Folge 346

  • Mein Nachbar ist Nazi – was tun?

    Folge 346 (45 Min.)
    Wie umgehen mit den Rechten gleich nebenan? Ausgrenzen, tolerieren oder einbinden? „45 Min“-Reporter Hans Jakob Rausch sucht nach Antworten in norddeutschen Dörfern. „Die politische Einstellung meiner Dorfnachbarn stellt für mich kein Problem dar“, sagt Wolfgang Gresens. So wie der pensionierte Schäfer denken viele der 185 Bewohnerinnen und Bewohner im mecklenburgischen Groß Krams. Dabei sind die beiden Nachbarn, von denen Gresens spricht, Neonazis. Ragnar Böhm und Sebastian Richter, beide mit einschlägiger Vergangenheit: Böhm betrieb früher ein Bekleidungsgeschäft für Nazimarken, Richter war Bundesvorsitzender der NPD-Jugend.
    Sie ließen sich als „Unabhängige“ in die Gemeindevertretung wählen, sind in der Feuerwehr aktiv und geben sich als heimattreue Kümmerer. Eine Bürgerinitiative im Dorf wehrt sich, wird von der „schweigenden Mehrheit“ jedoch eher kritisch beäugt. Kein Einzelfall, sagt Daniel Trepsdorf vom mobilen Beratungsteam gegen rechts des Regionalzentrums Westmecklenburg mit Sitz in Ludwigslust. Der ländliche Raum sei besonders anfällig für Unterwanderung: „Hier ist es schwieriger dagegen anzugehen, weil die soziale Nähe groß ist.“ Fruchtbarer Boden für sogenannte „völkische Siedler“ wie Neonazi Sebastian Richter.
    Der Rechtsextremist hat die neue Strategie auf Facebook selbst beschrieben: „Graswurzelarbeit ist wichtiger als Parlamentssitze.“ Die Verantwortlichen des Fußballkreisligisten
    TuS Appen haben sich für Ausgrenzung entschieden, als sie erfuhren, dass ihr Neuzugang NPD-Vorsitzender in Hamburg ist. Vereinschef Diekert ist besorgt: „Stellen Sie sich vor, der wird hier Trainer und beeinflusst unsere Kinder!“ Ein mühsamer, jahrelanger Gerichtsprozess begann.
    Zweimal musste die Satzung des Vereins geändert werden, erst dann bekam der TuS Appen Recht und Lennart Schwarzbach wurde ausgeschlossen. Zumindest vorerst. Jetzt will Schwarzbach vors Bundesverfassungsgericht ziehen. Seine Warnung vor einer Unterwanderung brachte ihn in Lebensgefahr: Hartmut Ziebs, ehemaliger Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes: „Die teilweise rechtsnationalen Tendenzen bei der AfD sind eine Gefahr für die Demokratie. Es wäre dramatisch, wenn die Feuerwehr da reinrutscht.“ Was darauf folgte, waren ein öffentlich ausgetragener Machtkampf in der Feuerwehr, persönliche Angriffe, Drohmails gegen Hartmut Ziebs und seine Familie und zuletzt ein toter Fuchs vor seiner Haustür.
    Am Ende trat er zurück. Aber er bleibt dabei, die Feuerwehr sei ein attraktives Ziel für Rechtsextreme. Seine Befürchtungen haben sich schnell bewahrheitet: Björn Höcke hielt beim Jahrestreffen des Landesfeuerwehrverbandes in Thüringen eine Rede. Und in der Feuerwehr Bremen flog im November 2020 eine rechtsextreme Chatgruppe auf. Ein „45 Min“-Film von Hans Jakob Rausch über Unterwanderungsstrategien der extremen Rechten und die schwierige Balance zwischen Toleranz und Engagement gegen rechts. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.03.2021NDR

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