Folge 9

  • 9. Eine Weltreise durch den Westen – Mit Lucas Vogelsang unterwegs im Revier

    Folge 9
    Als „Stadtschreiber Ruhr“ ist der Berliner Reporter Lucas Vogelsang in Begleitung des Laif-Fotografen Philipp Wente im Ruhrgebiet unterwegs und entdeckt auf Campingplätzen und an Flussufern, in Fußballstadien und Fan-Kneipen, in Trinkhallen und sozialen Brennpunkten die vielen Facetten des Reviers und seiner Menschen, erzählt ihre Geschichten und veröffentlicht sie in seinem Magazin „Ruhrgebiete“. Die Westart-Reportage hat ihn und seinen Fotografen durch das Jahr mit der Kamera begleitet. Auf der Jagd nach guten Stories: Lucas Vogelsang Der 34-jährige Berliner ist mit Herz und Seele Reporter.
    2017 erschien seine Reportagesammlung „Heimaterde“ über Migranten in Deutschland. Dafür ist er wochenlang durch die Republik gereist und hat mit ganz unterschiedlichen Menschen über Herkunft und Identität gesprochen. Wie sich Ost- und Westdeutsche 30 Jahre nach dem Mauerfall fühlen, woran sie sich erinnern und wie sie 1989 noch einmal neu angefangen haben, das hat er gemeinsam mit dem Schauspieler Joachim Król erkundet. Im Frühling 2019 erschien ihr Buch „Was wollen die denn hier?“.
    In diesen Tagen endet Vogelsangs Jahr als „Stadtschreiber Ruhr“, ein Jahr, in dem er zwischen Duisburg und Dortmund, zwischen Mülheim und Witten, zwischen gestern und heute Stories gesammelt hat. Die Verdichtung der Zeit: der Fotograf Philipp Wente Die Welt von heute kann gar nicht bunt, schrill und schnell genug sein, alles ist in Bewegung, permanente Beschleunigung inklusive. Der heute 50-jährige Bochumer Philipp Wente hat seine Leidenschaft für das stehende Bild, das Foto, vor mehr als 20 Jahren zu seinem Beruf gemacht.
    „Die Möglichkeiten der Fotographie sind faszinierend. Über sie lerne ich die Welt kennen. Mit ihrer Hilfe kann ich sie interpretieren.“ Wentes selbstgewählte Themen sind stets Herzensangelegenheiten. So verbrachte er mehrere Tage und Nächte im KZ Lublin-Majdanek, um das Grauen des Holocausts zumindest erahnen zu können, er besuchte und porträtierte gleichaltrige Männer, die unheilbar an Brustkrebs erkrankt waren, oder überinszenierte die von nahezu sämtlichen Medien verfemten Schüler der Neuköllner Rütli-Oberschule in Frühlingserwachen-gleichen Modefotos.
    Lucas Vogelsang kennt er seit fünf Jahren. Damals haben sie gemeinsam eine Reportage über die Bottroper Kreisliga gemacht. Das andere Schalke Königsblauer Himmel, schneeweiße Wolken: Im Gelsenkirchener Stadtteil Schalke hat Lucas Vogelsang Bodo Menze getroffen, ehemals die rechte Hand der Fußballlegende Rudi Assauer. Jahrzehntelang hat Menze das Nachwuchsleistungszentrum geleitet. Er begleitete Stars wie Manuel Neuer, Mesut Özil und Leroy Sané, die alle als Kinder auf Schalke anfingen.
    Menze ist seit 55 Jahren Vereinsmitglied. Die alte Glückauf-Kampfbahn, bis 1973 Heimat der Königsblauen, ist für ihn auch heute noch ein Ort voller Erinnerungen. Damals war Gelsenkirchen dank der Steinkohle das größte Bergbauzentrum Europas. Auf
