Dokumentation in 5 Teilen, Folge 1–5

  • Folge 1 (43 Min.)
    Kein anderer Begriff symbolisiert die Ängste vor der islamischen Welt mehr als das oft missverstandene und missbrauchte Wort „Dschihad“. Seit dem 11. September 2001 wird der bewaffnete Kampf im Namen Allahs als reale Bedrohung für die westliche Welt empfunden. Maßgebliche muslimische Rechtsgelehrte verurteilen den angeblich „Heiligen“ Krieg von Al-Kaida als Anmaßung und verbrecherischen Irrweg.
    Dennoch sehen sich Muslime oft pauschal dem Vorwurf ausgesetzt, der Islam sei eine Religion der Gewalt. Dabei wurden so genannte „Heilige Kriege“ im Lauf der Geschichte immer wieder auch von Christen geführt. Die Erinnerungen an die „Kreuzzüge“ des Mittelalters sind noch immer lebendig. Nicht nur radikale Islamisten sehen darin eine Tradition, die bis in die Gegenwart reicht, ein Sinnbild für westliche Aggression, Besatzung und Unterdrückung.
    Im September 2011 jährt sich der Anschlag auf das World Trade Center zum zehnten Mal. Aus diesem Anlass reflektiert die fünfteilige Dokumentarreihe die Ursprünge so genannter „Heiliger Kriege“ – und spiegelt dabei beide Perspektiven. Die Filme führen vor Augen, wie im Lauf der Jahrhunderte auf christlicher und muslimischer Seite religiöse Gefühle für politische Zwecke mobilisiert und auch missbraucht wurden, wie dabei Denkmuster entstanden, die heute noch wirksam sind. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.08.2011ZDF
  • Folge 2
    Der Begriff „Kreuzzug“ hat in der islamischen Welt einen ähnlich negativen Klang wie das Wort „Dschihad“ in der westlichen. Er wurde zum Synonym „Heiliger Kriege“ der Christenheit. 400 Jahre nach der muslimischen Expansion in der Nachfolge Mohammeds holte Europa zum Gegenschlag aus. „Gott will es“, lautete die Losung der Kreuzfahrer, die sich in Westeuropa sammelten. Die Befreiung des „Heiligen Landes“ aus muslimischer Hand galt als Weg zum Erlass von Sündenstrafen. Doch die Motive der Kreuzzüge waren vielschichtig. Es ging nicht nur um das Seelenheil und „Bruderhilfe“ für bedrohte Christen im Nahen Osten, sondern auch um die Macht der Kirche und neue Herrschaftsgebiete.
    Am Ende der ersten – vom Papst persönlich – sakralisierten Heerfahrt stand die Eroberung Jerusalems 1099. Bei der Erstürmung der Stadt richteten christliche Ritter ein Massaker an, das unvergessen blieb. In einer Rückbesinnung auf den „Dschihad“ der ersten Nachfolger Mohammeds bündelten muslimische Herrscher nach und nach ihre Kräfte, um die verlorenen Territorien wieder zurückzugewinnen. Das hinderte beide Seiten nicht daran, auch Allianzen einzugehen. Manche Europäer empfanden sogar Bewunderung für die islamische Zivilisation.
    Zur legendären Figur wurde Sultan Saladin, der zum „Dschihad“ gegen die Franken aufrufen ließ und Jerusalem 1187 für die Muslime zurückeroberte. Anders als die christlichen Ritter verschonte er dabei die Zivilbevölkerung. Auch der römischdeutsche Kaiser Friedrich II. suchte die Verständigung. Der Staufer erwirkte 1229 ohne einen Schwerthieb die Rückgabe Jerusalems an die Christen durch geschicktes Verhandeln. Die Muslime durften ihre heiligen Stätten weiter ungehindert besuchen, ein historisch einmaliger Vorgang in den Beziehungen zwischen Orient und Okzident.
