal Waisenhäuser, wo Kinder noch Eltern haben. Es gibt Fälle, wo Menschenhändler die Kinder aus ärmlichen Dörfern holen. Den Eltern sagt man, dass die Kinder in der Stadt eine bessere Bildung bekommen. Die Kinder werden dann als Waisen deklariert. Und in den Waisenhäusern bekommen sie manchmal gerade nur das Nötigste. Vor Ort stellen die Freiwilligen fest, dass die von ihnen für die Hilfsprojekte gezahlten Zuschüsse offenbar nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil dort landen.
    „Die Story“ zeigt, wie das Geld auf verschlungenen Wegen in den Taschen dubioser Reiseanbieter und ihrer Mittelsmänner landen. Sind die freiwilligen Helfer überhaupt hilfreich? Gerne kombinieren die jungen Hilfswilligen die Freiwilligenarbeit mit einem Urlaub. So ist Bali nicht nur Touristen – Hotspot. Überall kann man hier für ein paar Wochen Kinder betreuen, Englisch unterrichten, oder Schildkröten aufziehen. Wie qualifiziert die Bewerber sind, wird häufig nicht geprüft. Für die Freiwilligen ist es eine angenehme Art Helfen und Urlaub zu verbinden.
    Was aber bedeutet das für diejenigen, denen sie eigentlich helfen wollten? – Sommerreihe bei „Die Story“ Beliebte Reiseziele locken mit malerischen Landschaften, schönen Hotels und tollem Klima jährlich Tausende Touristen an. Doch dort, wo der Tourismus boomt, gibt es meist eine dunkle Kehrseite für Einheimische und die Umwelt. Die Reportage-Reihe „Kritisch Reisen“ im WDR Fernsehen schaut ab dem 18. Juli hinter die Kulissen der Urlaubsindustrie und zeigt in sechs Folgen die Auswirkungen des Massentourismus auf Land und Leute. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.08.2018WDR
  • Folge 52
    Die Angst geht wieder um in Europa. Regelmäßig fürchten sich jüdische Menschen vor Angriffen auf offener Straße, ihre Kinder berichten von Mobbing in der Schule. Friedhöfe werden geschändet, bei Aufmärschen Hassparolen skandiert. Wir sind den Ursachen für diese neue Welle des Antisemitismus nachgegangen, in Deutschland sowie in den Nachbarländern Polen und Frankreich. In Polen sind wir vor allem einem Judenhass begegnet, der sich hinter einem wiedererwachten Nationalismus versteckt. Uns hat interessiert, warum es trotzdem Antisemitismus gibt, in einer Gesellschaft, in der kaum noch Juden leben.
    Warum sind manche Vorurteile anscheinend nicht zu beseitigen? Frankreich ist das einzige europäische Land, in dem es in den vergangenen Jahren jüdische Opfer von Gewalttaten gab. Hier ist die Welle der Auswanderungen von Juden nach Israel besonders groß. Das Problem des Antisemitismus wird vor allem auf muslimischer Seite verortet. Darüber haben wir mit Betroffenen gesprochen: mit Historikern und Philosophen, wie Georges Bensoussan und Elisabeth Badinter, aber auch mit dem Rabbiner Michel Serfaty, der seit vielen Jahren versucht, zwischen den Religionen zu vermitteln.
    Schließlich sind wir mit den Erfahrungen unserer Reise nach Deutschland zurückgekehrt, wo man gleichsam eine Schnittmenge der Phänomene findet. Wir haben uns hier mit Lösungen beschäftigt – mit Menschen, die Antisemitismus nicht für ein unveränderbares Problem halten, sondern für eine gesellschaftliche Herausforderung, der man sich stellen muss. Unser Film ist vor allem die Bestandsaufnahme eines Problems: ein Film über Menschen zwischen Verzweiflung und Hoffnung, zwischen Aufgeben und Widerstand. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.08.2018WDR
  • Folge 55
    New York, 2018. „Es gab genug Warnhinweise, dass es zum Crash kommt. Doch die Gier war größer. Und auch jetzt lechzen die Anleger da drüben wieder nach mehr Rendite!“, erzählt Larry McDonald, ehemaliger Vize-Präsident bei der US-Bank Lehman Brothers. Er sitzt im 50. Stock eines schicken Apartmenthauses am Hudson River. Von seinem Schreibtisch kann er bis zum Financial District der Wall Street schauen. Er beobachtet heute als Autor den Markt und schreibt Investment Reports. Zehn Jahre zuvor, am 15. September 2008, meldeten die Agenturen die Pleite der US-Bank Lehman Brothers. Es war die größte Pleite eines Unternehmens, die die Welt je gesehen hat – und hatte fatale Folgen für die ganze Welt.