    Schalke schlug das Herz des Ruhrgebiets. Heute kickt dort ein Kreisligist. Der große Fußball ist längst weitergezogen. „Auf Schalke“ – das ist jetzt die große Arena vier Kilometer vom Stadtteil Schalke entfernt. „Es wäre mein Traum, dass wir hier wieder Leben in die Bude bringen“, sagt Bodo Menze.
    Schalke soll wieder königsblau werden. „Wir wollen die Seele des Clubs aufwecken und die Menschen mitnehmen, die hier in diesem Stadtteil wohnen.“ Liebeserklärung an Duisburg Wer nach Duisburg fährt, hat von Anfang an ein Bild im Kopf: Duisburg-Marxloh – migrantisch, männlich, muslimisch geprägt. Doch ist das wirklich so? In Duisburg trifft Lucas Vogelsang die Künstlerin Anke Johannsen. Sie lebt seit elf Jahren in der Stadt. „Ich würde nicht sagen, dass man Duisburg ‚aushalten‘ muss“, meint sie.
    „Ich glaube, dass es in der Natur einer Künstlerin liegt, dass man eher die Potenziale sieht.“ Was sie selbst alles in und an der Stadt wahrnimmt, das hat sie in ihr Liebeslied für Duisburg gepackt. „Ich habe tatsächlich in Duisburg zum ersten Mal eine Idee davon bekommen, was es bedeutet, Wurzeln zu schlagen und einem Ort zugehörig zu sein.“ Die Loveparade-Katastrophe 2010 war auch für sie eine Zäsur. Anke Johannsen war damals auf dem Sprung, ist aber doch in Duisburg geblieben.
    „Ich bin froh, dass man der Stadt eine zweite, dritte und vierte Chance gibt.“ Ein Ruf wie Donnerhall: die Dortmunder Nordstadt Noch eine „Problemzone“: die Dortmunder Nordstadt. Einer, der sich ganz bewusst entschieden hat, hier zu wohnen, ist Jan-Henrik Gruszecki, Autor, Fußballhistoriker und passionierter BVB-Fan. „Die Dortmunder Nordstadt besteht aus drei Quartieren: Borsigplatz, Nordmarkt und Hafen. Und die haben schon alle drei einen Ruf wie Donnerhall, das muss man sagen.“ Borsigplatz – das ist der Ort, an dem der BVB gegründet wurde.
    Viele Jahrzehnte waren die Borussen tief im Viertel verwurzelt. Heute ist es als sozialer Brennpunkt verschrien. Zu Unrecht, findet Jan-Henrik Gruszecki. Und genauso sieht das auch Didi Stahlschmidt, Streetworker, Quartiersmanager, Künstler und Musiker. Er stammt aus der Südstadt und ist während des Studiums in die Nordstadt gezogen, „weil es hier einfach spannender“ ist. Paradies an der Ruhr: beim Steger Ob mitten im Schnee oder im Hochsommer: Beim Steger ist die Ruhr am schönsten. Der Campingplatz in Witten ist seit 1911 in Familienbesitz.
    Hans-Peter Steger leitet ihn in dritter Generation ist. Seit 1970 lebt er in einem Haus auf seinem Platz – zusammen mit seiner Frau Edeltraut, die für den Kartoffelsalat zuständig ist. „Der Steger hat eine gewisse Nachhaltigkeit bei mir erzeugt“, sagt Lucas Vogelsang. „Es gibt so Menschen, über die schreibst du, denen begegnest du und die schließt du direkt in dein Herz. Und Steger ist so einer.“ Für Lucas Vogelsang steht fest: Er wird wiederkommen, auch wenn das Stadtschreiber-Jahr jetzt zu Ende ist. Philipp Wente bleibt da, jedenfalls wenn er nicht als Fotograf unterwegs ist. „Ich möchte aus dem Westen nicht weg.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.10.2019WDR

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Sendetermine

So 01.03.2020
13:50–14:30
13:50–
So 13.10.2019
10:05–10:45
10:05–
Mo 07.10.2019
23:25–00:05
23:25–
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