2017, Folge 251–269

  • Folge 251 (30 Min.)
    Betreten verboten! Über 70 Jahre nach Kriegsende liegt unter Zeithains Erde noch immer scharfe Munition. Diese zu beseitigen, das ist die Aufgabe vom Munitionsbergungs- und Kampfmittelbeseitigungsdienst. Seit über 30 Jahren arbeitet Achim Auerswald daran, Bomben und Granaten unschädlich zu machen. Ein riskanter Job, aber auch der spannendste, den es gibt, sagt er nach einem erfüllten Arbeitsleben. Die Munition, die einst ganze Städte vernichten sollte, landet zersägt, ausgeglüht und gereinigt auf dem Schrotthaufen der Geschichte.
    Was nicht mehr gefahrlos zerlegt werden kann, wird auf dem nahegelegenen Truppenübungsplatz gesprengt. Sprengmeister Thomas Lange erzählt über seinen „Bombenjob“. Bereits im 16. Jahrhundert wurde das Gebiet um Zeithain aufgrund seiner strategisch günstigen Lage an der Elbe militärisch genutzt. August der Starke zelebrierte hier 1730 militärische Präsenz und königliche Pracht in einem Lustlager mit 27.000 Mann. Das vierwöchige Event war damals die größte Truppenschau Europas. Während des Ersten Weltkrieges entstand hier eine Munitionsanstalt mit einem eigenen Bahnanschluss.
    Die Wehrmacht baute die Anlagen aus und produzierte ab 1939 Waffen in Zeithain. Später mussten auch sowjetische Kriegsgefangene Zwangsarbeit verrichten. Der Zeithainer Ortschronist Olaf Kaube hat tausende Fotos, Dokumente und Devotionalien aus allen Zeiten gesammelt und somit ein Stück Militärhistorie bewahrt. Der Film folgt dieser spannenden Geschichte und erzählt, wie der kleine Ort an der Elbe vom barocken Lustlager zur Kampfmittelzerlegeeinrichtung wurde. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.08.2017MDR
  • Folge 252 (30 Min.)
    „Hier hängen Emotionen dran: Hier hat man Jugend verbracht, hier ist man sozialisiert worden“, sagt Andreas Brohm, der Bürgermeister von Tangerhütte, und meint das Kulturhaus der Stadt. Insgesamt 2000 solcher Häuser waren Orte für Reden, der Bildung und des Vergnügens. Klub- und Kulturhäuser der DDR – die meisten von ihnen auf dem Land und in kleineren Städten. Oft waren sie angekoppelt und damit bezahlt von großen Betrieben oder den LPGs. Im Kulturhaus wurden der Schulanfang ausgerichtet und die Jugendweihen, ebenso wie Betriebsfeste und Parteikonferenzen. Und es wurde mancher Künstler aus der Hauptstadt in die Provinz geholt. Sie sollten schlicht Kultur aufs Land bringen.
    „Veronika Fischer, Modern Soul Band, Puhdys, Wolfgang Ziegler und Band, früher Bärbel Wachholz. Alle renommierten DDR-Gruppen waren hier“, schwärmt Angelika Jacob aus Tangerhütte, Tochter des langjährigen Kulturhauschefs aus DDR-Zeiten. Doch mit dem Ende der DDR kam das Aus für die staatliche gewollte und initiierte Kulturpolitik. Und das war auch das Aus für viele Kulturhäuser. Zu groß, zu teuer, oft kein Publikum mehr. Was ist aus ihnen geworden? Abriss, Verfall oder Neubeginn? Der Film zeigt drei Beispiele aus Sachsen- Anhalt: das Kreiskulturhaus in Tangerhütte, das „Kulturhaus der Werktätigen“ in Harbke und das „Klubhaus der Gewerkschaften“ in Wolfen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.08.2017MDR
  • Folge 253 (30 Min.)
    Frank Richter nahm an der Demonstration gegen das DDR-Regime am 8. Oktober auf der Prager Straße teil und war einer der zwanzig Dresdner Bürger, die sogenannte Gruppe der 20, die während der Demonstration ernannt wurden, um mit den örtlichen Behörden über ihre politischen Forderungen zu verhandeln.
    Prachtboulevard des Bürgertums, Kriegshölle, sozialistische Vorzeigestraße, Ort der Friedlichen Revolution. Mit ihren extremen Brüchen ist die Prager Straße mehr als nur eine Einkaufsstraße. Wie kaum ein anderer Ort ist sie ein Spiegel der gesellschaftlichen Veränderungen des vergangenen Jahrhunderts. Wo einst Wiesen und Gärten waren, entsteht ab 1851 die Prager Straße, die später die wichtigste Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Altmarkt wird. Zunächst lose bebaut, mit vielen Villen und prächtigen Hotels, entwickelt sie sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer der schönsten Flaniermeilen der Kaiserzeit.
    Das äußere Erscheinungsbild des Boulevards hat sich seitdem immer wieder verändert. Der Film „Unsere Boulevards – Die Prager Straße in Dresden“ aus der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ erzählt Geschichten und die Geschichte der Prager Straße. So ist das Leben von Hans-Joachim Dietze eng verbunden mit der Flaniermeile. Prunkvolle Kaufhäuser, edle Café-Häuser, schicke Wohnungen – so erlebt er die Prager Straße in den 1930er Jahren. Sie muss den Vergleich mit anderen großen europäischen Boulevards wie dem Ku’damm in Berlin nicht scheuen.
