„The Walking Dead“-Spin-Offs überraschend mit Ausnahmegenehmigung

Überraschung aus den USA: Die streikende Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA hat AMC Networks für drei Serien eine Sondergenehmigung erteilt. Die dürfen somit trotz Streik mit Gewerkschaftssegen weiterhin produziert werden.

Bei den drei Serien handelt es sich um die beiden „The Walking Dead“-Spin-Offs „The Walking Dead: Daryl Dixon“ und „The Walking Dead: The Ones Who Live“ (um Rick Grimes und Michonne) sowie „Interview with the Vampire“. Laut Deadline befindet sich „The Ones Who Live“ bereits in der Post-Produktion, so dass nur noch zusätzliche Tonaufnahmen gemacht werden müssen („ADR“). „Daryl Dixon“ und „Interview with the Vampire“ werden hingegen in Europa gedreht.

Laut Deadline gilt die Vereinbarung zwischen AMC Networks und SAG-AFTRA nur genau für diese drei Serien.

Aktuell ist SAG-AFTRA in Verhandlungen um einen neuen Rahmentarifvertrag mit dem Produzentenverband AMPTP im Streik. Die AMPTP vertritt knapp 300 größere Film- und Fernsehproduzenten. Deadline hält jedoch fest, dass AMC Networks nicht direkt dazugehört, aber eine generelle Vereinbarung hat, sich an die jeweils ausgehandelten Tarifverträge zu halten. Das ist der Grund, warum es für die Sendergruppe überhaupt eine Sondergenehmigung geben kann. Daneben scheint die „Geringfügigkeit“ der noch ausstehenden Arbeiten an „The Ones Who Live“ einerseits sowie die Tatsache, dass die beiden anderen Serien im Ausland hergestellt werden, zu den Sondergenehmigungen beizutragen. Unklar ist, ob die drei Serien auch eine Sondergenehmigung der Autorengewerkschaft WGA haben, was eher unwahrscheinlich scheint – es dürften dann nur bereits fertige Drehbücher ohne Beteiligung der Autoren am Set abgedreht werden.

Solche Sondergenehmigungen sind in Gewerkschaftskreisen durchaus umstritten, sie werden in der Regel für kleinere Independent-Filmproduktionen gewährt. Manche Schauspieler sind der Meinung, dass sie die Solidarität unter den Schauspielern unterlaufen, wenn einige trotz Streik „arbeiten dürfen“, andere nicht. Daneben werden auch die anderen Beschäftigten bei Film- und Seriendreharbeiten durch den Streik um ihre Einkommensmöglichkeiten gebracht.

Die Gewerkschaftsführung von SAG-AFTRA hingegen sieht sie augenscheinlich positiv: Im Gegenzug für dei Sondergenehmigungen verpflichten sich die jeweiligen Produzenten zu von der Gewerkschaft aufgestellten Vertragsbedingungen – die enthalten meist auch Regelungen, die die AMPTP bislang ablehnt; die Gewerkschaft sieht das als Nachweis, dass ihre Forderungen erfüllbar sind. Daneben können eben auch die anderen Beschäftigten von Produktionen dadurch ihrer Arbeit nachgehen – und die sind in der mit SAG-AFTRA in Solidarität verbundenen Gewerkschaften organisiert, vor allem IATSE (International Alliance of Theatrical Stage Employees).

Bei AMC Networks hatte man sich im Rahmen eines kürzlichen Geschäftsberichts als nicht über negative wirtschaftliche Auswirkungen des Streiks besorgt gezeigt – vor allem aus dem „The Walking Dead“-Franchise habe man noch bis weit nach 2024 „Vorräte“. Allerdings hatte das Unternehmen im ablaufenden Jahr anerkennen müssen, dass man das eigene Streamingangebot AMC+ nicht im Konzert der „größeren“ Dienste als eigenständiges Angebot etablieren konnte und einen Sparkurs ausgerufen (fernsehserien.de berichtete).

Die erste Staffel von „Daryl Dixon“ mit Norman Reedus in der Titelrolle soll in den USA am 10. September starten – die Serie war schon frühzeitig für eine zweite Staffel verlängert worden. In Deutschland ist eine spätere Veröffentlichung bei MagentaTV angekündigt (fernsehserien.de berichtete).