    Die Bilanz der Kreuzzüge ins „Heilige Land“ ist düster. Insgesamt starben hunderttausende Kreuzfahrer, aber auch eine große Zahl islamischer Krieger sowie Zivilisten – Christen, Juden und Muslime. Die Ereignisse sollten das Verhältnis der Religionen auf lange Sicht beeinflussen. Der islamische Fundamentalismus der Gegenwart zieht eine direkte Linie von den Kreuzzügen über die Zeit des Kolonialismus bis hin zu den Golfkriegen und „Anti-Terror-Maßnahmen“ des Westens nach dem 11. September. Vor allem für radikale Muslime bleibt der Begriff „Kreuzzug“ die historische Chiffre für westliche Aggression, Unterwanderung und Besatzung und dient Al-Kaida als willkürliche Legitimation für den „Dschihad“ im Zeichen des Terrors. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.08.2011ZDF
  • Folge 3
    Die Angst, von den Osmanen unterjocht zu werden, gehörte zu den Traumata des frühneuzeitlichen Europa. Für lange Zeit schienen die Armeen des Sultans unbesiegbar. Doch wurde die „Türkenfurcht“ auch propagandistisch überhöht. Die Kirche bezeichnete die Osmanen als „Erbfeinde der Christenheit“ und „Inkarnation des Teufels“.
    Der Film „Die Türken vor Wien“ schildert die lange Auseinandersetzung zwischen dem islamischen Reich der Osmanen und den christlichen Mächten Europas. Mit der Eroberung Konstantinopels 1453 durch Sultan Mehmed II. erlosch das byzantinische Reich. Für die Osmanen aber war mit der Einnahme der Stadt der Status einer Großmacht erreicht, die keinen Gegner mehr zu fürchten brauchte. 75 Jahre später stand das Osmanische Reich im Zenit seiner Macht, es war das „Goldene Zeitalter“ unter Sultan Süleyman, dem „Prächtigen“.
    Im Kampf um Ungarn geriet er in direkte Konfrontation mit dem Reich der Habsburger. 1529 standen die Türken zum ersten Mal vor Wien, konnten die Stadt jedoch nicht erobern. Den Gesandten Habsburgs in Konstantinopel aber ließen sie spüren, wie sehr sie sich den „ungläubigen“ Europäern gegenüber für überlegen hielten. Doch nach der Regierungszeit Süleymans begann der langsame Abstieg der osmanischen Herrschaft. 1683 unternahmen sie einen erneuten Versuch, Wien zu erobern. Noch einmal wurden „Dschihad“-Parolen laut.
    Ganz ähnlich reagierten die bedrohten christlichen Mächte, die eine „Heilige Liga“ zum Kampf gegen die „Ungläubigen“ gründeten. Der Showdown vor Wien im September 1683 sollte der letzte Konflikt in Europa sein, der unter dem Vorzeichen eines „Heiligen Krieges“ geführt wurde. Nach ihrer Niederlage wurden die Osmanen weit in den Balkan zurückgedrängt. Im Vertrag von Karlowitz 1699 endete eine Epoche: Ihr Reich wurde nun ein Teil des sich ständig verändernden europäischen Gleichgewichts. Die Zeit der „Glaubenskriege“ war vorbei. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.08.2011ZDF
  • Folge 4 (43 Min.)
    Ende des 19. Jahrhunderts lebten 80 Prozent der Muslime in Kolonien europäischer Mächte. Doch die Dominanz der Europäer blieb nicht unangefochten. Im Namen Allahs scharte ein charismatischer Anführer im Sudan Krieger um sich und lehrte die britischen Kolonialherren das Fürchten. Die Erhebung des „Mahdi“ wurde zur traumatischen Erfahrung des Empire. Die Rebellen scheiterten zwar am Ende an der militärische Überlegenheit der Briten, aber der Aufstand des Mahdi zeigte eindrucksvoll, welche gefährliche Dynamik ein religiös aufgeheizter Krieg auch in der Moderne entfalten konnte.
    Das brachte schon in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg deutsche Strategen auf die Idee, dass man das militärische Potenzial islamischer Widerstandsbewegungen nutzen könne. Denn nicht nur Briten, auch Franzosen und Russen herrschten über riesige Gebiete mit überwiegend muslimischer Bevölkerung. Wenn es gelänge, sie im Konfliktfall auf die deutsche Seite zu ziehen, kämen die konkurrierenden Kolonialmächte in ernste Schwierigkeiten.
    Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden diese Überlegungen in konkrete Pläne umgesetzt. Mit Hilfe der verbündeten Türkei versuchte das Deutsche Reich auf Drängen von Kaiser Wilhelm II. einen weltweiten „Dschihad“ gegen Briten und Franzosen zu entfachen und so die Kolonien der Gegner zu destabilisieren. Organisator des „Dschihad made in Germany“ war eine schillernde Persönlichkeit: Max von Oppenheim, ein Sprössling des Kölner Bankhauses Sal. Oppenheim & Cie. Als Leiter der Berliner „Nachrichtenstelle für den Orient“ war er mit der Planung und Durchführung des „Heiligen Krieges“ betraut. Im November 1914 verkündete der türkische Sultan tatsächlich den „Dschihad“ gegen die Westmächte. Mit deutschen Waffen wurden militärische Operationen durchgeführt, Putsche initiiert, Attentate und Sprengstoffanschläge verübt. Doch gingen die Berliner „Dschihad“-Pläne am Ende nicht auf. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.08.2011ZDF
  • Folge 5
    Die Bilder des 11. September 2001 gingen um die Welt, der beispiellose Anschlag veränderte das internationale politische Gefüge. Eine tiefe Kluft zwischen der westlichen und der muslimischen Hemisphäre schien sich aufzutun. Doch maßgebliche islamische Rechtsgelehrte und moderate Stimmen aus muslimischen Ländern brandmarkten den willkürlichen Missbrauch des Begriffs „Dschihad“ und verurteilten das Verbrechen. Dennoch fand der verheerende Schlag gegen Amerika bei einigen radikalisierten Fundamentalisten auch Befürworter.
    Der Film „Terror für den Glauben“ beschreibt die Wurzeln des modernen „Dschihadismus“ und zeigt, dass sich seine Ursprünge in der politischen Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens seit 1945 finden lassen. Zudem wird deutlich, dass der Rückgriff auf ältere Traditionen des „Dschihad“ von selbsternannten Vordenkern, zumeist religiösen Laien, willkürlich und vorwiegend propagandistisch eingesetzt wird. Der Film schildert, welche Wendepunkte in der Biografie Osama Bin Ladens zu seiner „Kriegserklärung gegen Amerika“ führten und welche Zufälle die blutigen Anschläge vom 11. September 2001 ermöglichten.
    Al-Kaida galt ein Jahrzehnt lang als die gefährlichste Terror-Organisation der Welt. Im Mai 2011 wurde ihr Anführer Bin Laden getötet. Gleichzeitig zeichnet sich in der arabischen Welt ein politischer Aufbruch ab, der sich von den Zielen militanter Islamisten distanziert. Inwiefern sich Al-Kaida wirklich als Hydra erweist, bei der viele neue Köpfe nachwachsen, wenn man einen abschlägt, wird die Zukunft zeigen.
    Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es in der arabischen Welt politisch wirksame islamistische Strömungen – ihr Programm lautet im Kern: „Der Koran ist unsere Verfassung!“ Unter diesem Motto stellten Islamisten die von ihnen empfundene innere und äußere Schwäche der arabischen Staaten an den Pranger – Symbol dafür war die arabische Niederlage im Sechstagekrieg 1967. Die Eroberung der Altstadt von Jerusalem verschaffte dem Staat Israel auch die Kontrolle über einige heilige Stätten des Islam; der „Erzfeind“ hatte für eine tiefe Demütigung gesorgt.
    Einzelne Vordenker predigten fortan den „Dschihad“ gegen alle „Besetzer muslimischer Länder“ als Beginn einer spirituellen Erneuerung des Islam. So wurde auch der Afghanistankrieg der Sowjets zu einer Herausforderung – hier radikalisierte sich neben vielen anderen der junge Saudi Osama Bin Laden. Weitere Nahrung erhielt sein fundamentalistischer Eifer durch die Präsenz von US-Truppen in Saudi Arabien im ersten Golfkrieg 1991. Amerika wurde für ihn zunehmend zum Hauptfeind. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.08.2011ZDF

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