Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1
    Das Münchner Abkommen vom 29. September 1938 markiert das vorläufige Ende eines Konflikts zwischen Tschechen und Deutschen, dessen kritische Phase 1918 mit dem Zerfall der Donaumonarchie beginnt. Nach einer Revolution gründen Tschechen und Slowaken auf dem Boden der einstigen österreichischen Kronländer Böhmen und Mähren die erste tschechoslowakische Republik – für die Tschechen ein Durchbruch zu einer eigenen Identität, für die mehrheitlich Deutsch sprechende Bevölkerung ein Alptraum. Früher tonangebend, ist sie im neuen Staat zur Minderheit geworden, kämpft verzweifelt um ihr kulturelles und wirtschaftliches Überleben.
    Deutsche Schulen werden geschlossen, die Kinder sollen auf tschechische Schulen gehen und Tschechisch lernen. Je heftiger die Deutschen bedrängt werden, umso stärker wird ihr Widerstand. Tschechoslowakische Truppen besetzen die deutschsprachigen Grenzgebiete zu Deutschland und Österreich, das so genannte Sudetenland. Bei gewalttätigen Protesten gibt es die ersten Toten. Die Repressionen nehmen zu, die Benachteiligungen durch den tschechischen Staat wachsen. Beflügelt durch die Machtübernahme Adolf Hitlers in Deutschland, gründet 1933 der Sudetendeutsche Konrad Henlein eine Sammlungsbewegung, die sich Autonomie und Selbstbestimmung der Deutschen auf die Fahnen schreibt.
    Je radikaler ihre Parolen werden, umso mehr Zulauf erhält sie. Nicht alle Sudetendeutschen unterstützen Konrad Henlein, so etwa der Sozialdemokrat Lorenz Knorr; doch auch sie können nicht verhindern, dass die Mehrheit sich immer klarer auf Seite der Nazis stellt. Besonders prekär wird die Lage insbesondere für die jüdischen Sudetendeutschen. Gezielt und mit tatkräftiger Unterstützung Hitlers provoziert die Henlein-Partei Unruhen und versucht, die Krise anzuheizen, damit ein Krieg unvermeidlich scheint.
    Die Tschechen machen mobil und sind überzeugt, Hitler militärisch aufhalten zu können, auch mit Unterstützung der Verbündeten England und Frankreich. Doch zu groß ist der Wunsch in Europa, nach dem verheerenden Ersten Weltkrieg einen neuen Krieg auf alle Fälle zu verhindern. Die Alliierten unterzeichnen das Münchner Abkommen. Den Preis zahlen die Tschechen. Ihre gut gerüstete Armee muss kampflos zusehen, wie das Land zerstückelt wird. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.09.2008Das Erste
  • Folge 2
    Durch das Münchner Abkommen war die Tschechoslowakei gezwungen worden, die Grenzgebiete mit deutscher Mehrheit an das Deutsche Reich abzutreten. Für die meisten Sudetendeutschen ist es ein Augenblick großer Freude, für die anderen beginnt jetzt das große Zittern. Der junge Sozialdemokrat Lorenz Knorr wird sofort verhaftet und gefoltert. Er soll unterzeichnen, dass er sich fortan für den Sozialismus Adolf Hitlers entscheidet – er unterzeichnet nicht. Konrad Henlein, Führer der Sudetendeutschen Partei, macht aus dem Sudetenland einen „Mustergau“. 20.000 Hitlergegner werden verhaftet, 2.500 allein sofort ins KZ Dachau gesperrt.
    Zehntausende Juden, Tschechen und sudetendeutsche Hitlergegner flüchten. Prag ist völlig überfüllt mit Flüchtlingen, die hoffen, hier in Sicherheit zu sein. Doch wenig später zeigt sich, wie berechtigt die Befürchtung der Tschechen war, dass es Hitler tatsächlich nicht um die Befreiung der Sudeten ging, sondern um die Eroberung der Tschechoslowakei. Im März 1939 marschiert die deutsche Armee in Prag ein und errichtet auf dem Boden der übrig gebliebenen Resttschechei das Protektorat Böhmen und Mähren. Vor allem die tschechischen Studenten protestieren und gehen auf die Straße.
    Ihr Widerstand wird blutig niedergeschlagen. Mit Kriegsbeginn verändert sich die Situation für die Sudetendeutschen dramatisch. Aus „heim ins Reich“ ist „raus an die Front“ geworden. Der Widerstand der Tschechen wächst und zeigt sich nun auch in der Sabotage der deutschen Waffenproduktion in Pilsen und Brünn. Reinhard Heydrich überzieht das Land mit einer neuen Terrorwelle, Teil seines Auftrags, ganz Böhmen und Mähren nach dem Krieg zu germanisieren und die Tschechen zu vertreiben. Im Mai 1942 stirbt Heydrich nach einem Attentat.
    Die Rache der Deutschen ist furchtbar. In den folgenden Wochen werden etwa 2.000 Menschen getötet, darunter die Bewohner des Dorfes Lidice, dass vollständig ausgelöscht wird. Als 1945 die Alliierten näher rücken, richtet sich die Wut- und Hasswelle der Tschechen gegen alles Deutsche. Bei den wilden Vertreibungen werden Tausende ermordet. Der Befehl zum Massaker von Aussig kommt aus dem Innenministerium, das die Roten Garden in die Stadt schickt. Mindestens 100, vielleicht aber auch 200 oder mehr Menschen sterben. Am Ende haben fast drei Millionen Deutsche ihre Heimat verloren und unzählige Tschechen und Juden. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.09.2008Das Erste

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