2017, Folge 892–908

  • Folge 892 (30 Min.)
    20–40–60, Menschen aus drei Generationen: In einer dreiteiligen dokumentarischen Langzeitbeobachtung werden sie zwei Jahre lang begleitet.
    In Folge eins starten die Zwanziger ins Leben. Max, Ehsan und Antonia: Sie sind 20 und haben Ziele, Hoffnungen und Wünsche. Aufbruch ist ihr Lebensthema. Max will Sternekoch werden, Ehsan träumt von einer Karriere als Schauspieler, und Antonia will für ein Jahr in ein Kinderheim auf den Philippinen. 20–40–60, das sind Menschen aus drei Generationen. Zwei Jahre lang werden sie in drei Folgen von der Autorin Dominique Klughammer begleitet. Was bewegt sie? Was wollen sie erreichen? Durch welche Höhen und Tiefen werden sie in dieser Zeit gehen? Die Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten und der sozialen Lebenssituationen geben spannende und emotionale Einblicke in Lebensentwürfe unserer Zeit.
    In Folge eins stellen die Zwanziger die Weichen erstmals im Leben. Max W. lebt in Neubrandenburg, er hat eine tragische Kindheit hinter sich. Die Mutter stirbt an Krebs, als er elf Jahre alt ist, sein Vater verfällt daraufhin dem Alkohol. Max ist der mittlere Sohn, sein jüngerer Bruder und er kommen ins Heim. Doch Max ist ein Kämpfer – und er hat Ziele. Bei einem Schulpraktikum entdeckt er sein Talent und seine Begeisterung für das Kulinarische.
    Nun strebt er nach dem Ende seiner Lehre an, Sternekoch zu werden. „Ich will in den gehobenen Bereich, am besten in eine Sterneküche, das ist mein großer Traum.“ Doch der Weg ist hart. Max muss für die Karriere Opfer bringen, die gewohnte Umgebung verlassen, sich von dem kleinen Bruder, mit dem er sehr innig verbunden ist, trennen. Seine Freundin Svenja gibt ihm Geborgenheit. Sie will eine Ausbildung zur Altenpflegerin machen. Doch wird sie mit ihm mitgehen? Welchen Preis zahlt Max für seinen Traum? Wie wird er mit dem Stress in der Küche und den langen Arbeitstagen fertig? Wird die Beziehung halten? Antonia S. ist in einem beschaulichen 150-Seelen-Dorf in Franken aufgewachsen.
    Ein harmonisches Familienleben mit den Eltern, der kleinen Schwester und der Großmutter. Doch Antonia will die heile Welt verlassen, sie sucht das exotische Abenteuer. Sie hat ein sehr gutes Abitur gemacht und will nun ein Freiwilliges Soziales Jahr auf den Philippinen in einem Kinderdorf absolvieren. Dort leben Straßenkinder, deren Eltern drogenabhängig sind oder als Prostituierte arbeiten, zum Teil sind es Waisen, die traumatisiert sind.
    Antonia bereitet sich gewissenhaft auf ihr großes Abenteuer vor. „Ich mache mir schon viele Gedanken, wie ich mit den Kindern dort zurechtkomme und ob ich da nicht fürchterlich Heimweh bekomme. Das wird sicher erst einmal ein Kulturschock.“ Wie wird sich Antonia fühlen, ganz allein in einem armen Land, mit einer fremden Kultur? Was wird sich durch die Konfrontation und die neuen Erfahrungen für sie verändern? Wie wird ihr Weg danach weitergehen? „Das Leben ist kein Ponyhof.“ Ehsan M. hat einen Realschulabschluss, er spielt in einer Band.
    Sein großer Traum: ein Künstlerleben als Schauspieler oder Musiker. Die Realität sieht allerdings anders aus. Ehsan ist in Deutschland geboren, die Eltern sind aus Iran geflüchtet. Sein Vater ist Informatiker, die Mutter Architektin, beide haben sich mittlerweile getrennt. Ehsan war noch nie in Iran, die Familie ist weltweit verstreut. Nun wohnt er mit seiner Mutter und seiner 93-jährigen Großmutter in einer engen, bescheidenen Zwei-Zimmer-Wohnung in München-Neuperlach.
    Ehsan will ein kreatives Leben, dafür hat er schon viel investiert. Aber zahlreiche Bewerbungen in deutschen Städten, auch an der Popakademie, waren bislang erfolglos. Die Ablehnung sorgt jedes Mal für Frust, aber Ehsan glaubt weiterhin an sein Talent. „Ich möchte nicht mein Leben im langweiligen Büro verbringen, daher muss es unbedingt mit der Kunst klappen.“ Doch nun läuft die Uhr, sein Vater ist enttäuscht, seine Mutter möchte endlich einen Erfolg und den Sohn auf dem richtigen Weg sehen. Wird Ehsan seinen Traum verwirklichen? Wie viele Ablehnungen kann er verkraften? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.01.2017ZDF
  • Folge 893 (30 Min.)
    20–40–60, Menschen aus drei Generationen: In einer dreiteiligen dokumentarischen Langzeitbeobachtung werden sie zwei Jahre begleitet.
    In dieser Folge ziehen die Vierziger Zwischenbilanz. Sie sind vierzig und mitten in der Rush Hour des Lebens. Corina und Markus haben vier Kinder und bauen ein Haus. Single Michael ist Tagelöhner und will eine Festanstellung im Hamburger Hafen, Kinderärztin Anja engagiert sich als Ärztin im Kongo. 20–40–60, das sind Menschen aus drei Generationen. Zwei Jahre lang werden sie in drei Folgen von der Autorin Dominique Klughammer begleitet. Was bewegt sie? Was wollen sie erreichen? Durch welche Höhen und Tiefen werden sie in dieser Zeit gehen? Die Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten und der sozialen Lebenssituationen geben spannende und emotionale Einblicke in Lebensentwürfe unserer Zeit.
    Anja J. ist Kinderärztin in Berlin, Single, ungewollt kinderlos. Ihr Leben ist anders verlaufen als geplant. „Früher habe ich gedacht, dass ich mit vierzig mal verheiratet bin und Kinder habe! Hab’ ich nicht, und trotzdem richte ich mir mein Leben so ein, dass es mir gut geht!“ Emotionalen Rückhalt und Geborgenheit findet sie bei ihren Freunden, den Eltern, der Schwester und vor allem in ihrer Arbeit. Anja hat sich als Kinderärztin dem Engagement für Ärzte ohne Grenzen verschrieben, eine gefährliche Arbeit in Krisengebieten.
    Anja hat vor jedem Einsatz Furcht, doch gleichzeitig sucht sie die Herausforderung. „Klar hab’ ich Angst, aber wir können wirklich Kinder retten, und über jedes Kind, das lebt, bin ich glücklich.“ Wir begleiten Anja bei einem Einsatz im Kongo. Was treibt Anja an, was kann sie unter schwierigen Bedingungen erreichen? Wie bekommt sie Unterstützung von der Familie und den Freunden? Woher nimmt sie ihre Kraft? „Ein Leben ohne Kinder, unvorstellbar!“ Corina und Markus B. haben sich mit 17 kennengelernt, eine Tanzstundenliebe.
    Nun sind ihre Kinder (2, 5, 10 und 15 Jahre alt) der Mittelpunkt ihres Lebens. Aber der Alltag ist turbulent und chaotisch, die Organisation klappt nur mit eng getaktetem Terminkalender, Aufgabenteilung und guten Nerven. Die werden jetzt noch mehr auf die Probe gestellt, denn die Familie plant einen aufwendigen Anbau an ihr Reihenhaus. Markus arbeitet im IT-Bereich, oft im Home-Office, Corina hat eine Viertelstelle als Kinderkrankenschwester, das Geld ist knapp.
    Aus finanziellen Gründen müssen sie daher viel selbst machen. Monatelang auf einer Baustelle leben, permanenter Lärm, Ärger mit den Handwerkern, dazu die Kinder und Druck im Beruf. Wie wird die Familie den Stress überstehen? Wo bleibt die Beziehung? Wird das Haus jemals fertig? „Erwachsen werden, ja, das ist jetzt so meine Herausforderung!“ Tagelöhner Michael K. hat schon viel gesehen von der Welt, war bei der Fremdenlegion, hat diverse Jobs gemacht. Nun will er sesshaft werden. Sein großes berufliches Ziel: eine Festanstellung als Facharbeiter im Hamburger Hafen.
