Staffel 1, Folge 1–8

Staffel 1 von „Mein Land, Dein Land“ startete am 02.07.2016 im ZDF.
  • Staffel 1, Folge 1
    Deutschland ist Multikulti. 16,4 Millionen Menschen besitzen einen Migrationshintergrund das ist jeder fünfte Bewohner. Aber wie gut funktioniert Multikulti? Viele haben ihr Leben mitten unter den Deutschen eingerichtet. Aber es gibt auch Viertel, die mehrheitlich von einer ethnischen Bevölkerungsgruppe bewohnt werden. Sind das Parallelgesellschaften? Dieser Frage geht die achtteilige Reportagereihe nach. Woran liegt es, dass Menschen einer Nationalität in einem Viertel zusammenleben? Ist es Heimatersatz oder Rückzug in eine eigene Welt zurück, weil sie sich nicht integrieren wollen? Die Serie beginnt mit Little Hanoi.
    Das liegt mitten in Berlin – im Stadtteil Lichtenberg. Und das Dong Xuan Center ist der zentrale Marktplatz für die vietnamesischen Einwanderer. Mehr als 200 Händler bieten hier ihre Waren und Dienstleistungen an. Hinzu kommen Hunderte von vietnamesischen Angestellten und Mitarbeitern. Fast 2000 Menschen arbeiten in den acht Hallen. Tuan Anh Nguyen ist in Lichtenberg aufgewachsen und hat schon auf dem Gelände des Centers gespielt, als hier noch kein einziger Stand war.
    Tuan kümmert sich um alles. Zu ihm kommt man, wenn man Hilfe bei einem Behördengang oder bei einem Arztbesuch braucht. Er weiß Rat, wenn man Fracht aus Vietnam importieren möchte und diese am Ende im Zoll feststeckt. Die vietnamesischen Einwanderer sind eine Erfolgsstory im Verborgenen, denn sie gelten als verschlossen und geben wenig über sich preis. Im Berliner Bezirk Lichtenberg wohnen fast 4700 von ihnen und stellen damit die größte ausländische Bevölkerungsgruppe.
    Besonders die Nordvietnamesen haben hier eine Community gegründet, die diesen Stadtteil in Klein-Asien verwandelt hat. Viele kamen als Vertragsarbeiter in die DDR, um als günstige Arbeiter aus „sozialistischen Bruderländern“ die ostdeutsche Planwirtschaft zu stützen. Nach der Wende bot die Regierung rund 60 000 Vertragsarbeitern Rückflüge in deren Heimatland an. Doch viele Vietnamesen entschieden sich, in Deutschland zu bleiben, da sie hier für ihre Kinder bessere Chancen sahen.
    Eine andere Gruppe der Vietnamesen trifft man dagegen in Berlin kaum an: diejenigen, die in den 80er Jahren als Flüchtlinge in die Bundesrepublik gekommen waren, die sogenannten Boatpeople. Heute leben rund 150 000 Vietnamesen in Deutschland, zirka 40 000 haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie gelten im Allgemeinen als fleißig, lerneifrig, strebsam und unauffällig: Sie sind quasi die stillen Integrationsmusterschüler und die größte ostasiatische Ethnie hierzulande, noch vor den Chinesen.
    Im Vergleich zu anderen Migranten ist bei ihnen die Bildungsquote höher, die Arbeitslosen- und die Kriminalitätsrate niedriger. Die Eltern gelten als autoritär, die Erziehung als besonders streng. Vietnamesen glauben nicht, dass Kinder unterschiedlich intelligent sind, sondern nur unterschiedlich fleißig. Fast 60 Prozent der vietnamesischen Schüler besuchten ein Gymnasium. Dagegen kommen alle in Deutschland lebenden Migranten nur auf knapp 20 Prozent.
    Einer von ihnen hat es bis zum Vizekanzler gebracht: Philipp Rösler, ehemaliger Bundesgesundheits- und später Bundeswirtschaftsminister, der als vietnamesisches Waisenkind von einer Familie aus Niedersachsen adoptiert wurde. Das Ehepaar Le Anh Duc und Le Khuyen steht geradezu mustergültig für seine Landsleute. Die beiden arbeiten rund zwölf Stunden täglich in ihrem Handyladen – sieben Tage die Woche. Ihre drei Kinder sehen sie erst abends um 20:30 Uhr. Nguyen Thanh Luan ist Kung-Fu-Meister und Inhaber der erfolgreichsten Kung-Fu-Schule in Berlin.
