2022, Folge 72–75

  • Folge 72 (60 Min.)
    Der Bücherfrühling lockt mit einer Fülle toller Neuerscheinungen. Gert Scobel stellt mit den Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher ausgewählte Romane vor. Lesen war selten so relevant wie heute, und ein gutes Buch hat sicher schon manchem durch die Krise geholfen. Ob es um Fluchtmöglichkeiten geht, um Gegenentwürfe oder um Bewältigungsstrategien wie Humor: „Buchzeit“ hat vorsortiert. Das sind die Neuerscheinungen, die in dieser Sendung besprochen werden:
    Gaustine ist ein Flaneur, der durch die Zeiten reist. In Zürich eröffnet er eine „Klinik für die Vergangenheit“. Jedes Stockwerk ist dort einer anderen Epoche gewidmet. Hier sollen Alzheimerpatientinnen und Patienten in der Zeit leben, in der sie sich am besten orientieren und geborgen fühlen können. Doch plötzlich interessieren sich auch immer mehr Gesunde für die Einrichtung – offensichtlich, um sich vor den Schrecken der Gegenwart zurückzuziehen. Georgi Gospodinov ist der große Erzähler Bulgariens. Sein Roman „Zeitzuflucht“ wurde mit dem „Premio Strega Europeo“ ausgezeichnet.
    1976: Im Mai und im September erschüttern zwei schwere Erdbeben die italienische Region Friaul-Julisch Venetien. Sie dauern nur wenige Sekunden an, aber Tausende Menschen sterben, andere verlieren ihre Häuser, sind traumatisiert. In „Rombo“ lässt die Autorin Esther Kinsky sieben Bergbewohner davon erzählen, wie sie die Katastrophe erlebt haben und wie sie sich in ihre Erinnerungen eingeschrieben hat.
    Der Autor Emmanuel Carrère plant, ein heiteres Büchlein über Yoga zu schreiben. Zunächst läuft alles bestens, doch dann wird ein enger Freund bei dem Anschlag auf die Redaktion des Magazins „Charlie Hebdo“ getötet. Kurz darauf wird bei Carrère eine bipolare Störung diagnostiziert. Vier Monate verbringt er in der geschlossenen Psychiatrie und reist dann nach Griechenland. Dort stößt er auf eine Gruppe Entwurzelter ganz anderer Art, auf minderjährige Flüchtlinge. Der Roman „Yoga“ wurde für den „Prix Goncourt“ gehandelt, löste aber wegen seiner autobiografischen Bezüge eine starke Debatte darüber aus, wie viel „Wirklichkeit“ in einem Werk stecken darf.
    William Abelson besitzt zwar einen Doktortitel in Physik, arbeitet aber schon lange in einer trendigen Bar als Barista. Als seine Schwester plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist, schickt sein besorgter Vater ihn nach Hongkong, wo sich seine Schwester angeblich aufhalten soll. Eine Reise, die William Abelsons Leben für immer verändern wird. Der norwegische Autor Jan Kjærstad erzählt davon in seinem Roman „Mr. Woolf“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.03.20223sat
  • Folge 73
    Der Sommer steht vor der Tür – und mit ihm die Ferienwochen. Zeit für gute Bücher! Das Team der „Buchzeit“ empfiehlt Lektüre für den Reisekoffer oder den heimischen Büchertisch.
    Die Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher diskutieren mit Gert Scobel über Bücher und so manche existenzielle Frage des Lebens an sich. – Eine Sendung aus der CADORO, dem Mainzer Zentrum für Kunst und Wissenschaft.
    Was bedeutet es, in Russland mit zwei Vätern als Eltern aufzuwachsen, die homosexuell sind? „Die Lüge“ heißt der Roman des jungen russischen Schriftstellers Mikita Franko, der eindringlich schildert, was es für Auswirkungen hat, wenn alternative Lebensentwürfe nur im Verborgenen stattfinden können.
    Ihr ganzes Leben lang hat sie Sport gemacht. Jetzt, wo das gesundheitlich nicht mehr möglich ist, trainiert ihr pensionierter Mann plötzlich für einen Marathon. Der Beginn einer Nagelprobe für diese Ehe. „Die Letzten werden die Ersten sein“ heißt der jüngste Roman der Erfolgsautorin Lionel Shriver, der auch unseren modernen Fitnesswahn thematisiert und unsere Probleme damit, den Verfall unserer Körper zu akzeptieren.