    Sein Privatleben soll sich auch ändern. Bislang wohnt er provisorisch mit einer Freundin und ihrer Tochter in einer WG in Hamburg-Altona, nun sucht er eine eigene Wohnung. Außerdem möchte Michael wieder mehr Kontakt zu seiner elfjährigen Tochter – ihre Geburt war das bedeutendste Erlebnis in seinem Leben. Doch seine Tochter lebt 400 Kilometer entfernt in Solingen. Michael ist nach außen hin cool und kumpelhaft, doch was steckt hinter der Fassade? Wird er seinen Traumjob bekommen? Kann er wirklich Verantwortung übernehmen? Oder packt Michael bald wieder das Fernweh? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.01.2017ZDF
  • Folge 894 (30 Min.)
    20–40–60, Menschen aus drei Generationen: In einer Langzeitbeobachtung werden sie zwei Jahre lang begleitet. In Folge drei stehen die Sechziger vor der Frage: Lebensabend oder Neustart? Sie sind 60, was kommt jetzt noch? Die Kinder sind aus dem Haus, Hans und Ria planen ein riesiges Mehrgenerationen-Projekt. Brustkrebs, na und? Kerstin startet trotzdem durch: als Miss 50plus Germany. Brigitte kämpft gegen das Vergessen, ihr Mann ist schwer dement. 20–40–60, das sind Menschen aus drei Generationen. Zwei Jahre lang werden sie intensiv in drei Folgen von der Autorin Dominique Klughammer begleitet.
    Welche Träume und Hoffnungen haben sie? Was bewegt sie? Was wollen sie erreichen? Durch welche Höhen und Tiefen werden sie in dieser Zeit gehen? Die Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten und der sozialen Lebenssituationen geben spannende und emotionale Einblicke in Lebensentwürfe unserer Zeit. Neustart oder Lebensabend? In Folge drei stehen die Sechziger vor der Frage, wie sie den Rest ihres Lebens aktiv gestalten werden.
    Die drei Kinder sind aus dem Haus, es ist leer geworden und viel zu groß. Zeit für einen Neustart. Hans und Ria S. aus Dormagen wollen ihr Leben noch einmal komplett umstellen. Ein Leben in Gemeinschaft. Sie haben ein riesiges Mehrgenerationen-Wohnprojekt initiiert. Baugrund ist vorhanden, interessierte Mitbewohner auch, nun kann es losgehen. Hans ist als freischaffender Journalist immer noch aktiv, Ria hat seit 30 Jahren Multiple Sklerose, aber von der Krankheit lässt sie sich nicht unterkriegen. „Alt werden ist ganz schön, aber man muss eine Vision für das Alter haben, man muss Ideen haben, nicht stehen bleiben!“ Hans ist optimistisch, doch bei den Projekttreffen, den Diskussionen über Planung und Inneneinrichtung, gehen die Vorstellungen auseinander, dazu verzögert sich der Baubeginn.
    Wie viele Kompromisse werden Hans und Ria eingehen? Wird sich der Traum vom generationenübergreifenden Wohnen konkret erfüllen? Was passiert, wenn er scheitert? Brigitte B. hat einen Traum: eine Reise nach Paris. Von dem ist sie allerdings weit entfernt: Der Wecker klingelt morgens um 3:30 Uhr, dann steht die Kinderkrankenschwester auf, um pünktlich zu ihrer Schicht ins Krankenhaus zu kommen.
    Vorher muss sie ihren schwer kranken Mann versorgen, Helmut ist an Demenz erkrankt, fortschreitend. Anziehen, waschen, frühstücken, alles ohne Hilfe, das ist Schwerstarbeit. Brigitte und Helmut sind seit 40 Jahren verheiratet, sie sind kinderlos. Sie haben sich Treue geschworen, in guten und schlechten Zeiten, dazu steht Brigitte. „Bei der Demenz geht jeden Tag ein Stück Persönlichkeit verloren, eigentlich ein Sterben auf Raten.
    Aber aufgeben tut man bei der Post, das kommt für mich nicht infrage!“ Manchmal erkennt Helmut seine Frau, das sind Glücksmomente. Doch wie schnell wird sich sein Zustand verschlechtern? Wird Brigitte weiterhin die Doppelbelastung aushalten? Paris! Wird sich Brigitte ihren sehnlichen Wunsch erfüllen können? Ihr Mann sagt gern „alte Schachtel“, scherzhaft, denn mit 60 ist Kerstin H. immer noch sehr attraktiv. Sie legt Wert auf ihr Äußeres, und das zahlt sich aus.
    Kerstin ist vor zwei Jahren Miss 50plus Germany geworden und arbeitet erfolgreich als Best-Ager-Model. Aktiv zu sein ist Kerstin wichtig, denn sie hatte Brustkrebs, seit ihrer Erkrankung ist sie frühverrentet. „Ich bin sehr optimistisch, ich bin sehr lebensfroh, der Brustkrebs muss bekämpft werden und dann geht es weiter.“ Die Tochter lebt in London, der Sohn in Amberg. Ihre Mutter ist 86, lernt Englisch, Yoga und Tanzen, eigentlich ist sie Kerstins großes Vorbild, nun hat auch die Mutter Brustkrebs.
    Doch beide wollen auch ihre Erkrankung gelassen sehen. Probleme gibt es dagegen in Kerstins Ehe. Ihr Mann hat eine eigene Firma, arbeitet zehn bis zwölf Stunden an sieben Tagen in der Woche. „Ich würde mir wünschen, dass er sich mehr für mich interessiert.“ Kerstin Mann dagegen möchte, dass sie im Beruf kürzertritt. Wird Kerstin weiterhin als Model erfolgreich sein? Wie werden Mutter und Tochter mit der Erkrankung fertig? Wie wird Kerstin mit ihrem Frust in der Ehe fertig? Letzte Folge des Dreiteilers „37°: 20–40–60: Unser Leben!“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.01.2017ZDF
  • Folge 895 (30 Min.)
    Drei kranke Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben. Wie sie sterben möchten, darüber hat jeder seine eigene Vorstellung. Selbstbestimmt und in Würde, das ist für alle wichtig. Sie geben ihre Einwilligung, sich von „37°“ in ihren letzten Lebensmonaten mit der Kamera begleiten zu lassen. Wie gehen sie mit der Situation ihres nahen Endes um? Verändert es ihren Blick auf das Leben? Was bedeutet für sie, „selbstbestimmt und in Würde“ sterben? Klaus V. aus Herne ist immer ein Lebemann gewesen, ein gestandener Kerl, ein liebevoller Vater, Schalke-Fan, Unternehmer, Freigeist.
    Vor knapp fünf Jahren dann die Diagnose: ALS. Die Amyotrophe Lateralsklerose ist eine unheilbare Krankheit, die das Nervensystem und die Muskeln lähmt. Klaus würde irgendwann an einer Atemlähmung sterben also ersticken. Doch darauf will der 75-Jährige nicht warten: „Ich will so sterben, wie ich gelebt habe – selbstbestimmt, mit erhobenem Haupt und nicht als Pflegefall!“ Also sucht er jemanden, der ihm beim Freitod assistiert. Gemeinsam mit seiner Tochter Kerstin (49) wendet er sich an den Palliativmediziner Dr. Matthias Thöns einige Monate, bevor das Sterbehilfe-Gesetz in Deutschland neu geregelt wird.
    Antje W. hat Lungenkrebs im Endstadium. Die 37-Jährige aus Dessau ist Ergotherapeutin, arbeitete aber zuletzt als Kassiererin, um mehr zu verdienen. Die Diagnose bekam sie völlig unvorbereitet, als sie im April 2015 eine Plasmaspende machte. Da war es für eine Behandlung schon zu spät. Die Prognose lautete: sechs Monate noch. Für Antje kommt Sterbehilfe nicht in Frage. Sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, 19 und 12 Jahre alt. Deshalb kämpft sie bis zum Schluss, will so viel Zeit schinden wie möglich, um länger bei ihren Kindern zu sein.
    Chemotherapie, Immuntherapie, Bestrahlung jede Möglichkeit nimmt sie wahr, ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen. „Heilung wird es nicht geben, dass wusste ich von Anfang an. Für mich ist nur Zeit wichtig.“ Andrea W. bekommt im Januar 2016 die Diagnose Lungenkrebs, unheilbar. Der Krebs ist weit fortgeschritten niemand kann ihr sagen, wie viel Zeit sie noch hat. Wenige Wochen, vielleicht ein paar Monate. Um ihre Lebenszeit zu verlängern, bekommt sie drei Chemotherapien. Die letzte bricht sie ab die Nebenwirkungen sind unerträglich. Die 58-Jährige aus Bietigheim-Bissingen möchte im Hospiz sterben.