    Am Ende mussten weltweit Banken gerettet werden – durch das Geld der Steuerzahler. Das sollte sich nie mehr wiederholen. Angela Merkel versprach: „Wir wollen nicht, dass die Steuerzahler Banken retten müssen, sondern dass Banken sich selber retten.“ Was ist das Versprechen wert? Sind die Banken unter Kontrolle? Was hat die Branche aus der Finanzkrise gelernt? „Die Story“-Autoren begeben sich auf Spurensuche, treffen Finanzbranchen-Insider und Betroffene. Immer wieder stoßen die Autoren auf deutliche Indizien, dass die Finanzkrise keineswegs vorbei ist. Im Gegenteil.
    Heute, 2018, gibt es erstaunliche Parallelen zu der Zeit kurz vor dem Mega-Crash. Riskante Finanzgeschäfte gehören für Banker weiter zum Alltag. Private Schulden, billiges Geld und undurchsichtige Finanzprodukte – eine gefährliche Mischung, die in einem explosiven Umfeld aus Gier und Wahnsinn schon bald den nächsten Crash auslösen könnten. Christoph Kaserer von der TU München erklärt diese Entwicklung so: „Die großen internationalen Banken haben – wie fast alle Banken – ihre Bilanzsummen kräftig ausgedehnt. Das heißt, wenn eine dieser großen Banken in eine Schieflage gerät, werden wir auch heute nicht drum herumkommen, dass es eine Rettung durch den Steuerzahler gibt.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.09.2018WDR
  • Folge 57
    So wie er sind viele LKW Fahrer sind wochen- und monatelang durch Westeuropa unterwegs – ohne ein einziges Mal ein richtiges Bett gehabt zu haben oder eine Dusche. Die Fahrer wohnen zum Beispiel in ihren freien Stunden auf Rastplätzen oder Parkplätzen. Einige treffen die Story-Autoren sogar in einer vergessenen Waschanlage bei Köln an, wo sie sich ein Lager aufgebaut haben. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Fast immer sind es osteuropäische Fahrer, die über Subunternehmer zu Niedriglöhnen durch die Lande geschickt werden. Gerade in Deutschland sind die Kontrollen zu lasch, ein nahezu rechtsfreier Raum für geldgierige Speditionen.
    Obwohl Gewerkschaften und Polizei der Transitländer Belgien und Holland sich aktiv für eine Veränderung einsetzen, schlüpfen Speditionen immer wieder durch die gesetzlichen Löcher oder bewegen sich unentdeckt und unkontrolliert am Rande der Legalität. Wie kann das sein? „Die Story“ begleitet Fahrer Kristinel auf seiner Tour durch Belgien, Frankreich und die Niederlande und dokumentiert die Folgen eines perfiden Preiskampfs der Spediteure auf das Leben der Lastwagenfahrer und damit auch auf die Sicherheit auf unseren Straßen. Schon lange versucht die EU der ungebremsten Ausbeutung Herr zu werden, aber die Gesetze greifen nicht, denn es gibt kaum Kontrollen.
