2016, Folge 211–231

  • Folge 211 (30 Min.)
    Im zweiten Teil begeben wir uns tief in die mysteriösen Kyffhäuser Höhlen und erzählen von geheimnisvollen Ureinwohnern des Thüringer Waldes. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.08.2016MDR
  • Folge 212 (30 Min.)
    Im dritten Teil stoßen wir in Chemnitz auf die Spuren gigantischer Vulkanausbrüche und erleben die faszinierende Felsenwelt von Elbsandstein- und Zittauer Gebirge. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.08.2016MDR
  • Folge 213 (30 Min.)
    Freiheit auf dem Wasser, Abenteuer, Kindheitserinnerungen – dafür steht der Name Pouch. Seit mehr als sechs Jahrzehnten prangt er auch auf den legendären Faltbooten, die zu DDR-Zeiten nahezu jedes Gewässer im Osten bevölkern. Ob Spreewald, Masuren oder Schwarzes Meer – für viele Generationen bleiben ihre Ferien mit dem blauen „RZ 85“ unvergesslich. Doch nur wenige kennen die bewegende Geschichte des Ortes Pouch, in dem die Kultboote immer noch gebaut werden. Knapp 2000 Einwohner zählt die Gemeinde Pouch heute. Der kleine Ort ist idyllisch gelegen, auf einer schmalen Landzunge zwischen Muldestausee und Goitzschesee, ein Naturparadies, umgeben von Wasser.
    Ideale Bedingungen für Ausflüge mit dem Boot. Doch an maritimes Flair und eine malerische Seenlandschaft ist in Pouch bis vor fünfzehn Jahren nicht zu denken. Das berühmte Faltboot entsteht hier ab 1953 quasi auf dem Trockenen, in einer der dreckigsten Regionen Europas. Vierzig Jahre lang ist Pouch ein geschundener Ort. Aus den Chemiebetrieben in Bitterfeld und Wolfen ziehen giftige Wolken in die umliegenden Dörfer. Martina Brück wächst hier auf und erlebt, wie die unberührte Natur, die ihre Heimat einst umgab, ab den Fünfzigerjahren im großen Stil dem Kohle- und Bernsteinabbau zum Opfer fällt.
    Bäume werden gerodet, Siedlungen verschwinden, die Erde wird aufgerissen. Bald ist Pouch von einer Mondlandschaft umgeben. Staub und Schmutz prägen den Alltag der Menschen. Ausgerechnet von hier wird in Form eines stoffbespannten Faltboots, der Traum von Freiheit in die ganze DDR geliefert. Klein und leicht passt es in jeden Trabant und bestimmt die Ferien abenteuerhungriger DDR-Bürger. Klaus Billmann kauft sich bereits 1956 das erste Faltboot – seitdem ist es aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken.
    Inzwischen ist er 82 Jahre alt, hat fast ganz Osteuropa vom Wasser aus gesehen und ist auch heute noch mit seinem „Reisezweier“ unterwegs. Das Boot aus Pouch ist zum Kultobjekt geworden und das Werk gilt auch heute noch als erste Adresse für Faltboot-Enthusiasten. Zu verdanken ist das vor allem dem langjährigen Chef Ingolf Nitschke. Seit den Achtzigerjahren hat er das Traditionsunternehmen durch einige heftige Stürme gesteuert, oft begleitet von Existenzängsten, Hoffnungen und gravierenden Veränderungen. Ein Schicksal, das die ganze Region teilt.
    Die Menschen hier sollen nach der Wende Unglaubliches vollbringen. Die Gegend, die einst als dreckigster Ort Europas bezeichnet wurde, soll ein Urlaubsparadies werden – eine atemberaubende Seenlandschaft soll direkt vor den Toren der Werft zum Entdecken mit dem Boot einladen. In „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ entdeckt Axel Bulthaupt die Faltbootstadt Pouch, ein durch Kohleabbau und Chemiekombinate geschundener Ort, in dem das Vehikel der Freiheit für viele Menschen im Osten entstand und in dem nach einem großen Wandel heute selbst ein Gefühl von Unbeschwertheit und Freiheit erlebbar ist. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.08.2016MDR
  • Folge 214 (30 Min.)
    Lehesten, im südöstlichen Teil des Thüringer Waldes am Rennsteig gelegen, ist vor allem für eines bekannt: Für das „blaue Gold“! Im „Staatsbruch“ bei Lehesten wurde siebenhundert Jahre lang Schiefer abgebaut. Ende des 19. Jahrhunderts erlebt der Schiefer einen enormen Aufschwung. Ein neues Gesetz verordnet feuerfeste Dächer. Besonders in höheren und rauen Lagen bietet sich Dachschiefer an. In und um Lehesten entstehen die größten Abbaugebiete Europas. Der Schiefer wird zur Lebensader der Region! Ganze 40 Prozent der gesamtdeutschen Produktion an Dachschiefer kommen 1880 aus Thüringen.
    Der thüringische Schiefer gilt als der beste der Welt. 1999 ist Schluss. Heute sind die Schiefer-Gruben geflutet und die historischen Förderanlagen als Denkmäler geschützt. Der Film erzählt, wie der Schieferabbau das Leben der Menschen in der Region geprägt und bis in die Gegenwart verändert hat. Noch heute treffen sich die ehemaligen Arbeiter aus dem Staatsbruch zum traditionellen Bergmannsfest. Hier gibt es Freundschaften auch zwischen Ost und West, die in den 1950er-Jahren entstanden sind, als sogar bayrische junge Männer jeden Morgen nach Thüringen gefahren sind, um in den Schiefergruben von Lehesten zu arbeiten.