    Damit kennt sie sich aus, denn bis zu ihrer Krankheit arbeitete die Diplom-Theologin als Krankhausseelsorgerin, hatte ständig mit Menschen zu tun, denen es so erging wie ihr jetzt. Ihr war immer klar, sie möchte auch in einem Hospiz sterben. Die Menschen dort kennen sich mit dem Sterben aus. „Ich brauche die Sicherheit, dass jemand da ist, wenn ich Schmerzen habe und keine Luft mehr bekomme.“ Ihre Tochter studiert weit weg in Münster, ihr Mann ist beruflich viel unterwegs. Ihrer Familie möchte sie ihre Betreuung und Pflege in den letzten Wochen ihres Lebens nicht zumuten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.01.2017ZDF
  • Folge 896 (30 Min.)
    Etwa 12 000 Kinder behinderter Eltern leben in Deutschland. Als Kleinkinder erleben sie die Behinderung des Elternteils als normal. Sie sind stolz darauf, helfen zu können. Schuldgefühle, Angst und auch Scham entwickeln sich in der Regel erst dann, wenn die Außenwelt, die Clique, die Schule, eine immer wichtigere Rolle spielen. Denn dann sind solche Kinder mit gesellschaftlichen Tabus und Vorurteilen konfrontiert. Anna-Lena, 11 Jahre, demonstriert mit Tausenden anderen vor dem Brandenburger Tor für das Recht auf mehr Selbstbestimmung und für garantierte Hilfe geistig behinderter Menschen.
    Sie demonstriert auch für ihre eigene Mutter, 35, die unter Auflage einer täglichen Unterstützung das Sorgerecht für Anna-Lena bekommen hat. Die beiden leben in Frankfurt/​Oder in einer betreuten Wohnung. Anders als ihre Mutter glaubt sie nicht daran, dass die Aktion in Berlin helfen wird. Der Alltag zuhause von Mutter und Kind sieht einerseits ähnlich aus wie der einer Familie, in der die Eltern nicht behindert sind. Aber es gibt auch große Unterschiede. Ihre Mutter kann jetzt schon kaum noch dem Schulstoff der fünften Klasse folgen, den das Mädchen mit Leichtigkeit lernt und auch mit guten Noten bestätigt bekommt.
    Anna-Lena erklärt ihrer Mutter Sinn-Zusammenhänge aus Texten, formuliert ihre Briefe und rechnet Summen für anstehende Einkäufe aus. Die Elfjährige ist Selbstständigkeit gewohnt, kümmert sich um den Einkauf, ihr Schulessen und andere organisatorische Details des täglichen Lebens. Das prägt sie. Die beiden verlassen jeden Morgen gemeinsam das Haus, wenn Anna-Lena zur Schule muss und ihre Mutter zur Arbeit in einer Wäscherei. Die Mutter ist sich ihrer Behinderung bewusst, sie kann gestellte Aufgaben nur einzeln, nacheinander lösen.
    Bei Gesprächen mit dem Mädchen wird klar, dass sie sich in der Clique ihrer Mitschüler wegen der Behinderung ihrer Mutter nicht immer verstanden fühlt. Ihre fast mütterliche Fürsorge für sie empfindet Anna-Lena als Selbstverständlichkeit. Jana, 20, spielt Rollstuhl-Basketball. Sie betreibt den Behindertensport seit früher Kindheit, obwohl es ihr 50-jähriger Vater ist, der den Rollstuhl braucht. Jana kann normal gehen. Für sie ist dieses Mitmachen ein Schritt hin zu ihrem Vater und seinen Möglichkeiten, die Liebe einer Tochter zu ihrem Vater.
    Die beiden gehen zusammen ins Kino, einkaufen, zum Sport, und sie wohnen zusammen. Sie leben die Inklusion. Doch Jana kommt immer mehr an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Sehr offen erzählt sie davon, wie die Behinderung ihres Vaters ihr eigenes Leben einschränkt. Jana plant, auszuziehen. Ein Film über das enge Band zwischen Kindern und ihren behinderten Eltern. Er zeigt, was die Kinder in jungen Jahren leisten und was sie von ihren Eltern lernen. Es wird auch deutlich, dass Kinder Raum für ihre Entwicklung brauchen und welche Konflikte entstehen, wenn sie sich aus diesem engen Band lösen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.01.2017ZDF
  • Folge 897 (30 Min.)
    Deutsche Männer auf Brautschau im Ausland. Seit 40 Jahren floriert die Vermittlung von Traumfrauen aus dem Katalog. Früher kamen sie aus Asien, heute aus Osteuropa. Hat diese Liebe Chancen? Andreas (42) und Detlev (57) sind einsam. Sie investieren Geld und Hoffnung in eine Agentur, die ihnen in Russland die Partnerin fürs Leben vermitteln soll. Andreas absolviert einen wahren Dating-Marathon, bei Detlev sollen bald die Hochzeitsglocken läuten. „Peinlich ist es mir nicht, mein Glück in Russland zu suchen. Ich erhoffe mir einfach größere Chancen mein Deckelchen zu finden als hier in Deutschland.“ Schon vor seiner Dating-Reise verliebt sich Andreas hoffnungslos, zumindest in ein Foto: das von Elena (38) aus Samara an der Wolga, tief im Osten Russlands.
    Doch wird die junge Frau mit dem verführerischen Blick seine Gefühle auch erwidern? Ein persönliches Treffen soll Klarheit bringen. Um aber am Ende der 4000 Euro teuren Reise nicht leer auszugehen, verabredet sich der Taxi-Unternehmer aus der Nähe von Euskirchen sicherheitshalber gleich zu mehreren Dates. Sein Leidensdruck ist nach vier Jahren Alleinsein groß.
    Er hofft, in Russland seine Traumfrau zu finden. Kann Andreas tatsächlich in naher Zukunft eine Russin nach Deutschland einladen? „Wenn das Leben ein 400-Meter-Lauf ist, bin ich auf den letzten 100 Metern, und die möchte ich mit einer warmherzigen Frau verbringen.“ In Julia (46) aus St. Petersburg glaubt der 57-jährige Detlev genau diese gefunden zu haben. Schon beim ersten Treffen funkt es zwischen dem Antiquitätenhändler aus Cuxhaven und der attraktiven Psychologin, die als geschiedene Frau mit Kind in ihrer Heimat nur schwer einen neuen Partner findet.
    Drei Monate später macht Detlev ihr einen Heiratsantrag. Doch bis zur Hochzeit wird er noch oft nach St. Petersburg reisen müssen, es gibt viele Hürden zu nehmen. Emotional das schwierigste: Für die neue Beziehung muss Julia ihre 15-jährige Tochter zurücklassen, zumindest bis sie in Russland die Schule abgeschlossen hat. Kann das gut gehen, oder ist Julia am Ende der Preis für diese Liebe dann doch zu hoch? „37°“ begleitet Andreas und Detlev bei ihrer Suche nach der großen Liebe im Ausland. Dabei geht der Film der Frage nach dem „Warum“ auf den Grund: Was macht die Damen gegenüber einheimischen Singles so attraktiv? Wie kann „Mann“ sicher sein, dass die Auserwählte wirklich ihr Herz verschenkt und nicht nur an Geld, Lebensstandard oder Aufenthaltserlaubnis interessiert ist? Wie wirken sich Mentalitäts- und Sprachbarrieren aus? Das Phänomen der internationalen Partnervermittlung ist heute, gerade durch das Internet, längst etabliert.
    In den 70er Jahren waren es vor allem Thailänderinnen und Vietnamesinnen, die als „Ehe-Migrantinnen“ nach Deutschland kamen. Inzwischen ist der Osten Europas für Männer auf Brautschau das bevorzugte Ziel.
    Doch während früher eher wirtschaftliche Interessen asiatische Frauen nach Deutschland lockten, treibt heute speziell Russinnen auch ein demografisches Problem an. Im Schnitt haben russische Männer eine Lebenserwartung von 58 Jahren, das sind 18 Jahre weniger als bei den deutschen Männern. Die Folge: In Russland gibt es einen Überschuss von zehn Millionen Frauen. Sie sind selbstständig und selbstbewusst, sehnen sich aber nach einem Partner, wollen eine Familie gründen und müssen dafür zwangsläufig im Ausland nach der großen Liebe Ausschau halten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.02.2017ZDF
  • Folge 898 (30 Min.)