    Inzwischen schalten sich auch deutsche Politiker in der Problematik ein. Andrea Nahles oder Thorsten Schäfer Gümbel etwa, die sich öffentlichkeitswirksam mit Gewerkschaftern und Fahrer auf Raststätten ablichten lassen. Die EU will mit einem neuen Vorstoß das Lohndumping beenden. „Die Story“ hinterfragt: Geht die Politik wirklich konsequent genug gegen den gefährlichen Preiskampf auf unseren Straßen vor? Und, was müsste sich ändern, damit Lastwagenfahrer in Europa nicht mehr ausgebeutet werden? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.09.2018WDR
  • Folge 58
    Der Ebertplatz in Köln ist über Nacht bundesweit berühmt geworden. Am späten Abend des 14. Oktobers 2017 wird hier ein 22-jähriger Dealer aus Guinea erstochen. Mitten in Kölns Innenstadt. Es ist der traurige Höhepunkt eines Niedergangs: Seit Jahren tummeln sich auf dem Ebertplatz immer mehr Dealer, Obdachlose und Süchtige. Dazu kaputte Rolltreppen, defekte Beleuchtung und in den Passagen ein durchdringender Gestank. Der Kölner Ebertplatz wird sogar bei Tag gemieden. Ein Alptraum. Ein Angst-Raum. Mitten in der Stadt. Ein Einzelfall? Von wegen. Die Dortmunder Nordstadt, das Büchel-Quartier in Aachen – nur zwei weitere Beispiele für viele Orte, an denen sich Menschen in NRW so gar nicht mehr wohl fühlen, wo die Welt aus den Fugen geraten scheint.
    Wie ist das möglich? Und was kann dagegen getan werden? Story-Autorin Luzia Schmid wohnt am Ebertplatz, hat die Verwahrlosung hautnah mitbekommen und zeigt in ihrem Film, wie Polizei, Stadtverwaltung und die Zivilgesellschaft gemeinsam versuchen, diesen Ort zurück zu erobern und zu befrieden. Ein Prozess mit vielen Rückschlägen, Höhepunkten und Hoffnungen. Gleichzeitig macht sich die Story-Autorin auf die Suche nach den Ursachen von Angst-Räumen.
    Wie kommt es, dass es in gefühlt allen NRW-Städten Orte gibt, die Menschen meiden? Und sind Angst-Räume wirklich so gefährlich, wie wir fürchten? Neueste Studien belegen: Es ist nicht in erster Linie die Verwahrlosung eines Platzes, die Angst macht. Maßgeblich für Unsicherheitsgefühle und Kriminalitätsfurcht sind soziale Ungerechtigkeit und eine schlechte Durchmischung von Quartieren. Was tun? Im Aachener Rotlicht-Quartier im Schatten des Kaiserdoms streitet man seit Jahren um Konzepte.
    In Altenessen machte sich ein SPD-Politiker unbeliebt, weil er findet, dass in seinem Viertel nicht noch mehr Ausländer wohnen sollten. In der Dortmunder Nordstadt mit ihren Junkies, Dealern, Alkoholkranken fragt sich Polizeipräsident Gregor Lange, wie man Menschen vermitteln kann, dass zwar bei weitem nicht alles gut ist, aber es eine kontinuierliche Verbesserung gibt. Eine Story über Angsträume und Problemviertel in NRW und den mühsamen Weg zurück zur Normalität, der bislang selten gelingt. Was wäre, so fragt sich die Autorin Luzia Schmid, wenn wir uns entscheiden würden, weniger Angst zu haben? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.09.2018WDR
  • Folge 61
    Hebron, Westjordanland: Ein 21 Jahre alter Palästinenser und sein Freund greifen mit Messern israelische Soldaten an. Ein Attentäter wird erschossen, der andere bleibt nach Schüssen verletzt, aber bewegungsunfähig am Boden – minutenlag. In wenigen Metern Entfernung heben Sanitäter einen Soldaten, den einer der Attentäter mit einem Messer verletzt hat, in einen Rettungswagen. Auch ein Sanitäter der Streitkräfte namens Elor Azaria hilft, seinen Kameraden zu versorgen. Plötzlich hebt Azaria sein Gewehr und schießt dem verletzten Palästinenser in den Kopf.