    Die Arbeit in Thüringen war besser bezahlt als in Franken. Doch es gibt auch Geschichten, die davon erzählen, wie das grenznahe Schiefergebiet das Schicksal der Menschen negativ beeinflusst hat. 50 Menschen müssen im Oktober 1961 Lehesten verlassen. Sie sind Teil der „Aktion Ungeziefer“. Unter höchster Geheimhaltung werden zwischen 1952 und 1961 etwa 12.000 als politisch unzuverlässig eingeschätzte Bürger aus den Grenzgebieten der DDR ins Landesinnere zwangsumgesiedelt. „Das blaue Gold von Lehesten“, ein berührender Film über Menschen und ihre Region. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.09.2016MDR
  • Folge 215 (30 Min.)
    Weltruhm hat Quedlinburg nicht nur wegen seiner wunderschönen Fachwerkhäuser erlangt, sondern auch als Hauptstadt der Saatgutzüchtung. „Wir waren die Besten auf dem Weltmarkt, 65 Prozent des Saatguthandels waren zu DDR-Zeiten in unserer Hand“, erinnert sich Pflanzenzüchter Rolf Bielau. 100 Betriebe von der Ostsee bis zum Erzgebirge gehörten zum VEB „Saat- und Pflanzgut Quedlinburg“. Die Hauptaufgabe: die DDR-Bevölkerung mit Samen für frisches Obst und Gemüse versorgen. Am Fließband kamen immer neue und robustere Sorten auf dem Markt: die Erdbeere „Aurora“, die zweimal trägt, die Hausgurke „Saladin“, die Erbse „Muck“, der „Dickkopf“-Salat und natürlich die legendäre Tomate „Harzfeuer“.
    Die ist ein Knüller bis heute, inzwischen in Ost und West. Züchter Christoph Kleinhanns schwärmt: „Sie ist aromatisch-süß, robust gegenüber Krankheiten und wächst eben auch in rauen Harzlagen.“ Angefangen hat alles vor rund 200 Jahren im Abteigarten. Besucher liebten die vielen bunten Blumenfelder in und um Quedlinburg. Das Wissen der Gärtner, das ideale Klima im Regenschatten des Harzes und der fruchtbare Boden waren der ideale Nährboden für die Samenzucht.
    Immer mehr kleine und große Betriebe entstanden, wie die Dippe AG. Seltene Filmaufnahmen aus der Zeit zeigen die Dimension und Bedeutung des Betriebes. Für die Angestellten entstanden die sogenannten Dippe-Häuser, solide Backstein-Bauten. Sie prägen bis heute das Stadtbild, ebenso wie die prachtvollen Gründerzeitvillen der Samenzüchter, die die Welterbe-Fachwerkhäuser wie ein Gürtel umschließen. „Ohne Saatgut wäre die Stadt nicht das, was sie heute ausmacht. Die wirtschaftliche Blütezeit bescherte Arbeit und Wohlstand“, so Simone Bahß von der Stadt Quedlinburg.
    Nach 1945 konnte das neu formierte Kombinat an die Erfolge anknüpfen und exportierte an alle Welt. Und Saatgut aus Quedlinburg wurde an jeder Datsche und in jedem Schrebergarten in die Erde gebracht. Doch mit der Wende kam das Aus. Samenzüchter aus Westdeutschland, Holland und der Schweiz gaben sich die Klinke in die Hand und kauften die Markenrechte. „Der ostdeutsche Saatgutmulti wurde ausgeschlachtet, abgewickelt, plattgemacht“, erinnert sich Zeitzeuge Helmut Gäde. Heute sind noch vier kleine Betriebe am Markt. Zudem setzt das Julius-Kühn-Institut die über hundertjährige Tradition der Pflanzenzüchtung in Quedlinburg fort. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.09.2016MDR
  • Folge 216 (30 Min.)
    Die Stadt in der Lausitz muss seit den Ereignissen vom September 1991 mit dem Ruf leben, neben Rostock-Lichtenhagen ein Ort für gewalttätige, ausländerfeindliche Aktionen zu sein. Damals bedrängten vor dem Hintergrund des Wegbrechens des Gas-Kohle-Riesen „Schwarze Pumpe“ Hunderte „Angst“- und „Wutbürger“ im Schulterschluss mit Neonazis eine Flüchtlingsunterkunft. Mit Bussen mussten Asylbewerber und einstige DDR-Vertragsarbeiter aus Hoyerswerda gerettet werden. Kritisch, aber vorurteilsfrei, seriös, aber nicht humorfrei hakt 20 Jahre später ein Reporterteam nach: Wie tickt Hoyerswerda heute? Wie geht die Stadt mit der Erinnerung an die Pogrom-artige Stimmung vor 25 Jahren um? Wie sehr steckt den Leuten das 1991er-Jahr noch in den Knochen? Und wie hat die am stärksten schrumpfende Stadt Deutschlands es verkraftet, dass von den einst 70.000 Einwohnern nur 33.000 geblieben sind? Immerhin scheint der dramatische Rückbau nahezu bewältigt.
    Entstanden ist eine durchgrünten, denkmalgerecht sanierten Stadtlandschaft. Und Hoyerswerda überrascht: Mit der kältesten Sauna von Ostdeutschland, die mit minus 160 Grad Celsius „einheizt“.
    Mit einem „Rentnertunnel“ und einer Concierge in der Platte. Mit Windkraftanlagen auf dem Hausdach, dem ältesten Handwerksbetrieb und der jüngsten Medienwerkstatt Sachsens. Die Stadt hat sich als Vorreiter beim demografischen Wandel neu erfunden. Und doch scheint ihre Geschichte allgegenwärtig: Der Liedermacher Gerhard Gundermann und die Schriftstellerin Brigitte Reimann werden verehrt. Und ein Regenbogen-Denkmal mahnt: Wir erinnern uns – an 1991. Und nicht zu vergessen: Seit 2013 gibt es wieder ein Flüchtlingswohnheim in der Stadt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.09.2016MDR
  • Folge 217 (30 Min.)