    Die Bombennacht und den Niedergang des Prachtboulevards hat er erlebt und fotografiert. Zu DDR-Zeiten verändert sich die Prager Straße und bekommt ein sozialistisches Antlitz. Zu großer Berühmtheit avanciert der Pusteblumen-Brunnen, der heute noch in Teilen vorhanden ist. Damals eine völlig neue Idee. Nach einem Entwurf der Künstlerin Leonie Wirth baut die Kunstschmiede Bergmann den außergewöhnlichen Brunnen. Peter und Alexander Bergmann prägten damit die Kindheitserinnerungen vieler Dresdner und ihrer Besucher.
    Waren es im Oktober 1989 Menschen, die auf der Prager Straße gesellschaftliche Veränderungen mit herbeigeführt haben, so ist es im Sommer 2002 eine Naturgewalt, die über die Fußgängerzone hereinbricht und ihren optischen Wandel letztlich immer weiter vorantreibt. Die Prager Straße – eine Straße, die sich bis heute immer neu erfinden musste. Die Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ wird in drei weiteren Folgen „Unsere Boulevards“ in Mitteldeutschland zeigen. So werden Geschichten vom kleinsten Boulevard, der Krämerbrücke in Erfurt, dem Riebeckplatz in Halle und dem Brühl in Leipzig erzählt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.08.2017MDR
  • Folge 254 (30 Min.)
    Am Anfang war sie nicht mehr als ein schmaler Steg. Die Krämerbrücke gibt es wohl schon so lange, wie es Handelswege durch Europa gibt. Verbrieft ist sie seit 900 Jahren. Der bedeutendste dieser Wege war die mittelalterliche Via Regia. Die verband West mit Nordeuropa und führte durch Erfurt. Und wer durch die Stadt kam, der bot seine Ware den Händlern auf der Krämerbrücke an, so verlangte es das Gesetz. Jahrhundertelang war die Krämerbrücke Synonym für den Reichtum der Handelsstadt Erfurt. Als der verblasste, war es auch mit der Krämerbrücke nicht mehr weit her. Statt Krämer siedelten Handwerker und in den schäbigen, dunklen Wohnungen hausten die Familien eng aufeinander. Erst in den 1970er Jahren, als der Verfall der Häuser offenkundig wurde, begann die langsame Sanierung.
    Heute, fast 50 Jahre später, pulsiert wieder das Leben auf der Krämerbrücke. Sie ist Touristenhotspot und gleichzeitig Wohnort für ca. 80 „Krämer“. 32 Häuser gibt es auf der Brücke, die meisten mit Ladengeschäft und Wohnungen. Bunt und vielfältig sind die Angebote: Weingeschäft, Antiquitäten, Keramik und Kräuter, Holzbildhauer und Kinderbücher. Die Krämerbrückenbewohner leben ganz bewusst auf einem Flächendenkmal, haben sich arrangiert mit der täglichen Betriebsamkeit und dem Lärm der Besucher und Feste. Und können sich, trotz des immer größer werdenden Trubels, keinen besseren Ort zum Leben vorstellen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.08.2017MDR
  • Folge 255 (30 Min.)
    „Der Platz war die schönste Arbeitsaufgabe in meinem Leben“, sagt Bauingenieur Reiner Halle und meint den Riebeckplatz in Halle. Vor 100 Jahren ist er ein strahlend schöner Stadtplatz, das gründerzeitliche Eingangstor zu Halles Innenstadt. Doch später, in der DDR, erlebt der Platz einen radikalen Wandel. Die Industriestadt Halle an der Saale, Zentrum des mitteldeutschen Chemiedreiecks, will sich nach dem 2. Weltkrieg mit Macht zur sozialistischen Vorzeigestadt umbauen. Hochhausscheiben und breite Alleen statt mittelalterlicher Struktur – so stellen sich die Stadtplaner das moderne Halle vor.
    Nur Geldmangel verhindert die vollständige Umsetzung dieser Pläne. Ab 1965 wird der Riebeckplatz – der längst Ernst-Thälmann-Platz heißt – umgestaltet. Bis zur Unkenntlichkeit, wie selbst ein DDR-Dokumentarfilm aus dem Jahr 1969 verkündet. Freilich gilt das damals als positives Zeichen. Am Thälmannplatz laufen alle wichtigen Fernverkehrsstraßen der Chemieregion zusammen. Schon in den 1960er Jahren gilt er als verkehrsreichster Knotenpunkt der DDR.
    Staus sind an der Tagesordnung. „Kraftfahrer meide den Alkohol – und den Thälmannplatz in Halle“, ist ein gängiger Spruch jener Tage. Die Antwort der Planer darauf: ein gigantischer Kreisverkehr, unterquert von einem langen Fußgängertunnel und überspannt von der ersten Hochstraße der DDR. „Eine Herausforderung für uns junge Ingenieure damals“, erinnert sich Reiner Halle, „und eine Ehre.“ Er leitet, gerade mal 28 Jahre alt, den Bau des Brückenpaares über den Thälmannplatz. Nach dem Umbau säumen Hochhäuser den Platz und bieten Wohnraum für mehr als 750 Menschen.