    Ein Menschenrechtler dreht den Vorfall verdeckt. Weil der damals 18 Jahre alte Azaria den Attentäter mit einem Kopfschuss tötet, obwohl dieser offenbar keine Bedrohung mehr darstellt, wird er vor einem Militärgericht wegen Totschlags verurteilt. Inzwischen, nach neun Monaten Haft, ist er wieder frei. Autor Korbinian Kalleder zeigt, wie die Tat eine Gesellschaft gespalten hat: Für die einen ist Azaria ein Mörder – für die meisten Israelis aber ein Held. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 10.10.2018WDR
  • Folge 64
    Europas Regierungen atmen auf: die Zahl der Flüchtlinge aus afrikanischen Staaten sinkt. Aber zu welchem Preis? Für die „Story“ begibt sich die ehemalige Nairobi-Korrespondentin der ARD, Shafagh Laghai, auf Spurensuche – entlang des neuen Grenzwalls, den Europa quer durch Afrika aufgebaut hat. Ihre Reise beginnt in Mali, wo die Bundeswehr nicht nur Terrorismus bekämpft, sondern auch dazu beitragen soll, Migration zu verhindern. Denn Mali gilt als eines der wichtigsten Transitländer für Menschen aus Westafrika. Das Ziel der europäischen Regierungen: Flüchtlinge sollen aufgehalten werden auf ihrem Weg nach Europa.
    Das gleiche Ziel verfolgt die Bundesregierung gemeinsam mit ihren europäischen Partnern auch in Niger. Mithilfe milliardenschwerer Investitionen soll hier der Sicherheitsapparat ausgebaut werden, um die Grenze undurchdringlich zu machen. Shafagh Laghai zeigt gemeinsam mit ihrem Team, was das für die Menschen bedeutet, die in den Ländern leben oder immer noch auf der Flucht sind. Auf ihrem Weg entlang der afrikanischen Fluchtrouten begegnen sie ehemaligen Fluchthelfern, die nicht wissen, wovon sie heute leben sollen und Menschen, die nach gefährlichen Alternativen quer durch die Wüste suchen.
    Alternativrouten, die viele das Leben kosten. Sie treffen junge Männer, die aus Deutschland abgeschoben wurden und jetzt von ihren Familien verbannt wurden, weil sie als Versager gelten. Und sie besuchen eine Farm, die mit europäischer Entwicklungshilfe aufgebaut werden sollte und wo das Versprechen gebrochen wurde, Fluchtursachen wirksam zu bekämpfen. Ihre Reportage zeigt, dass Europas Politik vor allem den korrupten Eliten und Diktatoren afrikanischer Staaten hilft – aber nicht den Menschen, für die Flucht auch weiterhin die einzige Alternative zu sein scheint. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 17.10.2018WDR
  • Folge 66
    Unter dem Ruhrgebiet liegt heute ein zehntausende Kilometer langes Labyrinth aus Schächten und Stollen, die bis in eine Tiefe von weit über einen Kilometer reichen. Große Teile der Landschaft sind abgesackt, manche Stadtteile über 25 Meter. Wenn nicht dauerhaft Deiche gepflegt und hunderte Pumpen laufen würden, würden Bäche rückwärts fließen und Emscher und Lippe sich in die Großstädte ergießen. Auch unter Tage muss kontinuierlich gepumpt werden, damit salziges und zum Teil mit Giftstoffen kontaminiertes Grubenwasser das Trinkwasser an der Oberfläche nicht vergiftet. Allein die Pumpkosten über und unter Tage verschlingen – Jahr für Jahr, bis in alle Ewigkeit – über 200 Millionen Euro.
    Das alles gehört zum kostspieligen Erbe von 200 Jahren industriellem Bergbau. In einem Jahr voller Nostalgie und Steigerlied-Romantik beim Schließen des letzten Pütts schaut „Die Story“ nach vorn und fragt: Was kommt noch alles auf das Ruhrgebiet zu? Wie lange müssen die Bewohner noch damit rechnen, dass der Boden unter ihren Füßen nachgibt? Wie lebt es sich in einem schiefen Haus? Und was haben Erdbeerfelder mit Bergbau und Kohle zu tun? Wir begleiten Forscher, die einen Kilometer unter der Erde Tiefsee-Sonden verteilen und zugleich per Satellit auf das Land zwischen Ruhr und Lippe blicken.