    Was haben der Sandmann, die Radsportlegende Täve Schur und ein Inder gemeinsam? Sie alle haben mit dem Fahrrad die Steile Wand in Meerane bezwungen. Die Straße ist kurz. Doch sie hat es in sich. 13 Prozent Steigung verteilen sich auf 248 Meter Kopfsteinpflaster. Eine Kampfansage für die Radsportler mit ihren schmalen Rennreifen. Viele müssen aus dem Sattel steigen oder schieben ihr Rad den Berg hoch. Täve Schur hat sich 1955 und 1959 bei der Internationalen Friedensfahrt in die Siegerlisten eingetragen: „Die Wand war nicht das Schlimmste, sondern die Anfahrt. Wenn du unten um die Ecke geschossen kommst und dann siehst, wie sich dieser Kanten vor dir erhebt.“ Heinz Florian Oertel beschreibt in einer Rundfunkreportage das Geschehen in Meerane so: „Jetzt beginnt wieder das Kratzen der Gemsen auf dem Velo.
    Auch Manfred Weißleder ist dabei. Er kurbelt dort drüben an der linken Menschenwand. Wer wird der Erste sein? Eine Schlucht der Strapaze, aber von Beifall überspült das ganze Feld. Die Häuser scheinen zu wanken.“ 1954 nimmt erstmals ein Team aus Indien an der Internationalen Friedensfahrt teil. Stunden nach dem Hauptfeld erreicht Dhana Singh die Steile Wand.
    Und noch immer stehen dort Tausende und applaudieren dem Inder, der mit dem Turban auf dem Kopf den Berg erklimmt. Die Friedensfahrt ist längst Geschichte. In diesem Jahr macht die Thüringen-Rundfahrt der Damen Station in Meerane mit einer Bergwertung. Für Dirk Dießel ein Festtag. Er hat gemeinsam mit Freizeitradsportlern das „Team Steile Wand“ gegründet. „Überall wo wir auftauchen, werden wir auf unsere Trikots und unseren Namen ‚Steile Wand‘ angesprochen. Der Begriff löst bei den Leuten etwas aus.“ Diese Begeisterung will Dirk Dießel nutzen, um für seine Stadt Meerane zu werben.
    Auch für Hans Hermann Neumann war seine Heimatstadt immer mehr als nur eine sportliche Herausforderung, auch wenn er stets einen Logenplatz an der Steilen Wand hat. Seine Familie lebt hier in dritter Generation. Er hat in der Textilindustrie gearbeitet. Das war neben dem Karosseriebau und dem Dampfkesselbau die vorherrschende Industrie im erzgebirgischen Meerane. Und so erzählt der Film „Die Steile Wand von Meerane“ sowohl die legendären Radrennstorys als auch die Industriegeschichte und über den Alltag einer Stadt, die durch eine Straße berühmt wurde. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.09.2016MDR
  • Folge 218 (30 Min.)
    Dresden
    Die Dresdner Albertstadt war eine der größten geschlossenen Militärstädte Europas. An ausgewählten Schauplätzen erzählt der Film „Dresdner Albertstadt – wunderbar verwandelt“, wie sich „Kasernopolis“ nach der friedlichen Revolution zum gefragten „zivilen“ Stadtteil für Start-Ups, Dienstleistungs- und Kulturprojekte verwandelt hat. Ab 1877 entsteht entlang einer Heerstraße eine Stadt für 20.000 Soldaten. Bis dahin ist das Gebiet zwischen Neustadt und der Dresdner Heide Jagdgebiet für den Adel.
    Einen „Dorfkern“ sucht man in der Albertstadt vergebens. Er wird durch ein Aufmarsch- und Paradefeld ersetzt. Der Dresdner Götz Krüger kennt die Geschichte der Albertstadt wie kein anderer. Seit Jahren ist er im Arbeitskreis sächsische Militärgeschichte engagiert und erzählt, wie sich die Gebäude verändert haben. Auf dem Industrieareal rund um das Kraftwerk lassen sich nach Gründung der DDR der VEB Starkstromanlagenbau Firmen in den Hallen nieder. Nach dem Mauerfall gehen viele Betriebe im Industrieareal Pleite.
    Das Gelände verkommt weitgehend zur Brache. 2004 hat Klaus Eckhard aus Bayern eine Idee. Unter dem Namen „Zeitenströmung“ entwickelt er gemeinsam mit einem Geschäftspartner ein Konzept. Aus ehemaligen Werkshallen soll ein Gelände für Start-Up-Firmen, Eventgastronomie und Ausstellungen entstehen. Im Schatten der „Zeitenströmung“ werden Fabriken für eine neue Club- und Partymeile, der „Straße E“ genutzt. Sebastian Gottschall gehört hier zu den Machern der Reithalle, die in historischen Gemäuern neue Bands und Sounds präsentieren.
    Eine vergessene und verdrängte Geschichte hat der Dresdner Fotograf Martin Hertrampf dokumentiert. Ab Mitte der achtziger Jahre hält er das Leben der Sowjetsoldaten in der Albertstadt fest. Bis zu ihrem Abzug 1992 bleiben sie hier fast fünfzig Jahre lang „Fremde Freunde“. Nach dem Mauerfall stellen die Stadt Dresden, Land und Bund mehrere Millionen für die Revitalisierung bereit. Die Idee, die Albertstadt von einer ehemaligen Garnisonsstadt zur Wohn-Dienstleistungs-Kulturstadt zu entwickeln, geht auf.
    In dem Film „Dresdner Albertstadt – wunderbar verwandelt“ führen Ortschronisten und Investoren, Eventmacher und Soldaten durch eine unbekannte und spektakuläre, neue Albertstadt. Der wunderbare Wandel der Dresdner Albertstadt ist der Start für eine vierteilige Staffel, die die Geschichte der Wiedergeburt unserer Städte zeigt. Die Sendereihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ macht außerdem am Beispiel von Görlitz, Arnstadt und Aschersleben deutlich, wie sich das Lebensumfeld in Ostdeutschland in den letzten Jahrzehnten von Grund auf verändert hat.