    Als erstes fertiggestellt wird das Interhotel „Stadt Halle“. Das erste Großhotel der Stadt und das beste Haus am Platz mit Gästen aus aller Welt. „Wir waren komplett ausgebucht und hätten das Hotel zu 300 oder 400 Prozent auslasten können“, sagt Bertram Thieme. 1977 wird er Direktor des Interhotels; auch er blutjung und mit 27 Jahren einer der jüngsten Hoteldirektoren der DDR. Bauingenieur Reiner Halle erinnert sich: „Da war Leben in der Bude“ und meint auch die Fußgängerzone, die am Thälmannplatz ihren Ausgang nimmt.
    Die Leipziger Straße zieht Hallenser und jede Menge Leute aus dem Umland an – mit ihren vielen Geschäften. Im Volksmund heißt die populäre Einkaufsmeile bald nur noch „der Boulevard“. Man kommt zum Flanieren oder wenn man etwas Besonderes sucht. Heute heißt der Thälmannplatz wieder Riebeckplatz. Die Hochhäuser sind längst verschwunden, viele Läden auf dem „Boulevard“ geschlossen. Und erneut ist der Platz im Wandel: Er soll neu bebaut werden und wieder Menschen Raum zum Arbeiten und zum Leben bieten. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.08.2017MDR
  • Folge 256 (30 Min.)
    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sitzt in den kanadischen Wäldern ein Pelztierjäger. Per Brief sucht er Geschäftspartner, um seine Felle zu verkaufen. Als Adresse notiert er ein einziges Wort: Brühl. Tatsächlich landet der Brief wenig später in Leipzig. Denn der Leipziger Brühl ist zu dieser Zeit die Welthauptstraße der Pelze mit rund 10.000 Beschäftigten. Der Brühl selbst ist nur etwa 580 Meter lang. Doch schon im Mittelalter ist er ein Teil der Via Regia, jener berühmten Handelsstraße, die Westeuropa mit dem Osten des Kontinents verbindet. Ein idealer Platz für Kaufleute – jahrhundertelang, bis zur Machtübernahme der Nazis.
    „Nach 1933 wurden der Brühl und seine Kultur systematisch zerstört. Die ganzen Pelzhäuser, die ja im Wesentlichen in jüdischer Hand waren, wurden arisiert und zerschlagen“, beschreibt Volker Rodekamp vom Leipziger Stadtmuseum den Niedergang der Prachtstraße. In der DDR war der Pelzhandel vor allem eine Devisenquelle. Heute gibt es nur noch eine einzige Kürschnerin am Brühl. Einzigartig war auch die Aluminiumfassade des 1968 wiedereröffneten Kaufhauses am westlichen Straßenende. 90.000 Menschen stürmten das damals größte und modernste Warenhaus der DDR – besser bekannt als „Blechbüchse“. Auf den Hochhäusern daneben befand sich die weithin sichtbare Leuchtreklame „Mein Leipzig lob ich mir“.
    Nach der Wende wurden die Hochhäuser abgerissen. Was aus dem Schriftzug geworden ist? Das MDR-Team hat ihn gesucht, wiedergefunden und zum Strahlen gebracht. Heute ist der Brühl eine lebendige Einkaufsmeile mit sanierten Handelshäusern, die den Bahnhof mit der Innenstadt verbindet. Die Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ zeigt am 15., 22. und 29. August in drei weiteren Folgen „Unsere Boulevards“ in Mitteldeutschland. So werden Geschichten vom kleinsten Boulevard, der Krämerbrücke in Erfurt, dem Riebeckplatz in Halle und der Prager Straße in Dresden erzählt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.09.2017MDR
  • Folge 257 (30 Min.)
    „Es gibt Geheimdienste, die sind so geheim, supergeheim, dass praktisch keiner von ihrer Existenz weiß.“ Mit diesen Worten leitet Sabine Christiansen 1992 einen Bericht der „Tagesthemen“ ein. Erstmals erfährt die breite Öffentlichkeit von der Existenz eines zweiten DDR-Geheimdienstes – neben der Staatssicherheit. Seitdem sind 25 Jahre vergangen. Eine ganze Bundesbehörde mit rund 2.000 Mitarbeitern befasst sich seitdem ausschließlich mit der Stasi. Doch wer kennt schon den MIL-ND, den Militärischen Nachrichtendienst der NVA? Wie kann es sein, dass allen dieser „Supergeheimdienst“ entgangen ist? Wie und wo hat er gearbeitet? Fest steht, einer der zentralen Stützpunkte war Dessau.
    Hier arbeitet jahrelang hermetisch abgeschirmt das Funkaufklärungsregiment der NVA, quasi die NSA der DDR. Denn schon lange bevor die Skandale um den größten Auslandsgeheimdienst der USA Anfang 2013 publik werden, observieren von Dessau aus hunderte Cyberkrieger mit Richtfunkantennen und Parabolspiegeln den militärischen Funk- und Telefonverkehr Westeuropas. Selbst Telefonate des US-Präsidenten aus der Air Force One werden von den Nachrichtenspezialisten in Dessau abgefangen.
