2020/2021, Folge 67–68

  • Folge 67 (15 Min.)
    Als das Kamenzer Würstchen Mitte des 19. Jahrhunderts eher aus der Not heraus erfunden wurde, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass die Knackwurst im Saitling einmal ein kulinarischer Dauerbrenner wird. Eigentlich wollte Fleischhauermeister Carl Heinrich Mierisch, damals Pächter der Kamenzer Garküche, nur seine großen Fleischbestände verwerten. Aber seitdem ist sein „Gamenzer Gnackwärschdl“ in aller Munde. Zwei Teile Rind- und ein Teil Schweinefleisch, pikant gewürzt und über Buchenholz geräuchert – das macht die Kamenzer, wie sie oft einfach genannt werden, aus. Ob heiß oder kalt, mit Kartoffelsalat und Senf sind sie ein Klassiker der Region, der bei vielen Familien auch Weihnachten auf den Tisch kommt.
    Einer, der sich bestens mit der Rezeptur der knackig-deftigen Delikatesse auskennt, ist Enrico Minkwitz. Seit 1897 wird die Fleischerei Minkwitz in Kamenz von der gleichnamigen Familie betrieben. Enrico Minkwitz war einst Fliesenleger, der Liebe wegen ist er Fleischer geworden und führt seit elf Jahren gemeinsam mit seiner Frau Constanze die Familientradition fort. Die beiden sind auch geschmacklich ein gutes Team: Der von ihr zubereitete Kartoffelsalat ergänzt die Kamenzer perfekt. Das i-Tüpfelchen für das Gericht kommt ganz aus der Nähe.
    In der Heinke & Sohn Hammermühle Bautzen, geführt von Denise und Stephan Hierl in der sechsten Generation, wird mit ausgewählten Senfsaaten in traditioneller Kaltvermahlung zwischen Granitsteinen der spezielle Kamenzer Würstchensenf hergestellt. Eine Idee, die gemeinsam mit Anne Hasselbach entstand. Die Kamenzer Citymanagerin engagiert sich seit Jahren für ihre Stadt. Ihr jüngstes Projekt – die Alte Baderei, die sie mit ihrem Mann Jan Eickhoff zu neuem Leben erwecken will. Und wo könnte das Kamenzer Original besser munden, als umgeben vom Charme der alten Gemäuer? (Text: MDR)
    Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 13.12.2020 angekündigt
  • Folge 68 (15 Min.)
    Edelkrebs
    Ein Selten wurde ein Gericht so verkannt! Leipziger Allerlei gilt für so manchen als Synonym für vorgekochtes Mischgemüse aus der Dose oder Tiefkühlkost. Dabei ist es in seiner ursprünglichen Form ein erlesenes Festessen. Das Beste aus Feld, Wald und Wasser ist hier auf dem Teller vereint. Höchste Zeit, diese Köstlichkeit wiederzuentdecken! Das findet auch Ina Thyrolf. Guter Geschmack ist ihre Leidenschaft. Seit 2012 bietet die Leipzigerin gemeinsam mit ausgewählten Stadtführern kulinarische Führungen durch ihre Heimatstadt an. Unter dem Motto „lokal, lecker, lebenswert“ will sie ihre Gäste für regionale Köstlichkeiten begeistern.
    Dafür hat die 46-Jährige ganz bewusst den Namen „allerleipzig“ ausgewählt. Das Gericht, das ihren Genusstouren den Namen gab, bereitet sie mit frischen Zutaten vom Markt zu. Erstmals erwähnt wurde es in einem Kochbuch im 18. Jahrhundert, als es in Leipzigs Auwäldern von Spitzmorcheln und in den Flüssen von schmackhaften Krebsen nur so wimmelte. Am Ende der napoleonischen Kriege wurde es gar als vermeintliches Arme-Leute-Essen zur Vertreibung von Bettlern und Steuereintreibern eingesetzt.
    Diese Zeiten sind lange vorbei. Vor allem Flusskrebse gelten heute als Delikatesse. Verschlechterte Lebensbedingungen und die Ende des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeschleppte Krebspest dezimierte ihre Bestände nachhaltig, so dass Edelkrebse in Deutschland nur noch selten zu finden sind. Ina Thyrolf besorgt sich die Flusskrebsschwänze beim Fischhändler ihres Vertrauens. Kombiniert mit jungem knackigem Gemüse, wie Blumenkohl, Möhren, Spargel und Erbsen, aromatischen Morcheln, abgerundet mit köstlicher Krebsbutter, dazu ein paar luftige Semmelklößchen als Beilage – so nähert sie sich dem Original.
    Das Leipziger Allerlei – jenseits des fertigen Mischgemüses – ist leicht, geschmackvoll und frisch, ein Frühlingsgericht par excellence. Dass Essen etwas mit Leben, mit Lebensart, mit Kultur zu tun hat, ist längst bekannt. Die Küche einer Region, eines Ortes oder einer Familie ist also weit mehr als eine bloße Rezeptsammlung. In den typischen, speziellen und einzigartigen Gerichten spiegeln sich Tradition, Vorlieben und Charakter der Menschen, zu deren Alltag sie gehören. Und die sind es, die im Mittelpunkt der Sendereihe stehen: Unsere Menschen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.05.2021MDR

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