Wie russisch ist der Osten?

D 2020 (90 Min.)
  • Dokumentation
Sergej Lochthofen – Bild: MDR/​Hoferichter&Jacobs
Sergej Lochthofen

Der Mordversuch an Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hat eine Diskussion entfacht: Wie sollen wir umgehen mit Putins Russland? Wie sollen wir uns verhalten gegenüber einem zunehmend aggressiv agierenden Nachbarn im Osten? Während sich viele Bundespolitiker für eine härtere Gangart gegenüber Russland stark machen, plädieren führende ostdeutsche Politiker in parteiübergreifender Einheit für Nachsicht: Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, attackiert die USA für ihre „erpresserischen Sanktionsdrohungen“ und verbindet dies mit einem Seitenhieb: Der Fall Nawalny dürfe nicht von jenen ausgenutzt werden, die schon immer gegen Nord-Stream 2 gewesen sei.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer geht noch einen Schritt weiter und fordert ein Ende der Sanktionen gegenüber Russland, obwohl der Sanktionsgrund, die fortgesetzte Besetzung der Krim und der Krieg in der Ostukraine fortbestehen. Der ehemalige Ministerpräsident Brandenburgs und jetzige Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums Matthias Platzeck möchte eine Neue Ostpolitik ins Leben rufen und begründet dies unter anderem mit ostdeutschen Kindheitsmustern.

Der Kontakt mit den sowjetischen Soldaten in der DDR, die Begegnung mit der russischen Kultur, der obligatorische Sprachunterricht hätten Generationen Ostdeutscher geprägt. „Angst hat man vor dem, was man nicht kennt“, fügt er im Gespräch hinzu. Im Umkehrschluss: Wir Ostdeutschen kennen Russland, wir wissen, dass man keine Angst haben muss! Die Dokumentation unterzieht die Thesen von Schwesig, Kretschmer und Platzeck einer differenzierten Hinterfragung: Stimmt es wirklich, dass die Ostdeutschen in ihrer Gesamtheit verständnisvoller gegenüber Russland und Putins Politik sind? Waren die in der DDR stationierten sowjetischen Soldaten nicht in den Augen vieler Ostdeutscher jahrzehntelang eine Besatzungsarmee, deren Anwesenheit allein den Fortbestand des SED-Regimes sicherte? Was ist mit den Nachkommen der deutschen Gulag-Opfer? Empfinden auch sie sich dem heutigen Russland in Freundschaft verbunden? Was ist mit den Bürgerrechtlern der Friedlichen Revolution? Haben auch sie Verständnis für Putins Vorgehen gegenüber der russischen Opposition? Neben Kretschmer, Platzeck und Schwesig kommen zahlreiche Ostdeutsche zu Wort, die in der Sowjetunion studiert, gelebt und gearbeitet und dabei die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht haben.

Der Journalist Sergej Lochthofen erinnert sich an seine Kindheit im Gulag, der Wissenschaftler Cornelius Weiss berichtet von seinen Eindrücken im Russland der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Die Historikerin Sabine Erdmann-Kutnevic erklärt ihr Engagement für die russische Zivilgesellschaft. Die Geschäftsfrau Anke Pötzsch aus Dresden berichtet von den Schwierigkeiten im heutigen Russlandgeschäft. Von der Vergangenheit schlägt der Film einen Bogen in die Gegenwart. Immer wieder zeigt sich: Die persönlichen Erlebnisse bestimmen die politische Haltung der Ostdeutschen gegenüber Russland – oftmals bis heute. (VPS-Datum: 29.11.2021) (Text: MDR)

Deutsche TV-Premiere26.11.2020MDR

Sendetermine

Mo 28.02.2022
22:15–23:45
22:15–
So 28.11.2021
22:50–00:20
22:50–
Mi 07.04.2021
22:15–23:45
22:15–
Mo 01.03.2021
16:00–17:30
16:00–
Fr 26.02.2021
07:00–08:30
07:00–
Fr 26.02.2021
00:45–02:15
00:45–
Do 25.02.2021
20:15–21:45
20:15–
Do 26.11.2020
20:15–21:45
20:15–

Cast & Crew

Reviews & Kommentare

  • am

    Die befragten Leute fand ich sehr zwielichtig.
    Sie machten den Eindruck, dass sie nie das Ende der DDR verwunden haben.
    Meine Oma hat mir erzählt, dass 1945 keiner begeistert war bei uns, als die amerikanischen Befreier abzogen und es hieß: "Jetzt kommen die Russen". Da hat keiner "Hurra" gerufen.
    Bei den befragten Zeitzeugen der Sendung hätte ich auch mal die Frage gestellt, ob sie Mitglieder der KPD und SED waren.

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