    Doch nicht nur im Äther ist der NVA-Nachrichtendienst unterwegs. Seine Agenten operieren auch „hinter den feindlichen Linien“ im Hauptquartier der NATO in Brüssel, in der Bundeswehr oder direkt im Verteidigungsministerium in Bonn. „Ich hatte fünf Legalitäten. Das waren fünf ganz echte Ausweise von echt lebenden Personen in meinem Alter. Das einzige, was da von mir drin war, war mein Bild. Alles andere war original. Das Schwierige daran war jedoch, dass man bei einer Zufallskontrolle alles über die fünf fremden Personen wissen musste. Nicht nur das Geburtsdatum, sondern auch die Lebensumstände: wann sind Mutter und Vater geboren, was für ein Auto fährt man, wie viele Kinder hat man, lebt man im Reihenhaus oder in einer Mietwohnung“, erinnert sich Dieter Popp, Agent des Militärischen Nachrichtendienstes der NVA.
    Die Reportage begibt sich auf Spurensuche und hinterfragt, weshalb der nahezu unbekannte Geheimdienst bis heute nicht mehr als ein Schatten an der Wand ist. Gemeinsam mit Historikern und ehemaligen Mitarbeitern des Zentralen Funkaufklärungsdienstes in Dessau und durch historisches Filmmaterial will der Film Licht in das Dunkel des Militärischen Nachrichtendienstes der ehemaligen NVA bringen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.09.2017MDR
  • Folge 258 (30 Min.)
    Aller drei Jahre gibt es ein Riesenspektakel rund um die Drei Gleichen. Beim „Drei(n)schlag“ wird mit moderner Feuerwerkstechnik der Blitzschlag von 1231 nachgestellt – und tausende Besucher werden dazu erwartet. Der Verkehr auf der A4 wird in dieser Zeit ruhen müssen. Denn sie liegen direkt an der A4, und sind so etwas wie ein Tor zu Thüringen, wenn man von Westen kommend auf Erfurt zu fährt. Drei Burgen, von denen jede ihre eigene Legende hat, und alle gemeinsam eine. Am 31. Mai 1231 sollen sie in einer Nacht durch einen Blitz alle in Brand geraten sein und wie „drei gleiche“ Fackeln gelodert haben. Burg Gleichen, Mühlburg und Wachsenburg bilden ein über 1.000 Jahre altes historisches Ensemble in absoluter Harmonie mit der Landschaft, eins der berühmtesten in Deutschland.
    Ringsherum wachsen und leben Naturschätze in Hülle und Fülle, seltene Arten von Flora und Fauna, und die Badlands, die kaum bewachsenen Keuperformationen, geben einen Hauch von Exotik noch dazu. Jede der drei Burgen hat ihre eigene Geschichte – die Wachsenburg als Amtssitz, die Mühlburg als literarischer Ort der frühen Christianisierung, die Burg Gleichen als sagenhaftes Gemäuer eines „zweibeweibten“ Grafen. Und obwohl sie scheinbar unanfechtbar stehen, nagt der Zahn der Zeit heftig an den Gemäuern, was den Denkmalpflegern so manche Nuss zu knacken gibt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.09.2017MDR
  • Folge 259 (30 Min.)
    Einmal im Jahr dreht sich in der Klassikerstadt Weimar alles, aber auch alles um die Zwiebel. Dann verwandelt sich die Weimarer Altstadt in den größten Markt der Region und lädt ein zu seinem berühmten Volksfest – dem Weimarer Zwiebelmarkt. An rund 100 Ständen werden Zwiebelrispen, Trockensträuße und Zwiebelinchen verkauft, ganz zu schweigen vom köstlichen Zwiebelkuchen. Insgesamt ist das Markttreiben auf 600 Stände angewachsen. Mit von der Partie Familie Pfau, Zwiebelbauern in der 5. Generationen, die dem traditionsreichen Fest Charme verleihen und genau das produzieren, was rund 300.000 Besucher wollen – Zwiebelrispen.
    Heißbegehrt waren die bereits zu DDR-Zeiten. Damals erreichte der Zwiebelmarkt seine bis dahin größte Popularität. Bis zu 120.000 Besucher strömten aus allen Teilen der Republik nach Weimar. 32.000 Zwiebelrispen wurden allein 1970 verkauft – 100 Tonnen Zwiebeln. Und manchmal waren die begehrten Rispen schon am frühen Vormittag vergriffen. Auch der Zwiebelkuchen von Bäcker Heiko Rost ist noch immer ein Renner auf dem Zwiebelmarkt. Das Rezept, ein Familiengeheimnis, stammt von seinem Großvater, der das Geschäft in der Weimarer Schützengasse einst gründete. Den weiß bis heute auch Claus Bach zu schätzen. Als junger Student kam er einst nach Weimar und der Zwiebelmarkt war nicht nur für ihn ein Highlight.
    Jugendliche aus der ganzen DDR pilgerten in den 1970er-Jahren nach Weimar und Claus Bach fotografierte sie dabei, wie sie auf den Wiesen liegend eine Auszeit nehmen vom sozialistischen Alltag. Weshalb die Weimarerin Ute Freudenberg ausgerechnet bei einem Auftritt auf dem Weimarer Zwiebelmarkt so tief berührt ist, dass sie entscheidet in ihre Heimatstadt zurückzukehren, auch davon erzählt dieser Film. „Der Weimarer Zwiebelmarkt“ entdeckt einen Ort, dessen Tradition noch immer lebendig ist und die es nur hier gibt, einmal im Jahr auf dem Zwiebelmarkt in Weimar. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.09.2017MDR
  • Folge 260 (30 Min.)
