Folge 38

  • Meine Kindheit an der See

    Folge 38 (45 Min.)
    Eine Kindheit an der See ist verbunden mit dem Geruch von Schlick, Schiffsdiesel und Fisch. Ob in Rostock, Cuxhaven, am Greifswalder Bodden oder auf der Hallig Seekinder wachsen mit einem Gefühl von Freiheit auf. „Wir waren den ganzen Tag draußen“, erzählt Johann Petersen, der auf der Hallig Langeneß aufgewachsen ist. Aus Seegras und Holz haben er und seine Freunde Hütten am Strand gebaut. „Einmal haben wir da drin Feuer gemacht und aus Versehen die ganze Hütte abgefackelt.“ Boy Andresen hat das Leben auf den Halligen noch ohne Strom und fließendes Wasser erlebt.
    Wenn bei Hochwasser Land unter war, hat er sich gefreut, weil es schulfrei gab und er endlich Zeit hatte, Bücher von Karl May zu lesen. In den Prielen ist Boy mit selbst gebauten Booten rumgeschippert nur schwimmen hat er nie gelernt. „Hühner und Hallig-Lüt“, sagt er in seinem charmanten nordfriesischen Platt, „können nicht schwimmen. Das war schon immer so, Hochwasser hin oder her.“ Der Wechsel von Meeresrauschen und den Metallschlägen der Rostocker Werften das war die Geräuschkulisse in der Kindheit von Saskia Valencia.
    Die Schauspielerin nutzte schon als Schülerin ihr dramatisches Talent: Um den Schultag abzukürzen, täuschte sie Ohnmachtsanfälle vor und machte sich dann mit ihrer Freundin heimlich zum Baden auf. FKK selbstverständlich, wie in der DDR üblich. Die ersehnte Flaschenpost aus dem Westen allerdings die hat Saskia nie gefunden. Helmut Brüning war zwölf, als er im kriegszerstörten Cuxhaven Kohlen und Essen für seine Mutter und die sieben Geschwister organisiert hat. Kein Schultag ohne Bombenalarm und Angst. Und nach dem Krieg Armut.
    Nur die
    Fischer und Seeleute haben schon gut verdient. Da stand Helmuts Berufswunsch fest. Als Azubi in der Hochseefischerei musste er durch eine harte Schule: Bis zum Bauch standen die Jungs im Fisch, wenn die Netze eingeholt wurden. Heimweh und Seekrankheit inklusive. Brünings Tochter Sandra hat ihren „Hochsee-Papa“ oft vermisst, vor allem an Weihnachten. Ihre Kindheit hat sie am Hafen verbracht und dabei oft gehofft, dass Papas Schiff endlich nach Hause kommt. Der Schauspieler Helmut Zierl fand die Deichlandschaft um Meldorf in Schleswig-Holstein als Kind eher langweilig und einsam vor allem im Winter.
    Die Sommer an der See waren besser. Da gab es Schlammschlachten im Watt und auf den Deichen hatten die Schafe süße Lämmer. Dumm nur, dass diese sich nicht streicheln lassen wollten. Später dann verdiente Zierl sein erstes Geld beim Rüben verziehen. Dabei aber war er mehr interessiert an blonden Landmädchen als an Landwirtschaft. Comiczeichner Rötger Feldmann alias Brösel schwärmt noch heute von den Dampfern und Werften in seinem Heimatort Travemünde. Sein Opa hatte ein Hotel an der Promenade, dort spielte der kleine Rötger Verstecken im Hinterhof oder hörte den Kap-Hoorn-Fahrern zu, die am Stammtisch ihr Seemansgarn sponnen.
    Er fuhr gerne mit Opa zum Fischereihafen und zeichnete auf Kneipenblöcken Schiffe und Straßenkreuzer, die am Hotel vorbeifuhren. Eine Kindheit an der See ist zwar abenteuerlich, aber manchmal auch einsam und mitunter bedrohlich. Eines aber wissen alle zu berichten, die hier groß wurden: Mit dem Meer schließt man eine Liebe fürs Leben. Deshalb sind sie fast alle dort geblieben. Und die wenigen, die fortgingen, sind als Erwachsene zurückgekehrt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.05.2014NDR

Cast & Crew

Sendetermine

Sa 29.05.2021
12:00–12:45
12:00–
Do 01.05.2014
18:00–18:45
18:00–
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