Folge 6

  • 6. Die fünf Leben des Hans Maier

    Folge 6
    Professor Dr. Hans Maier war bayerischer Kultusminister und oberster Laie der deutschen Katholiken. Er ist Gelehrter, außerdem im Nebenberuf ein exzellenter Orgel-, Cembalo- und Klavierspieler, der seit 1953 acht Schallplatten und zwei CDs aufgenommen hat, und ganz privat ist er auch noch Familienvater. Das sind ,,die fünf Leben des Hans Maier“. Am 18. Juni 1931 in Freiburg im Breisgau geboren, fühlt sich Hans Maier als ,,waschechter Alemanne“. Als „alemannisches Lamm – aber mit Schlitzohren“ bezeichnete ihn einmal der frühere Bundesminister Horst Ehmke (SPD) … Maier studierte in Freiburg, München und Paris Geschichte, Romanistik und Germanistik.
    Nach dem Staatsexamen, seiner Promotion zum Dr. phil. (mit einer Dissertation zum Thema ,,Revolution und Kirche“) und Habilitation (mit einer Schrift über ,,Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre – Polizeiwissenschaft“) arbeitete er ab 1962 als ordentlicher Professor für Politische Wissenschaft am Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Von 1970 bis 1986 bekleidete er das Amt des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus und von 1988 bis 1999 war er an der LMU Professor für christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie.
    Sein erstes Leben als Organist begann mit elf Jahren, als der Pfarrer der Mariahilf-Kirche in Freiburg ihn auf die Orgelbank setzte, weil er ein bisschen Klavier spielen konnte und der zuständige Organist im Kriegsdienst in Russland war. Das Wort „Gelehrter“ sei ihm „sehr sympathisch“: Hans Maier sagt, dass er fast erschrocken sei, als ihn sein Lehrer Gert Tellenbach zum ersten Mal so titulierte – damals war Maier 25 Jahre alt.
    Gleichzeitig empfand er die Bezeichnung ,,Gelehrter“ wie einen „Ritterschlag“. 1970 wurde Maier vom damaligen Ministerpräsidenten Alfons Goppel ins Kabinett geholt, als Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus – weil Goppel für den Posten keinen anderen finden konnte. In den Zeiten der sich radikalisierenden Studentenbewegung der 68er fürchteten viele Politiker dieses Amt als „Schleudersitz“. Hans Maier sah darin eine „Herausforderung des
    Praktischen“.
    Als Vollblutpolitiker, so erinnert sich der Wahlmünchner, habe er sich nie betrachtet. Er habe Schwierigkeiten mit der ,,großen Politik, der Machtpolitik und mit einigen Mächtigen gehabt“. Ein politischer Mensch aber sei er immer gewesen – ,,ein Beobachter“. Sein Verhältnis zu Goppels Nachfolger, dem CSU-Parteichef und Ministerpräsiden Franz Josef Strauß, bekam einen Riss, als Maier gegen den Willen von Strauß in den Landesvorstand der CSU gewählt wurde. Ihn habe keine Freundschaft mit FJS verbunden, aber er habe viel von ihm gelernt, sagt Maier rückblickend.
    Professor Dr. Hans Maier schied 1986 als dienstältester Kultusminister der Republik aus dem Bayerischen Kabinett aus und legte in den folgenden Jahren alle politischen Ämter nieder. Bereits seit 1976 und bis 1988 bekleidete Maier das Ehrenamt des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) – und stand mitten in seinem „vierten Leben“, dem eines Kirchenmannes. Im August 1987 wurde Maier auf den für den Theologen und Religionsphilosophen Romano Guardini eingerichteten ,,Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie“ der Universität München berufen, den er bis Mai 1999 als ,,Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie“ innehatte.
    Nach seinem Ausscheiden wurde Maier mit dem Romano-Guardini-Preis als ,,einer der profiliertesten katholischen Persönlichkeiten im deutschsprachigen Raum“ (so die Preisbegründung der Katholischen Akademie in Bayern) ausgezeichnet. Bis heute gehört der Expolitiker als Mitglied dem ZdK an und widmet sich vor allem der Totalitarismusforschung, der fundamentalen Frage nach politischen Ideologien als Religionsersatz und damit dem ,,quasireligiösen Anspruch“ weltlicher Herrschaftssysteme.
    ,,Man muss sich auf Hans Maier einlassen“, so Filmemacher Rudolf Nottebohm, ,,auf seinen ruhigen Redefluss, seine präzisen, kenntnisreichen und immer erhellenden Analysen“. Wer etwas über den Menschen und Familienvater Hans Maier erfahren möchte, also über sein ,,fünftes Leben“, sollte seiner Frau Adelheid zuhören (mit ihr ist Maier seit 1962 verheiratet) und seinen sechs Töchtern. Sie kommen im Filmporträt ebenfalls ausführlich zu Wort … (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.01.2005Bayerisches Fernsehen

Sendetermine

So 09.01.2005
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