    Ruby ist drei Jahre alt, als sie 2002 in Nepal adoptiert wird. Seither lebt sie im Hunsrück und wird in einem Jahr ihr Abitur machen. Eines Tages passiert etwas völlig Unerwartetes. Schon lange wünscht sich Ruby nichts sehnlicher, als mehr über ihre Wurzeln zu erfahren. Woher komme ich? Warum bin ich von meiner Mutter weggegeben worden? Wie kann eine Mutter ihr Kind verlassen? Ihre Spurensuche bleibt ergebnislos. Aber dann kommt plötzlich eine E-Mail, die alles verändert. Sie ist von ihrer Schwester in Nepal, die schreibt, ihre Familie habe Ruby schon lange gesucht.
    Ruby kann ihr Glück kaum fassen und will so schnell wie möglich nach Nepal ohne ihre Adoptiveltern. Es wird die Reise ihres Lebens. Endlich die Chance, das fehlende Puzzleteil in ihrer Biografie zu finden. Ihre Adoptiveltern unterstützen die Reisepläne, weil sie wissen, wie wichtig es für Ruby ist, ihre Herkunft zu kennen. Wie wird ihre nepalesische Mutter reagieren? Und wie wird die 17-Jährige allein in dem fremden Land mit den Emotionen fertig werden? Ruby ist schon jetzt aufgeregt.
    Zur Sicherheit und Beruhigung soll ihr Freund sie auf dieser Reise begleiten. Vor dem großen Abenteuer lässt sich Ruby noch ein Tattoo auf den Unterarm stechen. In nepalesischer Schrift steht dort nun: „Niemals endende Liebe“. Dann endlich geht es los. Eine Reise ins Ungewisse, die „37°“ mit der Kamera begleiten darf. Als Ruby ankommt, wird sie von ihrer Mutter und den Geschwistern am Flughafen empfangen. Die Mutter ist sprachlos – und das liegt nicht daran, dass sie sich mit Ruby nicht auf Englisch verständigen kann.
    Zu viele Gefühle, die alle zu überwältigen scheinen. Erst als Ruby beim Tee ihr Tattoo zeigt, entspannt sich die Situation ein bisschen. Ein erstes „Gespräch“ kommt zustande, das hauptsächlich aus Gebärden und Gesten besteht. Wenn man sieht, wie glücklich Rubys Mutter ist, ihre Tochter bei sich zu haben, fragt man sich, warum sie sie überhaupt weggegeben hat. Spannend wird es, als das Thema Adoption nach Tagen endlich angesprochen wird. Was Ruby dabei erfährt, verändert ihr ganzes Denken und Fühlen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.02.2017ZDF
  • Folge 899 (30 Min.)
    Erfolgreich, jung, beliebt. Und plötzlich verhaltensauffällig, unzuverlässig, apathisch? Die Familie ist ratlos. Bis sich herausstellt, dass Florian mit 37 Jahren an Demenz erkrankt ist. Der Vater von zwei kleinen Kindern ist Kreisjugendpfleger bei der Stadt Pforzheim, beliebt und umtriebig. Bis ihn seine Arbeit, seine Kollegen nicht mehr zu interessieren scheinen und er desorientiert wirkt. Am Ende unterschreibt Florian widerstandslos seine Kündigung. Die Eltern, seine Frau, die Schwester und Freunde stehen vor einem Rätsel, tippen zunächst auf Burnout oder Depression.
    Auf der Suche nach einer Diagnose beginnt für Florian eine monatelange Odyssee durch verschiedene Pflegeheime und Krankenhäuser bis in die Psychiatrie. Das Personal der psychiatrischen Klinik hat wenig Erfahrung mit jungen an Demenz erkrankten Patienten. Wie sich Monate später herausstellt, hat Florian eine besonders schnell fortschreitende „Frontotemporale Demenz“. Der Frontallappen im Gehirn des Menschen steuert das Sozialverhalten. Ist dieser Frontallappen angegriffen, gerät der Betroffene langsam außer Kontrolle, hält sich an keine Regeln mehr und bedarf ständiger Betreuung.
    Die Diagnosestellung kann sehr kompliziert sein. Auch Ärzte haben da ihre Schwierigkeiten. Nach all den Erfahrungen mit Kliniken und Pflegeeinrichtungen haben die Eltern Florian zu sich nach Hause geholt. „Wir haben unser Kind zurück“, sagt Florians Mutter, eine pensionierte Lehrerin. Wie bei einem Kleinkind erfordert die Betreuung ihres jetzt 41-jährigen Sohnes einen großen Einsatz rund um die Uhr. Es gilt, ihn wie ein Kind zu bespielen, abzulenken, Interessen zu wecken und ihm Regeln – im Rahmen seiner Möglichkeiten – beizubringen.
    Eric hatte die ersten Ausfälle und Erinnerungslücken mit 40. Im Gegensatz zu Florian kann er sich aber noch zu seiner Demenzerkrankung äußern. Er geht sogar allein mit dem Hund raus, auch wenn er dafür Medikamente braucht, ohne die er Angst vor Begegnungen mit fremden Menschen hätte. Die Angst kann bei ihm rasch in offene Aggression übergehen, mit der auch seine Ehefrau umgehen muss. Weil er sich als Dementer nicht akzeptiert fühlt, igelt Eric sich aber die meiste Zeit im Haus ein. Der ehemalige Dachdecker wohnt mit seiner Frau in einem Schweizer Bergdorf im Kanton Graubünden.
    Als Waltraud in Deutschland arbeitslos wird, findet sie nur in der Schweiz einen neuen Job. „Arbeitslos und einen dementen Mann daheim“, sagt sie, „da hätte ich ja alle Kontakte nach draußen verloren.“ Fährt sie morgens zur Arbeit runter ins Tal, ist sie voller Unruhe, wie es ihrem Mann während ihrer Abwesenheit da oben auf dem Berg wohl geht. Ist er gefallen, hat er den Herd ausgestellt? Waltraud fordert eine bessere Unterstützung für die Angehörigen. Der Demenzerkrankte, meint Eric, kommt oft besser klar mit seiner Situation als der Partner. „Die gehen daran körperlich und innerlich kaputt“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.02.2017ZDF
  • Folge 900 (30 Min.)
    Mütter, die ihr Kind zur Adoption freigeben, werden oft als Versagerinnen geächtet und leiden ein Leben lang unter der Trennung. „37°“ begleitet drei betroffene Frauen. Jedes Jahr werden in Deutschland um die 4000 Kinder adoptiert. Sich für immer von seinem Baby trennen eine unvorstellbar schwere Situation. Die Frauen möchten dem Neugeborenen die Chance auf ein besseres Leben schenken. Und doch machen sich diese Mütter Vorwürfe. Nicole ist ungewollt schwanger. Seit ihrem 14. Lebensjahr hat sie Depressionen, erholt sich mehrmals im Jahr in der Psychiatrie oder zieht sich in ihre Wohnung zurück.
    „Ich habe so oft diese Antriebsschwäche, funktioniere dann einfach nur noch, und das ist für ein Kind nicht genug. Es braucht Liebe, Fürsorge und muss spüren, dass es angenommen wird. Was soll es mit einer Mutter wie mir, die ständig daran zweifelt, ob sie überhaupt noch leben möchte?“ Die Steuerfachgehilfin hat einen schweren Entschluss gefasst: Sie will ihr Kind direkt nach der Geburt zur Adoption freigeben.
    „Mein Baby soll emotional starke Eltern bekommen, damit es eine Chance hat, selbst stark zu werden. Ich kann ihm kein stabiles Zuhause bieten.“ Doch immer wieder hadert Nicole mit ihrem Vorhaben, weil sie ihr Kind im Bauch liebt und zunehmend spürt, wie hart es für sie wird, sich für immer von ihrem Baby zu verabschieden: „Ich glaube nicht, dass ich den Kleinen in den Arm nehmen werde. Die Muttergefühle überwältigen mich schon jetzt, und ich muss ständig heulen, wenn ich daran denke, ihn wegzugeben.“ Vika bemerkte ihre Schwangerschaft erst im 7. Monat.
    Der Vater des Kindes reagierte gleichgültig, riet ihr sogar, es abzutreiben. Damals war die 29-Jährige bereits alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, als Studentin mittellos und auf der Suche nach einer neuen Wohnung. „Ich war total überfordert, überrumpelt schwanger im 7. Monat, mir fehlten die Muttergefühle und dann kein Partner, der zu mir stand und mich unterstützte.“ Vika gab ihr Kind direkt nach der Geburt zur Adoption frei.
