Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1 (55 Min.)
    „Get Brexit done!“ Der mit der Politikberaterin Carrie Symonds frisch verheirate britische Premierminister Boris Johnson hat sein Ziel erreicht: Großbritannien wurde von der Europäischen Union geschieden. Wie konnte es so weit kommen? Der Zweiteiler ist eine unterhaltsame Zeitreise in die britische Vergangenheit. Es geht um den britischen Glauben an die eigene Souveränität und Überlegenheit. „Die psychologischen Folgen des Zweiten Weltkriegs und auch das Empire-Erbe haben natürlich ihre skeptische Haltung zu Europa geprägt“, sagt Tory-Urgestein Michael Baron Heseltine. Er überließ – als er als Baron dem House of Lords angehörte – Boris Johnson seinen Wahlkreis Henley-on-Thames und erzählt von Margaret Thatcher, der „Eisernen Lady“ und Premierministerin von 1979 bis 1990. So wie sie denken viele Briten – noch immer.
    Ihr Slogan „Take back control“, mit dem die „Leave“-Kampagne beim Referendum 2016 eine knappe Mehrheit gewinnen konnte, spielt auf den vermeintlichen Ruhm des Weltreichs an. Dessen Erbe lastet schwer auf der multikulturellen Gesellschaft, in der viele Menschen Vorfahren haben, die einst aus den Kolonien ins britische Mutterland eingewandert sind. Die Dokumentation deckt Mythen und Fehleinschätzungen der britischen Politik auf.
    Unter anderem lehnte die Nachkriegsregierung von Clement Attlee, der Sir Winston Churchill mitten in der Konferenz von Potsdam als Premier ablöste, die Teilnahme an der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl ab. Diese war die Keimzelle der heutigen EU. „Die Dinge hätten sich völlig anders entwickelt, wenn wir die Einladung angenommen hätten“, urteilt Lord David Hannay, einst britischer Diplomat in Brüssel, Washington D.C. und New York. Der Unternehmer und Cognac-Produzent Jean Monnet, „Vater Europas“, plante eigentlich eine französisch-britische Achse. So aber entstand das französisch-deutsche Führungsduo. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.01.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 28.01.2022arte.tv
  • Folge 2 (55 Min.)
    Der zweite Teil zeigt, dass die radikale Privatisierungspolitik in Zentralengland von Margaret Thatcher, Premierministerin von 1979 bis 1990, bis heute nachwirkt. Zuerst der verlorene Arbeitskampf der Kohlekumpel, dann die plattgemachte Stahlindustrie – zahlreiche Regionen sind bis heute abgehängt. „Punkrock verdankt Thatcher eine ganze Menge“, sagt der britische Musiker und Filmemacher Don Letts, dessen Eltern aus der früheren Kronkolonie Jamaika in das Königreich kamen. Er drehte die Videos der Rockband The Clash, die die Wut ihrer Generation musikalisch artikulierten.
    Nach 18 Jahren konservativ-reaktionärer Regierung der Tories kam mit Sonnyboy Tony Blair „New Labour“ 1997 an die Macht und zog in die Downing Street ein. „Ich war froh, als er gewählt wurde, und ahnte schon am nächsten Morgen: Das wird ein Desaster“, so blickt Kolumnistin, Radio-Autorin und Schriftstellerin A. L. Kennedy zurück. Die Hoffnung auf eine Sozialdemokratie, die sich wirklich um die Arbeiterklasse kümmert, verflog schnell. Die Dokumentation nimmt den Zuschauer mit in die Zeit von Sex Pistols und Oasis, von „No Future“ bis „Cool Britannia“.
    Ein Premierminister, der Popstar spielt: Tony Blair empfängt im Amtssitz Downing Street 10 Showgrößen wie den Musiker Noel Gallagher der Band Oasis. „Das war nicht cool, das war beschämend! Politiker sonnen sich in deiner Kreativität und geben vor, sie wären es selbst. Mir wird schlecht, wenn ich an ‚Cool Britannia‘ denke“, schimpft DJ-Legende und Radio-Moderator Eddie Piller. Auch New Labour ließ den Banken und der Finanzbranche freie Hand, was letztlich zum großen Crash 2008 führte und die Spaltung der Gesellschaft verschärfte und zementierte. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.01.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 28.01.2022arte.tv

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