    Vor allem die ersten Jahre nach der Deutschen Einheit waren geprägt durch den abrupten Niedergang der ostdeutschen Industrie. Schrumpfende Städte, Abwanderung, Überalterung waren die Folgen. Dort wo industrielle Kerne erhalten werden konnten und neue Industriestandorte dazukamen, wuchsen Hoffnung und neue Arbeitsplätze. Wo städtebauliche Sanierung griff und die Tristesse verschwand, stabilisierten sich die Bevölkerungszahlen und es entwickelte sich ein neues Lebensgefühl – eben „wunderbar verwandelt“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.10.2016MDR
  • Folge 219 (30 Min.)
    Von den im Zweiten Weltkrieg unzerstört gebliebenen Städten Deutschlands dürfte Görlitz eine der, wenn nicht die schönste sein: 4.000 Baudenkmäler stehen in der Altstadt. Einen Bruch aber brachte das Kriegsende sehr wohl mit sich, die Zweistaatlichkeit. So gibt es seitdem das deutsche Görlitz westlich der Neiße und auf der östlichen Seite das polnische Zgorzelec. Lebten in Görlitz 1989 noch rund 78.000 Menschen, schrumpfte die östlichste Stadt Deutschlands inzwischen auf etwa 55.000 Einwohner. Die Tendenz ist jetzt wieder leicht steigend, der Aderlass scheint gestoppt.
    Wirklich Großartiges gelang in den vergangenen 26 Jahren auf dem Feld der Denkmalpflege: In der DDR sollten zumindest Teile der Altstadt gesprengt und neu bebaut werden. Die Sprenglöcher waren angeblich schon gebohrt. Doch nach der Wende schafften Land, Bund und Kommune, privates Geld, Stiftungen, Institutionen und Spenden das „Märchen von Görlitz“. Berühmt wurde die sogenannte „Altstadt-Million“ eines anonymen Görlitz-Liebhabers. So nutzen Filmproduktionen „Görliwood“ als Kulisse für historische Stoffe. Kate Winslet schippte hier Kohlen in „Der Vorleser“, Ralph Fiennes war Türsteher am „Grand Budapest Hotel“ und Jackie Chan sprang am Untermarkt aus dem Fenster für „In 80 Tagen um die Welt“.
    Und mit seinen sanierten Hallenhäusern, ehemaligen Kaufmannsburgen an der Via Regia, wagt Görlitz die Bewerbung als UNESCO-Weltkulturerbe. Die Dokumentation „Görlitz – wunderbar verwandelt“ wagt einen Blick in fünfstöckige mittelalterliche Keller, aber auch den Überflug über den malerischen Ober- und Untermarkt. Sie zeigt die guten Stuben mit Stuck genauso wie die wohl schönste Schaubibliothek der Aufklärung und erzählt von Lust und Leid der Görlitzer beim „Abenteuer Sanierung“.
    Ein Komparse plaudert aus dem Nähkästchen seiner Hollywood-Erfahrungen. Und ein ehemaliger Stern-Kriegsreporter zog als Pensionär an die Neiße und genießt in einem osteuropäischen Lokal regelmäßig ein Wodka-Frühstück. Wenn Görlitzer großen Sport erleben wollen, pilgern sie über den Grenzfluss zum erstklassigen Basketball-Team in die neue Sportarena von Zgorzelec. Langsam wächst wieder zusammen, was zusammen gehört. Der wunderbare Wandel von Görlitz gehört zu einer vierteiligen Staffel, die die Geschichte der Wiedergeburt unserer Städte zeigt.
    Die Sendereihe „Der Osten – Entdecke, wo du lebst“ macht außerdem am Beispiel von Arnstadt, Aschersleben und der Dresdner Albertstadt deutlich, wie sich das Lebensumfeld in Ostdeutschland in den letzten Jahrzehnten von Grund auf verändert hat. Vor allem die ersten Jahre nach der Deutschen Einheit waren geprägt durch schrumpfende Städte, Abwanderung und Überalterung. Dort, wo städtebauliche Sanierung griff und die Tristesse verschwand, stabilisierten sich die Bevölkerungszahlen und es entwickelte sich ein neues Lebensgefühl – eben „wunderbar verwandelt“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.10.2016MDR
  • Folge 220 (30 Min.)
    Sie ist eine der Ältesten in Thüringen. Zur Wende 1989 war sie ziemlich gebrechlich. Aber ihre Schönheit war noch zu erahnen. Mancher verliebte sich in sie, mancher liebte sie schon immer. Und da Liebe und Fürsorge bekanntlich Wunder wirken, blühte sie auf, die Stadt – Arnstadt. Nicht ein großer Visionär, sondern viele engagierte Menschen haben das bewirkt. Eine Stadtplanerin zum Beispiel, die sich voller Ideen an die Veränderungen macht, ein Heimkehrer, der es mit dem großen Arnstädter „Spittel“ aufnimmt. Gemeinsamkeit ist das Geheimnis, das die fast verfallene Oberkirche am Leben hält. Am vielleicht ältesten Ort der uralten Stadt saniert ein Mann mit seiner Familie mit Geduld, langem Atem und viel Arbeit ein Kloster.
    Dann ist da noch eine „Schlossherrin“, die im Schloss wahre „Verwandlungsschätze“ hebt. So wird ein wüster Garten wieder zu einer Burganlage, ein verfallenes Wohnquartier zum romantischen Bummel-Gässchen, eine Handschuhfabrik zum Hotel und ein hundertjähriger Wasserturm zu einer „Krone der Stadt“. Der wunderbare Wandel von Arnstadt ist ein neues Beispiel in der vierteiligen Staffel über die Geschichte der Wiedergeburt unserer Städte. Die Sendereihe „Der Osten – Entdecke, wo du lebst“ macht deutlich, wie sich das Lebensumfeld in Ostdeutschland in den letzten Jahrzehnten von Grund auf verändert hat.