    Das Gewandhaus zu Leipzig: Ein Konzerthaus der Superlative! Schon in den 1950er-Jahren gibt das Gewandhaus-Orchester internationale Gastspiele. Paris, London, München, Rom. Ab 1961 kommen Tourneen nach Übersee hinzu. „Wir waren so privilegiert, man hat sich fast geschämt“, sagt Professor Karl Suske. Der Leipziger Geigenvirtuose kam 1954 zum Gewandhaus und prägte als erster Konzertmeister fast 50 Jahre lang das Orchester. Nach ihm wurde in Tokio sogar ein Café benannt, das ausschließlich die Schallplatten von Karl Suske verkaufte. Wenig bekannt ist bisher ein dunkles Kapitel der Orchester-Geschichte: die Stasi und das Gewandhausorchester.
    Es gab unter den Musikern nur wenige Parteimitglieder – fünf von 185 Musikern waren in der SED. Aber die DDR brauchte das Orchester – als Devisenlieferant. 1968, nach dem „Prager Frühling“, sollte das „ideologische Zurückbleiben“ der Musiker bekämpft werden. Mehrere IMs wurden rekrutiert, auch im Orchester. Unter den Decknamen: „Rudi Fischer“, „Friedrich“, „Paganini“ oder „Gunther“ bespitzelten sie Kollegen, vor allem im Hinblick auf deren Zuverlässigkeit als Reisekader. Als Kurt Masur zum Gewandhaus-Kapellmeister berufen wurde, besserten sich die Zeiten.
    Der Dirigent konnte die DDR-Regierung in den 1970er-Jahren überzeugen, ein reines Konzerthaus für sich und sein Orchester zu bauen. Viele andere Neubauten in der DDR wurden als Multifunktionsbauten konzipiert, wie z.B. der Berliner Palast der Republik. Am 08. Oktober 1981 wurde das Gewandhaus am Augustusplatz feierlich eröffnet. Seit der Gründung des Gewandhaus-Orchesters im März 1743 ist es die dritte Spielstätte für den weltberühmten Leipziger Klangkörper. 2018 bekommt das Gewandhaus-Orchester zu seinem 275. Geburtstag ein besonders Geschenk: der erst 38 Jahre alte Lette Andris Nelsons wird als neuer Gewandhaus-Kapellmeister das Orchester im Februar übernehmen.
    Der Film „Das Gewandhaus zu Leipzig“ aus der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ zeigt das Konzerthaus im Wandel der Geschichte aber auch anhand der Familiengeschichte der Suskes, die eng mit dem Orchester verbunden sind. Nicht nur Karl Suske spielte im Orchester, sondern auch seine Kinder sind dem Konzerthaus treu. Sohn Conrad Suske spielt Violine und ist erster stellvertretender Konzertmeister. Tochter Cornelia Smaczny spielt Solo-Harfe. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.10.2017MDR
  • Folge 261 (30 Min.)
    Sonnenaufgang auf dem Schneekopf im Thüringer Wald
    Thüringer Tourismusprospekte flunkerten in den 1920ern aufs Köstlichste: Oberhof am Schneekopf – 1.000 Meter über dem Meer. Oder für die Engländer – über 3.300 Fuß, umgerechnet also weit mehr als 1.000 m. Seit jeher ist die 1.000-Metermarke die Sehnsuchtszahl aller Mittelgebirgler für ihre Berge und ein Kernargument aller Touristiker. 1.000 m – das klingt nach Größe, nach Schnee, nach alpiner Anmutung. Heimatpolitiker in Thüringen hatten deshalb die Idee ihren Schneekopf um 22 Meter aufzuschütten, damit aus den 978 Metern realer Höhe der einziger Thüringer Tausender würde.
    Dabei hat der heute höchste Punkt Thüringens – 1.001 m mit Aussichtsturm – solch falschen Ehrgeiz gar nicht nötig. Der Schneekopf ist ein stolzer Berg, eine der schönsten Landmarken Mitteldeutschlands. Der Nordhang mit seinen über 400 Höhenmetern ist ein vergessenes Ski-Revier, voller unerzählter Geschichten der Nachkriegsalpinistik. Vor 60 Jahren streift die Staatssicherheit durch die Wälder, sie installiert auf dem Berg eine der wichtigsten Abhöranlagen der Russen in der DDR.
    Der Schneekopf wird zum militärischen Sperrgebiet erklärt und streng abgeschirmt – Betreten verboten für Unbefugte! Von hier aus überwachen die Sowjets den Luftraum um die amerikanischen Basen in Fulda und Frankfurt am Main. Die Basis Schneekopf war dann auch eine der Letzten, die 1994 Ostdeutschland verlassen hat. Die Legenden und Sagen des Schneekopfs spielen in der Hölle, im Teufelsmoor und auf der Teufelskanzel. Wir streifen mit einem ausgesprochenen Schneekopfliebhaber über den Berg der Berge Thüringens: Ronny Eckhardt ist Förster, Wald-Umgestalter, Hirschjäger, Oberhofer.
    In der Zeit der Hirschbrunft, wenn das Brüllen von den Talwänden widerhallt, führt uns Ronny Eckhardt durch die Wälder des Schneekopfs. Wir sprechen zwischen alten Fichten und neuen Weißtannen über Eckhardts Erlebnisse am und auf dem Schneekopf und erzählen die spannendsten und geheimnisvollsten Geschichten um Geschichte und Gegenwart. Es ist eine Pirsch von der Morgendämmerung bis zur Nacht – und „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ lüftet dabei so einige Geheimnisse um Thüringens stolzesten Berg. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.10.2017MDR
  • Folge 262 (30 Min.)
