Zahlen, bitte, Herr Schawinski. Danke!

Keine eigenproduzierte Serienfolge unter € 600.000.–

Jutta Zniva – 30.08.2007

In seinem kürzlich erschienenen Buch „Die TV-Falle“ (fernsehserien.de berichtete) hat Roger Schawinski Einiges über diverse Sat.1-Stars ausgeplaudert: Etwa, dass Alexandra Neldel mit dem wachsenden Erfolg von „Verliebt in Berlin“ die Allüren einer Diva entwickelt habe, Anke Engelke vom Flop ihrer Late Night-Show äußerst getroffen gewesen sei und er für Ottfried Fischers („Der Bulle von Tölz“) schwierige Frau Renate den Spitznamen „Tretmine“ erfunden habe. Aber Schawinski hat auch handfeste Zahlen veröffentlicht, die die Produktionskosten verschiedener deutscher TV-Formate betreffen.

„Dankenswerterweise“, schreibt Bernd Gäbler (von 2001 bis 2004 Geschäftsführer des Adolf-Grimme-Instituts) in seiner Medienkolumne auf stern.de, „hat der ehemalige Sat.1-Chef Roger Schawinski in seinem Rückblick ‚Die TV-Falle‘ auch ein paar Zahlen genannt: Unter € 600.000,- ist keine Serienfolge für den Abend zu haben; bei einer 13-teiligen Staffel sind dies schon einmal € 7,8 Millionen. Das neue Personal muss eingeführt werden, ein Flop-Risiko ist groß.“ Im Gegensatz dazu rechne sich der Einkauf von erfolgreichen US-Serien um gelegentlich nur ca. € 100.000,- pro Staffel. Die und Synchronisationskosten beliefen sich – ebenfalls pro Staffel – auf € 20.000,-.

Zweistündige Filme, zitiert die „FAZ“ aus Schawinskis Buch, kosteten zwischen 1,5 bis 2 Millionen, Gerichtsshows und Talkshows seien mit € 40.000,- bis 50.000,- „echte Billigheimer“. Eine Stunde Realityshow gäbe es bereits um € 100.000,-.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich habe mir tatsächlich auch das Buch gekauft und bin noch nicht ganz durch, aber bisher liest es sich als schöne Schwarte interessanter TV-Anekdoten und -Interna mit teilweise unfreiwilligen Comedy-Einlagen.

    Unfreiwillig komisch ist z.B. der Abschnitt, in dem Schawinski es als eine seiner größten Leistungen bezeichnet, auch am Wochenende und Feiertagen das Werktags-Nachmittagsprogramm aus Gerichtsshows und Lenßen & Partner-Wiederholungen auszustrahlen. Man hört ihn dort förmlich selbst auf die Schulter ob seines kongenialen Einfalls klopfen.

    Interessant fand ich z.B. aber den Abschnitt "Controller-Fernsehen" (S. 189/190)
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    ...Viel lieber wählt er (der Programmplaner) die Methode drei: die On-Air-Abschreibung. In diesem Fall wird das Programm in einer Randstunde versendet, im vollen Wissen, tiefe Quoten und wenige oder auch gar keine Einnahmen zu erzielen. Deshalb werden etwa hochwertige Filme morgens um drei Uhr programmiert - nicht in der Hoffnung, irgendwelche Zuschauer zu erfreuen. Das Ganze erfolgt allein mit der Absicht, die hausinternen Controller zufrieden zu stellen. Damit wird nämlich erreicht, dass die Kosten der Sendung in Zukunft nicht mehr im Programmvermögen aufscheinen und deshalb auch kein zusätzlicher außerordentlicher Abschreibungsbedarf entsteht. [...] Sat.1-Programmplaner Volker Szezinski nennt dies in seiner treffenden Sprache die "On-Air-Beerdigung von Leichen" oder "Controller-Fernsehen".
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    Aha, das erklärt also, warum RTL "Medicopter"- und "Abschnitt 40"-Folgen immer mal wieder ohne Ankündigung um 2.45 Uhr im Nachtprogramm versendet...
    • am via tvforen.de

      Damit wäre dieses Rätsel auch endlich gelöst.
  • am via tvforen.de

    wunschliste.de schrieb:

    >Gerichtsshows und Talkshows seien mit € 40.000,- bis 50.000,- "echte
    >Billigheimer". Eine Stunde Realityshow gäbe es bereits um € 100.000,-.

    Dann doch so teuer? Wofür um alles in der Welt geht das ganze Geld denn da drauf?
    • am via tvforen.de

      Hauptsächlich wohl für Personalkosten. Schließlich sind die Richter, Staats- und Rechtsanwälte studierte Juristen die kaum für ein paar Euro ihren Berufsstand lächerlich machen würden. Daneben braucht man auch noch ein paar Helfer, Beleuchter, Autoren, Drehbuchschreiber, Regiesseur, Kameramann, etc.
    • am via tvforen.de

      ca. 15% sind Gewinn für das produzierende Unternehmen. Sowas ist praktisch komplett geoutsourced.
    • am via tvforen.de

      Das ist alles deshalb 'trotzdem' noch so teuer weil man beim Fernsehen für das was abgeliefert wird immer noch astronomisch bezahlt wird. Steht wirklich in keinem Verhältnis zur Qualität.

      Ich kenne ein paar Leute beim Privat-TV und ich sage lieber nicht, wo die Mitmachen. Aber die Gehälter zocken uns 'Normalos' locker ab. Und das geht wirklich bei den Einstiegs-Jobs schon los.
    • am via tvforen.de

      >Und das geht wirklich bei den Einstiegs-Jobs schon los.
    • am via tvforen.de

      Ich rede hier ja auch nicht von popeligen Lokalsendern. Wir sind doch beim Herrn Schawinski und der war bekanntlich Chef von der Pro7/Sat1-Gruppe.
  • am via tvforen.de

    "Im Gegensatz dazu rechne sich der Einkauf von erfolgreichen US-Serien um gelegentlich nur ca. € 100.000,- pro Staffel. Die und Synchronisationskosten beliefen sich - ebenfalls pro Staffel - auf € 20.000,-."

    Die Zahlen sollten falsch sein. Die Lizenzserien gibt es pro Folge zu dem Preis und die Synchrokosten sind noch abenteuerlicher.

    Die TVSpielfilm bezifferte die Kosten für eine Folge Soko Leipzig auf 400.000, Cobra 11 wurde auf 1 Mio. geschätzt.
    Im Dialog mit den DVD-Verwertern von Farscape wurde im Zusammenhang für die Synchro der vierten Staffel Kosten pro Folge von 12.000 - 15.000 genannt.
    Untertitel für einen Spielfilm kosten lt. RTL 3.000 Euro, was dem Sender aber zuviel ist.
    • am via tvforen.de

      Und wie man auf Seite 185 des Buches nachlesen kann, sind die 600.000 € pro Stunde.
    • am via tvforen.de

      Hab ich doch den zweiten Teil vergessen ;)

      Auf Seite 183 steht dann auch, dass die Lizenzserien ebenfalls pro Folge kosten.

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