    „Die Geburt war schön, ich hielt meinen Sohn noch fünf Stunden ganz fest in den Armen, dann legte ich ihn in die Wiege, stand auf und ging. Ob das ein Schockzustand war oder keine Gefühle, ich war wie betäubt und bin danach noch monatelang wie eine Verrückte hin und her gerannt, vollkommen ziellos.“ Seitdem sind fünf Jahre vergangen, und in jeder Sekunde hat Vika an ihr Kind gedacht. Sie sehnt sich nach ihm, möchte gern mehr Kontakt und hofft auf Unterstützung vom Jugendamt.
    Andrea gab ihre Tochter schon vor 20 Jahren zur Adoption frei. „Das war der schlimmste Abschied meines Lebens. Ich habe die Kleine noch im Krankenhaus in die Arme des Adoptivvaters gelegt und bin danach durch die Gänge gerannt, habe geschrien und geweint. Ich musste richtig darum kämpfen, bei Verstand zu bleiben.“ In den ersten fünf Jahren erhielt Andrea Briefe und Fotos von den Adoptiveltern, dann aber wollte ihre Tochter sie treffen.
    Die erste Begegnung führte zu vielen weiteren und wurde zu einer Nähe auf Distanz, denn Andrea zog nach Spanien. Wir begleiten die 51-Jährige bei einem ihrer seltenen Besuche in Deutschland, treffen mit ihr zusammen ihre Eltern, ihre Tochter und die Adoptivmutter, auf den Spuren ihrer Vergangenheit. Der Film dokumentiert zwei Mütter, die ihre Babys fortgaben, und eine Schwangere, die ihr Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben will. Was sind und waren ihre Gründe, wie können sie ohne ihre Kinder leben, und welche emotionalen Achterbahnfahrten durchleben sie? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.03.2017ZDF
  • Folge 901 (30 Min.)
    Mehr „Zickenkrieg“ und weniger harte Gewalt – das gehört zum Alltag im Frauenknast. Knapp sechs Prozent aller Inhaftierten in Deutschland sind Frauen. Wie verläuft ihr Leben im Gefängnis? In der JVA für Frauen in Vechta sollen sie zu besseren Menschen werden: Dijana P., die seit elf Jahren im Gefängnis sitzt und Köchin werden will. Oder Melanie B., die hier ihren Drogenentzug bei Gefängnisarzt Dr. Karlheinz Keppler macht. Für Dijana hat ihr elftes Jahr im Gefängnis begonnen. Sie hat eine lebenslange Haftstrafe wegen Raubmordes bekommen.
    Nach 15 Jahren könnte sie aber auf Antrag vorzeitig entlassen werden. Mit 21 Jahren ist Dijana in den Knast gekommen, heute ist sie 32. In Vechta beginnt sie eine Ausbildung zur Köchin, die ihr eine Perspektive für die Zukunft bieten soll. Dijanas Temperament macht ihr immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Sie fällt durch die entscheidende Prüfung. Eine Gefängnisseelsorgerin hilft ihr durch das Jahr bis zum nächsten Prüfungstermin. Dijana schwankt zwischen Hoffnung auf ein normales Leben nach der Haft und Knastkoller.
    Um künftig mehr Lockerungen zu bekommen, muss Dijana eine mehrjährige Sozialtherapie beginnen. „Natürlich bereue ich meine Tat. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen“, sagt sie heute. Die 29-jährige Melanie B. sitzt wegen Beschaffungskriminalität für ihre Drogensucht. 60 bis 70 Prozent der inhaftierten Frauen haben ein Suchtproblem. Viele sind, wie Melanie, familiär vorbelastet, ihr Vater starb als Alkoholiker. Nur noch ihr Bruder steht ihr zur Seite.
    „Es war immer schwierig“, zieht sie Bilanz. Nach einigen Monaten kann Melanie in den offenen Vollzug umziehen und bereitet sich auf ihre Entlassung vor. Bei Anstaltsarzt Dr. Keppler macht sie einen Drogenentzug. Karlheinz Keppler (65) ist mit Leib und Seele Gefängnisarzt, seit 25 Jahren arbeitet er im Frauengefängnis. In seinem Wartezimmer und auf den Gefängnisfluren erlebt „37°“, wie die Gerüchteküche funktioniert und warum es im Frauenknast häufig „Zickenkrieg“ gibt. Jeder Flur hat eigene Regeln: Auf dem gefürchteten A-Flur, hier sind die Frauen am längsten eingeschlossen, fühlt sich die Kleptomanin Silvia R. (59) am sichersten.
    Der G-Flur hingegen ist das Reich von Axana P. (45), die in Vechta sitzt, weil sie einen Mord an ihrem Geliebten in Auftrag gegeben haben soll. Von der Akademikerin bis zur Analphabetin. Von der Betrügerin bis zur Mörderin. Mehr als 300 Frauen sitzen derzeit im niedersächsischen Vechta. Das Altersspektrum reicht von 14 bis 84. Der Film begleitet ein Jahr lang die dynamischen Beziehungen der Frauen untereinander. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.03.2017ZDF
  • Folge 902 (30 Min.)
    Claudius will katholischer Priester werden. Fühlt er sich dazu berufen? Sadiq möchte Imam werden, Benjamin Rabbi. Was treibt diese drei jungen Männer an? Warum gehen sie diesen Weg? Religion und Glauben sind einerseits Gegenstand öffentlicher Debatten, andererseits Quell privater Kontemplation. Claudius, Sadiq und Benjamin setzen sich auf eine sehr konkrete Weise mit ihrem Glauben auseinander. Was bedeutet ihre berufliche Entscheidung für sie? „37°“ will wissen, was es heißt, sein Leben Gott zu widmen.
    „Shalom, Salam, Halleluja“ begleitet die angehenden Geistlichen aus drei Weltreligionen bei ihrer Ausbildung bis hin zum Antritt ihres Amtes. Sadiq (26) ist in Limburg geboren und religiös erzogen worden. In seinem WhatsApp-Profil trägt er ein breites Lächeln und eine große Sonnenbrille zur Schau. Er ist gebildet, eloquent und trachtet stets danach, seine Kenntnisse zu vertiefen. Nach 9/​11 erlebte er, wie das Ansehen des Islams in Deutschland Schaden nahm. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten und den Islam als Religion des Friedens und der Barmherzigkeit – so, wie er ihn durch seine Eltern kennengelernt hatte – zu propagieren, entschied er sich für die Ausbildung zum Imam.
    Jetzt ist Sadiq in der letzten Phase seines Studiums, und die Anspannung wächst. Vor seiner Ernennung zum Imam muss er noch zahlreiche Prüfungen, Übungspredigten und Koranrezitationen absolvieren. Er möchte seine menschlichen Unzulänglichkeiten überwinden, denn Glaube bedeutet für ihn vor allem eines: ein Vorbild sein.
    Claudius (28) wuchs in einem kleinen Dorf im Schwarzwald auf und war schon als Jugendlicher Ministrant. Während seines Theologiestudiums überlegte er lange, ob er tatsächlich ins Priesterseminar wechseln sollte. Dass er sich dafür entschied, hängt viel mit der Unterstützung seines Umfelds zusammen. „Man braucht Menschen, die einen bestärken, die einem aber auch sagen, wenn man mal abdriftet. Das ist ja eine Gefahr in diesem Beruf.“ Obwohl der Beschluss nun gefasst ist, kommen ihm immer wieder Zweifel.
    Vor allem der Verzicht auf eine eigene Familie macht ihm zu schaffen. Trotzdem freut er sich auf die Priesterweihe. Davor jedoch steht noch eine letzte Herausforderung: die Exerzitien. Eine Schweigewoche in einem abgelegenen Kloster. Diese intensive Zeit, völlig abgeschnitten von der Welt, konfrontiert die Priester-Anwärter oftmals mit schwierigen Fragen und inneren Konflikten. Doch Claudius hofft, dass er all seine Zweifel überwinden wird. Glaube ist für ihn vor allem eines: Liebe.
    Benjamin (28) ist als Kind jüdischer Eltern in der Sowjetunion aufgewachsen. Da seine Eltern dort nicht praktizieren konnten, begann er erst mit 14 Jahren in Berlin, sich mit jüdischem Leben auseinanderzusetzen. Es macht ihn glücklich, dass er nun seine Sehnsucht nach dem Glauben ausleben kann. Seine Familie und seine Kinder sind ihm extrem wichtig. Er sagt, er würde niemals den Weg zum Rabbi eingeschlagen haben, wenn das den Verzicht auf Kinder bedeutet hätte. Die Regeln des frommen Lebens erfüllt er aber mit großer Hingabe.