    In Augsburg wurde für den Kanusrennsport der Olympiade 1972 eine künstliche Kanuslalom-Strecke errichtet. Die Doku klärt auf, wie es dazu kam, dass die Ostdeutschen den Eiskanal in Zwickau nachbauten. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.10.2017MDR
  • Folge 263 (30 Min.)
    Als 1509 Martin Luther von der Erfurter Universität Erfurt zum „baccalaureus sententiarius“ ernannt wurde, war das für ihn ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Doktor der Theologie. Dafür musste er die Sentenzen des Petrus Lombardus erläutern, das grundlegende Werk mittelalterlicher Theologie. Es steht in der Erfurter „Bibliotheca Amploniana“. Sie ist die weltweit größte, und nahezu vollständig erhaltene Handschriften-Sammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten – des Arztes und Gelehrten Amplonius Rating de Berka. Von seinen 633 Bänden sind heute noch etwa 430 in Erfurt vorhanden, er selbst hat sie der Stadt vermacht. Wer war dieser Amplonius? Seine Sammlung liegt heute in der Universitätsbibliothek. Amplonius hatte um 1410 eigenhändig einen nach Fachgruppen geordneten Katalog angelegt, der wichtigste Wegweiser durch die Schriften.
    Die werden heute noch genutzt, für die medizinhistorische oder die theologische Forschung zum Beispiel, und sie sind immer gut für neue Entdeckungen. Wer sich mit dem mittelalterlichen Universitätswesen beschäftigt, entdeckt eine faszinierende, heute in vielem fremde Welt, die viele Spuren hinterlassen hat. Nicht nur hinsichtlich der Schriften, die Luther zu lesen hatte. So liegt in der Amploniana auch Meister Eckhardts ältester Armutstext – mit frappierendem Bezug zum Hier und Heute. Die historischen Schriften sind vielfach schon digitalisiert, aber die Originale brauchen vor allem eins: viel Fürsorge von Restauratoren. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.10.2017MDR
  • Folge 264 (30 Min.)
    Der elegante Segler am Himmel weiß es nicht, aber da unten am Boden verfolgen sie jeden seiner Flüge über der hügeligen, weiten Landschaft der Rhön. Hier lebt eine der größten Rotmilan-Populationen Europas, nirgendwo in der Welt kommen Rotmilane häufiger vor als in Deutschland. Mit einem faszinierenden Greifvogel-Projekt im UNESCO-Biosphärenreservat werden sie beringt, beobachtet und ihre Bestände kartiert. Damit sollen Folgen der Umweltentwicklung für die markanten rostroten Greife erforscht werden. Die ersten Erkenntnisse zeigen – Deutschlands heimlicher Wappenvogel wird zunehmend Opfer der heutigen Landwirtschaft, und er ist ein Beispiel für den Konflikt zwischen Erneuerbaren Energien und Artenschutz.
    Denn während der dichte Teppich landwirtschaftlicher Kulturen gerade im Frühjahr – zur Fütterungszeit der Jungvögel – schnell den Blick auf Beute am Boden verdeckt, nehmen die Vögel die Brachflächen rund um Windräder zu gerne als Jagdrevier und fallen den Rotoren zum Opfer. Aber das ist nur ein Aspekt in Frank Koschewskis Film, der die „Roten“ der Rhön in faszinierenden Aufnahmen von der Brut bis zum Vogelzug zeigt. Denn Rotmilane sind Zugvögel. Wie könnte ihre Zukunft aussehen, warum braucht die Natur diese Herren der Lüfte, was würde fehlen, wenn sie nicht mehr majestätisch überm Land schweben? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.11.2017MDR
  • Folge 265 (30 Min.)
    Pflügen, ernten, schleppen, dafür sind die Traktoren made in Schönebeck noch heute bekannt. Ob flexibler Ein-Mann-Traktor oder starker Ernteschlepper: Was hier gebaut wurde, prägte die Landwirtschaft der DDR und vieler Länder weltweit nachhaltig. Auch in anderer Hinsicht war das Traktorenwerk Vorreiter – so auch bei der Gleichstellung der Frau. Anfang der siebziger Jahre lautete die Devise: „Frauen auf die Maschinen!“ Auch Inge Geiger folgte diesem Ruf und begann eine Lehre zur Montageschlosserin. Ihr kam später noch eine besondere Rolle zu: Bei großen Messen präsentierte sie die Traktoren und wurde zur lebendigen Werbefigur.
    Diese damals recht ungewöhnliche Marketingstrategie erzielte Wirkung. Zigtausende Traktoren wurden zu DDR-Zeiten ins Ausland exportiert. Das lag vor allem an der Qualität der Produkte. Der ZT 300, der 1967 zum ersten Mal vom Band lief, wurde zum Dauerbrenner: über 90.000 Mal gebaut – jeder einzelne in Schönebeck. „Traktoren made in GDR“ waren gefragt, in Äthiopien, in Ungarn, aber auch in Spanien und Frankreich. Der „blaue Schönebecker“, wie der Traktor wegen seiner blauen Farbe genannt wurde, hatte einen gefederten Komfortsitz, ein geschlossenes Fahrerhaus und einen auf Gummi gelagerten Motor mit 90 PS – damals eine Meisterleistung der Konstrukteure.
