Folge 5

  • Hat die Wende Glück gebracht? Geschichten aus drei Jahrzehnten

    Folge 5
    Hat die Wende Glück gebracht? Geschichten aus drei Jahrzehnten Drei Jahrzehnte ABM – wenn der zweite Arbeitsmarkt die einzige Alternative ist Ein halbes Leben – dreißig Jahre lang – beschäftigt immer nur am zweiten Arbeitsmarkt. Das klingt unrealistisch, entspricht aber tatsächlich dem Berufsleben von Martina Müller. Sie lebt 22:40 Nah dran – Das Magazin für Lebensfragen i a e f Hat die Wende Glück gebracht? Geschichten aus drei Jahrzehnten Drei Jahrzehnte ABM – wenn der zweite Arbeitsmarkt die einzige Alternative ist Ein halbes Leben – dreißig Jahre lang – beschäftigt immer nur am zweiten Arbeitsmarkt.
    Das klingt unrealistisch, entspricht aber tatsächlich dem Berufsleben von Martina Müller. Sie lebt in Polleben, Sachsen-Anhalt. Die gelernte Facharbeiterin für Betriebsmess-, Steuerungs- und Regeltechnik verlor nach dem Ende der DDR ihren Arbeitsplatz, musste als ABM die Firma, in der sie gearbeitet hatte, abwickeln. Und seitdem fand sie keine unbefristete Anstellung mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt. Martina hat Schule und Lehre mit sehr guten Noten abgeschlossen – ist ausgebildete Facharbeiterin, hat sich über das Arbeitsamt weiterbilden lassen und sogar noch mal einen Abschluss als Werbefachfrau gemacht.
    Nichts hat geholfen, ihre berufliche Karriere beschränkte sich auf ABM, Bundesfreiwilligenjahr und Praktika. Die Geschichte einer Frau, die pragmatisch die Ärmel hochkrempelt, zupackt und mit 60 Jahren den Traum von einer unbefristeten Festanstellung nicht aufgegeben hat. Vom LPG-Mitarbeiter zum Vorstandsvorsitzenden Unmittelbar nach dem Mauerfall, im Winter 89, wollte keiner mehr Ostkartoffeln.
    Die LPG „Lenin“ in Oettersdorf bei Schleiz blieb auf ihren Erdäpfeln sitzen – 100 Kilo für 3 Mark. Ein Tiefpunkt. Harald Berger ist studierter Landwirt und arbeitete damals noch nicht lange in der LPG. Er war jung und konnte zupacken. Verstand, wie die Menschen auf dem Dorf, in dem er selbst aufgewachsen war, tickten. Er weiß: Die Natur kennt keine Pausentaste. Existenzsorgen – eigentlich ist dafür keine Zeit in der Landwirtschaft. Die politische Wende erlebt er für die DDR-Landwirtschaft als einen gewaltigen Umwandlungsprozess bei laufendem Betrieb.
    Nicht alle haben das durchgehalten. In den 4.300 Betrieben mit maroden Ställen, Maschinen und zu viel Personal ist von Wettbewerbsfähigkeit keine Spur. Als die Importprodukte den Markt überschwemmen, werden ostdeutsche Bauern ihre Produkte
    nicht mehr los. Neue Ideen waren gefragt, damit das alte weiter Bestand haben würde. Harald Berger wurde mit Anfang 30 LPG-Vorsitzender, kurze Zeit später ging der Betrieb in einer Aktiengesellschaft auf, der er heute vorsteht. Ob er sich noch mal für die Landwirtschaft entscheiden würde, dass weiß er nicht.
    Heute empfindet er wieder mangelnde Wertschätzung seiner Arbeit und dessen, was er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgebaut haben. Die Landwirtschaft steht vor einem gewaltigen Umbruch – den will er diesmal nicht mitgestalten. Plötzlich Direktorin – Wie Schule durch den Umbruch gesteuert wird Unserer Autorin Claudia Gründer ist Ende der 80er eingeschult worden. Diese Zeit ist ihr in besonderer Erinnerung geblieben. Weil ihre Schule – wie sie selbst – ABC-Schütze in einem neuen politischen System war.
    Eine Frau ist für sie damals prägend: ihre Schuldirektorin Monika Pölitz. Claudia war Zweitklässlerin und wie alle Schüler von dem plötzlichen Umbruch im Schulsystem direkt betroffen. Die Lehrerin und neue Schulleiterin Monika Pölitz war ein Anker für die Kinder. Ruhig und gelassen manövrierte sie die Mädchen und Jungen durch die neue Zeit. Dabei war die Herausforderung für Monika Pölitz schwer: sie war unsicher, ob sie ihre Aufgabe meistern würde. Denn bisher war sie Lehrerin in der sozialistischen Volksbildung, der Job als Direktorin in dem neuen Bildungssystem der Bundesrepublik, von dem sie nicht viel wusste, völliges Neuland.
    Heute – 30 Jahre danach treffen sich Schülerin und Direktorin in der Schule. Verlorene Generation? Er war sechs Jahre alt, als die DDR Geschichte wurde. Tilman Löser erinnert sich, dass es seine Mutter damals sehr traf: Verlust von Vertrautem, ein neues Land, ein neues Leben – es war holprig, den neuen Weg zu finden. In dieser Zeit der Neuorientierung hatte sie für die Kinder nur wenig Kraft.
    Sie waren behütet, spürten aber die Unsicherheit der Eltern. Aufbruchsstimmung versus Existenzangst – einerseits die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und auf der anderen Seite plötzlich ungeahnte Chancen und Möglichkeiten. Dableiben oder weggehen? Welche Chance ergreifen? Das Leben musste neu aufgestellt werden damit die Familie, die Kinder eine Zukunft hatten. Für die Mutter eine schwere Zeit. Für den Sohn ein Erlebnis, das ihn geprägt und stark gemacht hat. Doch stark sein konnte er nur, nachdem er seine Wurzeln wiedergefunden hatte. Für ihn steht heute fest: Seine ostdeutsche Prägung macht ihn aus. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 27.05.2021MDR

Cast & Crew

Sendetermine

So 30.05.2021
07:30–08:00
07:30–
Do 27.05.2021
22:40–23:10
22:40–
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