    Vor der Rede, die er vor den Größen des europäischen Judentums halten muss, hat er zwar großen Respekt, doch anschließend ist er sich seiner Verantwortung noch mehr bewusst. Als neuer Rabbi in Erfurt sieht er sich vor spannenden Herausforderungen, denn Glaube ist für ihn vor allem eines: eine Zukunftsvision. „37°“ begleitet drei junge Männer auf dem letzten Abschnitt zu ihrem besonderen Beruf, rückt dabei drei unterschiedliche Religionen ungewohnt nah aneinander und macht so ein Stück multireligiöses Deutschland erlebbar. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.03.2017ZDF
  • Folge 903 (30 Min.)
    Student und Rentner unter einem Dach einkaufen, mit dem Hund Gassi gehen oder den Älteren auch nur Gesellschaft leisten: Wer sich sozial engagiert, kann günstiger wohnen. Senioren brauchen oft Hilfe im Alltag. Die Jungen suchen häufig erfolglos ein Zimmer, das bezahlbar ist. Der Deal: Privatpersonen stellen Studenten für eine reduzierte Miete oder kostenlos ein Zimmer. Mustafa ist vor einigen Monaten bei Josef eingezogen. Seitdem waschen und essen sie gemeinsam, treiben Sport und teilen sogar das Bad.
    Eine WG aus Bewohnern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Mustafa ist 24, stammt aus Iran und studiert Wirtschaftsingenieurwesen. Josef ist 92, hat schon immer im bayerischen Aschaffenburg gewohnt und beschäftigt sich vor allem mit regionaler Geschichte. „Wir haben ziemlich viele unterschiedliche Vorstellungen“, sagt Josef schmunzelnd. „Aber wir sind ehrlich zueinander und finden immer einen Weg.“ Doch nicht immer sind die Grenzen dabei ganz klar. Das Miteinander der Generationen will geübt sein, die finanzielle Abhängigkeit kann Konflikte auslösen.
    Wie viel muss ich geben – und was kann ich vom anderen erwarten? Sind wir nur eine Zweckgemeinschaft – oder sind wir so etwas wie Großeltern und Enkel? Und was ist, wenn das Studium abgeschlossen ist und die Jungen weiterziehen? Vor dieser Frage stehen auch Felizitas und Klaus – nach zwei gemeinsamen Jahren in ihrer WG. Die 24-jährige Studentin im Fach Vermessungswesen macht bald ihr Examen. Klaus, 70 Jahre alt, sitzt im Rollstuhl und kommt nur noch schwer allein zurecht.
    Die beiden sind ein eingespieltes Paar. Sie erledigt das Bürokratische, kauft ein und wäscht. Er versucht, so viel allein zu meistern, wie es sein Körper zulässt. Doch der Auszug von Felizitas könnte bedeuten, dass auch er das Haus verlassen und ins Pflegeheim ziehen muss. „Das wird eine schlimme Zeit für mich, wenn Felizitas geht. Ich weiß ja nicht, wie es weitergeht“, meint Klaus. Es ist eine belastende Situation für beide.
    Matin ist erst vor zwei Wochen bei Janet eingezogen. Der 21-Jährige studiert in Kiel Volkswirtschaft und konnte lange keine Wohnung finden. Janet, 75, kann gut jemanden gebrauchen. Sie leidet an einem schlimmen Tinnitus, ist manchmal regelrecht lahmgelegt. Ihre Liste der Aufgaben für Matin ist lang: Holz hacken, Einkaufen und sogar eine kleine Wand fliesen. Die beiden mögen sich, das erste Gespräch war gleich intensiv und interessant. Lassen sich ihre Vorstellungen vom gemeinsamen Wohnen in Einstimmung bringen? „Ich würde mir wünschen, dass wir Freunde werden“, sagt Matin.
    „Ich habe nur Zweifel, ob ich die Freiheit habe, die ich brauche.“ Janet ist zuversichtlich: „Er war zwar bislang kaum da. Aber ich denke, dass wir – obwohl wir sehr unterschiedlich sind – ausreichend Toleranz haben, um miteinander klarzukommen.“ „37°“ hat Studenten und Rentner begleitet, die zusammenleben, und hat nach ihren Wünschen, Erwartungen und Erfahrungen gefragt. Dabei sind die Autoren auf beeindruckende und überraschende Konstellationen gestoßen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.04.2017ZDF
  • Folge 904 (30 Min.)
    Missbrauch, Gewalt, Alkohol und Drogen: Bei akuten Konflikten leisten Mitarbeiter des Kinder- und Jugendnotdienstes Hilfe. Sie finden Lösungen für Kinder und Jugendliche in Krisen. Die Sozialarbeiter kommen zum Einsatz, wenn andere Beratungsstellungen nicht erreichbar sind: abends, nachts und an den Wochenenden. Zu zweit fahren sie zu Hausbesuchen, unterstützen die Polizei bei Eskalationen und müssen vor Ort entscheiden, ob sie ein Kind mitnehmen. „37°“ begleitet die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendnotdienstes in Hamburg in ihrem Alltag.
    Der Film gibt einen besonderen Einblick in ihre Arbeit, fernab der harmonischen Familienwelt. Sie sind konfrontiert mit der Not von Kindern und Jugendlichen, für die sie oft schnelle Lösungen zu deren Wohl finden müssen. Im KJND arbeiten 88 pädagogische Fachkräfte im Schichtdienst rund um die Uhr, allein rund 30 im ambulanten Dienst: Sie beraten am Telefon und absolvieren Hausbesuche. Bei einem Anruf von der Polizei fahren sie sofort los. Oft wissen die Mitarbeiter nicht, was sie vor Ort erwartet: gewalttätige, alkohol- oder drogenabhängige Eltern, überforderte alleinerziehende Mütter, verwahrloste Kinder.
    Sie müssen beraten, schlichten oder schnell entscheiden, ob sie ein Kind in Obhut nehmen. Knapp 30 Jahre ist Renate Flerlage-Hölzen (51) schon dabei. In diesen Jahren ist sie mit viel Leid konfrontiert worden. Leid von Kindern und Jugendlichen, das manchmal kaum erträglich ist. „Mich berühren einige Schicksale sehr. Ich erinnere eine Geschichte, da habe ich mit einem Kollegen von der Rechtsmedizin in den Armen gelegen und bitterlich geweint.“ Dabei ist Renate in einer besonderen Lebenssituation: Ihr Ehemann Reinhard (62) arbeitet auch im KJND, seit 28 Jahren.
    Heute sind sie oft gemeinsam im Schichtdienst unterwegs. Als die beiden ihre Zwillinge großzogen, sahen sie sich bei der Arbeit nur selten. Ein Anruf von der Polizei: Auf der Wache sitzt eine verzweifelte Großmutter. Sie ist die Pflegemutter ihres Enkels und mit der Betreuung des Zwölfjährigen total überfordert. Die Situation ist eskaliert. Zusammen mit ihrem Mann nimmt Renate in dieser Schicht den Jungen in Obhut. Nach einigen gemeinsamen Stunden bringen sie ihn in einer Wohngruppe unter.
    Was aus ihm wird, wissen die Sozialarbeiter nicht. Ein kurzfristiger, leiser Erfolg, Reinhard Hölzen wünscht sich als Ersthelfer in scheinbar ausweglosen Krisensituationen manchmal mehr. „Manchmal möchte ich Tischler sein und abends sagen: Die Treppe habe ich jetzt gebaut, und die ist jetzt fertig.“ Dagmar Seybold (56) schlichtet seit mehr als 25 Jahren in familiären Extremsituationen. Sie hat selbst drei Kinder. Die Schicksale der Kinder und Jugendlichen berühren sie immer wieder.
    Ihr Alltag: beispielsweise der Hausbesuch bei einem 13-jährigen Mädchen. Sie hat Anzeige gegen den Partner ihrer Pflegemutter erstattet, der sie sexuell missbraucht haben soll. Die Pflegemutter hat durch ihren Anwalt erklären lassen, sie hätte den Mann der Wohnung verwiesen. Im Team mit Christina Harms-Neumann, die ebenfalls zwei Kinder hat, startet sie zum Einsatz. Vor Ort treffen sie niemanden an. Wo ist das Mädchen? Diese Frage muss das Team jetzt umgehend klären. Den Spagat zwischen Familie und Beruf – Dagmar Seybold schafft ihn heute leichter.