    Wir suchen mit Experten der Bezirksregierung nach den Ursachen für Tagesbrüche, die ein ganzes Haus verschlingen können, erkunden uralte Stollen, so eng, dass ein Mensch kaum hindurchpasst, und fahren einen Kilometer hinab in die gigantische Untertage-Infrastruktur, wo in U-Bahn großen Schächten dunkel wummernd riesige Pumpen das Trinkwasser vor Verunreinigung bewahren sollen. Die über- und unterirdische Reise durch das Revier nach der Kohle dokumentiert in aufwändigen Grafiken: Das Ruhrgebiet wäre schon heute eine beeindruckende Seenlandschaft – wenn jemand auf die Idee käme, die Pumpen abzustellen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.10.2018WDR
  • Folge 69 (45 Min.)
    In Winston County, Alabama ist man mitten im Trump-Land. 90 Prozent haben hier vor zwei Jahren für den heutigen Präsidenten gestimmt. Der Kreis liegt drei Autostunden südlich von Nashville, es gibt hier viel Wald und eine Statue, die an den Bürgerkrieg zwischen den Nord und Südstaaten erinnert. Winston County gehört zu den Dry Countys: Der Verkauf von Alkohol ist hier verboten. Wenn man feiert, dann mit einem All you can eat – Pfannkuchebuffet. Hier lieben sie Donald Trump. In Deutschland hält jeder zweite Trump für gefährlicher als den nordkoreanischen Präsidenten Kim Jong Un. Trump ist hier so unbeliebt wie kein amerikanischer Präsident zuvor. Doch auch viele der Amerikaner, die CNN schauen, die Washington Post oder New York Times lesen, erleben einen Regierungschef, der von einem Skandal zum nächsten stolpert, der an Inkompetenz nicht zu überbieten scheint und der auch in Amerika mehr und mehr an Glaubwürdigkeit verliert.
    Story-Autor Peter Onneken reist nach Winston County und mietet sich dort ein, um zu verstehen: Wieso lieben Amerikaner Trump? Wie groß ist sein Rückhalt und wie kommt es, dass viele im Land ihm eine zweite Amtszeit zutrauen? Einen Tag nach den Senats- und Kongresswahlen, die für Trump auch ein Stimmungstest sind, blickt die Story auf Amerika: Glauben Amerikaner noch an Donald Trump und wie wahrscheinlich sind „Four more years“, weitere vier Jahre Trump? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.11.2018WDR
  • Folge 71
    März 2017, Prozessbeginn am Kölner Landgericht: Der 22-jährige Nenad Mihailovic verklagt das Land Nordrhein-Westfalen. Elf Jahre lang ging Nenad auf eine Förderschule für Geistige Entwicklung in Köln, obwohl er gar nicht geistig behindert ist. Noch nie hat in Deutschland jemand versucht, für die Zeit auf einer Sonderschule zu klagen. Dieser einmalige Fall wirft viele Fragen auf: Wie konnte es passieren, dass ein normal begabtes Kind elf Jahre lang auf einer Schule für geistig Behinderte festgehalten wurde? Und ist Nenad vielleicht kein Einzelfall? Als Nenad eingeschult wurde, konnte er kein Deutsch.
    Er sprach nur Romanes, die Sprache der Roma. So wie seine Eltern, die vor Krieg und Elend aus Serbien nach Deutschland geflohen waren. Die Lehrer beauftragten damals einen Sonderpädagogen, den verängstigten Jungen, der in der Klasse kein Wort sagte, zu begutachten. Das Ergebnis: Nenad habe einen IQ von 59. Damit galt der damalige Erstklässler als geistig behindert. Er kam auf eine Förderschule für geistige Entwicklung. „Ich wusste immer, dass ich da nicht hingehöre“, sagt Nenad heute.
    Er habe auf der Schule keine Freunde gehabt und sich ständig unterfordert gefühlt. Doch niemand erkannte das. Weder seine Lehrer noch seine Familie. Erst mit der Unterstützung des Kölner Vereins „mittendrin“ konnte Nenad die Schule verlassen und den lang ersehnten Schulabschluss machen. Sein Fall stellt das System in Frage, wie der Förderbedarf eines Schulkindes ermittelt wird Sonderpädagogen sind die Experten für Kinder und Jugendliche, die geistig behindert, körperbehindert, verhaltensauffällig oder lernbehindert sind.