    Ihm ist wichtig, nicht nur vietnamesische, sondern auch deutsche Schüler zu unterrichten und so eine Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen. Die andere Seite des Alltags in Lichtenberg erlebt die Sozialarbeiterin Thuy Tran, die sich um diejenigen kümmert, die dem Erfolgsdruck nicht mehr gewachsen sind. Dann folgt bei vielen Vietnamesen etappenweise der Zusammenbruch. Es ist eine Reise in eine andere Welt – direkt vor unserer Haustür und doch meilenweit vom deutschen Alltag entfernt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.07.2016ZDF
  • Staffel 1, Folge 2
    Riesenparty auf der Berliner Fanmeile – und das gleich tagelang. 80 Quadratmeter groß ist die Videoleinwand am Brandenburger Tor. Hunderttausende Fußballbegeisterte aus allen Nationen feiern während der Fußball-EM in diesem Sommer dort gemeinsam die schönste Nebensache der Welt. Und wir sind mit der Kamera dabei. 1,2 Kilometer ist die Fanmeile lang. Bier, Würstchen, Talkshows, Musik-Live-Acts alles wird geboten. Es ist für alles gesorgt, um die Fans auf die Spiele der deutschen Nationalmannschaft am Abend einzustimmen. Mit jedem Sieg steigt das Fußballfieber. Doch mittlerweile strömen auch tausende Fans anderer Nationen, die in Berlin leben, auf die Meile und sorgen für eine ausgelassene Stimmung und internationales Flair.
    Für die Veranstalter ist die Meile eine immense logistische Herausforderung. Der Film wirft ungewohnte Blicke hinter die Kulissen. Der Nachschub für die zahllosen Stände mit kulinarischen Köstlichkeiten muss gesichert sein, die Sanitätsdienste bereiten sich auf alle Eventualitäten vor. Das Sicherheitskonzept muss so ausgeklügelt sein, dass es die Feierlaune nicht verdirbt. Die ZDF-Reporter begleiten vier Fußballbegeisterte aus verschiedenen Nationen durch den Sommertraum vom Ehepaar, das sich von Spiel zu Spiel immer mehr von dem Fußballfieber anstecken lässt bis zum italienischen Fußballtrainer, der eine zusammengewürfelte Mannschaft verschiedenster Nationalitäten coacht.
    Alle haben ihre eigene Geschichte. Alle haben ihren eigenen Kiez, in dem die Fußballfieber-Kurve stetig steigt. Und doch finden sie sich auf der Fanmeile zusammen, um gemeinsam das Sommermärchen zu feiern. Die Reporter zeigen die Arbeit der DRK-Rettungssanitäter, die vom Hitzekollaps bis zu den Folgen übermäßigen Alkoholgenusses alles behandeln müssen. Und sie gehen der Frage nach, wie es Polizei und Sicherheitsdienste schaffen, den Spaß am Fußball so wenig wie möglich einzuschränken und so für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.07.2016ZDF
  • Staffel 1, Folge 3
    „Heimat ist da, wo meine Familie ist“, sagt Mustafa El Founti, „und da möchte ich auch bestattet werden“. Heimat ist für Bestattungsunternehmer Mustafa El Founti Deutschland. Denn hier leben seine Mutter und seine drei Söhne. Der 50-Jährige war zwölf Jahre alt, als er nach Deutschland kam. Heute betreibt er mit den Söhnen ein muslimisches Bestattungsunternehmen in Düsseldorf, auf der Ellerstraße. „In der Nähe des Klientels“, erklärt er. Denn die Ellerstrasse in Düsseldorf Oberbilk und die dazugehörigen Seitenstraßen bilden das so genannte maghrebinische Viertel.
    Hier finden sich marokkanische Bäcker, ein Konditor, Supermärkte, Shisha-Bars und Möbelläden. „Ein Stück Heimat eben“, fasst El Ourdane Aberkane vom marokkanischen Einrichtungshaus Tisir zusammen. Düsseldorf hat die zweitgrößte marokkanische Community in Deutschland. Eine kleine Gemeinde von rund 5000 Menschen, die selbst oder deren Vorfahren vorwiegend aus Nord-Marokko, aus Nador, stammen. Sie wurden als Gastarbeiter für die deutsche Industrie angeworben und sind geblieben, wie so viele andere Gastarbeiter auch.
