Jedes Jahr werden in Deutschland schätzungsweise 200.000 Kinder Opfer von sexueller Gewalt. Wie ist eine so hohe Opferzahl in einer Gesellschaft möglich, die doch den Schutz der Kinder für sehr wichtig hält? Die erste Folge der neuen Dokumentationsreihe „45 Min“ im NDR Fernsehen geht dieser Kernfrage nach. Auf seiner Spurensuche erhält NDR Autor Sebastian Bellwinkel Antworten darauf, die belegen, dass Politik und Gesellschaft beim Schutz der Kinder an vielen Stellen versagen. In der Dokumentation wird unser Strafrecht hinterfragt. Es zeigt sich, dass Sexualstraftäter im Gerichtsverfahren nicht von Gutachtern auf ihre Gefährlichkeit und Rückfallgefahr hin untersucht
werden müssen. Die Folge: Täter erhalten im Strafvollzug meist keine Therapie. Das Gefängnis verlassen sie dann nach verbüßter Haftzeit als „tickende Zeitbombe“ – so schätzt es ein mehrfacher Kinderschänder in einem Interview für „45 Min“ selbst ein. Auf der anderen Seite gibt es Tausende Pädophile, die sich eigentlich helfen lassen möchten. Die aufschlussreiche Dokumentation belegt aber, dass Gesundheitsbehörden und Krankenkassen die notwendigen Therapien gar nicht oder nicht ausreichend bezahlen und dass es kaum Therapeuten gibt. Die meisten Pädophilen bleiben mit ihrer Krankheit allein und deshalb könnten viele doch noch zu Tätern werden. (Text: NDR)