    Vor allem die ersten Jahre nach der Deutschen Einheit waren geprägt durch den abrupten Niedergang der ostdeutschen Industrie. Schrumpfende Städte, Abwanderung und Überalterung waren die Folgen. Dort wo industrielle Kerne erhalten werden konnten und neue Industriestandorte dazukamen, wuchsen Hoffnung und neue Arbeitsplätze. Wo städtebauliche Sanierung griff und die Tristesse verschwand, stabilisierten sich die Bevölkerungszahlen und es entwickelte sich ein neues Lebensgefühl – eben „wunderbar verwandelt“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.10.2016MDR
  • Folge 221 (30 Min.)
    Vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan, dieser Vergleich trifft auf den Wandel Ascherslebens zu. Kaum jemand weiß, dass Sachsen-Anhalts älteste Stadt einst Fachwerkhäuser wie Quedlinburg ihr Eigen nennen konnte. Die meisten wurden noch Ende der 1980er-Jahre abgerissen, obwohl engagierte Bürger den Mut hatten, gegen den Abriss auf die Straße zu gehen. Zu dieser Zeit hatte Aschersleben bereits den Ruf erworben, eine „graue Stadt“ zu sein. So erinnert sich auch Maler-Star Neo Rauch an seine Jugend in Aschersleben: „Es fehlten praktisch alle Farben.“ Viel hat sich seither verändert. Der Film widmet sich dieser Veränderung.
    Zum Beispiel im Bestehornpark: Dort stand einst Europas größte Kartonagenfabrik. Nach Jahren des Stillstands und des Verfalls nach der Wende ist ab 2003 ein Bildungs- und Kulturzentrum entstanden. Mehrere Hundert Kinder lernen nun in drei neuen Schulen und auch die Neo-Rauch-Grafikstiftung präsentiert hier die Werke des weltberühmten Künstlers. Nur wenige Bauwerke zeigen sich noch im unsanierten Zustand – darunter das letzte zusammenhängende historische Stadtquartier, der Halken. Er soll jetzt endlich saniert werden, was auch mit Auseinandersetzungen über das Wie verbunden ist. Vieles hängt dabei von privatem Engagement ab.
    So treffen die Autoren ein junges Bauherrenpaar, das für die Sanierung seines Altstadthauses einen renommierten Denkmalpreis gewann. Wie hat sich Aschersleben verändert in den letzten 25 Jahren? Davon erzählen die historischen Aufnahmen dieses Films. Heimatfotograf Peter Potuschak öffnet sein umfangreiches Bildarchiv. Bewegte Bilder und Fotos zeigen auf eindrucksvolle Weise den Zustand der Stadt zu DDR-Zeiten, den Verfall in den 1980er-Jahren und die Bemühungen, die noch vorhandene Bausubstanz zu retten. Der Film von Marko Litzenberg und Sven Stephan ist der letzte Teil der diesjährigen vierteiligen Staffel „Wunderbar verwandelt“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.10.2016MDR
  • Folge 222 (30 Min.)
    Seit März 2008 ist das Stolberger Schloss nach fast 20 Jahren wieder für Besucher geöffnet. Die Schlossanlage ist aus dem 13. Jahrhundert und steht auf einem Berg oberhalb der Stadt Stolberg. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.11.2016MDR
  • Folge 223 (30 Min.)
    1983. In Jena startet eine streng geheime Entführung, die generalstabsmäßig geplante „Aktion Gegenschlag“. Abgesegnet von MfS-Minister Erich Mielke persönlich: Es geht um die Abschiebung des heutigen Chefs der Stasi-Unterlagenbehörde, Roland Jahn – damals aktiv in der Jenaer oppositionellen Friedensbewegung. Roland Jahn wird in einen Stasi-LADA gezwungen und entführt. Es geht gen Süden, Richtung Thüringer Wald. Der LADA gelangt ohne Kontrolle in das streng abgeschirmte Sperrgebiet vor der Grenze zu Westdeutschland. Das Ziel der ungewöhnlichen Fahrt ist der Grenzbahnhof Probstzella.
    Der kleine Ort Probstzella, gelegen in einem Tal des Thüringer Waldes, liegt am Berührungspunkt zweier Weltsysteme. Ein Ort, den normale DDR-Bürger längst nicht mehr betreten dürfen. Die Sperrzone, fünf Kilometer vorher beginnend, ist ein Tabu und deshalb der ideale Ort für die Abschiebung des Roland Jahn. Jede Nacht kurz nach zwei Uhr fährt der D-Zug aus Berlin/​West nach München in den Grenzbahnhof ein. Bei Nacht und Nebel wird Roland Jahn in das graue Abfertigungsgebäude geschafft, schließlich gefesselt, misshandelt und unter Zwang im Interzonenzug D 1301 von Berlin kommend im letzten Abteil eingeschlossen.
    Probstzella liegt seit 120 Jahren an Deutschlands wichtigster Schnellzugstrecke auf halbem Wege zwischen Berlin und München; 300 km sind es nach Berlin, 300 nach München. Ein Ort der Handlungsreisenden, der Eisenbahngeschichte, der politischen Geschichte Deutschlands. Sie alle mussten hier durch: Der ostdeutsche Sportarzt, unterwegs zu Weltmeisterschaften in den Alpen. Die westdeutschen Sportler, die hier ihren Krimsekt abgeben mussten, den sie im Erfurter Interhotel erstanden hatten.
    Der westdeutsche Handlungsreisende, unterwegs zur Leipziger Messe. Der Film erzählt vom Leben und Arbeiten an einem Ort, der unverschuldet in die Fronten des Kalten Krieges gerät. Dorfarzt Dr. Arthur Petzold, zieht 1966 nach Probstzella, sein Vorgänger musste wegen politischer Unzuverlässigkeit gehen. Er erlebt den Alltag eines Ortes, der zur Hälfte aus „Uniformierten“ besteht. Immer wieder wird Dr. Petzold in das Abfertigungsgebäude gerufen, in dem Reisende vor Aufregung und Angst kollabieren.1981 wird er selbst aus dem Sperrgebiet geschmissen.
