Serienpreview: „Melrose Place“ – Review

Immer noch die sündigste Adresse Hollywoods

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 25.09.2009

Wie der Vater, so der Sohn: David schläft mit Sydney The CW Television Network

Trotz aller Düsternis schaffen es die Macher das neue „Melrose“ mit einer gewaltigen Portion Spaß auszustatten und zwar in einem solchen Maß, wie es das Original in seinen letzten Jahren schon lange nicht mehr zu bieten hatte. Die Stories schreiten sehr schnell voran und die ersten beiden Folgen begeistern mit einigen Überraschungen. Ebenfalls wieder vorhanden: echte Freundschaften zwischen den Bewohnern – wie lange die dieses Mal anhalten bleibt abzuwarten. Die neuen Figuren sind klar gezeichnet und vom kuscheligen Freigeist Jonah bis zum Bad-Boy-mit-Herz David dürfte für jeden etwas dabei sein. Vor allem den Schauspielern ist es dabei zu verdanken, dass die Figuren nicht in den bei einer Prime-Time-Soap unvermeidlichen Klischees stecken bleiben.

Eindeutiger Star des neuen Ensembles ist Katie Cassidy. Die aus „Supernatural“ und „Harper’s Island“ bekannte Schauspielerin schafft es mit wunderbarer Verspieltheit der egozentrischen Dampfwalze Ella eine gewaltige Portion Humor und auch Menschlichkeit zu schenken. Sie ist mehr als eine moderne Amanda, mehr als nur die Zicke vom Dienst. Ihre Figur zollt dem aktuellen Personality-Kult in Hollywood und dessen Spielregeln sehr geschickt Rechnung. Ellas Bisexualität ist ein interessanter Twist, der hoffentlich in Zukunft noch ein bisschen skandalöser als in der ersten Folgen eingesetzt wird.

Optisch hat „Melrose Place“ einiges zu bieten. Die Sets strahlen allesamt moderne Eleganz aus, vom umgestalteten Apartmenthaus über den Nobel-Schuppen Coal’s bis zu Ellas PR-Agentur WPKA. Beleuchtung und Schnitt sind vom Feinsten und die Bilder von L.A. betören durch geschickt genutztes Zwielicht. Lediglich die akustischen Untermalung hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Zwar gibt es teils wunderbare Montagen zu Songs, die wirklich geschickt gewählt sind. Aber in manchen wichtigen Charakter-Szenen könnte ein bisschen gewöhnlicher Score nicht schaden, um nicht den Eindruck einer Dauerberieselung entstehen zu lassen.

Melrose Place The CW Television Network

Wie gesagt, „Melrose Place“ ist zurück, aber leider nicht mit einem großen Knall. Der Pilotfilm konnte nur etwa 2,4 Millionen Amerikaner für sich begeistern. Zwar ist eine solche Zahl nicht ungewöhnlich für das kleine Network CW, aber nach der ganzen Werbung für die Neuauflage hat man sich dort wohl mehr erhofft. Was „Melrose“ noch zum Problem werden könnte ist die Frage nach der Zielgruppe. Wie viele der alten Fans haben überhaupt Interesse an einer Neuauflage und kann man tatsächlich das Interesse junger Fernsehfreaks wecken, die vielleicht mit „Gossip Girl“ oder „90210“ bereits intrigant eingedeckt sind und die Blütezeit des Originals überhaupt nicht miterlebt haben?

Eigentlich brauchen Sie solche Fragen aber gar nicht zu kümmern. Falls in Ihrem Fernsehleben noch Platz ist für eine verdammt gut gemachte Portion Schlampenfieber, dann ziehen Sie doch wieder ein – 4616 Melrose Place: mitten in Hollywood, komplett mit Pool, gut aussehenden Mitbewohnern, attraktiven Jobmöglichkeiten, krimineller Energie und sporadisch auftretender Lebensgefahr. Alles ist gleich, alles ist anders. Also nichts wie anschnallen, mitfiebern und Ella anfeuern! Tuesdays are a bitch!

Meine Wertung: 4,5/​5

zurück

Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

Kommentare zu dieser Newsmeldung

    weitere Meldungen