Serienpreview: „Melrose Place“ – Review

Immer noch die sündigste Adresse Hollywoods

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 25.09.2009

So ungesund für einander wie eh und je: Sydney (Laura Leighton) und Michael (Thomas Calabro) The CW Television Network

David vernascht im Coal’s gerade seine neueste Eroberung, als ihn ein Hilferuf von Sydney erreicht: „In großen Schwierigkeiten. Komm sofort!“ fleht sie in einer SMS. Als er am Melrose Place ankommt beschwert er sich erst mal darüber, dass sie wohlauf ist. So viel zum Notfall. Obwohl sich Syd gleich an ihn schmiegt hat David kein Interesse an einer Neuauflage der Affäre. Wirklich stoppen lässt sie sich davon jedoch nicht, sie könne heute Nacht einfach nicht allein sein. Am nächsten Morgen liegt Sydney erstochen im Pool. Nach dem Blut und dem anschließenden Engagement der Polizei von L.A. zu urteilen ist sie dieses Mal auch tatsächlich tot.

Entdeckt wird sie von Violet. Leider wurde die durch Mamas Ratschlag in L.A. immer Pfefferspray dabei zu haben nicht auf einen Leichenfund am frühen Morgen vorbereitet. Mit ihrem extrem gut getimten Schock-Schrei würgt sie dann gleich mal Jonahs Heiratsantrag ab. David wird schon bald als Hauptverdächtiger vernommen, doch Ella rettet ihn mit einem falschen Alibi aus den Klauen der Detectives – aber nicht aus denen seines Vaters. Michael holt ihn ab und will herausfinden woher sein Sohn, den er vor ein paar Jahren endlich anerkannt hat, das Geld für seine teuren Lebensstil her bekommt. Die Beziehung der beiden ist bestenfalls extrem frostig.

Ratschläge und unmoralische Angebote: Lauren (Stephanie Jacobsen) und Violet (Ashlee Simpson-Wentz) The CW Television Network

Währenddessen muss Jonah noch ohne das Ersehnte „Ja, ich will!“ im Gepäck die Geburtstagsparty der 18-jährigen Tochter eines Hollywood-Moguls filmen. Ella hat ihm den Job besorgt und sieht darin vor allem eins: eine Chance für Jonah dem einflussreichen Produzenten die DVD mit dem eigenen Kurzfilm zuzustecken. Ganz offensichtlich hat sie Gefühle für Jonah, doch der will einfach nur Riley und bekommt Ellas Interesse eigentlich nicht mit. Eine ungewohnte Situation für die Blondine, die ihren Schmerz später am Abend erst mal mit einer netten Brünetten betäubt. Jonah erhält auf der Party dann auch tatsächlich eine unglaubliche Chance – allerdings ganz anders, als er zunächst denkt.

Von allen Bewohnern scheint lediglich Auggie wirklich um Syd zu trauern. Doch auch hinter der scheinbaren Dankbarkeit und Bewunderung für seine Vermieterin und Freundin verbergen sich dunkle Geheimnisse. Die werden sich den Zuschauern nach und nach offenbaren, genau wie die Beziehungen, welche die Bewohner zu Sydney vor ihrem Tod hatten. Viele von ihnen hatten ein Motiv für die Tat und alle stehen in ihrem persönlichen und beruflichen Leben vor dem Scheideweg. Ihre Entscheidungen werden definieren, wer sie sind und wer sie in Zukunft sein wollen. Sicher ist dabei nur eins: ihre Unschuld haben sie alle schon vor langer Zeit verloren.

Eine Warnung an „Melrose“-Nostalgiker: Zwar haben Laura Leighton und Thomas Calabro als „Special Guest Stars“ wiederkehrende Rollen und auch Josie Bissett (Jane Mancini), Daphne Zuniga (Jo Reynolds) und das Biest Amanda Woodward (Heather Locklear) werden ihrem alten Zuhause bald einen Besuch abstatten. Doch im Vordergrund stehen hier eindeutig die neuen Bewohner. Das wird kaum deutlicher als durch die wirklich gelungene Entscheidung die Serie mit Sydneys erneutem Tod beginnen zu lassen. Ihre Leiche schwimmt kopfüber im jenem Pool, in dem sie sich einst mit ihrer Schwester prügelte – ein Bild, das klar an Billy Wilders Klassiker „Sunset Boulevard“ erinnert. In bester Film Noir-Tradition ist das neue „Melrose Place“ dann auch darum bemüht die dunklen Seiten von Hollywood zu nutzen um seine Figuren in ein Geflecht von Abhängigkeiten zu verwickeln. Sie alle müssen für die Verwirklichung ihrer Träume einen hohen Preis zahlen. Syd taucht dabei nur noch in wunderbar gemachten Rückblicken auf, bleibt so aber trotzdem eine ständige, mahnende Präsenz.

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