    „Schlimm war es immer dann, wenn ich auf Kinder im gleichen Alter wie meine damals getroffen bin. Das konnte ich kaum aushalten.“ Zu Zeiten, in denen die meisten Menschen Feierabend haben oder schlafen, gehen Sandra Dehrmann (45) und ihre Kollegen auch den anonymen Anzeigen beim Jugendamt nach. Nicht immer geht es um gravierende Konflikte, manchmal müssen die Mitarbeiter auch Denunziationen klären. Schreien die Kleinkinder tatsächlich den ganzen Tag, weil die Eltern durchgängig kiffen? „Mich ärgert das, wenn Menschen versuchen, das Jugendamt zu instrumentalisieren.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.04.2017ZDF
  • Folge 905 (30 Min.)
    Klaus Abberger coacht Bürgermeister-Kandidaten durch den Wahlkampf. Ein Film über Haustürwahlkämpfe, Dorffürsten, strapaziöse Redetrainings und wie man das Wort Känguru richtig ausspricht Im 6000-Seelen-Städtchen Ispringen bei Pforzheim will ein Australien-Auswanderer in seine Heimat zurückkehren und den Bürgermeister ablösen. In der Schwarzwald-Gemeinde Zimmern ob Rottweil möchte gar eine Frau in das Amt des „Schultes“ gewählt werden. Etwas ratlos kurvt Klaus Abberger, 49, durchs winterliche Zimmern ob Rottweil, 6000 Seelen groß. Draußen sind es minus 14 Grad Celsius.
    Er ist auf der Suche nach dem Rathaus. Noch nie war er hier. Heute verschafft er sich einen ersten Eindruck. In acht Wochen soll er hier eine Bürgermeisterwahl gewinnen. Nicht er, sondern seine parteilose Kandidatin Carmen Merz, 42, Verwaltungswirtin, Geschäftsführerin in einem DRK-Kreisverband. Eine Frau! Eine absolute Ausnahme im Bürgermeisterwahlkampf in Baden-Württemberg. Der 64-jährige Amtsinhaber geht in den Ruhestand. Abberger will geräuschlos und im Verborgenen für sie die absolute Mehrheit organisieren. Er versucht es jedenfalls. Aber ist man hier im konservativen Schwarzwald bereit für eine Frau? Abberger ist „Bürgermeistermacher“, auch wenn er den Begriff nicht mag.
    Einer von vier Wahlkampf-Coaches in Baden-Württemberg. Seit 20 Jahren gibt es sein „Wahlbüro 7“, ein Ein-Mann-Unternehmen. Er schreibt die Reden, fotografiert, macht die Grafik für die Flyer, produziert „Werbemittel“, designt die Plakate. Zieht Fäden. Besorgt Kandidaten, wenn ihn die Gemeinde drum bittet. Ursprünglich war er Zeitungsredakteur, hat gelernt beim Schwarzwälder Boten. Über 150 Wahlkämpfe hat er für seine Kandidaten bestritten, fast 70 Prozent davon gewonnen.
    Er macht Wahlkampf für alle: Rote, Schwarze, Gelbe und Grüne. Rechtsextreme und AfD lehnt er ab. Ein Kandidat in einem 6000-Einwohner-Städtchen ist schnell mal über 10 000 Euro los. Das sind die Kosten für den Wahlkampf, zahlbar an Bürgermeistermacher Abberger. Wenn der Kandidat verliert, kostet es genauso viel. Auch in Ispringen, unweit Pforzheim, stehen Bürgermeisterwahlen an. Doch hier will der jetzige Bürgermeister Volker Winkel, 58, wiedergewählt werden. Abbergers Kunde ist hier der 45-jährige parteilose Bauingenieur Thomas Zeilmeier.
    Der war bis 2009 schon mal „Ortsbaumeister“ in dem nordbadischen Örtchen. Und nach ein paar Jahren in Australien möchte er jetzt hier „Schultes“ werden. Doch der jetzige Bürgermeister Winkel sitzt fest im Sattel. Eine richtige Unzufriedenheit im Ort über den Amtsinhaber scheint es acht Wochen vor der Wahl nicht zu geben. Schlecht für Zeilmeier. Jetzt muss Abberger in der kurzen Zeit sein ganzes Können aufbieten, um seinen Kandidaten Zeilmeier überhaupt erst ins Rennen zu bringen. Schon in wenigen Wochen wird es den großen Showdown in der Stadthalle vor über 500 Zuhörern geben. Wer hier schwächelt, hat die Wahl verloren, weiß Abberger. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.05.2017ZDF
  • Folge 906 (30 Min.)
    Tabuthema Schulden: unbezahlte Rechnungen, überzogene Konten, Mahnbescheide, am Ende der Gerichtsvollzieher. Schulden können zu einem riesigen Problem werden. Wie können Profis helfen? Über Schulden spricht man nicht dabei galten im Jahr 2016 mehr als zwei Millionen deutsche Haushalte als überschuldet. Hinter der Statistik stecken Schicksale: Menschen, die in eine tiefe Krise geraten sind, aus der sie oft aus eigener Kraft nicht herauskommen. Wer es schafft, seine Scham zu überwinden und sich Hilfe zu holen, hat schon mal einen Anfang gemacht. Rund 1400 Schuldnerberatungsstellen gibt es in Deutschland.
    Hier arbeiten Menschen wie Ralf Berg oder Marlies Schmidt. Ihr beruflicher Alltag besteht darin, Menschen, die verschuldet sind und keine finanziellen Mittel haben, wieder eine Perspektive zu geben. Ihre Klienten sind Alleinerziehende, pflegende Angehörige, Arbeitslose, Rentner mit zu kleinem monatlichen Auskommen – die ganze Palette der sozialen Problemfälle. Raus aus den Schulden, das ist das Ziel. Der richtige Weg kann dabei individuell sehr verschieden sein: ob in Form einer Privatinsolvenz, eines außergerichtlichen Vergleichs oder durch konsequentes Sparen.
    Der Beruf des Schuldnerberaters erfordert weit mehr als kaufmännische Rechenkenntnisse, oft stecken hinter den Schulden andere weitreichende Probleme. „Man muss den Menschen als Ganzes betrachten mit all seinen Problemen und Schicksalsschlägen, sonst kommen die Schulden immer wieder“, so die Überzeugung von Marlies Schmidt aus Perleberg. Die 60-Jährige ist ausgebildete Erzieherin und machte 2012 eine zusätzliche Ausbildung als Schuldnerberaterin. Ihr Einsatzgebiet ist die Prignitz in Brandenburg – ein strukturschwacher Landstrich mit hoher Arbeitslosigkeit.
    Das Schuldnerberatungs-Büro ist zwar in Perleberg, doch Marlies besucht ihre Klienten auch zu Hause. Zum Beispiel Cindy K., die 23-jährige alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die bereits in einer Insolvenz steckt. Doch jetzt sind neue Schulden entstanden. Wie lassen sich die abstottern, wenn die Familie am Existenzminimum lebt? Und dann ist da noch Frau G., die ihren Mann vorübergehend im Heim unterbringen musste, weil sie selbst einen schweren medizinischen Eingriff hatte. Die Kosten fürs Heim stürzten das Rentnerpaar in die Schulden.
    Marlies Schmidt muss den dementen Herrn G. wohl in die Insolvenz schicken. Resultierend aus persönlichen Erfahrungen schulte der 50-jährige Ralf Berg bei der IHK zum Schuldnerberater um. Er ist im dicht besiedelten, von Arbeitslosigkeit geprägten Ruhrgebiet unterwegs. Auch Ralf Berg besucht seine schwierigen Fälle zu Hause. Wie Renate M.: Die Rentnerin ist mit rund 60 000 Euro völlig überschuldet. Nach dem Tod ihres Mannes brach das Finanzierungskonzept für die Kredite zusammen. Die 70-Jährige muss in die Insolvenz, dazu ist ihre Wohnung, in der sie 15 Jahre mit ihrem Mann gelebt hatte, für sie allein zu groß und zu teuer.
    Nun muss sie umziehen und ist mit der Situation komplett überfordert. Ralf Berg will sich für die alte Dame einsetzen. „Ich sehe den Menschen mit seiner Geschichte. Die Schulden zusammenzurechnen und einen Insolvenzantrag zu stellen, damit ist es nicht getan. Der Job geht immer mehr in die Richtung eines Sozialcoachings.“ „37°“ begleitet zwei leidenschaftliche Schuldnerberater bei ihrer täglichen Arbeit im Kampf gegen die Schulden – immer eng an der Seite ihrer Klienten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.05.2017ZDF
  • Folge 907 (30 Min.)