    Wären nicht die Übergriffe in der Silvesternacht von Köln gewesen und das „Projekt Casablanca“ der Düsseldorfer Polizei – die marokkanische Gemeinde hätte ihr Leben abseits der Öffentlichkeit weiterführen können. Aber seither lebt das Viertel im Scheinwerferlicht und dagegen wehren sich seine Bewohner. Den Medien misstraut man, „weil sie die Kriminellen mit den Alteingesessenen in einen Topf geschmissen haben“, sagt Nadia Bouazzi Ouldaly von Nadias Pflegedienst. Und doch gibt es auch die, die bereit sind, ihr Viertel mit den Facetten zu zeigen, die es für sie lebens- und liebenswert macht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.07.2016ZDF
  • Staffel 1, Folge 4
    Konstantin Kozakevich ist Russe. Seit elf Jahren lebt er mit seiner Frau, einer Ukrainerin, in Leipzig, fernab seiner alten Heimat. Seine Heimat im Herzen ist die Musik, so sagt er. Wenn er seinen Chor dirigiert, ihn gestenreich anfeuert, ihn dann zu leiseren Tönen bremst, um zwischendurch selbst zum Solisten zu werden und mit seinem Tenor den Saal füllt, dann leuchten seine Augen, dann ist er daheim in seiner ganz eigenen Heimat, der Musik. Ansonsten tut sich der 36-jährige Musiker aus Moskau mit dem Begriff Heimat eher schwer. „Ich will dazu beitragen“, sagt er, „dass die Russen und Russland nicht nur als aggressiv wahrgenommen werden.
    Wir sind auch das Land von Tolstoi, von Pasternak und Tschaikowski.“ Wenn er „wir“ sagt, meint er alle, die Russen, die Ukrainer, Kasachen, Usbeken oder Kirgisen. Leipzig hat 543 000 Einwohner. Knapp zehn Prozent haben einen Migrationshintergrund. Die größte ausländische Gruppe bilden die Einwanderer aus der Russischen Föderation mit über 7000 Menschen. Zählt man die Zuwanderer aus den Satellitenstaaten der ehemaligen Sowjetunion dazu, sind es fast 13 000. Die russische Community in Leipzig ist sehr heterogen. Man unterscheidet zwischen Russen, Russlanddeutschen, orthodoxen Russen und russischen Juden.
    In Leipzig trifft man auf die Vertreter aller „russischen Seelen“: die Gläubigen, die Kulturschaffenden, die Sportler, die Arbeiter, die Akademiker. Die Dokumentation nimmt die unterschiedlichen Facetten des russischen Lebens in den Blick und beschreibt die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Integration. „Was uns alle eint, ist die gemeinsame Sprache und Kultur, unsere Wurzeln“, sagt Alina Gonscharenko. Sie ist Jüdin, kam 2001 aus der Ukraine und leitet den Tanzverein Joker, mit dem sie auch international erfolgreich ist.
    Wenn sie ihren deutschen Pass zeigt, verdrückt sie immer noch ein paar Tränen. Sie ist stolz, Deutsche zu sein, auch wenn ihre Seele, so sagt sie, „immer noch ukrainisch ist“. Lilli Schumann ist Geschäftsfrau. Sie leitet den „Lenta-Supermarkt“ in Leipzig-Paunsdorf. Dort gibt es alles zu kaufen, was in der alten Heimat lieb und teuer war. Von wild gemusterten Tischdecken und 18-karätigen Eheringen bis zu Pelmeni, Eingelegtem und natürlich dem Lieblingsgetränk aller Russen, dem Wodka. Ihre Kunden reden russisch, sie selbst spricht deutsch mit Akzent einem sächsischen.