    Dabei berichtet Inge Geiger von vielen Problemen: „Als der ZT auf den Markt kam, beschwerten sich viele Landwirte: zu schwer, nicht genug Leistung, zu anfällig.“ Den anfänglichen Problemen zum Trotz avancierte das Werk zu einem echten Vorzeigebetrieb, die Traktorenwerker zu Image-Trägern. Noch heute bringen die Schönebecker Traktoren ihre Fans ins Schwärmen. Dennis Meyer zum Beispiel: Der 39-Jährige baut in seinem Keller die Traktoren als kleine Modelle nach.
    Und sie fahren auch noch, so wie in Rottelsdorf bei den Schlepperfreunden. Bis 1999 wurde in Schönebeck Landtechnik gebaut, dann standen die Bänder endgültig still. Schon zu DDR-Zeiten deutete sich an, dass der ZT 300 und dessen Nachfolger kaum eine Chance auf dem schwer umkämpften Weltmarkt haben würden. Umso erstaunlicher ist es, dass sich heute ein studentisches Projekt in Magdeburg um die Wiederbelebung Schönebecker Traktoren bemüht. Der Film von André Strobel erzählt die Geschichten rund um das Traktorenwerk Schönebeck. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.11.2017MDR
  • Folge 266 (30 Min.)
    Ein wahrer Koloss aus Beton zwischen zwei Bergmassiven im Tal der Saale: 65 Meter hoch, 210 breit und am Sockel 54 Meter stark. Das ist die Bleilochtalsperre in Thüringen. Deutschlands erste Staumauer, die komplett aus Gussbeton errichtet worden ist. Vor genau 85 Jahren wurde sie in Betrieb genommen. Doch dafür veränderte eine ganze Landschaft für immer ihr Gesicht. Zwischen 1925 und 1932 verschwanden zahlreiche Dörfer, Mühlen und Fabriken. Viele Menschen haben ihre Heimat verloren und wurden umgesiedelt. Stattdessen ist auf 28 Kilometern Länge ein „hüringer „Meer“ entstanden mit Badeorten, Stränden, Zeltplätzen, Schifffahrt und Feriendörfern.
    Der Film rekonstruiert Planung und Bau des größten Stausees Deutschlands. Und er erzählt von Menschen, die an der Bleilochtalsperre zu Hause sind oder die es einfach immer wieder her zieht, wie Martina und Hans-Jürgen Wegerich aus Mühlhausen. Beide lernen sich als Kinder beim Zelturlaub kennen, verlieben sich ineinander und verlieren sich dann jedoch aus den Augen. Jahrzehnte später treffen sie sich zufällig an der Talsperre wieder. Sie heiraten und feiern hier sogar ihre Hochzeit. Die Getreidemühle in Ebersdorf ist inzwischen seit vier Generationen in Familienbesitz.
    Die ursprüngliche Wassermühle ist bei der Flutung des Tals im See versunken. Aber die Familie hat ihren Betrieb am höher gelegenen Ufer wieder neu errichtet. Und Müller Frank Rosenkranz produziert das Mehl heute immer noch auf traditionelle Art. Auch die einstigen Steinbrüche der bekannten Saalburger Marmorwerke liegen am Grund der Bleilochtalsperre. Zu DDR-Zeiten waren über vierhundert Menschen im Betrieb beschäftigt. Marmorplatten aus Saalburg schmücken heute noch überall auf der Welt Fußböden und Wände von Palästen, Theatern, Kirchen, Opernhäusern oder Schlössern. Der Bleilochsee ist ein Eldorado für Wassersportler, Segler und Ausflugsschiffe.
    Europas kleinstes Kreuzfahrtschiff – 5 Kabinen für 10 Urlauber – fährt hier auf dem „Thüringer Meer“. Annette und Klaus-Peter Pretsch sind dabei Schiffseigner, Kapitän, Besatzung und Entertainer zugleich. Wie damals zu ihrer Entstehungszeit dient die Talsperre heute zum Schutz gegen Hochwasser, liefert Energie, reguliert den Abfluss der Saale und ist zusammen mit den später entstandenen Talsperren der Saalekaskade ein einzigartiger Dreh – und Angelpunkt dieser Seenlandschaft. 2016 wurde die Bleilochtalsperre sogar zum „Wahrzeichen der Ingenieurskunst“ ernannt – das erste in Thüringen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.11.2017MDR
  • Folge 267 (30 Min.)
    Das Segelschiff „Zephir“ ist im September 2017 auf dem Weg zu einer außergewöhnlichen Mission in der Ostsee. Ihr Ziel sind die Wracks der drei großen Passagierschiffe: „Wilhelm Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“. Anfang 1945 kommt es auf der Ostsee zur schlimmsten Schiffskatastrophe aller Zeiten: Die übervoll besetzten Flüchtlingsschiffe versinken mit mehr als 20.000 verzweifelten Menschen an Bord im eiskalten Wasser der Ostsee. Einer der wenigen, der das Unglück überlebt hat, ist der damals etwa einjährige Peter Weise. Im Film erzählt er von seiner dramatischen Rettung: „Es wäre gut, wenn mehr Menschen über das Schicksal dieser Schiffe Bescheid wüssten.