    Ihrer Expertise wird vertraut, wenn es um Schülerinnen und Schüler mit Handicaps geht. Wie konnten sich hochqualifizierte Experten im Fall Nenad so irren? Die Story-Autorinnen Cornelia Uebel und Gülseli Baur haben im Zuge ihrer Recherchen auch eine Dortmunder Schule für geistige Entwicklung besucht. Auch hier kennt man den Fall Nenad. Gemeinsam haben Schulleitung, Kollegium, Eltern und Schüler beschlossen, den Alltag an ihrer Schule einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.11.2018WDR
  • Folge 72
    Auf den ersten Blick könnten Nordrhein-Westfalens Naturfreunde zufrieden sein: Die Waldbilanz ist positiv, rein statistisch wachsen die heimischen Wälder. Doch das geht nur, weil jede Menge Importe ins Land kommen, gerade auch aus Osteuropa. Dort gibt es täglich illegale Kahlschläge, unter denen seltene Tierarten, das Klima und die Bevölkerung vor Ort leiden. Teile der rumänischen Karpaten etwa zählen zu den letzten Urwäldern Europas, nahezu unberührt von Menschen. Doch obwohl der Nationalpark offiziell geschützt ist, wird immer wieder illegal abgeholzt. Der Umweltorganisation WWF schätzt, dass 30 Prozent des gesamten Holzeinschlags illegal passiert.
    Das Holz geht in die Pelletproduktion und in rumänische Spanplattenfabriken für Billigmöbel. Aber auch in den waldreichen Ländern Skandinaviens zeigt der Holzhunger Spuren. Mehr als jede fünfte Papierfaser in Deutschland kommt aus schwedischen Wäldern. Auch hier gibt es noch alte, naturbelassene Forste. Doch nur fünf Prozent der gesamten Waldfläche in Schweden sind geschützt. Forscher meinen dagegen, es müssten rund 20 Prozent der Wälder sein. „Es ist entsetzlich, dass unsere letzten Urwälder in Schweden für Einmalprodukte geopfert werden“, klagt Lina Burnelius von Greenpeace.
    Ein Sprecher des staatlichen Forstbetriebes, Sveaskog, kontert, dass Kahlschläge in Schweden schlicht wirtschaftlicher seien als begrenzte Fällungen. „Story“-Autor Michael Nieberg zeigt, wo einige von Europas ältesten Wäldern der Säge zum Opfer fallen. Er versucht, den Weg bis hinein in die deutschen Kamine und Pelletöfen nachzuzeichnen. Und er stellt in Brüssel die Frage: Warum scheint die EU mehr Einsatz für den Tropenforst zu zeigen, als für den eigenen Urwald vor der Haustür. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.11.2018WDR
  • Folge 75
    Der Konflikt um den Hambacher Forst ist längst über die einfache Konfrontation zwischen Braunkohlelobbyisten und Klimaschützern hinausgewachsen. Bei den Auseinandersetzungen um dieses letzte Stück jahrhundertalten Waldes am Rande einer gigantischen Braunkohlegrube stehen sich die Welt von morgen und die Welt von gestern gegenüber: Wie wollen wir leben? Wie gestalten wir unsere Zukunft? Wie gelingt es, ökonomisch, ökologisch und politisch die richtigen Weichen zu stellen? Ist, was legal ist, jederzeit auch legitim? Ist ein Kompromiss zwischen Klimaschützern und Kohlekumpels überhaupt in Sicht? Diesen Fragen sind die Story-Autoren nachgegangen und haben Aktivisten und Braunkohlebefürworter begleitet und Politiker und Berater befragt.
    Nachdem das Oberlandesgericht Münster eine Rodung des Hambacher Forstes vorläufig gestoppt hat, sehen die Umweltaktivisten jetzt den historischen Moment für eine „grüne Demokratie“ kommen – inklusive Energiewende, radikaler bürgerlicher Mitbestimmung und einer neuen Vision zur „Rettung des Planeten und der Menschheit“. Die Story schaut hinter die Kulissen der gut organisierten Arbeit der Klimaschützer: Sie sind weltweit vernetzt, extrem flexibel und hochprofessionell und kommen ohne starre Strukturen aus.