    Lilli Schumann wurde 1986 in Kasachstan geboren und kam als fünfjähriges Mädchen in die neue, die deutsche Heimat. Integration stand für die russischsprachigen Leipziger nie auf dem Stundenplan. Die Willkommenskultur hielt sich in Grenzen. Trotzdem haben die meisten den Sprung in die deutsche Gesellschaft geschafft. Sie sind in Leipzig angekommen. Doch es gibt auch Verlierer: Drogen, Kriminalität und sozialer Absturz sind eine weitere Realität. Die Sozialarbeiterin Katja Kessler, selbst Spätaussiedlerin, begleitet russischsprachige Drogenabhängige auf ihrem Weg in die deutsche Gesellschaft, in der sie nie Fuß fassen konnten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.07.2016ZDF
    ursprünglich für den 30.07.2016 angekündigt
  • Staffel 1, Folge 5
    Offenbach und Frankfurt – zwei Städte, die nur der Main trennt. Doch zwischen ihnen liegen Welten. Frankfurt – die Stadt des großen Geldes und der Banken. Offenbach gilt als sozialer Brennpunkt. Die Stadt macht immer wieder auch als Gangster-Ghetto Schlagzeilen. Die Fabriken, die einst Gastarbeiter anlockten, sind verschwunden. Stattdessen wurden in den vergangenen Jahren viele Menschen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote beträgt 11,3 Prozent, mehr als das Doppelte des hessischen Durchschnitts. Wer es sich leisten kann, zieht weg. Wer bleibt, wohnt in einer der vielen Hochhaussiedlungen.
    Von rund 130 000 Einwohnern haben fast 60 Prozent einen Migrationshintergrund, 14 000 einen türkischen. Alle behaupten, die Ausländer seien das Problem – natürlich immer die anderen Ausländer: Die Türken klagen über die Araber, die Kurden über die Kroaten. Und gemeinsam schimpfen sie über die Bulgaren und Rumänen. Rund um den Marktplatz hat sich das Türkenviertel gebildet, hier findet man alles, was man braucht: Obstläden, Restaurants, Cafés, Modeboutiquen, Friseure, Moscheen. Auf den Straßen sieht man kaum Deutsche, dafür viele Frauen mit Kopftüchern.
    Junge Männer, die einfach nur abhängen, ältere Männer, die Tee trinken. Das Klischee eines Ghettos. Wie leben Türken der ersten, zweiten und dritten Generation in Deutschland? Sind sie integriert? Wollen sie sich integrieren? Und was bedeutet es eigentlich, integriert zu sein? Muhsin Senol lebt seit 1980 in Offenbach. Er ist erfolgreicher Steuerberater, sein Vater kam in den 70er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland und gilt als eine Autoritätsfigur in der muslimischen Gemeinde.
    Die Familie repräsentiert drei Generationen deutscher Türken. Der 18-jährige Onur ist Azubi im Supermarkt und träumt von einer Karriere im Fußball. Doch beim Kreisligaspiel des Türk SC Offenbach machen ihm sein Temperament und ein türkischer Gegenspieler einen Strich durch die Rechnung. Das Modegeschäft Gigi ist der Traum jeder Türkin. Hochzeitskleider, Ballkleider, Schuhe und Handtaschen ohne Ende. Hierher kommen die Bräute mit ihren Großfamilien, um sich Roben für die Versprechung, die Verlobung, die Hennanacht und natürlich die Hochzeit zu kaufen.
    In der türkischen Tradition geht die Braut mit den engsten weiblichen Vertretern beider Familien zum Kleiderkauf. Selbst die Pflege der Alten betreibt in Offenbach ein türkischer Pflegedienst. Denn Muslime brauchen Halal-Essen, Hilfe beim täglichen Gebet und Gespräche auf Türkisch. Dies sind nur einige von vielen Beispielen türkischen Lebens, das man in der hessischen Stadt komplett unter seinesgleichen führen kann. Vom Lebensmitteleinkauf bis zur Shisha-Bar, vom Beschneidungsritual bis zum Freitagsgebet zeigt der Film einen Ausschnitt der Einwanderungskultur in Deutschland. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.07.2016ZDF
    ursprünglich für den 23.07.2016 angekündigt
  • Staffel 1, Folge 6
    Die unangefochtenen Chefs im Grugabad dem größten Sommerbad in Essen sind die Schwimmmeister. Dominik Waap, zwei Meter groß, 34 Jahre alt, beherrscht von seinem Turm aus das Bad. „Manche Jungs wollen es halt immer mal wissen, das ist so in dem Alter“, bestätigt sein Kollege Thomas Schulte. Beide müssen die Regeln durchsetzen, auch, wenn zum Beispiel eine vollverschleierte Frau sich mit all ihren Kleidern ins Becken begeben will. Denn das ist aus hygienischen Gründen verboten. Inzwischen gibt es dafür den „Burkini“, einen Ganzkörper-Badeanzug für Frauen, damit sie ordentlich bedeckt ins Wasser springen können.