    Er erlebt also nicht mehr, wie sein Neffe, der Jenaer Ex-Student Roland Jahn 1983 über den Grenzbahnhof Probstzella in den Westen abgeschoben wird. Exklusiv für „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ kehrt Roland Jahn noch einmal nach Probstzella zurück – und rekonstruiert gemeinsam mit Axel Bulthaupt eine der spektakulärsten Aktionen der Staatssicherheit. 2017 wird die neue Schnellzugverbindung Berlin-München eröffnet. Dann ist Probstzella endgültig Geschichte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.11.2016MDR
  • Folge 224 (30 Min.)
    Sie sind die berühmteste Künstlerkolonie des 20. Jahrhundert. Und sie gelten heute noch als Paradebeispiel für ein Wohnen der Zukunft: die Bauhaus-Meisterhäuser in Dessau. „Sie waren der Inbegriff des modernen Wohnens und ihrer Zeit um mindestens 30 Jahre voraus“, erzählt Ralph Walter Hagemann stolz. Er verbrachte seine Kindheit in den Meisterhäusern und lebt jetzt in Südafrika. Für die MDR-Dokumentation kehrt er extra nach Dessau zurück. Die ersten Bewohner zogen im Sommer vor genau 90 Jahren ein – Walter Gropius und die Lehrer des Neuen Bauhauses, das am 4. Dezember 1926 in Dessau eröffnet wurde.
    Bauhausvater Gropius höchstpersönlich hatte die typischen Formen entworfen: Sonnenterrassen, gerade Linien, große Fenster, praktisches Mobiliar. Seine Vision scheint auch heute nichts von ihrer Modernität verloren zu haben. Auch deswegen ist der Ruf der kleinen Siedlung damals wie heute legendär. Die Bewohner der Häuser waren Künstler von Weltrang, unter ihnen Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Oskar Schlemmer und Paul Klee. Sie machten Dessau zum Zentrum der Avantgarde und zum beliebten Ausflugsziel der Einheimischen. Conrad Feininger, Enkel von Lyonel Feininger, zitiert aus einem Brief seines Großvaters, dass immer wieder Menschenmassen in die Siedlung pilgerten und durch die großen Fenster „das Bauhaus praktisch zu Tode starrten“.
    1945, als die Bauhäusler bereits von den Nazis vertrieben waren, erlebte der heute 86-jährige Ralph Walter Hagemann am 7. März 1945 die Luftangriffe von Dessau und wurde damit Zeuge, wie die schönste Wohnsiedlung der Moderne im Bombenhagel unterging. Die Ur-Dessauerin Renate Fröbe konnte als Kind von ihrem Elternhaus auf die Trümmer schauen und spielte gelegentlich zwischen den Meisterhaus-Steinen.
    Zu DDR Zeiten verfolgte sie den weiteren Verfall und den Wiederaufbau der Häuser und blickt heute auf eine wieder aufgebaute Siedlung. Heute wohnen und arbeiten in zwei Häusern seit Kurzem wieder Künstler. Bauhaus-Residenz-Künstlerin Gabi Schillig berichtet, wie es sich in einem Weltkulturerbe lebt und kommt dabei zu überraschend gruseligen Erkenntnissen. Wie wohnte und arbeitete es sich vor 90 Jahren in den Häusern? Wie gingen die Nazis mit dem Bauhaus um und was machte die DDR mit dem Erbe? Und wie viel „Meisterhäuser“ steckt in den Plattenbauten der DDR? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.11.2016MDR
  • Folge 225 (30 Min.)
    Eine schlichte kleine Burgkirche. Im Inneren ein Schatz. Kunstvolles Schnitzwerk überall. Emporen, Bänke, Kanzel, Taufstein übersät mit zarter Üppigkeit – Blüten, Ähren, Früchte, Engel in Hülle und Fülle. Dann der Altar. Ein gewaltiger Aufbau und doch luftig leicht. Ein Baldachin wird von vier Hohlsäulen getragen. Das außergewöhnliche: die Säulen sind durchbrochen, spiralförmig und hohl. Sie sind aus einem Stück gefertigt, dazu noch aus weichem Lindenholz. Vergleichbare Altäre sind nur aus Stein und Metall bekannt. Und: er sieht dem Hauptaltar im Petersdom in Rom verblüffend ähnlich.
    Zufall? Oder diente der berühmte Altar als Vorlage? Statik und Ausschmückung der Postersteiner Kirche zeugen von einem Virtuosen, einem Meister der Schnitzkunst. Auf den Künstler weist lediglich eine Tafel mit der Innenschrift „Johannis Hopf 1689“ hin. Wer war dieser Johannis Hopf? Eine Sage berichtet von einem geheimnisvollen Wanderschnitzer, der auf Posterstein gefangen gehalten wird und im Kerker das Schnitzwerk fertigt. Sonst findet man nichts über Johannis Hopf oder seine Auftraggeber – außer ein paar Spuren, die in unterschiedliche Richtungen führen – nach Rom oder ins sächsische Vogtland. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.11.2016MDR
  • Folge 226 (30 Min.)
    Mario Karl produziert als einziger in Europa Tierstimmen, die den guten alten Teddybären wieder brummen lassen. Nicole Menzner fertigt Künstlerpuppen, die in alle Welt geliefert werden. Renate Müller gestaltet in detaillierter Handarbeit riesige Nashörner, Krokodile und Pferde. Ihre sogenannten Rupfentiere sind so berühmt, dass sogar das MOMA, das Museum of Modern Art in New York, Renate Müller eine Ausstellung widmete. Sie alle arbeiten in Sonneberg, der Spielzeugstadt in Thüringen. Von hier kam die erste Babypuppe der Welt. Von hier kam bis zur Wende fast jedes Plüschtier, jede Puppe der DDR.