    Damit sich so etwas niemals wiederholen kann.“ Die Wracks dieser Schiffe liegen bis heute als stählerne Särge, als Mahnmal für die Schrecken des Krieges auf dem Grund der Danziger Bucht. Zu ihnen hinabzutauchen ist ohne Genehmigung verboten. Die Totenruhe darf nicht gestört werden. Außerdem ist es lebensgefährlich, denn die Schiffe liegen in etwa einhundert Metern Tiefe und sind von heimtückischen Geisternetzen überzogen. Eine Gruppe von Tauchern und Unterwasserarchäologen will es dennoch versuchen. Über ein Jahr lang haben sie diese Expedition vorbereitet.
    Sie sollen im Auftrag des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Zustand dieser Wracks erkunden. Mit an Bord ist Oliver Perschke aus Zwickau. Er ist ein erfahrener Experte für das Wracktauchen. Als Tauchlehrer hat er Erfahrung mit großen Tiefen und weiß, dass es auf dem Grund der Ostsee nicht ungefährlich ist. Deshalb wird immer im Zweierteam getaucht. Seine Partnerin ist die Extremtaucherin Sabine Kerkau. Sie hat, wie auch andere im Team, ganz persönliche Motive an der Expedition teilzunehmen: „Meine Familie kommt aus Ostpreußen.“ Der Film begleitet eine einzigartige Expedition zu den Seekriegsgräbern am Grunde der Ostsee. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.11.2017MDR
  • Folge 268 (30 Min.)
    Sie sind die wohl schönsten Sterne auf Erden: die „Herrnhuter“ aus dem sächsischen Dreiländereck leuchten von Wladiwostok über London bis Surinam. Hergestellt noch immer von Hand. Weiblicher Hand. „Frauen arbeiten behutsamer als Männer“, meint Oskar Scholz, Geschäftsführer der Herrnhuter Sterne-Manufaktur. „Und können auch bei der Arbeit ein Schwätzchen halten, ohne dass Quantität und Qualität leiden. Männer können immer nur eines: Reden oder Arbeiten.“Ohne den Glauben an Gott, die Jesus-Geschichte und den Stern von Bethlehem würde es weder Herrnhut noch seinen Stern geben.
    Denn die relativ junge Stadt zwischen Löbau und Zittau ist die Gründung von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren, die sich vor Folter, Verfolgung und den Scheiterhaufen nach Berthelsdorf retteten. Dort nahm sie der junge charismatische Graf von Zinzendorf auf. 1722 überließ er den Flüchtlingen eine waldreiche Flur: Sie rodeten und erbauten quasi aus dem Nichts Herrnhut – die Stadt unter der Ob-Hut des Herrn. Unter Zinzendorfs legendärer Führung entwickelte sich eine protestantische Kirche, die „Brüder-Gemeine“ oder auch „Brüder-Unität“, mit heute weltweit 1,3 Millionen Mitgliedern.
    Denn die Brüder zogen von Herrnhut aus in die weiteste Ferne, um gewaltfrei zu missionieren und insbesondere Sklaven Trost zu spenden. Für diese Weltkirche der Brüder-Gemeine ist Herrnhut das, was Rom jedem Katholiken bedeutet: eine Welthauptstadt! Und so findet sich in Herrnhut ein Völkerkundemuseum, das Bumerang und Walross-Harpunen zeigt, sogar ein Kajak aus Robbenhaut und einen urwüchsigen Hundeschlitten mit vier ausgestopften Huskys. Denn die Missionare sammelten und schickten Zeugen der exotischen Kulturen nach Herrnhut.Im Museum finden sich natürlich auch Sterne aus der Manufaktur.
    Jene, die im 19. Jahrhundert ein Lehrer der Herrnhuter Brüder-Gemeine für den Mathematik-Unterricht erfand. Und die viele Missionarskinder – von ihren Eltern lieber in der Heimat zurück gelassen als sie den Strapazen eines Lebens im Dschungel oder der Steppe auszusetzen – in der Heiligen Nacht ins Internatsfenster hingen. So spendeten die Sterne ein tröstendes Licht. Das gibt es heute in verschiedenen Farbvarianten. Eine Manufaktur-Arbeiterin schafft immerhin 2.800 Spitzen aus Papier pro Schicht. Und tauscht dabei noch die weihnachtliche Geschenke-Wunschliste ihrer Kinder mit der Nachbarin aus. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.12.2017MDR
  • Folge 269 (30 Min.)
    Ausgerechnet im beschaulichen Freiberg, am Fuße des Erzgebirges, steht ein Konzert- und Ballhaus, dessen Strahlkraft internationale Bands anzieht wie ein Magnet. Im „Tivoli“ geben sich die wichtigsten Bands die Klinke in die Hand: Karat, Puhdys, Keimzeit, Die Toten Hosen, Rammstein, Die Fantastischen 4, Die Prinzen, City, Alphaville, Die Zöllner, Klaus Renft, Nena … diese und viele andere spielten schon im Tivoli. Der legendäre Musiktempel hat eine lange und erfolgreiche Geschichte. Seit 1902 ist das Haus eine feste Institution für Musikfans. Mitten im Städtedreieck Dresden – Leipzig – Chemnitz konnte man schon zu DDR-Zeiten im Tivoli die besten Bands der Welt erleben. Den Klubhausleitern gelang es, trotz politischer Widerstände und fehlender Devisen, Musiker aus dem Westen nach Freiberg zu locken. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.12.2017MDR

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