    Zu sehen ist das in ihrem Camp – mit Kochzelt für mehrere hundert Leute, mit Zelt für PR-Arbeit und mit selbst schnell aufgebauten Solarpanels für den Strom. Doch auch die RWE-Mitarbeiter mobilisieren sich und demonstrieren für ihre Arbeitsplätze. Mit „Hambi muss weg“ und „Make RWE great again“ protestieren sie gegen einen schnellen Ausstieg aus der Braunkohle und machen auf ihre Sorgen aufmerksam.
    Die Story-Autoren begleiten RWE-Mitarbeiter, die um ihre Zukunft bangen, sich auf geschlossene Verträge verlassen haben und in der Öffentlichkeit damit auf Unverständnis stoßen. Claudia Kemfert, Leiterin des Energie- und Klimabereichs am deutschen Institut für Wirtschaftsforschung fordert mit Blick auf dem Klimawandel, schleunigst die Ärmel hochzukrempeln und etwas zu tun, statt zu lamentieren. Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier warnt angesichts des schärfer werdenden Konfliktes davor, geltendes Recht durch persönliche Moralvorstellungen ersetzen zu wollen.
    Zwischen Klimaschützern und Braunkohlelobbyisten steht die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission, die nun entscheiden soll, wann der Ausstieg aus der Kohle sinnvoll und realistisch ist. Ein schwieriger Job: Beeinflussen die zahlreiche Demonstrationen für den Erhalt des Hambacher Forstes diese Entscheidung? Macht der Protest der RWE-Kumpel Eindruck auf die Kommission? Und: Wird sich die Politik an die Empfehlung halten können? Denn aus dem Kampf um den Hambacher Forst ist längst einen Ringen um den richtigen Weg in die Zukunft geworden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.11.2018WDR
  • Folge 78
    Aus Amazon, dem Online-Buchhändler von einst, ist eine weltweite Marktmacht geworden. Sie hat ihren Chef Jeff Bezos zum reichsten Mann der Welt gemacht. Jeder zweite Euro im Online-Handel wird bei Amazon ausgegeben, Tendenz steigend. Ist Amazon mit seinem ungebremsten Wachstum dabei, unser Wirtschaftssystem umzukrempeln? Oder noch mehr? Amazon ist eine Maschine, die weltweit mehr als 300 Millionen Menschen gleichzeitig beobachten, vergleichen, und analysieren kann. Niemals in der Geschichte des Handels hat ein Konzern so viele Daten über das Verhalten von Käufern und Händlern gesammelt.
    Denn Amazon ist nicht nur Marktplatz, Marktaufsicht und Anbieter für immer mehr Dienstleistungen und Dinge – die Maschine kontrolliert auch alle Datenströme auf diesem Markt und nutzt sie in seinem Sinn. Im Gewand des harmlosen Internet-Händlers, der immer nur das Wohl der Kunden im Blick hat, verschafft sich der Gigant intimste Einblicke in das Leben seiner Kunden. Doch wer ahnt schon, dass ein einziger Klick auf eine Amazon-Seite Infos an den Konzern weiterleitet, die ausgedruckt eine DIN-A-4 Seite füllen? Ein Gespräch mit Alexa, das Anschauen eines Streaming-Angebots auf Amazon-Prime, die Gemüse-Bestellung über Amazon-Fresh.
    All dies zusammen ergibt eine ganze Bibliothek über jeden Kunden. Gespeichert wird alles – nur, was der Konzern daraus schließt, verrät er nicht. Was wird erst möglich, wenn Daten aus weiteren, neuen Geschäftsbereichen hinzukommen? In den USA engagiert sich der Konzern im Gesundheitsmarkt und bei Versicherungen, und schon heute suchen dort Polizisten mit Hilfe von Amazons Gesichtserkennungs-Programm nach Verbrechern.
    Der öffentliche Raum wird mit Amazons Software überwacht, Weltkonzerne und Geheimdienste haben ihre Daten auf Amazons Servern gespeichert. Heute beherrscht die Daten-Sammlung des Konzerns den Internet-Handel, morgen stirbt der Einzelhandel – und die Marktwirtschaft, wie wir sie kennen? Die Story wagt einen Blick in die nahe Zukunft und versucht, die Maschine Amazon zu verstehen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.12.2018WDR

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