Serienpreview: „Dallas“ – Review

J.R. gehört noch längst nicht ins Altersheim – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 15.06.2012, 09:53 Uhr

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Die Dramen auf der Southfork Ranch setzen sich fort: „Dallas“ ist mit alten und neuen Gesichtern zurück.

Fast 7 Millionen Zuschauer erreichte die Premiere von „Dallas“ auf TNT am Mittwochabend in den USA – ein beeindruckendes Ergebnis und die bislang erfolgreichste Kabel-Premiere 2012. Damit endet für die Fans der Ewings eine jahrelange Zitterpartie. Was kursierten nicht für unterschiedlichste Meldungen: Über einen möglichen Kinofilm wurde spekuliert, über John Travolta als J.R. und schließlich über die Serienpläne für TNT und die Rückkehr der drei wichtigsten Original-Stars Larry Hagman, Patrick Duffy und Linda Gray. Dass es sich bei der neuen Serie außerdem um kein Reboot, sondern um eine direkte Fortsetzung handeln sollte, machte Anhänger im Vorfeld umso glücklicher.

Danach lief fast alles wie am Schnürchen. Ein Pilot wurde gedreht, TNT sicherte die Finanzierung, und seit dem 13. Juni sind die Ewings endlich zurück auf den Bildschirmen. In gewisser Weise fühlt es sich an, als seien sie nie weg gewesen. Die neue Serie könnte auch als 15. Staffel der Originalserie durchgehen. Doch sollte man sich nicht täuschen: „Dallas“ im Jahre 2012 ist eine moderne Serie, sie ist schnell, düsterer als das Original und steuert in ähnliche Gefilde, die bereits auch „Revenge“ auf ABC zu einem großen Hit bei Soap-Fans gemacht haben. Und doch ist es einfach das „Dallas“, das man kennt und einen sofort heimisch fühlen lässt. Und so könnte den Ewings mit der vielversprechenden Premiere das gelingen, worum sich andere Neuauflagen oft vergeblich bemühen: Sowohl neue, junge Fans für sich zu gewinnen als auch jene Zuschauer zu begeistern, die sich seit den Schüssen in J.R.s Schlafzimmer 1991 eine Rückkehr nach Southfork gewünscht haben.

Die Story

Bobby Ewing (Patrick Duffy) hat Darmkrebs. Nicht gerade die Nachricht, die man an seinem Geburtstag erhalten will. Seiner Frau Ann (Brenda Strong) und seinem Sohn Christopher (Jesse Metcalfe) will er davon zunächst nicht erzählen, schließlich steht die Hochzeit zwischen Christopher und seiner großen Liebe Rebecca Sutter (Julie Gonzalo) kurz bevor. Zuvor trifft sich die Familie allerdings auf Southfork zu einer kleinen Geburtstagsfeier. Doch, wie könnte es am Esstisch der Ewings auch anders sein, schon bald fliegen die Fetzen. John Ross (Josh Henderson), J.R.s Sohn bringt Elena (Jordana Brewster) mit zur Feier. Als Tochter der Köchin Carmen wuchs sie einst auf der Ranch mit den beiden Jungs auf, war aber auch für längere Zeit mit Christopher zusammen. Aus der Hochzeit wurde jedoch nichts, bald wurde sie John Ross’’ Freundin. Hatte der beim Scheitern der früheren Beziehung seine Hand im Spiel?

Der Streit in der Familie gerät endgültig außer Kontrolle, als John Ross seinen Onkel Bobby vor vollendete Tatsachen stellt. Gegen dessen Wunsch und entgegen den Anordnungen im Testament von Miss Ellie hat er gemeinsam mit Elena begonnen, auf Southfork nach Öl zu bohren. Er wurde schnell fündig, denn unter dem Land liegt eines der reichsten Vorkommen in ganz Texas, seit Jahrzehnten unangetastet. Für Christopher ist das Vorgehen seines Cousins ungeheuerlich, versucht er doch, einen anderen Weg zu gehen und sich mit dem Erzeugen alternativer Energie einen Namen zu machen.

Bobby schwört, Southfork eher zu verkaufen und in ein Parkgebiet umwandeln zu lassen, als sich dem Druck von John Ross zu beugen. Sue Ellen (Linda Gray), die inzwischen in Dallas als Gouverneurs-Kandidatin heiß gehandelt wird, stellt sich demonstrativ auf die Seite ihres Sohnes. Mit Vater J.R. hat John Ross noch einen weiteren Unterstützer sicher. Der leidet seit Jahren unter klinischen Depressionen und wird in einem Altersheim gepflegt, wo nur Bobby ihn ab und zu besuchte. Doch als J.R. von John Ross erfährt, wie es um Southfork steht, kehrt sein alter Kampfgeist rasend schnell zurück. Mit Stetson-Hut bewaffnet, zieht er wieder in die Intrigen-Schlacht, schließlich sind Öl und Southfork sein Geburtsrecht. Im Kampf darum wird dem erfahrenen Taktiker schnell klar, dass er niemandem vertrauen kann – dem eigenen Sohn am allerwenigsten.

Der Look

Titelmusik? Ist da – und gewaltig orchestriert. Vorspann? Wunderschön. Zwar ohne Bilder der Hauptdarsteller, aber dafür mit epischen Kamerafahrten über die Dallas-Skyline und über Southfork, verbunden durch jede Menge Splitscreens. Soviel zu dem, was Hardcore-Fans als Erstes auf der Seele brennen dürfte.

Ansonsten fühlt man sich als Zuschauer im neuen „Dallas“ sofort pudelwohl. Einladend warme Farben dominieren das Szenenbild, wobei eine kühle Atmosphäre sparsam und zielgerichtet in einzelnen Sequenzen einen angenehmen Kontrast bietet. Der Serie zu Gute kommt außerdem, dass „Dallas“ nun auch erstmals tatsächlich ausschließlich in der texanischen Metropole gedreht wird. Die Skyline ist omnipräsent und durch die Fenster der modernen Wohnungen und Büros von Christopher und John Ross ständig im Bild zu sehen. Die Ranch wiederum ist so gewaltig und weitläufig wie eh und je, wobei vor allem Bobby und Ann fest im Sattel sitzen und die Zuschauer in Zukunft mit auf die Weide nehmen dürften.

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