    Die Großbetriebe sind verschwunden. Doch bis heute gibt es zehn kleine Werkstätten, die mit ihren Spielwaren Kinderaugen zum Leuchten bringen. Ganz in der Tradition der Sonneberger Vorfahren, die seit dem 16. Jahrhundert mit Spielzeug Geschäfte machten, auf Weltausstellungen Staunen erregten und zeitweise 40 Prozent der Spielwaren weltweit herstellten. Dabei wurden jede Menge geniale Erfindungen gemacht und immer wieder modernes Design im Wandel der Zeit hervorgebracht. Und ein Ende ist nicht in Aussicht, wenn selbst japanische „Lehrlinge“ in Sonneberg Teddys stopfen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.12.2016MDR
  • Folge 227 (30 Min.)
    Die großen Stars haben hier gespielt und gesungen, die hauseigene Bigband spielte auf großen Galas und bei Frauentagsfeiern. Kinderfasching und Katja Ebstein, SED-Parteitag und Udo Lindenberg – die Magdeburger Stadthalle hat viel gesehen Jetzt wird sie 90 Jahre alt. Für Gisela Ahrens ist die Stadthalle eine Art heiliger Ort. „Die Halle hat mein Leben geprägt“, sagt sie. 1976 fing Gisela Ahrens an hier zu arbeiten. Lange war sie künstlerische Leiterin der Stadthalle. Sie hat die großen West-Stars nach Magdeburg geholt und betreut. Auch Katja Ebstein.
    „Das Zuhören der Texte war in der DDR wesentlich ausgeprägter“, sagt die Sängerin. „Es fiel schon sehr auf, dass die sehr zugehört haben und zwischen den Zeilen anders aufgenommen haben als bei uns.“ 1927 entstand in Magdeburg ein einzigartiges Bauwerk, in dem sich die Geschichte der ganzen Region widerspiegelt. In ganz Deutschland herrschte Aufbruchsstimmung. Viele Kreative kamen nach Mitteldeutschland. Neues Denken, neues Bauen waren gefragt. Und so wurde innerhalb von 12 Monaten die Stadthalle in Magdeburg gebaut. Ein Tempel der Moderne.
    Luftige, lichte Architektur, 5.000 Plätze, modernste Bühnentechnik und Gastronomie. Eine Stadthalle aus Eisen, Klinker und Glas für jede Art von großen und kleinen Veranstaltungen – damals eine absolute Neuheit im Theater- und Festhallenbau. Magdeburg sollte mit diesem Bau zum wichtigsten Messe- und Ausstellungsort Mitteldeutschlands werden. Von Anfang an war die Stadthalle auch ein Spiegelbild der zeitgenössischen politischen Strömungen – in der Weimarer Republik, zur Nazi-Zeit und in der DDR. Die politischen Meinungsführer nutzten die größte Halle in Mitteldeutschland auch für Parteitage und Demonstrationen.
    Doch genauso feierten die Magdeburger hier Fasching, wo anderntags Stars ihre oft vielbeachteten Konzerte gaben. Weil in der DDR Devisen Mangelware waren, bekamen West-Künstler oft Naturalien statt Geld. Besonders beliebt war z. B. Meißner Porzellan. Katja Ebstein allerdings kaufte sich lieber einen Flügel – auf den sie aber zehn Jahre lange wartete. „Den hab ich heute noch“, sagt sie. In der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ zeigt der MDR die bewegte Geschichte dieses außergewöhnlichen Bauwerks. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.12.2016MDR
  • Folge 228 (30 Min.)
    Man muss sie schon suchen, Europas größte Open-Air-Graffiti-Arena – gelegen im Magdeburger Industriehafen. In Sprayer-Kreisen ist die „Aerosol-Arena“ dagegen bestens bekannt. Die Künstler schwärmen von den riesigen Flächen, die sie hier ungestört von Polizei und Straßenlärm gestalten können. Deniz ist extra aus Frankfurt am Main angereist und sagt: „Man kommt sich vor wie Alice im Wunderland. Das gibt es noch nicht einmal in New York, der Geburtsstadt des Graffiti!“ Vor allem das Ambiente hat es den Sprayern aus ganz Europa angetan – riesige Backsteinbauten im Stil des Neuen Bauens ragen in den Himmel, in ihrem Schatten ehemalige Produktionshallen mit gigantisch großen Wänden.
    Nur in einem 10 Etagen hohen Getreidesilo ist in der Woche noch Leben. Holger Paulmann arbeitet dort für die Öko-Korn Nord – einen Biobetrieb. Vor mehr als 40 Jahren hatte er dort seine Elektrikerlehre angefangen. Seinerzeit arbeiteten hunderte Beschäftigte in der Mühle sowie einer hochmodernen Nudelfabrik und einer Groß-Bäckerei. Vor allem die in der DDR so beliebten Makkaroni wurden in der „Konsum Mühlen- und Teigwarenfabrik“ produziert.
    In einer anderen Halle liefen täglich Tausende Brote vom Band. Verkauft wurden Brot und Brötchen zu Preisen, die heute undenkbar wären, erinnert sich Paulmann: „Es gab 78er Brot, 96er Brot und Brötchen für 5 Pfennig.“ Wie viele andere Produktionsstätten überlebte auch dieser Betrieb die Wende nicht lange. Seit Mitte der 90er Jahre stehen die Maschinen still, wurden ausgeschlachtet und verhökert. Dass heute dort Sprayer der Industriebrache ein buntes Gesicht verleihen, ist Jens Märker zu verdanken: „Ich hätte nicht gedacht, dass so eine verrückte Idee so gut angenommen wird, von Künstlerseite wie von Bürgerseite.“ Street Art statt Brot und Nudeln – eine Entwicklung, die manchen früheren Mitarbeiter schmerzt.