    Dr. Rans arbeitet als Kinderärztin in einer großen Bonner Klinik. Trotz ihrer fordernden Arbeit hat sie sich entschieden, in Kalkutta als freiwillige Ärztin zu arbeiten. Das bedeutet, fast den gesamten Jahresurlaub unter schwierigen Bedingungen in den Armenvierteln Indiens zu verbringen. Im April 2017 reist sie von Bonn nach Kalkutta. Der Arbeitsplatz ist eine Tuberkuloseklinik für Frauen und Kinder in einem Armenviertel. Es ist ein Kampf um das Leben der Patienten, oft gegen megaresistente Keime. Der deutschen Ärztin offenbaren sich besorgniserregende neue Entwicklungen in Bezug auf die Heilungsaussichten für ihre Patienten: Eine neue Form von Resistenzen – sogenannte Megaresistenzen in Menschen – machen die traditionellen Behandlungen wirkungslos.
    Dr. Rans und ihre Kollegen kennen die Probleme der Krankenhauskeime in Europa und Nordamerika, man hat sich inzwischen in deutschen Krankenhäusern so gut es geht auf die Herausforderungen eingestellt. Doch was sie in Indien erleben, ist eine völlig neue Dimension. Die Folge: rapide Ausbreitung epidemischer Krankheitsbilder, wie beispielsweise Tuberkulose. Patienten sterben an einfachen Erkrankungen, an Virus- und Wundinfektionen oder einer Erkältung. Was Resistenzen bedeuten, wie groß das Ausmaß der Problematik tatsächlich ist, sehen wir mit Dr. Rans in den Ambulanzen und Kliniken Kalkuttas.
    Ein medizinisches Szenario, das an die Zeit vor der Entdeckung der Antibiotika erinnert. Dr. Rans versucht, nach Antworten zu suchen – wie man sich schützt, wie man dagegen vorgehen kann. Nach sechs Wochen kehrt die Ärztin wieder nach Deutschland zurück – in eine Gesellschaft weit weg vom Elend und Leid, das sie in Kalkutta erlebt hat. Was bedeutet die Erfahrung für sie? „37°“ zeigt das Engagement einer Frau, die in Zeiten von Ängsten und Engstirnigkeit über die Grenzen des eigenen Landes schaut, um Menschen zu helfen. Dabei macht sie Erfahrungen, die sie verändern werden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.05.2017ZDF
  • Folge 908 (30 Min.)
    Bremerhaven-Lehe: Hier leben die Menschen mit den höchsten Schulden in Deutschland. Das Resultat: Armut, verfallene Häuser, Kriminalität, Drogen, Hartz IV. Wer kann, will weg oder? Laut Schuldneratlas ist Bremerhaven-Lehe Deutschlands ärmster Stadtteil. Von 37 500 Einwohnern können 37 Prozent ihre Schulden nicht bezahlen, 38 Prozent sind arbeitslos, viele leben von Hartz IV. Wie lebt es sich in einem Stadtteil, in dem Armut Alltag ist? Bremerhaven-Lehe ist auf den ersten Blick eigentlich kein „Klischee-Ghetto“, es liegt mitten in der Stadt, mit hübscher Gründerzeit-Altbausubstanz.
    Doch Lehe hat eine traurige Berühmtheit erlangt: hier sollen die Menschen mit den meisten Schulden in Deutschland leben. Der genaue Blick zeigt auch leere Häuser, bröckelnde Fassaden und verrammelte Türen, das Resultat einer umfassenden Entwicklung auch von verfehlter Politik: viele Anwohner sind hier arbeitslos und leben von Harz IV, mitunter schon seit mehreren Generationen. Einen Ausweg aus dieser Spirale gibt es nicht – oder doch? Denn – obwohl das Leben hart ist – der Stadtteil zeichnet sich auch durch Menschen aus, die sich hier zu Hause fühlen, für die Resignation keine Option ist und die daran glauben, dass Lehe und seine Bewohner eine bessere Zukunft haben können.
    Wenn das Geld nicht reicht, dann treffen sie sich zum Beispiel bei der Tafel – hier gibt es Lebensmittel fast umsonst. Dort begegnen wir Heidi, Andrea und Frank, für die Armut Alltag ist, die trotzdem kämpfen und nicht aufgeben. Frank (51) ist Hartz-IV-Empfänger. Er ist froh, bei der Tafel endlich eine Beschäftigung für 1,30 Euro pro Stunde gefunden zu haben, denn zu Hause fiel ihm die Decke auf den Kopf.
    Wegen eines Bandscheibenvorfalls hat Frank seine Arbeit im Reinigungsgewerbe aufgeben müssen. Das war vor elf Jahren – seitdem hat er keine Beschäftigung mehr gefunden, war langzeitarbeitslos. Nun schleppt er Lebensmittel. Seine Frau Davina arbeitet auf Minijob-Basis bei einem Discounter. Die ganze Hoffnung der beiden ruht auf ihren Kindern Maximilian und Kimberly. „Man muss halt den Kindern nur beibringen, dass man auch anders leben kann, außer in dieser Armut“, sagt Davina.
    Doch Sorgen macht gerade ihr Sohn Maximilian (11), der sich weigert, in die Schule zu gehen. Häufig verbringt der Junge die Nacht vor dem Computer, ist am Morgen zu müde, um aufzustehen und dem Unterricht zu folgen. Frank und Davina wollen nun alles tun, dass ihr Sohn den Weg zurück in die Schule findet. Denn Maximilian soll es ja mal besser haben. Andrea (44) ist gelernte Einzelhandelskauffrau, sie lebt seit acht Jahren in Lehe, seitdem ist sie arbeitslos.
    Wie viele Menschen hier schlägt sie sich mit wechselnden Minijobs und Sozialhilfe durch. Andrea hat Kinder, zu denen sie kaum Kontakt hat, und das schmerzt sie sehr. Sie war nach der Trennung von ihrem Mann alleinerziehend, hatte schwere Depressionen, kam in eine Klinik und hat das Sorgerecht verloren. Andrea hofft, ihre Kinder wieder sehen zu dürfen, wenn sie eine eigene Wohnung hat. Denn Andrea wohnt in einer WG – seit einem Jahr sucht sie verzweifelt, aber fast alle Sozialwohnungen sind belegt. Die Wohnungssuche ist erschwert durch die Schulden.
    Die stammen aus ihrer Ehe, damals übernahm sie Kredite für die Geschäfte ihres Mannes. Mieter mit Schufa-Eintrag lehnen die meisten Wohnungseigentümer aber ab. Die Vergangenheit holt Andrea seitdem immer wieder ein. „Man möchte sein Leben verändern, aber bekommt immer wieder Steine in den Weg gelegt“, sagt Andrea. „Das ist so wie mit Arbeit suchen, trotz Ablehnung heißt das weiter gucken, weiter gucken. „Rentnerin Heidi (76) arbeitet ehrenamtlich in der Kleiderkammer der Tafel, von dort kann sie einmal die Woche Lebensmittel mitnehmen.
    Mit ihrer Rente könnte sie nicht überleben, deshalb bekommt sie Grundsicherung vom Staat. Heidi kennt das Leben aus vielen Perspektiven, auch aus besseren Zeiten, als Geld kein Thema war. Als junge Frau war sie mit einem Kapitän verheiratet. Sie reiste um die Welt, liebte elegante Mode und kümmerte sich um Haus und Kinder. Die Ehe wurde geschieden, Heidi musste neu anfangen, nahm ihr Leben selbst in die Hand. Sie übernahm einen Imbiss, doch der ging nach acht Jahren pleite.
    So kam Heidi nach Lehe, der günstigen Mieten wegen. „Ich hab’ immer meine Hände angeguckt, und wenn es eng wurde, hab’ ich immer gesagt, du hast zwei Hände, du kannst putzen.“ Heidi ist stark sehbehindert, für ihr Alter hat sie einen sehnlichen Wunsch: irgendwann zur Ruhe zu kommen. Doch nun wurde ihr die Ein-Zimmer-Wohnung gekündigt – wegen Eigenbedarf. Die Vorstellung, nach 20 Jahren vielleicht obdachlos zu werden, macht der 76-Jährigen Angst. „37°“ begleitet Menschen in Bremerhaven-Lehe, dem ärmsten Stadtteil Deutschlands, die sich trotz finanzieller Not nicht unterkriegen lassen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.06.2017ZDF

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