    Der Tag beginnt für die Bademeister früh. Um 5:45 Uhr warten schon die ersten Frühschwimmer vor dem Tor. Später kommen die Familien mit den Kleinkindern. Um 15:00 Uhr tauscht sich dann das ganze Publikum aus. Dann steht die Jugend an den Kassenschaltern. Die Halligalli-Zeit geht los, und die Bademeister beobachten aufmerksam die Szene. Manche Besucher machen Party, Jungs gucken nach Mädchen, Mädchen gucken nach Jungs, vor dem Zehn-Meter-Turm staut es sich. Aber auch im Nichtschwimmer-Becken geht die Post ab, vor allem bei den Rutschen besteht immer Verletzungsgefahr.
    Und wenn im zweiten Schwimmerbecken die Wellenmaschine angeworfen wird, dann müssen die Rettungsschwimmer höchste Konzentration walten lassen, denn ungeübte Schwimmer können bei Seegang schnell untergehen. Die Gefahr, dass jemand ertrinkt, ist in diesem Sommer wohl besonders hoch: Mehrere tausend Flüchtlinge leben derzeit in Essen. Viele dieser Neuankömmlinge kommen jetzt regelmäßig ins Schwimmbad. Darunter viele junge Männer aus dem Iran, Syrien und Afghanistan. Doch nicht alle von ihnen können so gut schwimmen wie sie meinen, viele überschätzen ihre Fähigkeiten.
    Die Stadt Essen hat deshalb 6000 Schwimmflügel angeschafft. Doch welcher Erwachsene zieht sich freiwillig solche Schwimmhilfen an? Besser ist es da, schwimmen zu lernen. Einige der Geflüchteten unterstützen jetzt die anderen dabei. Doch das ist schwieriger als gedacht. Zum Team des Grugabad-Teams gehören auch zwölf Security-Männer. Der Sicherheitsdienst wurde von der Stadt Essen vor zwei Jahren aufgestockt, als am Einlass ein Angestellter niedergeschlagen wurde.
    Dabei sind die Regeln klar: Wer stänkert, wird aus dem Bad geworfen. Regelmäßig aus dem Bad flog früher auch die Essener Lokalgröße Sinan G.. Er hat daraufhin einen Rap-Song über das Grugabad veröffentlicht: „Ich fick den Bademeister.“ Waap und Schulte nehmen das mit Humor und haben ihn sogar ein Musik-Video im Bad drehen lassen. Im Mikrokosmos Grugabad treffen Besucher unterschiedlichster Herkunft aufeinander. Deutsche, Türken, Syrer, Iraner verbringen – Handtuch an Handtuch – den Tag. Immer wieder muss austariert werden, wie man am besten miteinander klarkommt. Ganz ohne Reibung ist das nicht möglich. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.08.2016ZDF
  • Staffel 1, Folge 7
    Der Schrebergarten ist das private Fleckchen Grün in der Großstadt. Gartenarbeit ist aber nicht typisch deutsch. Bestes Beispiel dafür ist die Remscheider Anlage „Auf Honsberge“. Hier werkeln 160 Kleingärtner aus mehr als 15 Nationen Zaun an Zaun. Nicht immer ganz geräuschlos und auch nicht immer ohne Streit: Aber: „Im Großen und Ganzen pflegen wir das Motto: Leben und leben lassen“, sagt der Vorsitzende, Hans-Gerd Bruns. Die ausländischen Kleingärtner kommen aus Italien, Spanien, Portugal, Russland, Polen, Indien und Syrien.
    Die Türken sind jedoch die stärkste Gruppe. Die Unterschiede zwischen den Kulturen sind groß. „Über Religion spricht man am besten nicht, das ist ein Pulverfass“, sagt Schriftführer Stephan. Nicht immer werden die deutschen Regeln eingehalten. Eine Parzelle sollte aus einem Drittel Rasen, einem Drittel Anbaugebiet für Obst und Gemüse und einem Drittel Laube bestehen – so sieht es zumindest die Kleingartenordnung vor. Meist kann man am Garten sehen, welche Nationalität der Pächter hat.
    Viele Türken nutzen das Grundstück fast ausschließlich als Ackerfläche für den Gemüseanbau, um ihre Großfamilien zu versorgen. Die Terrassen vor den Lauben sind meistens viel zu groß. Große Familien brauchen aber nun mal große Terrassen. Und dann sind da noch die Steinöfen nach anatolischem Brauch: Die produzieren zu viel Qualm, und erlaubt sind die eigentlich auch nicht. Wenn dann noch Adems Hühner durch die Anlage jagen, ist das Gezeter bei den Nachbar groß.