    Silomitarbeiter Holger Paulmann, der letzte der Ehemaligen, ist dagegen froh über diese Entwicklung: „Viele Betriebe sind nur noch Ruine und jetzt sieht man eben, wie man aus Ruinen was Schönes machen kann. Graffiti, wenn’s richtige Künstler sind, sieht richtig gut aus, finde ich.“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.12.2016MDR
  • Folge 229 (30 Min.)
    Zum Reformationsjubiläum 2017 erhielt die Lutherstadt Wittenberg ein begehbares Panorama-Rundbild. In dem 360°-Panorama wird die Lutherstadt zur Zeit Martin Luthers lebendig und Geschichte erlebbar. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.12.2016MDR
  • Folge 230 (30 Min.)
    Der Mythos „Panorama“ in Oberhof. Axel Bulthaupt begibt sich auf Spurensuche und rekonstruiert sechs Wochen des Jahreswechsels 1978/​1979 – sechs Wochen, in denen all das passiert, was das Hotel bis heute zum Mythos macht. Der wohl spektakulärste Spionagekrimi der DDR wird hier in einem der Restaurants eingefädelt. Der frühere Top-Spion der Stasi, Peter Fischer alias Werner Stiller, erzählt exklusiv, wie ihm eine „Panorama“-Kellnerin seine Flucht in den Westen organisiert hat. Im zehnten Jahr seines Bestehens war das schanzenähnliche Hotel da längst eine Ikone.
    1969, pünktlich eingeweiht zum 20. Geburtstag der DDR stand es für die Erfüllung von Walter Ulbrichts Vision von einem „St. Moritz“ der DDR in Oberhof. Der Plan ging sogar auf, allerdings mit erheblichen Nebenwirkungen für die sozialistische Gesellschaft: Das „Panorama“ mit seinen Bars und Restaurants wurde zum Ort rauschender Silvesterbälle mit über 1.000 Menschen, zum Treffpunkt von Ost und West. Die Stasi hatte mit dem Hotel alle Hände voll zu tun.
    Die Belegschaft gilt als korrupt, vor allem, weil die Kellner, die nicht unerheblichen Mengen an DDR-Mark bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Westgeld umtauschen. Der Lebensstandard eines „Panorama“-Kellners war mindestens doppelt so hoch, wie der des Arbeiters in Halle-Leuna. Enrico Kern, war einer von ihnen. Nacht für Nacht mixte er an der legendären Bar in der Kaminhalle Cocktails. Seine Stasi-Akte ist so hoch, wie der Bartresen selbst. Dort hat er später genau nachlesen können, mit wem er sich, wie lange unterhalten hat und sogar, wie viel Westgeld dabei gewechselt worden ist.
    Seine Frau Regina arbeitet noch heute im „Panorama“. Sie, wie auch Kellner, Bademeister und Empfangsdamen sprechen über die gigantischen Vorbereitungen für die rauschenden Partys jeweils zum Jahreswechsel, auch 1978/​ 1979. Prominente Gäste erzählen im Film vom spektakulären Stromausfall zu Silvester, den niemand, der damals dabei gewesen ist, je vergessen kann. Während unten getanzt wurde, retteten sich von oben die Kinder über eine Feuerleiter nach unten, bei klirrender Kälte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.12.2016MDR
  • Folge 231 (30 Min.)
    Nur noch etwa 6.000 dieser einmaligen Häuser gibt es in Deutschland – die Umgebindehäuser, halb aus Holz, halb aus Stein. Sie prägen die gesamte Region der Oberlausitz. In Obercunnersdorf gibt es gar 250 dieser Häuser, die damit das einzigartige Bild des Ortes prägen. Schon Mitte der 1970er Jahre waren Urlauber überrascht, dass in einem Museumsdorf ganz normale Menschen wohnen. Liebevoll saniert und gepflegt von den Eigentümern, strahlen die Häuser Bodenständigkeit, Besitzerstolz und Gastfreundschaft aus. Denn im Gegensatz zu Häusern, die außerhalb von Obercunnersdorf standen, bekamen die Einwohner dort Kredite und auch bevorzugt Baumaterialien für die Sanierung ihrer Häuser – ein Novum in der DDR.
    Selbst die legendäre „Weihnachtsgans Auguste“ wurde in Obercunnersdorf ein Fernsehstar. Kein Wunder die „Pfefferkuchenhäuschen“ waren eine perfekte Kulisse nicht nur fürs DDR-Fernsehen. Heute haben Menschen aus ganz Deutschland die Liebe zu diesen Häusern entdeckt und sind ihretwegen sogar in die östlichste Ecke von Sachsen gezogen. Alle eint die ganz besondere Beziehung zu diesem Haustyp, die aus dem Herzen kommt, und zu diesem Landstrich.
    Ulrike Engel erzählt im Film, wie sie sich während eines Ferienaufenthalts in die einzigartige Architektur verliebt hat. Kurzerhand tauschte die junge Familie mit ihren zwei kleinen Kindern ihr quirliges Großstadtleben in Hamburg gegen ein Umgebindehaus. Als ihre Mutter damals zu Besuch kam und die Ruine zum ersten Mal sah, ist sie in Tränen ausgebrochen. Doch Engels haben inzwischen nicht nur ihr Haus saniert, sondern auch eine eigene Firma aufgebaut und seit mehr als 20 Jahren fühlen sie sich nun in der Oberlausitz heimisch.
    Ganz anders war es bei Thomas Mix: Normalerweise zieht ein Mensch in ein Haus ein und nicht ein Haus zu einem Menschen um. Aber als er sich in sein Haus verguckte, gab es keine Alternative. So baute Thomas Mix seine große Liebe Stück für Stück ab und nahm sie mit nach Brandenburg, wo er das Umgebindehaus originalgetreu wieder aufgebaut hat. Axel Bulthaupt erzählt im Film Geschichten aus einem ganz besonderen Landstrich, der nicht nur weltweit einzigartige Häuser hervorgebracht hat, sondern auch einen einmaligen Zungenschlag: das rollende „R“, die originelle „Äberlausitzer Mundart“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.12.2016MDR

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