    Der Jurist und Autor Roth zieht sich zum Schreiben eines Buches nach Niendorf an die Ostsee zurück. Dort ist nicht viel los, ein fettleibiger und ständig alkoholisierter Strandkorbverleiher gehört zu seinen wenigen sozialen Kontakten. Immer mehr gerät er in die Fänge dieses aufdringlichen Mannes und verändert sich selbst darüber völlig. Ein „Sommer in Niendorf“ heißt dieser Roman von Heinz Strunk.
    Eine Tochter liest in den Tagebüchern ihres Vaters und erfährt dadurch, wie er wirklich lebte und dachte: Der Botaniker Michel Adanson verliebte sich auf einer Expedition in den Senegal in eine farbige Heilerin, die sich im Dschungel vor der Versklavung versteckte. Diese Liebe änderte seinen Blick auf die Kolonialmacht radikal. „Reise ohne Wiederkehr oder Die geheimen Hefte des Michel Adanson“ heißt dieser neue Roman von David Diop. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.06.20223sat
  • Folge 74
    Am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse heißt es in der „Buchzeit“: Crime Time. Vorgestellt werden spannende Neuerscheinungen für die dunkle Jahreszeit.
    Auf dem „Blauen Sofa“ diskutieren die Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher mit Gert Scobel über Romane, in denen es um dunkle Machenschaften, Verbrechen aus Leidenschaft oder Vorsatz geht. Literarischer Nervenkitzel auf hohem Niveau!
    Dass die beiden Brüder Saam und Nima in Deutschland aufwachsen, hat einen tragischen Grund: Ihre Mutter wurde während der Iranischen Revolution hingerichtet. Die Familie musste fliehen. Ihrem Vater gelingt es nicht, in Neukölln sicheren Fuß zu fassen. So schlüpft der kleine Saam in die Rolle des heimlichen Familienoberhauptes. Um seinen Bruder schützen zu können, schließt er sich einer Gang an, und das Unglück nimmt seinen Lauf. Behzad Karim Khani legt mit „Hund, Wolf, Schakal“ sein Debüt vor.
    Sie wachsen als Kinder wohlhabender Eltern auf, in großen Häusern am See, in einer Vorstadtidylle Helsinkis. Eine Gruppe Jugendlicher erlebt einen unbeschwerten Sommer und die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens. Bis ein gemeinsam begangenes Verbrechen all dem ein Ende setzt. „Wer hat Bambi getötet?“ ist der Titel des jüngsten Romans von Monika Fagerholm, die zu den bedeutendsten Autorinnen Skandinaviens zählt. Der Roman wurde mit dem Preis des Nordischen Rates ausgezeichnet.
    Andrej Kurkow ist einer der renommiertesten Autoren der Ukraine. „Samson und Nadjeschda“ eröffnet eine Roman-Trilogie, die der Autor der jüngeren Geschichte seines Landes widmet. Kiew 1919: Weiße Garden kämpfen noch immer gegen rote Revolutionäre, das Leben ist aus den Fugen geraten, es gibt kaum so etwas wie eine funktionierende staatliche Ordnung. In diesen Wirren verliert Samson ein Ohr, aber er findet auch die Frau fürs Leben und eine Arbeit als Ermittler bei der sowjetischen Polizei in Kiew.
    Die Romane des Norwegers Johan Harstad wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet. Nun erscheint „Auf frischer Tat“ in Deutschland. Der erfolglose Schriftsteller Frode Brandeggen wendet sich enttäuscht von der Avantgarde-Literatur ab und beginnt, seichte Kriminalromane zu schreiben. Sein Protagonist, der Ermittler Frisch, löst 15 Kriminalfälle im Eilverfahren. Im Anschluss analysiert ein Literaturkritiker und Freund des Autors diese „Blitzkrimis“. Ein parodistisches Stück Literatur über die Literaturszene. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.10.20223sat
  • Folge 75
    Vierteljährlich, anlässlich der Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, zu Beginn der Sommerferien und zu Weihnachten, stellt „Buchzeit“ literarische Neuerscheinungen vor. Im Frankfurter Szenelokal „Oosten“ diskutiert Gert Scobel mit der Autorin und Philologin Barbara Vinken, der Literaturwissenschaftlerin Katrin Schumacher sowie der Literaturkritikerin und Journalistin Sandra Kegel über die jeweiligen Werke. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.12.20223sat

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