Bericht: Stefan Raab mit neuem Konzept für ESC-Vorentscheid

Vorauswahl soll größere nationale Beachtung finden

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 10.04.2024, 10:52 Uhr

Stefan Raab – Bild: ProSieben/Willi Weber
Stefan Raab

Ein Angelausflug und ein Boxkampf – dass es bei den weiteren medialen Plänen von Stefan Raab und Ex-ProSieben-Chef Daniel Rosemann nicht hierbei bleiben wird, ist abzusehen. Laut eines Berichts von DWDL arbeite Raab Entertainment vielmehr an einem großangelegten Rettungsplan für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Das entsprechende Konzept hätten die beiden Produzenten den größten deutschen Sendern in den vergangenen Wochen vorgestellt, also ARD, ZDF, RTL Deutschland und ProSiebenSat.1.

Ziel sei es demnach, eine Vorauswahl auf die Beine zu stellen, der deutlich größere Beachtung findet und den jetzigen ESC-Vorentscheid so aus dem Nischen-Dasein herausmanövriert. Gelingen soll dies, indem sowohl im ZDF als auch bei RTL und ProSiebenSat.1 jeweils ein eigenes Finale produziert wird. Deren Gewinner sollen dann im deutschen Finale im Ersten gegeneinander antreten, wobei auch die ARD potenziell zuvor noch ein eigenes „Lokalfinale“ an den Start schicken könnte.

Dieses Konzept sei laut dem Branchenmagazin bislang genau das – das Konzept zweier Fernsehmacher, ein Pitch an die Sender, über den aktuell dort diskutiert werde. Mehr nicht. Es ist kaum zu erwarten, dass man sich bei der ARD zu irgendetwas verpflichtet, bevor der aktuelle Eurovision Song Contest über die Bühne gegangen ist und man das diesjährige Abschneiden des Kandidaten Isaak auch tatsächlich bewerten kann.

Fest steht aber auch: Nach jahrelangen Misserfolgen steht der NDR längst in der Kritik für die Art und Weise, wie er mit der nationalen Suche der ESC-Künstler umgeht. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Verantwortung für den Song Contest innerhalb der ARD demnächst wechseln könnte. Der Zeitpunkt des Vorschlags von Raab und Rosemann kommt also nicht von ungefähr.

Dennoch: Wie stabil könnte ein deutscher Vorentscheid über mehrere Sender hinweg langfristig sein? Von 2010 bis 2012 arbeiteten ARD und ProSieben überaus erfolgreich beim ESC-Vorentscheid zusammen, was der Sieg von Lena und der achte Platz von Roman Lob beweisen. Doch selbst bei nur zwei Sendern hatte diese Zusammenarbeit gerade einmal drei Jahre lang Bestand.

Am erfolgreichsten sind im internationalen Vergleich ESC-Vorentscheide, die oft seit Jahren einen verlässlichen Ablauf haben und damit tage- oder wochenlang die nationale Berichterstattung dominieren: das in großen Hallen ausgetragene Melodifestivalen in Schweden, das altehrwürdige Sanremo-Festival in Italien oder das Benidorm Fest, das in Spanien 2022 wiederbelebt wurde – ein junges Beispiel dafür, wie man einen Vorentscheid überaus erfolgreich auf neue Füße stellen kann.

So stellt sich die Frage, ob ein ähnlich groß angelegtes Festival hierzulande auf einem einzelnen Sender nicht bessere Zukunftschancen hätte als ein potenziell fragiles Konglomerat von verschiedenen Sendern und deren Interessen. Diese könnten sich aus verschiedensten Gründen, aber auch bei einem Führungswechsel, schon wieder ändern.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    ZDF, RTL und ProSieben werden kaum Lust haben, als Wasserträger für die ARD zu fungieren.
    • am via tvforen.de

      Das mit den mehreren Shows klingt gut. Es hat ja 2010 auch Erfolg gehabt. So kann sich dann eher der Vertreter herauskristallisieren, der auch Rückhalt im eigenen Land hat.
      Man sollte aber auch für die Vorauswahl eher einheimische Experten zu Rate ziehen. Wer glaubt schon ernsthaft, dass Rea Garvey möchte, dass Deutschland mal wieder den ESC gewinnt? Immerhin wartet Irland seit 28 jahren auf einen erneuten Sieg. Was zählen da schon die sieben Siege vor Jahrzehnten.

      Für Deutschland sind es "nur" 14 Jahre, obwohl es gefühlt schon eine Ewigkeit her ist. Es hat auch 28 Jahre von Nicole bis Lena gedauert.

      Wenn ich dann aber anderswo gelesen habe, dass die Privatsender sich daran stören könnten, dass das Finale in der ARD laufen sollte, dann ist Panik angesagt. Man stelle sich das einmal vor;
      wenn die Einspielfilme, in denen Land und Interpreten vorgestellt werden laufen, kriegen wir bei RTL, Pro Sieben & Co Werbung zu sehen. Horror wie einst beim Boxen oder Tennis? Nein Danke!
      • (geb. 1992) am

        Der NDR darf halt nicht mehr die Kontrolle haben.


        Wie "erfolgreich" die letzten Kandidaten waren, kann man ja sehen.


        Der letzte deutsche Sieg war nunmal Lena und die wurde von Raab entdeckt.


        Daher kann es nur besser werden, wenn der Vorentscheid wieder von Ihm durchgeführt wird.
        • (geb. 1978) am

          Beim NDR setzt man in puncto ESC schon seit geraumer Zeit fast nur noch auf die LGBT-Nische (siehe zuletzt die Ernennung von Thorsten Schorn zum neuen ESC-Kommentator). In der breiten Öffentlichkeit hat der Wettbewerb indes immer mehr an Bedeutung verloren. Selbst innerhalb der ARD fehlte es scheinbar an Unterstützung. Viele Pop-Wellen haben zuletzt die deutschen Beiträge im Vorfeld der Entscheidung so gut wie gar nicht mehr gespielt. Wenn man sich zudem die Liste der deutschen ESC-Kandidaten der letzten 10 Jahre ansieht, wird man feststellen, dass mit Ausnahme von Michael Schulte (und vielleicht noch Malik Harris) heute kein einziger mehr im Radio läuft. Zu hören sind dort hingegen nach wie vor die Interpreten aus der vorangegangenen Raab-Ära (Lena, Roman Lob, Max Mutzke). Es spricht somit viel dafür, seinem neuen Konzept Beachtung zu schenken, wenn man wieder die breite Masse im In- und vor allem auch im Ausland erreichen möchte.
          • (geb. 1979) am

            Klingt interessant. Und wenn Raab mitmacht, klingt das schon mal gut. Ich würde allerdings eine einzige Vorentscheidung bevorzugen. Die beteiligten Fernsehsender könnten sich im Vorfeld ja für einen Kandidaten entscheiden, der dann bei der deutschen Vorentscheidung gegen andere Bewerber antritt. Wie auch immer: Mit Raab kann es nur besser werden. Ich wäre aber auch dringend für eine Ablösung der Verantwortlichkeit. Der NDR ist seit über 20 Jahren für die Vorentscheidung verantwortlich. Da sollte mal ein anderer Sender ran.
            • am

              Das Gute ist: Erfolg lässt sich objektiv messen, nämlich die Platzierung. Und da sind die Vorgänger krachend gescheitert, also das kann nur besser werden. Und Raab hat gezeigt, dass er es kann.

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