    Für Adem und seine Familie ermöglicht die Parzelle Erholung, die Pflege türkischen Brauchtums und den Anbau von Lebensmitteln. „Rasen? Wozu? Kann man nicht essen.“ Zur Vereinsarbeit gehören auch Gemeinschaftsstunden: Die Kleingärtner verpflichten sich zum Heckenschneiden und zur Pflege der öffentlichen Wege. Zehn Stunden pro Jahr. Wer nicht mitmacht, kann sich freikaufen. Für 120 Euro pro Stunde. Aber das funktioniert meist nicht, weil Honsbergs Kleingärtner oft arbeitslos und auf Hartz IV angewiesen sind.
    „Was willst du da machen?“, fragt der Vorstand resigniert. Und trotzdem lebt das bunte Völkchen irgendwie ganz naturwüchsig zusammen. Ganz anders verhält es sich im reichen Frankfurt am Main. Die Kleingartenanlage Eckenheim wurde für ihre vorbildliche Integration von Migranten ausgezeichnet. Der schärfste Verfechter deutscher Regeln und Gesetze im Kleingarten ist ein Türke. Necati lebt schon seit 30 Jahren in Deutschland. Sein Garten blüht und gedeiht, und seine Laube gleicht einem gehobenen Ferienhaus.
    500 Menschen aus über 20 Nationen teilen sich die Parzellen. Alljährlich feiern sie gemeinsam ein Sommerfest, das mit kulinarischen Köstlichkeiten aus allen Weltregionen bestückt ist. Der deutsche Imker aus Anlage zwölf bringt den eigenen Honig mit. Necati kümmert sich um alle, die Fragen haben. Es ist seine Gemeinde, obwohl er weder im Vorstand noch als Obmann tätig ist: „Es ist selbstverständlich für mich, zu helfen“. Zum Beispiel seiner 99-jährigen deutschen Nachbarin.
    Daheim pflegt er seine Mutter, die seit einem Schlaganfall im Bett liegt. Er wacht die halbe Nacht an ihrem Bett, bis der Bruder ihn ablöst. „Wir schicken niemanden ins Heim wie die Deutschen.“ Nicht erst seit der großen Flüchtlingswelle fordern Politik und Gesellschaft die Integration der neuen Mitbürger. In den Kleingartenvereinen wird dies längst praktiziert. Toleranz, kulturelle Vielfalt, gemeinschaftliches Miteinander, aber auch Missverständnisse und Kompromisse: Die Reportage taucht ein in die bunte Welt der Kleingärtner. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.08.2016ZDF
  • Staffel 1, Folge 8
    Während die einen den Sommer genießen, sind die heißen Monate für die anderen die härteste Zeit im Jahr: am Hochofen im Stahlwerk oder in flirrender Hitze auf der Brückenbaustelle zum Beispiel. Die Helden der Sommerarbeit werden von keinem beneidet und bekommen zu wenig Aufmerksamkeit. Dass harte Maloche und pure Entspannung oft direkte Nachbarn sind, zeigt der Blick auf Deutschland aus der Luft. Der Film startet aus der Vogelperspektive die Erkundung des Sommers in all seinen Gegensätzen: ein Flug zu weltberühmten Landschaften und Kulturdenkmälern auf der einen Seite und zu Industriestandorten und staubiger Arbeit in der Wärme auf der anderen. Es sind Besuche bei Menschen, für die der Sommer eine ganz besondere Zeit im Jahr ist.
    Der „Sommer von oben“ ist Teil der ZDF-Reihe „Mein Land, Dein Land“ und erzählt in Episoden Geschichten aus der ganzen Republik. Zum Beispiel vom einsamsten Job der Welt auf einer kleinen Insel im Wattenmeer oder vom größten Gleis-Labyrinth Europas. Von gigantischen Industriemaschinen oder von kleinen Campingkochern. Es sind Geschichten von Waldbrandbekämpfung und dem großen Durstlöschen im Biergarten, vom Ernte einfahren und dem Urlaub auf Balkonien. Geschichten von Menschen und Landstrichen, wie sie so nur in dieser Zeit stattfinden – im jährlich wiederkehrenden Phänomen „Deutschland im Sommer“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.08.2016ZDF

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